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Wörtliches Protokoll der Sitzung am 20.11.2008 - Der Wiener ...

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Untersuchungskommission 20. November 2008 23. <strong>Sitzung</strong> / 16<br />

Ich denke aber, so wie ich es erlebt habe, ich<br />

habe es nur wenige Male erlebt, das Personal<br />

geht natürlich mit <strong>der</strong> entsprechenden Sensibilität<br />

an diese Jugendlichen heran. Das ist allen<br />

klar, dass das eine Ausnahmesituation ist und<br />

dass einfach möglichst geschaut wird, also nur<br />

als Beispiel, ich meine, jemand, <strong>der</strong> untergebracht<br />

ist, ein untergebrachter Jugendlicher, <strong>der</strong><br />

ins Otto-Wagner-Spital kommt, <strong>der</strong> ist so massiv<br />

eingeschränkt, dass er meist in einem Überwachungszimmer<br />

sein muss und dort eine sehr<br />

intensive Betreuung erhält und da kann man sich<br />

natürlich dann in <strong>der</strong> Not aber trotzdem noch<br />

besser um diese PatientInnen kümmern.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Baumgartner: Frau GRin<br />

Korosec, bitte.<br />

GRin Korosec: Herr Dr. Grassl, Sie haben<br />

vorhin gesagt, es sind ja 19 ÄrztInnen von 43<br />

ÄrztInnen in <strong>der</strong> Zeit von 2006 bis 2008 aus dem<br />

Otto-Wagner-Spital ausgeschieden und Sie haben<br />

erwähnt und haben gesagt, die nehmen<br />

sogar die Fahrt nach Nie<strong>der</strong>österreich in Kauf,<br />

obwohl sie dort weniger verdienen. Können Sie<br />

uns die Gründe anführen, die Sie annehmen,<br />

warum diese ÄrztInnen das Haus verlassen haben.<br />

Dr. Grassl: Ich möchte die Interpretation, warum<br />

diese KollegInnen sehr lange Wegstrecken<br />

und niedrigere Bezahlung zum Teil in Kauf nehmen,<br />

möchte ich Ihnen überlassen. Also ich<br />

denke, es gibt nicht so viele Gründe.<br />

GRin Korosec: Aber finden Sie das doch etwas<br />

außergewöhnlich, dass 19 ÄrztInnen –<br />

Dr. Grassl: Ich finde es sehr schade für den<br />

Krankenanstaltenverbund, weil natürlich das<br />

Otto-Wagner-Spital ja ein Kompetenzzentrum ist.<br />

Das heißt, eigentlich sollten sich hier die besten<br />

aus Wien bündeln und das ist natürlich ein Verlust<br />

für die <strong>Wiener</strong> Psychiatrie, wenn dann sehr<br />

gute KollegInnen wo an<strong>der</strong>s arbeiten. Ganz klar.<br />

GRin Korosec: Die Frau Dr. Leth, die Mittelbauvertreterin,<br />

hat hier in <strong>der</strong> Untersuchungskommission<br />

gemeint, nachdem es jetzt, ich<br />

glaube, 14 TurnusärztInnen gibt, dass die PatientInnenversorgung<br />

dadurch eigentlich leidet,<br />

und zwar deshalb, weil natürlich die FachärztInnen<br />

und OberärztInnen sich mit den TurnusärztInnen<br />

beschäftigen müssen, weil das ist ja Sinn<br />

des TurnusärztIn, dass er betreut wird von den<br />

FachärztInnen und wenn sie das tun, dann bleiben<br />

die PatientInnen auf <strong>der</strong> Strecke. Das war<br />

ihre Aussagen.<br />

Sehen Sie das auch so?<br />

Dr. Grassl: Also ich denke, wenn man seinen<br />

Job als FachärztIn und Ausbildner ernst nimmt,<br />

dann ist das einfach natürlich zeitintensiv, gar<br />

keine Frage, dann geht da Zeit drauf, wo man<br />

einfach – Sie müssen sich denken, das sind ja<br />

KollegInnen, denen muss man einfach einmal<br />

auch jedes Medik<strong>am</strong>ent und die Wirkungsweise<br />

einmal näherbringen, wie, wo, was, wann – also<br />

da fangt es bei ganz banalen Dingen an.<br />

Aber welche rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

sind ganz ganz wichtig, also in <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

geht es sehr viel um rechtliche Rahmenbedingungen,<br />

die man einfach im Studium marginal<br />

nur vermittelt kriegt, weil es eben doch trotz alledem<br />

ein Randgebiet ist, und das ist sicher Zeit<br />

konsumierend. Gar keine Frage.<br />

Ich hoffe nicht, dass die PatientInnenbetreuung<br />

darunter gelitten hat. Das hoffe ich schon.<br />

GRin Korosec: Na gut, aber was bedeutet<br />

das. Das heißt, dass diese ÄrztInnen jetzt viel<br />

mehr Überstunden machen müssen, weil an sich<br />

sind es weniger ÄrztInnen, es sind ja noch nicht<br />

43 ÄrztInnen, es sind weniger ÄrztInnen. Ein<br />

Teil, 14 davon sind TurnusärztInnen, die, nachdem<br />

vorher im Otto-Wagner-Spital keine TurnusärztInnen<br />

waren, ist diese Arbeit weggefallen.<br />

Jetzt ist diese Arbeit für die ÄrztInnen da<br />

und die PatientInnen müssen betreut werden.<br />

Das heißt, die Konsequenz kann ja dann nur<br />

sein, wenn sowohl die TurnusärztInnen gut ausgebildet<br />

werden und die PatientInnen gut betreut<br />

werden, kann das ja nur zur Folge haben, dass<br />

dann die FachärztInnen enorme Überstunden<br />

leisten müssen.<br />

Dr. Grassl: Also das ist das, was ich auch<br />

persönlich, auch im Gespräch mit <strong>der</strong> Dr. Leth<br />

auch ausführlich versichere, dass sich die Belastung<br />

ein bisschen verschoben hat. Zuerst waren<br />

es die AssistentInnen, jetzt sind durchaus die<br />

FachärztInnen sehr gefor<strong>der</strong>t, Lösungen zu finden<br />

für Personalsituation usw. Also ich würde<br />

sagen, aus AssistentInnensicht ist es jetzt eben<br />

so, dass, wenn, also es ist ja geplant, dass<br />

FachärztInnenstellen o<strong>der</strong> AssistentInnenstellen<br />

eben werden, diese TurnusärztInnenstellen nur<br />

vorübergehend im Haus sind, dann würde ich<br />

sagen, dass die Personalsituation auf Ausbildungsseite<br />

einmal sicher gebessert ist. Aber, wie<br />

gesagt, es gibt eben noch diese große spürbare<br />

Lücke im FachärztInnenbereich.<br />

GRin Korosec: Und sind Sie <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass die TurnusärztInnen fachlich gut betreut<br />

werden, ausreichend?<br />

Dr. Grassl: Ich habe Ihnen schon vorher gesagt,<br />

dass im Zweifelsfall die AssistentInnen zu<br />

den Ausbildungen gehen.<br />

GRin Korosec: Danke.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Baumgartner: Frau Dr. Pilz<br />

hat noch eine Frage.<br />

GRin Dr. Pilz: Ich schließe auch da an. Sie<br />

haben gesagt, die Supervision zu beanspruchen,<br />

ist ungefähr so, für einen Psychiater ungefähr<br />

so, wie für einen Chirurgen ein steriles Messer<br />

zu benützen, nämlich unverzichtbar. Gleichzeitig

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