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Lernkultur Kompetenzentwicklung Forschungskultur - ABWF

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Trotz der üblicherweise mit Handlungsforschung verknüpften Prämisse, keine aus<br />

Theorien abgeleiteten Hypothesen im Voraus zu formulieren und in die Praxis<br />

zu transferieren 1 , wurden hier schon aus der Notwendigkeit heraus, Anträge für<br />

öffentliche Fördergelder im gesellschaftlichen Interesse zu begründen, Annahmen<br />

formuliert. Diese Annahmen waren jedoch so weit gefasst, dass sie im Projektverlauf,<br />

mit der Veränderungsdynamik des in Richtung <strong>Kompetenzentwicklung</strong><br />

zu gestaltenden Gegenstandes kompetenzförderliche <strong>Lernkultur</strong> und seiner Komplexität,<br />

aus der Praxis heraus von den Akteuren in koproduktiven Entwicklungs-<br />

und Lernprozessen zwischen Wissenschaft und Praxis reflektiert und präzisiert<br />

wurden. 2<br />

Wissenschaftswissenschaftler wie Felt (1995) und Hack (2001, S. 23–56) sprechen<br />

vom Verlust der epistemologischen Sonderrolle wissenschaftlicher Erkenntnis<br />

verbunden besonders mit den Zweifeln am Aufklärungsmodell eines „bruchlosen<br />

Transfers wissenschaftlich produzierter, gütegeprüfter Wahrheiten in eine<br />

naive Praxis (…) Erwartungen, dass die allgemein gültigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse auch bei der Lösung konkreter Praxisprobleme handlungsleitend<br />

sein können, verweist Naschold in den Bereich seltener Grenzfälle.“ (Howaldt<br />

2003, S. 241, bezieht sich auf Nascholds Kritik an der „soziologischen Naivität“<br />

des (industrie-)soziologischen Interventionsmodells.“ [Naschold 1998, S. 22]) Die<br />

Praktiker entscheiden selbstbewusst und kritisch über die Verwendung von Forschungsergebnissen,<br />

denn sie sind selbst Experten ihrer Praxis. Daher sind nun<br />

eher Kommunikations- und Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und<br />

Praxis zu entwickeln, die Kommunikationsbarrieren abbauen und nach Neubestimmung<br />

des Verhältnisses von sozialer Distanz und Anschlussfähigkeit suchen<br />

(Howaldt 2003, S. 242). Dazu wird „die Rückbettung eines Teils der Wissensproduktion<br />

in die gesellschaftliche Praxis und damit verbunden eine Reflexion der<br />

eigenen Produktionsweise“ vorgeschlagen (Howaldt 2003, S. 242). Neue Formen<br />

1 Gestaltungsprojekte – nicht Modellversuche – sind Praxistest und Lerngelegenheit; sie dienen<br />

nicht der Prüfung vorab aus einer Theorie abgeleiteter Hypothesen, sondern bestimmen Annahmen<br />

induktiv, aus dem Praxisprozess heraus. Als eine Form qualitativer Sozialforschung fassen sie<br />

die Bestimmung der Forschungsfragen und Hypothesenbildung als Teil der Theoriebildung im<br />

Untersuchungsfeld auf.<br />

2 Auch wenn seit den 1970er Jahren der Wandel des Wissenschaftsparadigmas in den Sozialwissenschaften<br />

in der Wissenschaftssoziologie diskutiert und über das gewandelte Selbstverständnis der<br />

sozialwissenschaftlichen Forschung geschrieben wird, so ist nach einer Phase gewisser Ruhe und<br />

Vergessenheit der Handlungsforschung in den letzten Jahren eine Wiederbelebung zu verzeichnen,<br />

die sich auch in den Publikationen dokumentiert, z. B.: Diskurse um postmoderne Wissenschaft<br />

„Affaire Sokol“, Mode 2 als Co-Evolution von Wissenschaft und Gesellschaft, Post-normal<br />

science (Funtowicz/Ravetz 1993, 2001); Aktionsforschung, Design approach (Romme 2003);<br />

Latniak/Wilkesmann 2005; Bammé 2004.<br />

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