Hintergrundbericht - Bildungsdirektion - Kanton Zürich
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Weitere Befunde aus neueren Studien verweisen auf den positiven Einfluss eines möglichst<br />
frühen Kindergartenbesuches (in Deutschland ab 3 Jahren) auf die sprachliche Entwicklung,<br />
wobei dieser Zusammenhang insbesondere für Kinder aus Zuwandererfamilien und aus bildungsfernen<br />
Elternhäusern festgestellt wurde. Folglich wird dem frühzeitigen Besuch des Kindergartens<br />
eine kompensatorische Wirkung im Hinblick auf den Spracherwerb zugeschrieben<br />
und ausgehend davon werden längerfristig positive Effekte für den Schulerfolg beobachtet.<br />
Gemäss diesen Untersuchungen nutzen jedoch gerade Kinder aus benachteiligten Familien mit<br />
besonderem Förderbedarf das Angebot eines dreijährigen Kindergartens am wenigsten. Dies<br />
erklärt sich primär dadurch, dass dieser in Deutschland freiwillig und kostenpflichtig ist.<br />
(Kratzmann & Schneider; 2009)<br />
Wie gestaltet sich der Lernprozess beim frühen Fremdspracherwerb? Ein grosser Teil der Kinder<br />
wächst heute in einem mehrsprachigen Umfeld auf, etwa wenn die Eltern unterschiedlicher<br />
Muttersprache sind. Werden beide Sprachen im Umgang mit dem Kind verwendet, erwirbt das<br />
Kind die Zweitsprache wie eine zweite Erstsprache. Dieser „natürliche Erwerb“ einer Zweitsprache<br />
unterscheidet sich wesentlich vom instruktiven, systematischen Erlernen im Rahmen des<br />
Fremdsprachunterrichts. Das bewusste, gezielte Erlernen einer Zweitsprache nach der frühen<br />
Kindheit ist mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, wobei es den meisten nicht mehr<br />
gelingt, die so erlernte Sprache akzentfrei zu sprechen.<br />
Nach heutigem Stand der Erkenntnisse ist die Annahme einer kritischen Phase im Kleinkindalter<br />
für den Erwerb einer Zweitsprache dennoch nicht haltbar. Schliesslich ist es auch über diesen<br />
Zeitraum hinaus möglich, muttersprachige Kompetenz in der Zweitsprache zu erwerben.<br />
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es sich um eine sensible Phase handelt, die sich in besonderem<br />
Mass für den Fremdspracherwerb eignet (Nickel & Hering; 2007). Dafür spricht z.B.<br />
die Tatsache, dass die Fähigkeit, die sprachspezifischen Laute zu unterscheiden, nach der frühen<br />
Kindheit stark abnimmt, aber nicht gänzlich verloren geht. Weiter benötigt das Gehirn nach<br />
der Pubertät zwar mehr Ressourcen für den Zweitspracherwerb, weshalb dieser auch anstrengender<br />
ist. Grundsätzlich bleibt das Gehirn jedoch bis ins hohe Erwachsenenalter lernfähig.<br />
Zudem ist der erste Lebensabschnitt auch aufgrund des Lernverhaltens von Kleinkindern für<br />
den Zweitspracherwerb prädestiniert: Kleinkinder lernen viel über Nachahmung, weitgehend<br />
unbewusst und damit auch ungehemmter. Bei älteren Lernenden kann indessen eine positive<br />
Motivation ebenfalls günstige Lernvoraussetzungen schaffen.<br />
Das Kleinkindalter ist in sprachlicher Hinsicht eine sensible Entwicklungsphase und der optimale<br />
Zeitraum für den Erwerb einer zweiten Erstsprache. Ein Fremdspracherwerb ist zwar durchaus<br />
auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich, allerdings unter weniger günstigen Bedingungen.<br />
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