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SECURITY insight 2/08

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Aus der Forschung<br />

Aus der Forschung<br />

Animiertes Konterfei<br />

im Reisepass<br />

Bei Potsdam wurde jetzt mit dem „SecurityLab“ eine Forschungseinrichtung eingeweiht,<br />

in der Personaldokumente noch sicherer gemacht werden sollen<br />

Allerorts feiert man in Europa den Wegfall von Grenzen. Für die Hersteller von<br />

Reisedokumenten offensichtlich dennoch kein Grund zur Besorgnis, im<br />

Gegenteil: Die Erfolgsmeldungen nehmen zu: Noch sicherer, noch komfortabler<br />

zu lesen seien die Ausweise und Pässe geworden. Und die Ingenieure,<br />

Chemiker und Marketingleute werden nicht müde, wachsenden Optimismus<br />

zu demonstrieren. Etwa mit einer neuen Einrichtung, die das Fraunhofer-Institut<br />

für Angewandte Polymerforschung (IAP) jüngst zusammen mit der Bundesdruckerei<br />

aus der Taufe gehoben hat. „SecurityLab“ heißt der wohnzimmergroße<br />

Forschungsraum, der schon bei seiner Eröffnung mit vielen Vorschusslorbeeren<br />

bedacht wurde.<br />

Hier im Örtchen Golm bei Potsdam wird<br />

jetzt an neuen Sicherheitsmerkmalen<br />

unter anderem für Personalausweise<br />

und Reisepässe gearbeitet. Als sich am<br />

26. Februar die Presse in den Räumlichkeiten<br />

an der Geiselbergstraße ein<br />

Stelldichein gab, zeigten sich die Väter<br />

des SecurityLabs voller Zuversicht, ihre<br />

neuen Errungenschaften rasch in praktische<br />

Anwendungen umsetzen zu können.<br />

Bundesdruckerei-Chef Ulrich Hamann und IAP-Leiter Dr. Hans-Peter Fink<br />

bei der feierlichen Eröffnung des „SecurityLabs“<br />

Mit dem Zerschneiden eines roten Bandes<br />

weihten IAP-Leiter Dr. Hans-Peter<br />

Fink und Bundesdruckerei-Chef Ulrich<br />

Hamann offiziell die Einrichtung ein.<br />

Von OLEDs und OFETs<br />

Ziel dieser Laborkooperation ist es, auf<br />

Basis von Polymeren neue Materialien<br />

und Technologien zu entwickeln, die<br />

Identitätsdokumente, beispielsweise<br />

Ausweise, noch sicherer machen. Für<br />

den Laien waren die Fachvorträge über<br />

die Entwicklungsziele des SecurityLabs<br />

schwere Kost. Die Vertreter der Bundesdruckerei<br />

verwiesen darauf, dass sie<br />

über ein weltweit anerkanntes Expertenwissen<br />

auf dem Gebiet der Identifikation<br />

verfügten und schon heute Konzepte für<br />

ID-Sicherheitsdokumente der nächsten<br />

und übernächsten Generation entwickelten.<br />

Die IAP-Leute wiederum unterstrichen,<br />

darauf spezialisiert zu sein, neue<br />

Funktionsmaterialien mit besonderen<br />

optischen oder elektrischen Eigenschaften<br />

zu entwickeln und zu Bauelementen<br />

der Polymerelektronik zu verarbeiten.<br />

Und man sparte nicht mit Fachchinesisch:<br />

„Flexible Displaytechnologien auf<br />

Basis von polymeren Leuchtdioden, kurz<br />

OLEDs, und organische Transistoren,<br />

kurz OFETs, sind Kernkompetenzen des<br />

IAP.“ Alles klar?<br />

Polymere (das Wort ist dem Griechischen<br />

entlehnt und bedeutet „viele<br />

Teile“) in Form von Kunststoffen, Fasern,<br />

Folien, Funktionsmaterialien und unzähligen<br />

Spezialanwendungen haben längst<br />

Einzug in die allgemeine Konsumentenwelt<br />

angetreten. Hierbei kommen laut<br />

Ink-Jet-Druck von Sicherheitsmerkmalen im SecurityLab Potsdam<br />

IAP vor allem synthetische Polymere auf<br />

Erdölbasis zum Einsatz, daneben aber<br />

auch zunehmend biobasierte Polymere<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen. Beide<br />

Polymerklassen werden im Fraunhofer<br />

IAP bearbeitet.<br />

Organische LEDs („organic light emitting<br />

diodes“) sind für die Display-Anwendungen<br />

viel versprechend: Sie sind sehr<br />

dünn, sehr leicht, energie- und kostensparend.<br />

OLEDs erlauben einen größeren<br />

Blickwinkel, ein helleres Bild und können<br />

preiswert gedruckt werden. Die Kombination<br />

von OLEDs mit elektronischen<br />

Schaltkreisen aus Kunststoff könnten<br />

vollständig flexible Displays ermöglichen.<br />

Bisher werden OLED-Displays mit herkömmlichen<br />

Schaltkreisen angesteuert.<br />

Ziel ist, die elektronische Schaltung aus<br />

organischen Materialien direkt auf die<br />

Rückseite der Anzeige zu drucken. Damit<br />

werden die Displays selbst zu Trägersys-<br />

temen, die nur wenige hundert Mikrometer<br />

dünn sind.<br />

Fassbarer wurde das Beschriebene<br />

durch einige praktische Beispiele, die<br />

auch für die Sicherheitstechnik von<br />

Bedeutung sind. So ist in den Vorstellungen<br />

der Forscher das Passbild, wie<br />

wir es heute kennen, bald perdu. Im<br />

Ausweis der Zukunft sähe man dann<br />

eines, das durch spezielle Lesegeräte<br />

animiert würde, sich also bewegte. Dieses<br />

Bild des Passinhabers lässt eine<br />

Ansicht von vorne und von der Seite<br />

drehend zu. Man spricht dabei auch von<br />

„flexiblen Bildschirmen“. Die besondere<br />

Herausforderung beispielsweise für den<br />

Einsatz in Personaldokumenten wie dem<br />

Reisepass liegt in der strapazierfähigen<br />

Beweglichkeit des Trägermaterials. Sollte<br />

eine solch komplizierte Technik Einzug<br />

in Ausweise und Pässe halten, muss sie<br />

einigen Anforderungen genügen.<br />

Flexible Displays<br />

Auch die bisherige Praxis, auf dem Personalausweis<br />

den Wohnortwechsel per<br />

simplen Aufkleber zu dokumentieren,<br />

würde mit der neuen Dokumentengeneration<br />

wegfallen. Einfach ausgedrückt:<br />

Es geht um die Integration flexibler Displays<br />

in Identitätsdokumente (ID-Dokumente).<br />

Displays sind bekanntlich ein<br />

untrennbarer Bestandteil so genannter<br />

System-on-card-Technologien. „Flexible<br />

Displays in Multiapplikations-Sicherheitskarten<br />

bedeuten einen erheblichen<br />

Mehrwert für die Dokumentensicherheit<br />

und den Dokumentenbesitzer. So können<br />

Informationen auch nach Ausstellung<br />

des Dokuments sicher aktualisiert<br />

werden. Displays erweitern die Anzeigemöglichkeiten,<br />

beispielsweise durch eine<br />

dynamische Gesichtsbilderkennung, und<br />

vergrößern den Anwendungsbereich von<br />

ID-Karten, etwa bei Online-Geschäften<br />

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