Im Fokus: Treasury-Potenziale besser nutzen Aktuell ... - seb-bank.de

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Aktuell Comeback des Verbriefungsmarktes Securitisation – ein Produkt besser als sein Ruf? Eine Kreditklemme gilt derzeit als größtes Risiko für Unternehmen, denn sie würde die gerade einsetzende Erholung der deutschen Wirtschaft unliebsam abbremsen. Das Bündeln und Weiterreichen von Forderungen bzw. Darlehen – die so genannte Securitisation – ist ein zentrales Mittel gegen diesen Kreditengpass. Für den Mittelstand gibt es zwei Wege, wie auf der Finanzierungsseite eine Kreditklemme vermieden oder abgeschwächt werden kann. Der indirekte Weg führt über die Bilanzen der Banken: Verbriefungen mit Mit telstandskrediten stellen eine günstige Möglichkeit zur Liquiditätsbeschaffung dar. Hierdurch kann die Summe an Mittelstandskrediten ausgeweitet werden. Die zweite und direkte Option sind einfach strukturierte, solide und transparente Verbriefungsmodelle, in denen beispielsweise Handelsforderungen verpackt werden. Verbriefungsstrukturen (Auszug) • SPV = Zweckgesellschaft, die als juristische Person Forderungen des Forderungsverkäufers (Originator) im Sinne der Investoren verwaltet • ABS = forderungsbesichertes, handelbares wertpapier • MBS = hypothekarisch besicherte Anleihe, Variante von ABS • CDO = durch ein Portfolio an festverzinslichen Forderungen besicherte Obligation (insbesondere geratete Bonds oder geratete Unternehmens anleihen) • Conduits = Ankaufsgesellschaft(en), die Forderungen mehrerer Verkäufer (Multi-Seller) ankauft und über die Begebung kurzfristiger Wertpapiere (ABCPs) refinanziert Was sind eigentlich Verbriefungen? Verbriefungen sind – anders als allgemeinhin angenommen – kein neues Finanzinstrument. Sie gehen vielmehr auf den französischen bail à rente im 16. Jahrhundert sowie auf das 18. Jahrhundert zurück, als über einen Hypothekenverband der Wiederaufbau Kopenhagens finanziert wurde. Ein Beispiel: Ein Investor vergibt einen Hypothekenkredit an einen Hausbesitzer, wobei dessen Immobilie als Sicherheit dient. Dafür erhält er die ihm zustehenden Ratenzahlungen samt Zinsen, trägt aber auch sämtliche Risiken. Was der Makler bei den Immobilien ist, ist der Finanzintermediär (Vermittler) bei den Verbriefungen. Er könnte jetzt ein Portfolio an einzelnen Hypothekenkrediten aufkaufen und diese zu einem handelbaren Wertpapier bündeln – was als „Verbriefen“ bezeichnet wird. In dieses Wertpapier, einer so genannten ABS- Anleihe (asset backed securities), können Anleger nun ihr Kapital investieren. Im Klartext heißt das, dass die Kreditforderungen zusammen mit den mit ihnen verbundenen Risiken gebündelt, mit zusätzlichen Sicherheiten versehen und dann über eine Zweckgesellschaft am Kapitalmarkt an Investoren weiterverkauft werden. Dies entlastet nicht nur die Bankbilanzen, sondern schafft vor allen Dingen Platz für die Herausgabe neuer Darlehen. Die SEB ist seit Jahren ein kompetenter Partner sowohl für die Verkäuferseite mit ABS-Finanzierungen als auch für Investoren, die die verschiedenen Verbriefungsprodukte kaufen wollen. Die Qualität der verbrieften Vermögenswerte wird von Rating-Agenturen beurteilt. Dabei stellt sich allerdings die Frage nach der Unabhängigkeit, der Transparenz und der Integrität, denn die Agenturen werden nicht von den Investoren, sondern von den Emittenten der Wertpapiere für ihre Arbeit bezahlt. Dennoch geben die Ratings den interessierten Investoren einen Hinweis zur Qualität der Papiere, können allerdings nicht die eigene Analyse und Beurteilung der unterliegenden Assets und Forderungsrisiken ersetzen. Verteufelung in der Krise Verbriefungen sind in Verruf geraten, weil sie allgemeinhin als Mitauslöser der Finanzkrise gelten. Nicht selten wurde ihnen der Stempel „Teufelszeug“ aufgedrückt. Über Monate war der 2.200 Milliarden Euro große europäische Markt für öffentliche Verbriefungen faktisch tot. Transaktionen sind zwar auch in der Krisenzeit umgesetzt worden – sie wurden dann allerdings von 16 Portfolio Q4/09
