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Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus? - Karl-May-Gesellschaft

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stieg es jedoch wieder an. »Mit den Séancen, die der Leipziger Astrophysik-Professor<br />

Friedrich Zöllner um die Jahreswende 1877/78 mit dem<br />

amerikanischen Medium ›Dr.‹ Henry Slade durchführte«, urteilt Sawicki,<br />

war »ein Zeitpunkt (erreicht), zu dem die öffentliche Präsenz des <strong>Spiritismus</strong><br />

im Kaiserreich unübersehbar wurde«. 18 Henry Slade (1835–1905)<br />

aus New York war seit 1870 erst das dritte in Deutschland auftretende<br />

Medium, doch sollten sich die Experimente, die <strong>Karl</strong> Friedrich Zöllner<br />

(1834–1882) mit ihm durchführte, als Initialzündung für ein nachhaltiges<br />

Interesse am <strong>Spiritismus</strong> in Deutschland erweisen. Hinzu kam 1879 eine<br />

durch viele deutsche Städte führende Tournee des dänischen Heilmagnetiseurs<br />

<strong>und</strong> magnetischen Schaustellers <strong>Karl</strong> Hansen (1833–1897), dessen<br />

Auftritte nicht nur den ersten Anstoß zu einer medizinischpsychologischen<br />

Hypnoseforschung gaben, sondern das öffentliche Interesse<br />

auf die Hypnose <strong>und</strong> erneut auf den <strong>Spiritismus</strong> lenkten, begleitet<br />

<strong>von</strong> einer stetig zunehmenden Präsenz <strong>von</strong> parapsychologischen Themen<br />

in der Publizistik. 19<br />

Die Zöllner’schen Experimente waren für Friedrich Engels (1820–<br />

1895) Anlass, 1878 den Aufsatz ›Die Naturforschung in der Geisterwelt‹<br />

zu verfassen, der aber erst zwanzig Jahre später posthum in einer Zeitschrift<br />

veröffentlicht wurde <strong>und</strong> zum unvollendet gebliebenen Werk ›Dialektik<br />

der Natur‹ gehört. Engels kritisiert in ihm den Mesmerismus <strong>und</strong><br />

die spirituellen Theorien des Zoologen <strong>und</strong> Botanikers Alfred Russel<br />

Wallace (1823–1913) als Irrglauben <strong>und</strong> Selbsttäuschung. Nach eigener<br />

Darstellung hätten er <strong>und</strong> ein Bekannter einen 12-jährigen Jungen ohne<br />

Magnete durch »gelindes Anstieren oder Bestreichen« 20 ohne Schwierigkeiten<br />

in den hypnotischen Zustand versetzt; sie kamen aber zu anderen<br />

Resultaten als Wallace. Es stellten sich immer erst Effekte ein, wenn dem<br />

»Patienten zu verstehn gegeben [wurde], was <strong>von</strong> ihm erwartet wurde«.<br />

Am Ende seiner Kritik spottet Engels: »Hat man sich aber erst daran<br />

gewöhnt, der (…) vierten Dimension 21 irgendwelche Realität außerhalb<br />

unsres Kopfes zuzuschreiben, so kommt es nicht darauf an, ob man noch<br />

einen Schritt weiter geht <strong>und</strong> auch die Geisterwelt der Medien akzeptiert.«<br />

Zu Beginn der 1880er Jahre gewann auch der Volks-Geisterglaube in<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s unmittelbarer Heimat immer mehr an Boden. In der in Leipzig<br />

zu Jahresbeginn neu gegründeten Wochenschrift ›Spiritualistische Blätter‹<br />

warnte Bernhard Schraps im Mai 1883 im Beitrag ›Der <strong>Spiritualismus</strong><br />

im sächsischen Erzgebirge‹ vor unverantwortlichem Umgang mit<br />

demselben:<br />

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