Wörtliches Protokoll der Sitzung am 20.11.2008 - Der Wiener ...
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Untersuchungskommission 20. November 2008 23. <strong>Sitzung</strong> / 7<br />
Routinetätigkeiten sind zum Teil ein bisschen<br />
unterschiedlich bei somatischer Medizin, was<br />
z.B. das Flaschenanhängen betrifft o<strong>der</strong> die<br />
Morgenrunde mit Injektionen. Das fällt natürlich<br />
in <strong>der</strong> Psychiatrie geringer aus. Das ist nicht so<br />
aufwendig, wie z.B. auf einer Internen Abteilung.<br />
Die Visite ist ein ganz zentraler Punkt, wo<br />
versucht wird, dass die AssistentInnen o<strong>der</strong> die<br />
FachärztInnen in Ausbildung mit gehen. Weil die<br />
Visite auch <strong>der</strong> Hauptgesprächstermin für die<br />
PatientInnen ist. Abgesehen davon, wenn es die<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Psychotherapie an <strong>der</strong> Station<br />
gibt, was jedoch nicht überall in ausreichendem<br />
Ausmaß möglich ist. Das ärztliche Gespräch<br />
findet vor allem in <strong>der</strong> Visite statt und dann sind<br />
noch einige Termine <strong>am</strong> Tag möglich. Den wirklichen<br />
Eindruck versucht man sich während <strong>der</strong><br />
Visite zu verschaffen und dementsprechend<br />
lange dauert die Visite. Weil man hier versucht,<br />
den Status Quo <strong>der</strong> PatientIn zu erheben und mit<br />
ihr zu diskutieren und zu besprechen wie weit<br />
<strong>der</strong> gehen soll.<br />
Es kommen währenddessen auch laufend<br />
Aufnahmen. Auch da gibt es durchaus größere<br />
Unterschiede von <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong> Aufnahmen. So<br />
weit ich weiß, sind im 3. Primariat mit dem größten<br />
Einzugsgebiet mehr Aufnahmen, als in einem<br />
kleineren Primariat, wie z.B. die 5. Psychiatrische<br />
Abteilung, die von <strong>der</strong> Personenanzahl ein<br />
kleineres Einzugsgebiet hat.<br />
Ich sage es Ihnen konkret bei mir, im Schnitt<br />
waren es <strong>am</strong> Vormittag ein bis zwei Aufnahmen.<br />
Eine Aufnahme in <strong>der</strong> Psychiatrie, das ist schon<br />
etwas Spezifisches und dauert sehr lange. Warum?<br />
Weil ich eine vollkommene internistische,<br />
neurologische Aufnahme mache. Ich untersuche<br />
die PatientIn internistisch und neurologisch und<br />
dann mache ich eine ausführliche Exploration.<br />
Sie haben die üblichen Aufnahmeverfahren, wie<br />
auf je<strong>der</strong> Internen Abteilung und dann kommt<br />
aber eigentlich <strong>der</strong> Kernpunkt, um durch eine<br />
möglichst gute Exploration heraus zu finden, was<br />
eigentlich <strong>der</strong> psychiatrische Aufnahmegrund ist.<br />
Eine Aufnahme, wenn man sie ordentlich macht,<br />
dauert auf jeden Fall ein bis eineinhalb Stunden.<br />
Das heißt, wenn Sie <strong>am</strong> Vormittag zwei Aufnahmen<br />
haben, ist <strong>der</strong> Tag gelaufen. Dann waren<br />
Sie auch ganz sicher nicht bei <strong>der</strong> Visite dabei.<br />
Wenn es drei ÄrztInnen – z.B. OberärztIn,<br />
TurnusärztIn und ÄrztIn in Ausbildung - auf <strong>der</strong><br />
Station gibt, dann ist es üblicherweise so, dass<br />
man sich da abwechselt. Dann sagt <strong>der</strong> eine:<br />
„Gut, du machst die Aufnahme und ich gehe<br />
heute zur Visite und morgen machen wir es umgekehrt.“<br />