Aktuell Autor: Christoph Plattenteich Head of Securitisation Tel. 069 258 - 5227 den Emittenten einbehalten und bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Refinanzierung eingereicht. Die tatsächlichen Ausfälle, die ABS-Investoren seit Ausbruch der Krise erlitten haben, machen einen sehr kleinen Anteil des Gesamtmarktes aus. Der größte Teil der Abschreibungen bezieht sich auf „Mark to Market“- Bewertungen, unter denen nicht nur die ABS-Papiere gelitten haben. Jetzt ist es jedoch an der Zeit, dass die „Verteufelung“ ein Ende nimmt und der öffentliche Markt wieder in Schwung kommt. Wenn eine Kreditklemme 2010 ihren erwarteten Höhepunkt erreicht, werden diese Finanzierungsinstrumente nötig gebraucht. Die über die US Notenbank (FED) und EZB initiierten Stützungs - programme zeigen, dass diese Produkte von den Zentralbanken gewünscht und unterstützt werden. Erste Investoren sind wieder auf der Suche nach attraktiveren Anlagemöglichkeiten. Daher steht das Verbriefungsgeschäft erstmals nach der Subprime-Krise vor einer Wieder belebung. Emittenten und Anleger fassen wieder Mut und Vertrauen In jüngster Zeit wurde eine Transaktion der Volkswagen Leasing GmbH „Volkswagen Car Lease 11“ mehr als erfolgreich am Markt platziert. Die Transaktion bündelte die Forderungen aus ca. 35.000 Fahrzeug-Leasingverträgen. Das Interesse war so groß, dass die Papiere mehrfach überzeichnet waren. Diese Finanzierungstransaktion gilt daher als Türöffner für weitere Emissionen. Experten gehen davon aus, dass schon in den kommenden Wochen – spätestens jedoch Anfang 2010 – weitere Unternehmen in den Startlöchern stehen. Im Gegensatz zu den teilweise komplexen Produkten der Vergangenheit handelt es sich bei den aktuellen Verbriefungstransaktionen um einfache und überschaubare Strukturen. So besteht die VW-Transaktion beispielsweise aus transparenten, unterliegenden Assets und Risiken und verfügt nur über zwei Risikoklassen (Tranchen). All das sind Versuche, wieder „reale“ Investoren in den Verbriefungsmarkt zu bekommen; darunter zum Beispiel Versicherungsunternehmen sowie Investmentund Pensionsfonds. Überzeugt werden sollen Käufer durch wesentlich strengere Berichtspflichten und Standards zur Qualität und Transparenz von strukturierten Produkten. Damit kommen sie zukünftig auch für Kundengruppen in Frage, die sich bisher mit diesem Thema noch nicht intensiv auseinandergesetzt haben. Beispielsweise hat eine größere Anzahl an deutschen Kommunen und Stadtwerken Interesse bekundet. Die Vorteile von Verbriefungen liegen auf der Hand: Niedrige Kapitalkosten für die Marktteilnehmer Verbesserte Kapitalrentabilität Attraktives Tool zur Liquiditätsbeschaffung Das Ausfallrisiko wird auf mehrere Schultern verteilt Kommen der gesamten Volkswirtschaft zugute Diskussionen auf dem EUROFI Financial Forum Kontrovers diskutiert wurde das Thema Verbriefungen auch Ende September beim internationalen Finanzforum EUROFI in Göteborg, das einen informellen Austausch zwischen Banken, EU-Gesetzgebern und politischen Entscheidungsträgern bietet. In diesem Jahr standen regulatorische Veränderungen wie beispielsweise ein fünfprozentiger „Selbstbehalt“ sowie Mindestinformationen für Investoren vor und während des Investments auf der Agenda. Auf dem Finanzforum nahm Jan E. Sinclair, Vorstandsvorsitzender der SEB AG, an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Securitisation: how to ensure safety, resilience and innovation?“ teil und bezog Stellung zur Forderung nach mehr Regulierung. Sinclairs Kernaussage zur Zukunft des Verbriefungsmarktes ist eindeutig: „Es handelt sich hierbei um sehr wichtige Finanzierungsinstrumente für die Finanzmärkte. Sie sind Schlüsselfaktoren für deren reibungsloses Funktionieren.“ Die Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass eine enge Kooperation zwischen den Rating-Agenturen, den Finanzinstituten und den Investoren extrem wichtig ist. Sämtliche Vorschläge zu möglichen gesetzlichen Änderungen müssen laut Sinclair koordiniert und in ihren Gesamtwirkungen betrachtet werden. Wichtig ist die Möglichkeit für die Finanzinstitute, den notwendigen Regulierungsprozess aktiv mitzugestalten. EUROFI • gegründet im Jahr 2000 • Non-Profit-Organisation • Ziel: jährliche Austauschplattform für aktuelle Finanzmarkthemen zwischen euro päischen Finanzinstituten und EU-Institutionen Portfolio Q4/09 17
Seite 1 und 2: Portfolio wissenswertes für untern
Seite 3 und 4: Editorial Liebe Leserinnen und Lese
Seite 5 und 6: Wirtschaft Nur verhaltene Investiti
Seite 7 und 8: Kapitalmarkt Verstärkte Aufschwung
Seite 9 und 10: Kapitalmarkt Franken auslaufen wird
Seite 11 und 12: Im Fokus Corporate Financial Value
Seite 13 und 14: Im Fokus Frank Hofmann im Gespräch
Seite 15: Immobilien Herr Lindblad, wie ist C
Seite 19 und 20: Produkte nisse. Die fehlende gemein
Seite 21 und 22: Produkte Das Interview führte Fran
Seite 23 und 24: Asset Management Meist werden auch
Seite 25 und 26: Kurz notiert Von „Null-Diät“ b
Seite 27 und 28: Ansprechpartner Stichwort Firmenkun

Im Fokus: Treasury-Potenziale besser nutzen Aktuell ... - seb-bank.de

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?