Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus? - Karl-May-Gesellschaft
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Mama <strong>und</strong> ihre Mutter! Und die waren auch jetzt noch alle im Himmelreich <strong>und</strong><br />
kamen jetzt zu uns, um uns zum Himmelreich zu führen. Als ich sehr gute Worte<br />
gab, kam auch für mich ein Geist. Der war mein Vater, wohnte in der Hölle <strong>und</strong><br />
sagte, er könne nur durch uns gebessert werden. Für Herrn Plöhn kam Niemand,<br />
weil der lachte, <strong>und</strong> für Frau Plöhn kam ein gewisser Gottlieb oder Gottfried,<br />
der mit dem Tische die tollsten Sprünge machte <strong>und</strong> ein wahrer Harlekin <strong>von</strong><br />
Pollmers Gnaden war. Das gab einen Jux, der Allen wohlgefiel, sogar dem ernsten<br />
Herrn Plöhn, der nicht mit am Tische saß <strong>und</strong> nur <strong>von</strong> Weitem zuschaute.<br />
Darum wurden die gespaßigen Sitzungen wiederholt, so lange die Amerikaner<br />
bei uns waren. Ich mußte ihnen versprechen, die Sache durch <strong>und</strong> durch zu prüfen,<br />
<strong>und</strong> ich hielt Wort. Sie schickten mir, um mir Gelegenheit hierzu zu geben,<br />
zwei weibliche Medien <strong>von</strong> drüben herüber, die aber meine Prüfung so schlecht<br />
bestanden, daß ich ihnen die Wiederkehr verbot. 163<br />
Soweit <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Erinnerungen an jene Wochen, die bewirkten, dass er<br />
sich fortan regelmäßig mit spiritistischen Fragen beschäftigt, nicht nur<br />
theoretisch, wie er oft Glauben machen wollte, sondern auch praktisch.<br />
Wie sollte er denn auch sonst betrügerische Medien … entlarven 164 können?<br />
Emma bezeugte: »Zunächst begannen wir mit den sogenannten<br />
›Tischsitzungen‹, an denen sich mein Mann in der ersten Zeit ab <strong>und</strong> zu<br />
beteiligte. Bei diesen Tischsitzungen bemerkte ich, daß insbesondere die<br />
Plöhn <strong>und</strong> auch mein Mann hervorragend medial veranlagt waren. An<br />
den Stellen, wo die Plöhn <strong>und</strong> mein Mann den Tisch berührten, hob er<br />
sich ganz besonders hoch.« 165 Ihrer Weimarer Fre<strong>und</strong>in Selma vom<br />
Scheidt hatte Emma später »oft erzählt, daß im Hause ihres Gatten ständig<br />
jede Woche etwa zweimal spiritistische Sitzungen stattgef<strong>und</strong>en hätten,<br />
vor denen jedesmal die Dienstmädchen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>e aus dem Hause<br />
geschafft werden mußten. Ein Herr Pfefferkorn aus Amerika habe diese<br />
Sitzungen eingeführt.« 166<br />
Während <strong>May</strong> in der ›Studie‹ Emma die aktivere Rolle unter den<br />
Fre<strong>und</strong>innen bei den Séancen zuschrieb, sah seine geschiedene Frau dies<br />
genau umgekehrt <strong>und</strong> erklärte dies auch vor Gericht: »Die jetzige Frau<br />
Klara <strong>May</strong> bildete die Vermittlung zwischen dem Geisterreich d. h. den<br />
Seelen unserer verstorbenen Verwandten <strong>und</strong> uns.« 167 Als Rudolf Lebius<br />
Emma im Frühjahr 1909 in Weimar aufsuchte, erhielt er <strong>von</strong> ihr ausreichende<br />
Informationen, die der Journalist am 28. März 1909 in seinem<br />
›B<strong>und</strong>‹-Beitrag ›Ein spiritistisches Schreibmedium‹ verwendete <strong>und</strong> dabei<br />
auch auf den Pfefferkorn-Besuch einging:<br />
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