Armut und Ausgrenzung verhindern - Das LINKE CMS
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<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Kinderarmut in Bremen 32<br />
Stärkung bürgerschaftlichen Engagements<br />
<strong>und</strong> gemeinschaftsorientierter<br />
Unterstützungsnetze sind deshalb vorerst<br />
unverzichtbar.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung in Quartierspolitik einbinden –<br />
Maßnahmen<br />
Direkte Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
⊲ Netzwerkbildung<br />
⊲ Ges<strong>und</strong>heitshäuser<br />
⊲ Nachbarschaftstreffs<br />
⊲ Präventionsangebote für spezielle Zielgruppen<br />
Mittelbare Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
⊲ Veränderungen der bebauten Umwelt, um Umweltbelastungen <strong>und</strong><br />
Unfälle zu <strong>verhindern</strong><br />
⊲ Kooperation mit Schulen <strong>und</strong> Beschäftigungsförderung<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
gehört zwar nicht zu den ausdrücklichen<br />
Zielen des WiN-Programms, ist aber für<br />
die Quartierspolitik wichtig. <strong>Das</strong> Projekt<br />
»Soziale Stadt« liefert diverse Beispiele<br />
dafür, wie man dieses Thema<br />
direkt oder indirekt einbinden kann<br />
(siehe Kasten). Von den genannten<br />
Maßahmen taten sich bislang Präventionsprogramme<br />
schwer, die sich an<br />
sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />
richten. Diese Programme erreichen<br />
vor allem Angehörige höherer<br />
sozialer Schichten. Dort ist der Bedarf,<br />
sozialarbeiterisch einzugreifen, weitaus<br />
geringer ist als in sozialen Unterschichten.<br />
Mit der Internetplattform »Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
bei sozial Benachteiligten«<br />
ermöglicht die B<strong>und</strong>eszentrale<br />
für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung, Erfahrungen<br />
auszutauschen <strong>und</strong> Informationen<br />
zu recherchieren. NutzerInnen der<br />
Plattform können voneinander lernen<br />
<strong>und</strong> vermeiden so kostspielige Fehlschläge.<br />
Quartiersbezogene Programme bieten<br />
gute Möglichkeiten, Ges<strong>und</strong>heitsthemen<br />
zu transportieren. Um Impulse<br />
wirkungsvoll zu verstärken, ist eine<br />
sektorenübergreifende, multiprofessionelle<br />
Zusammenarbeit aller relevanten<br />
Akteure notwendig. An diesen konzertierten<br />
Maßnahmen sollten sich, neben<br />
den Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens,<br />
auch Institutionen aus den Bereichen<br />
Bildung, Arbeit <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
beteiligen.<br />
Die Konzentration von Ressourcen ist<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> allgemein begrenzter<br />
finanzieller Spielräume eine weitere<br />
Handlungsmaxime. Die zur Verfügung<br />
stehenden Mittel sind dort einzusetzen,<br />
wo sie am meisten benötigt<br />
werden <strong>und</strong> wo sie wahrscheinlich die<br />
größte Wirkung entfalten. Auch die Verantwortlichen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitsamt sollten<br />
sich überlegen, vorhandene Kapazitäten<br />
zugunsten weniger Interventionsgebiete<br />
zusammenzuziehen.<br />
Fazit<br />
⊲ <strong>Armut</strong> ist keine Frage persönlicher<br />
Fehler <strong>und</strong> Unzulänglichkeiten.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> ist keine Frage der »Überflüssigkeit«<br />
von Menschen oder Gruppen.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> ist kein unvermeidlicher Nebeneffekt<br />
von »Modernisierungsprozessen«.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> ist ein Versagen der Politik.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> ist ein gesellschaftlicher Skandal.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> trifft nicht alle gleich. Arbeitslose,<br />
Alleinerziehende (meist Frauen),<br />
Familien mit Kindern, Familien mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ältere<br />
sind am häufigsten von <strong>Armut</strong> betroffen.<br />
⊲ Die soziale Spaltung nimmt zu. In<br />
armen Stadtvierteln stirbt man drei<br />
Jahre früher als in reichen.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> verstärkt sich selbst, wirkt sozialräumlich<br />
<strong>und</strong> über Generationen<br />
hinweg.<br />
⊲ <strong>Armut</strong> geht einher mit Reichtum.<br />
Private Vermögen, Unternehmensgewinne<br />
<strong>und</strong> Spitzengehälter sind unerhört<br />
angewachsen. Die wirtschaftlichen<br />
Umbrüche haben für Viele<br />
Arbeitslosigkeit, <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Ausgrenzung</strong><br />
gebracht. Einige Wenige dagegen<br />
haben wirtschaftliche Macht, viel<br />
Geld <strong>und</strong> steigen auf – das ist kein<br />
Zufall.<br />
⊲ <strong>Armut</strong>sbekämpfung darf man nicht<br />
nur der Politik überlassen. Viele setzen<br />
sich engagiert dafür ein, dass<br />
Menschen Arbeit, Einkommen <strong>und</strong><br />
Teilhabe bekommen: in den Quartieren,<br />
in Schulen <strong>und</strong> Kindertagesstätten,<br />
in sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Projekten, manchmal auch in Behörden<br />
<strong>und</strong> Unternehmen. Vor allem die<br />
von <strong>Armut</strong> Betroffenen selbst kämpfen<br />
darum, sich <strong>und</strong> ihren Kindern<br />
Lebenschancen zu erhalten. Sie brauchen<br />
Unterstützung, Schutz, Hilfe<br />
<strong>und</strong> Geld. Aber das erhalten sie<br />
immer weniger. Stattdessen gibt es<br />
oft genug Geringschätzung, Bürokratie<br />
<strong>und</strong> Desinteresse.<br />
⊲ Eine solidarische Gesellschaft, eine<br />
solidarische Stadt kann sich nicht<br />
damit begnügen, die Folgen zu lindern,<br />
die ein falsches Wirtschaftssystem<br />
<strong>und</strong> eine falsche Politik allen aufbürden.<br />
⊲ Wir brauchen eine neue Umverteilung<br />
für gleiche Lebensverhältnisse,<br />
gerechte Teilhabe, soziale Rechte!<br />
⊲ Wir brauchen materielle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Anerkennung aller sozialen<br />
Tätigkeiten, die heute nicht bezahlt,<br />
nicht gefördert, nicht unterstützt, oft<br />
nicht einmal wahrgenommen werden!<br />
⊲ Wir brauchen starke Sozialräume in<br />
einem Sozialstaat, in dem man Lebensentscheidungen<br />
frei von <strong>Armut</strong>srisiken<br />
treffen kann!<br />
⊲ Wir fordern eine andere Steuerpolitik,<br />
eine andere Beschäftigungspolitik,<br />
eine andere Beteiligung oder kurz<br />
<strong>und</strong> knapp: deutlich weniger Kapitalismus!<br />
Inga Nitz, geboren 1979, ist Mitglied der<br />
Partei DIE <strong>LINKE</strong> <strong>und</strong> Sprecherin für<br />
Arbeit <strong>und</strong> Wohnen in der Fraktion DIE<br />
<strong>LINKE</strong> in der Bremischen Bürgerschaft.