Wenn allerdings – und das war durchaus üblich<br />
– insges<strong>am</strong>t zwei ÄrztInnen an <strong>der</strong> Station<br />
sind, dann wird es schwierig. Weil dann haben<br />
Sie das Problem, dass einer die Visite macht<br />
und dann muss <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Aufnahme machen<br />
und kann bei <strong>der</strong> Visite nicht dabei sein.<br />
Plus, <strong>der</strong> eine hat vielleicht Nachdienst gehabt<br />
und dann sind Sie alleine auf <strong>der</strong> Station.<br />
Also, die Frage ist, inwieweit sich eine AssistentIn<br />
ausbilden kann, wenn sie z.B. Ambulanzen<br />
usw. wochenlang alleine führen muss, was<br />
vork<strong>am</strong>.<br />
Ich weiß z.B. von einer Kollegin, die hat Ambulanz<br />
und Tagesklinik monatelang allein geführt.<br />
Sie war natürlich über eine FachärztIn<br />
supervidiert, die in einem ganz an<strong>der</strong>en Pavillon<br />
500 m entfernt gesessen ist. Das ist natürlich<br />
schwierig und als AssistentInnenvertreter wünsche<br />
ich mir natürlich nicht, dass es so ist.<br />
Wie gesagt, es hat sich jetzt sicher, zumindest<br />
was die Dienste und die Personalpräsenz<br />
betrifft, gegenüber den Zuständen, die davor<br />
waren, verbessert.<br />
Was in <strong>der</strong> Psychiatrie ganz Speziell ist, ist,<br />
dass in den Abend- und Nachstunden, wenn<br />
weniger Präsenz ist, weniger Therapieprogr<strong>am</strong>me<br />
sind usw. die Wahrscheinlichkeit größer ist,<br />
dass PatientInnen exzerpieren. Das heißt, sie<br />
haben oftmals Notsituationen im Nachdienst, sie<br />
haben Menschen, die sich selbst verletzen,<br />
Menschen, die einen Selbstmordversuch unternehmen,<br />
sie haben Menschen, die Aggressionsdurchbrüche<br />
haben. Das müssen sie als diensthabende<br />
Ärztin mit Unterstützung möglichst gut<br />
„handlen“.<br />
GRin Dr. Laschan: Wie viele Nachdienste<br />
haben Sie durchschnittlich im Monat?<br />
Dr. Grassl: An meiner Abteilung war es so,<br />
dass man zwischen vier und sechs Nachtdienste<br />
hatte.<br />
GRin Dr. Laschan: Ich habe eine zweite Frage,<br />
die sich aus <strong>der</strong> ersten Frage ergibt.<br />
Ich selbst bin Hämatoonkologin, eine Fachärztin<br />
auf diesem Gebiet. Ich habe auch eine<br />
Zeitlang Turnus in einem nie<strong>der</strong>österreichischen<br />
Krankenhaus gemacht. Dort habe ich die 20<br />
Aufnahmen, die wir im Dienst hatten, als die<br />
stärkste Herausfor<strong>der</strong>ung gefunden. Nämlich<br />
quer durch die grüne Wiese, weil das <strong>am</strong> Land<br />
ein bisserl an<strong>der</strong>s ist, als in <strong>der</strong> Stadt. Ich habe<br />
aber, sage ich im Rückblick, dort sicherlich das<br />
Meiste gelernt. Ich würde es aber nicht mehr<br />
wollen, denn es war für mich das Stressigste und<br />
Anstrengendste, jeden 2. Tag Nachtdienst, also<br />
13, 14 Dienste im Monate.<br />
Aber dann, auf an<strong>der</strong>en Abteilungen, habe<br />
ich es als angenehm empfunden, nur 5 Nachdienste<br />
zu haben. In meiner eigenen Abteilung,<br />
wo ich jetzt bin, wo eine Morgenrunde fast zwei<br />
Stunden dauert, wo bei je<strong>der</strong> PatientIn eine Blutabnahme<br />
ist - das ist in <strong>der</strong> Hämatologie so, wie<br />
<strong>der</strong> N<strong>am</strong>e schon sagt - und auch irrsinnig viele<br />
Infusionen anzuhängen sind, Chemotherapien