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Wörtliches Protokoll der Sitzung am 20.11.2008 - Der Wiener ...

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Untersuchungskommission 20. November 2008 23. <strong>Sitzung</strong> / 23<br />

Dir. Dr. Herbek: Danke schön. Es sind einige<br />

Stichworte jetzt gefallen, die ich aufgreifen<br />

möchte. Das Thema Entstigmatisierung ist eines<br />

und ich denke mir, die Aufmerks<strong>am</strong>keit, die die<br />

Psychiatrie durchaus auch durch die Untersuchungskommission<br />

gewinnt, kann <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

nur dienlich sein. Denn wenn man über die<br />

Psychiatrie so wie über die Herzchirurgie diskutiert,<br />

dann hat sie den richtigen Platz, nämlich als<br />

eines von vielen medizinischen Fächern im Fächerkanon<br />

<strong>der</strong> medizinischen Versorgung insges<strong>am</strong>t,<br />

und so gehört sie – unter Anführungszeichen<br />

– auch platziert.<br />

Es ist eine Historie, und die ist nicht nur in<br />

Wien so, dass die Psychiatrie, ähnlich wie früher<br />

die Tuberkulose, eine Krankheit war, vor - in den<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten, muss man fast sagen, die<br />

man gerne an den Stadtrand aus verschiedenen<br />

Gründen gelagert hat, und vor 100 Jahren wurde<br />

unter diesem Gesichtspunkt auch das Otto-<br />

Wagner-Spital und das Pulmologische Zentrum<br />

errichtet. Durchaus in einem wohlwollenden<br />

Sinn, im Sinne dessen, dass man auch für psychiatrische<br />

PatientInnen ein schönes und schön<br />

gelegenes grünes Ambiente mit dem d<strong>am</strong>aligen<br />

Verständnis von Komfort auch bieten wollte.<br />

Die Entstigmatisierung des Faches Psychiatrie<br />

ist, glaube ich, uns allen hier in <strong>der</strong> Untersuchungskommission<br />

und auch uns im Krankenanstaltenverbund<br />

eines <strong>der</strong> wesentlichsten Anliegen,<br />

und die Diskussion, die jetzt entstanden ist,<br />

wird dazu, denke ich, auch konstruktiv beitragen.<br />

Es wird sehr viel gelernt, denke ich mir, auch in<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung über das Thema Psychiatrie<br />

und trägt dazu vielleicht bei, hier sich offener zu<br />

verhalten. Es ist schlicht nicht einfach, das Fach<br />

Psychiatrie mit den eher mechanistisch orientierten,<br />

vielleicht chirurgischen Fächern zu vergleichen.<br />

Das ist leicht erfassbar, auch leichter in<br />

Bezug auf – unter Anführungszeichen – Reparaturmedizin<br />

zu sehen. In <strong>der</strong> Psychiatrie ist das<br />

nicht so einfach, daher gibt es auch spezielle<br />

Ausbildungen eben für ÄrztInnen und Fachpersonal,<br />

Pflegepersonal, um für diese Probleme<br />

gerüstet zu sein. Und die Ausbildung zum Thema<br />

Psychiatrie gibt es auch nicht erst seit es<br />

meine Tätigkeit o<strong>der</strong> auch seit es die Untersuchungskommission<br />

gibt. Es ist auch bekannt,<br />

dass die psychiatrische Krankenpflegeausbildung<br />

einen Aufschwung auch weiterhin erlebt<br />

und erleben wird. Die psychiatrischen Krankenpflegepersonen<br />

werden nicht nur in <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

im engeren Sinne, son<strong>der</strong>n auch zunehmend<br />

in an<strong>der</strong>en Bereichen benötigt, wie in <strong>der</strong> Geriatrie,<br />

