Vaterunser-Broschüre [PDF; 2 MB] - Evangelischer Kirchenbezirk ...
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u n d d i e H e r r l i c h k e i t<br />
Nimmt man nun beide Elemente zusammen,<br />
die betenden Vier im Zentrum<br />
und die Engel im Himmel, so ergibt sich<br />
eine weitere Deutung: Im Gebet des <strong>Vaterunser</strong>s<br />
stimmen die Menschen ein in<br />
die Heiligung Gottes durch die Engel,<br />
ganz wie im Gesang des Dreimalheilig in<br />
der Messliturgie.<br />
Außerhalb des göttlichen Kreises<br />
nehmen alle Strahlen eine jeweils andere<br />
Farbe an. Während im Kreis Rot<br />
vorherrscht, ergänzt durch Weiß, tritt<br />
jetzt die Farbe Blau hinzu, die Komplementärfarbe<br />
zu Rot. Interessanter Weise<br />
fehlt im Bild die Farbe Grün bis auf einen<br />
kleinen Farbkleckser. Dabei ist Grün die<br />
Farbe der Mitte, wie Wolf-Dieter Kohler<br />
in einer Rede über die Farben ausführt,<br />
sie evoziert Entspannung, Beruhigung.<br />
Doch entspannt und ruhig ist das Leben<br />
nicht, in dem Menschen in aller Welt<br />
das <strong>Vaterunser</strong> beten. Sie beten es angesichts<br />
der Widersprüche des Lebens,<br />
unter den gegensätzlichsten Erfahrungen,<br />
in einer Welt, die hell und dunkel<br />
ist, in allen Schattierungen, wie sie sich<br />
auch in den Farbverläufen der einzelnen<br />
Strahlen wiederfinden.<br />
Dein Reich komme<br />
36<br />
Wenden wir uns jetzt der bildlichen<br />
Umsetzung der einzelnen Bitten zu, die<br />
um den zentralen Kreis herum angeordnet<br />
sind. Sie sind meines Erachtens<br />
gegen den Urzeigersinn zu lesen, beginnend<br />
links oben. Da die Gebetsanrede in<br />
den Knäufen über den Fensterbahnen<br />
steht und die erste Bitte in den Fischblasen<br />
oder auch im zentralen Kreis<br />
umgesetzt ist, beginnt die Darstellung<br />
mit der zweiten Bitte: dein Reich komme.<br />
Geradezu liebevoll umschließen die<br />
Arme des dargestellten Menschen den<br />
Gekreuzigten, sehnsuchtsvoll blickt er<br />
zu ihm hinauf.<br />
Eben auf diese Weise: sehnsüchtig<br />
erwartet der Beter das Kommen des<br />
Gottesreiches, das doch in ihm, dem Gekreuzigten<br />
bereits gekommen ist, dessen<br />
künftiges Kommen wir aber auch erwarten<br />
und dessen Kommen wir schließlich<br />
im täglichen Leben schon erfahren können,<br />
gerade wenn wir beten. Es ist ein<br />
Reich nicht von dieser Welt, vor allem<br />
aber nicht nach den Vorstellungen dieser<br />
Welt. Der König dieses Reiches ist der<br />
Gekreuzigte. Es umstrahlen ihn Rot und<br />
Weiß: die Liebe, die Sühne, die Herrlichkeit.<br />
Dein Wille geschehe, wie im Himmel<br />
so auf Erden<br />
Die dritte Bitte, „dein Wille geschehe,<br />
wie im Himmel, so auf Erden“, nimmt ein<br />
Motiv auf, das auch in anderen Darstellungen<br />
zu dieser Bitte begegnet, so in einem<br />
Holzschnitt von Ludwig Richter: die<br />
Trauer um ein verstorbenes Kind. Während<br />
in den <strong>Vaterunser</strong>-Bebilderungen<br />
von Hans Holbein und Lucas Cranach die