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Cactaceae

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Der Duft wird je nach Art als v e r s c h i e d e n s t a r k und in der Regel als Wohlgeruch<br />

beschrieben, der vielfach mit dem Duft bekannter wohlriechender Blüten<br />

anderer Familien verglichen wird. Schon D e l p i n o bezeichnet (1873—74, S. 243—244)<br />

die Düfte einiger gegenwärtig den Gattungen Selenicereus, Nyctocereus und Hylocereus<br />

zugewiesener Arten als „veementi e soavissimi“. Die Duftentwicklung kann so stark<br />

sein, daß sie sogar den Menschen aus größerer Entfernung zur Pflanze lockt, wie z. B.<br />

bei Peniocereus Greggii (B r i t t o n und R o s e , II, S. 113). Die Blüten von Discocactus<br />

Hartmannii duften nach H a ß l e r so stark, daß man bei einem nächtlichen Ritt durch<br />

die Campos ihre Gegenwart mit der Nase feststellen kann (H a ß l e r , 1903).<br />

Die V e r ä n d e r u n g des Wohlgeruches während des Abblühens in einen unangenehmen<br />

bis geradezu widerlichen Geruch ist wie bei Nachtschwärmerblumen anderer<br />

Familien, so auch bei jenen der Kakteen weit verbreitet. Daraus erklären sich wohl<br />

manche einander widersprechende Angaben verschiedener Beobachter über den<br />

Blütenduft derselben Art. Während beispielsweise H. B r a v o die Blüten von Epiphyllum<br />

stenopetalum (1937, S. 714) „zart duftend“ findet, bezeichnet W e i n g a r t<br />

(1914 d, S. 129) ihren Duft als „sehr unangenehm, wild und durchdringend, an frischen<br />

Menschenkot erinnernd“!<br />

Bei Echinopsis paraguayensis konnte R e u t e r die Veränderung des Duftes deutlich<br />

verfolgen. Der anfangs zarte und angenehme Tuberosenduft ging während des Abblühens<br />

in einen Geruch nach stark riechendem Käse über (1907, S. 52).<br />

In blütenökologischer Beziehung kommt jedoch den Angaben über unangenehme<br />

Düfte nächtlicher Kakteenblüten auch insofern bestimmtes Interesse zu, als manche<br />

F l e d e r m a u s b e s u c h v e r m u t e n l a s s e n und starke Duftveränderungen von Wohlgeruch<br />

in bestimmte unangenehme Düfte, die auf Fledermäuse anlockend wirken<br />

(Krautgeruch, Biergeruch, Modergeruch), bei Entstehung der Fledermausblumen<br />

unter den Kakteen eine entscheidende Rolle gespielt haben können (vgl. Tabelle<br />

S. 96, 97 und den Abschnitt über Fledermausblumen).<br />

Über den Sitz des D u f t e s fand ich bloß wenige Angaben. Der älteste mir erkannte<br />

Hinweis ist die Feststellung M o r r e n s , daß bei Selenicereus grandiflorus die<br />

„Kelchblätter“ nach Vanille, die „Kronenblätter“ nach Heliotrop duften (M o r r e n ,<br />

1838, S. 367). Bezüglich Heliotropduft siehe weiter unten S. 95. Nach S c h u l t z (1895,<br />

S. 142) geht der Vanilleduft bei C e r e u s U r a n o s von den gelben Kelchblättern aus.<br />

Bei Selenicereus Macdonaldiae beobachtete V o l l e r t , daß der für diese Art charakteristische<br />

sehr starke Jasminduft zwischen den Kelchblättern ungleich zarter ist.<br />

Bei Epiphyllum Wrayi fand derselbe Beobachter die Stärke des Lavendelduftes<br />

zwischen Kelch- und Kronenblättern kräftiger als in anderen Teilen der Blüte (1901,<br />

S. 71).<br />

Nach W e i n g a r t (1904 b, S. 119) duftet die Blüte von Selenicereus coniflorus „seitlich<br />

aus dem Grunde und aus den Sepalen selbst“. Dagegen konnte er in der Blüte<br />

von Selenicereus Kunthianus eine räumliche Trennung der beiden bei dieser Art vorkommenden<br />

Blumendüfte wahrnehmen. „Zwischen den Sepalen“ roch die Blüte nach<br />

Vanille, „aus der Mitte“ entströmte ihr ein herber und strenger Geruch. Beide Düfte<br />

ergaben in ihrer Vereinigung „ein teeartiges Aroma“ (Vgl. auch W e i n g a r t , 1904 d,<br />

S. 149).<br />

F r a n c i s berichtet (1929), daß der für Trichocereus Spachianus bezeichnende köstliche<br />

Duft den zarten gelben Staubblättern entströmt.<br />

An abgeschnittenen Blüten von Cereus peruvianus beobachtete Mrs. S t e e l<br />

(s. oben S. 85, 86), daß die „Petalen“ duften.<br />

Alle diese Angaben stützen sich selbst bei bestem Willen sorgfältiger Beobachtung<br />

bloß auf den rein subjektiven Eindruck einer ohne alle Vorsichtsmaßregeln vorgenommenen<br />

Untersuchung und bedürfen dringend kritischer versuchsgemäßer Nachprüfung.<br />

Ebenso stehen noch vergleichend anatomische Untersuchungen über den Sitz<br />

sowie mikrochemische Forschungen über die Art der Duftstoffe aus.<br />

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