weil auch die Demenzerkrankungen zunehmen<br />

und dort mit psychiatrischen Fragestellungen<br />

gearbeitet werden muss.<br />

Einer <strong>der</strong> weiteren wesentlichen Diskussionspunkte,<br />

die jetzt auch in meine Zeit als Direktorin<br />

fallen, ist, dass es nicht zuletzt durch die<br />

große Lokomotive des Krankenhauses Nord,<br />

aber auch unabhängig davon wie<strong>der</strong>um gelungen<br />

ist, die Psychiatriereform auch strukturell<br />

aufzugreifen. Strukturell aufzugreifen d<strong>am</strong>it meine<br />

ich, dass wir einerseits in das Krankenhaus<br />

Nord die zuständige Regionalabteilung, das ist<br />

heute die vierte Abteilung des Otto-Wagner-<br />

Spitals, verlagern wollen, aber auch gleichzeitig<br />

drei weitere Regionalabteilungen näher in die<br />

Region bringen wollen, für die sie zuständig sind.<br />

Das ist die fünfte psychiatrische Abteilung in<br />

den 3. Bezirk, in die Nähe <strong>der</strong> Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung, o<strong>der</strong> auch die sechste psychiatrische<br />

Abteilung, die für den 12., 13. und 23. Bezirk<br />

zuständig ist, in das Krankenhaus Hietzing,<br />

aber auch die auch hier heute schon genannte<br />

dritte psychiatrische Abteilung in das Wilhelminenspital.<br />

Das sind die nächsten großen Schritte, die<br />

anstehen, und ich bin gerne bereit, wenn Sie<br />

möchten, dass ich auch hier noch weitere Details<br />

erzähle. Es hat die Frau Staudinger in <strong>der</strong> letzten<br />

Untersuchungskommission auf mich verwiesen,<br />

hier auch als Auskunftsperson zur Verfügung zu<br />

stehen und das tue ich auch bei Bedarf gerne.<br />

GRin Mag. R<strong>am</strong>skogler: Ich möchte Ihnen<br />

da gerne Recht geben, wenn Sie sagen, dass<br />

ein Faktum <strong>der</strong> Untersuchungskommission jener<br />

ist, zur Entstigmatisierung insofern beizutragen,<br />

dass die Psychiatrie dadurch ein Thema ist und<br />

dass man dadurch darüber spricht, da möchte<br />

ich Ihnen absolut zusagen und Recht geben.<br />

Doch wo ich meine Bedenken habe, ist zum Teil<br />

eben wie auch Teile <strong>der</strong> KollegInnen in dieser<br />

Kommission natürlich eine Skandalisierung hier<br />

betreiben o<strong>der</strong> betrieben haben zu einem großen<br />

Teil, und da möchte ich schon meinen, dass das<br />

auch einen Schaden hat an <strong>der</strong> Psychiatrie, an<br />

dem Fach <strong>der</strong> Psychiatrie, nicht nur an den MitarbeiterInnen,<br />

son<strong>der</strong>n auch an den PatientInnen<br />

als auch an den Angehörigen. Und da wollte ich<br />

Ihre Sichtweise dazu sehen und ob Sie auch<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung bemerkt haben dahingehend<br />

in Ihrer Tätigkeit.<br />

Dir. Dr. Herbek: Ja, ich habe eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

bemerkt, und zwar in mehrere Richtungen.<br />

Einerseits war es uns von Anfang an wichtig,<br />

wie die Diskussion entstanden ist und das haben<br />

wir auch sehr schnell gemacht, sowohl schriftlich<br />

als auch mündlich auch von meiner Position her,<br />

den MitarbeiterInnen im Otto-Wagner-Spital mitzuteilen,<br />

dass wir hinter ihnen und ihrer Arbeit<br />

stehen. Hinter ihrer qualitativen Arbeit, hinter<br />

ihrer nicht immer sehr leichten Arbeit, und dass<br />

wir für ihre Anliegen auch ein offenes Ohr haben.<br />

Es hat natürlich, und das ist auch schon mehrfach<br />

gesagt worden hier in <strong>der</strong> Kommission,<br />

Irritationen gegeben, Kränkungen gegeben und

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