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Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus? - Karl-May-Gesellschaft

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Die zitierte Szene ist in der 37. <strong>und</strong> 38. Lieferung des Fortsetzungsromanes<br />

enthalten. Die Hefte wurde nach Berechnungen <strong>von</strong> Ralf Harder am<br />

25. April <strong>und</strong> 2. Mai 1885 ausgeliefert. 79 <strong>May</strong> hat die Szene aber sicher<br />

am Stück geschrieben. Die Niederschrift wird etwa Anfang bis Mitte<br />

April erfolgt sein.<br />

Im dritten Kapitel ›Der Wasserfex‹ des Fortsetzungsromanes ›Der Weg<br />

zum Glück‹ lässt <strong>May</strong> in einer Szene den Fex Augenzeuge sein, wie eine<br />

Somnambule, die Tochter <strong>von</strong> Baron Stauffen, König Ludwig II. sein<br />

mysteriöses Ertrinken vorhersagt. Fex war der weiße(n) Gestalt der<br />

Nachtwandlerin gefolgt:<br />

Und als er oben leise zwischen den Büschen hindurchtrat, sah er, daß er sich mit<br />

ihr nicht allein an diesem Orte befinde. Der Mond beschien die Höhe fast tageshell,<br />

<strong>und</strong> so erkannte der Fex die drei Herren ebenso wie sie ihn. Er blieb erstaunt<br />

<strong>und</strong> erwartungsvoll stehen.<br />

Die Musik hatte nicht aufgehört. Der Wurzelsepp spielte auf der Zither, deren<br />

Töne nur wie leise Hauche heraufklangen. Die Mondsüchtige lauschte eine lange<br />

Weile, bis die Musik aufhörte. Dann erhob sie den Kopf, als ob sie in die helle,<br />

volle Scheibe des Mondes blicke; aber die Augen waren dabei vollständig geschlossen.<br />

»Ich muß sie prüfen,« flüsterte Wagner. »Ich will sehen, ob sie wirklich somnambul<br />

ist.«<br />

Er trat näher <strong>und</strong> stellte sich grad vor sie hin. Sie beachtete ihn nicht. Er<br />

schien für sie gar nicht vorhanden zu sein, obwohl seine Augen kaum eine Elle<br />

<strong>von</strong> ihrem Gesicht entfernt waren.<br />

Auch der Concertmeister kam heran. Er erhob die Hand <strong>und</strong> hielt sie ihr so<br />

nahe an das Gesicht, daß er dasselbe beinahe berührte. Auch das empfand sie<br />

nicht. Sie hielt die geschlossenen Augen noch immer gegen den Mond gerichtet.<br />

Jetzt kam der Fex langsam herbei. Sofort schien sie den Einfluß einer magnetischen<br />

Kraft zu empfinden. Sie wendete sich ihm entgegen <strong>und</strong> winkte. Als er nahe<br />

bei ihr angekommen war <strong>und</strong> da stehen blieb, strich sie ihm mit den Spitzen der<br />

Finger über das Gesicht <strong>und</strong> die Brust <strong>und</strong> sagte dann deutlich <strong>und</strong> mit erhobener<br />

Stimme:<br />

»Ob man Dich noch so sehr verhöhne,<br />

Ich seh Dein Leuchten schon <strong>von</strong> fern:<br />

Ein Meister in dem Reich der Töne,<br />

Gehst bald Du auf als heller Stern.«<br />

Dann ergriff sie den Fex bei der Hand, schritt mit ihm zum Grabe, blickte erst,<br />

allerdings immer mit geschlossenen Augen, zum Monde empor <strong>und</strong> sagte dann,<br />

auf das Grab deutend:<br />

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