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VERBAND<br />

erschien ihnen als die einzig verlässliche Berufsform. Eine be ruf liche<br />

Ei gen stän digkeit lässt sich so schwerlich entwickeln.<br />

Es wäre unredlich, die Bemühungen um Partnerschaft untereinander und<br />

zwischen den Verbänden des Vermessungswesens zu verschweigen. Zu -<br />

sammenarbeit ist ein Weg »ohne Alternative«, wenn man an die Au ßen -<br />

wirkung des Vermessungswesens in der Öffentlichkeit denkt. In diesem<br />

Beitrag steht jedoch nicht das Vermessungswesen im Fokus, sondern der<br />

Berufsstand der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure. So könn -<br />

te man z. B. fragen, ob der Berufsverband der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />

noch (oder schon) so viel eigenständiges Profil besitzt,<br />

dass seine besonderen berufsständischen Intentionen in einem<br />

größeren Interessenverbund hinreichende Beachtung finden können.<br />

MISERE UND CHANCE<br />

Das berufliche Grundverständnis eines ÖbVI wird in seiner Ausbildung<br />

erlernt, in der Bestellung begründet, aber erst in der Praxis entwickelt.<br />

Das klingt selbstverständlich. Dahinter verbergen sich aber sowohl die<br />

Misere als auch die Chance des Berufsstandes.<br />

Die Ausbildung – immer wieder beklagt – ist vielerorts fremdorganisiert.<br />

Der Vermessungsstudent besucht Vorlesungen, arbeitet Übungen ab und<br />

stellt sich Prüfungen, die einem vorgegebenen Rhythmus folgen. Nicht<br />

er bestimmt die Einteilung und den Ablauf des Studiums, sondern der<br />

Fachbereich. Selbstorganisation, Eigenverantwortung gegenüber dem<br />

Studienablauf, freie Wahl der Studienfächer kommen zu kurz.<br />

Damit wird eine Chance auf dem Weg zum beruflichen Selbst bewusst -<br />

sein vertan. Und die Erwähnung, dass Vermessungs studenten von Professoren<br />

ermahnt wurden, auf den Besuch von »Randfächern« wie<br />

Psychologie, Soziologie oder Betriebs wirtschaftslehre zugunsten von<br />

Vorlesungen der »exakten« Wissenschaft zu verzichten, hat nicht nur<br />

anekdotischen Charakter.<br />

An dieser Stelle muss auch nicht auf die Nivellierung der Hochschul -<br />

abschlüsse eingegangen werden. Die unsägliche »Verschulung« findet<br />

sich nicht nur in (ehemaligen) Fachhochschulen, sondern auch in universitären<br />

Ausbildungsgängen. Und sie setzt sich in der Referendar -<br />

zeit fort. Neue Fächer, aber Fortsetzung der gelernten Arbeitsweise. Die<br />

(neuen) Ausbildungsangebote zum Leitungsmanagement oder zur Per -<br />

sonal füh rung dienen allenfalls einer weiteren Wissensanhäufung, aber<br />

nicht der persönlichen Vorbereitung auf einen Beruf, der in einem sich<br />

weitgehend selbst regulierenden Wirtschaftsumfeld stattfinden wird.<br />

Mit der öffentlichen Bestellung überträgt die Bestellungsbehörde einem<br />

entsprechend ausgebildeten Vermessungsingenieur die Befugnis, in ei -<br />

nem Bundesland an der Ausübung hoheitlicher Vermessungsaufgaben<br />

mitzuwirken oder diese wahrzunehmen. Die Bestellung ist fachlich und<br />

räumlich begrenzt. Und sie steht unter der Aufsicht der bestellenden<br />

Behörde, die in verschie denen Bundesländern durchaus konkurrierend<br />

WISSEN, WER WIR SIND<br />

»Du beschreibst eine Permanentaufgabe jeden Verbandes:<br />

die Unterstützung seiner Mitglieder bei der Bewältigung der<br />

sich lau fend verändernden beruflichen Herausforde rungen.<br />

Wenn es gelingen soll, müssen die Mitglieder wissen, ›wer<br />

sie sind‹. Wenn ich heute einen jungen Assessor treffe und<br />

ihn über den Beruf des ÖbVI befrage – er kommt ja gera -<br />

de aus der Referendarausbildung und sollte es ei gent lich<br />

wissen –, dann höre ich außer der Kenntnis, dass es ÖbVI<br />

gibt, wenig. Die Ausbildung scheint sich kaum mit der Funktion<br />

der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure zu<br />

beschäftigen. Warum nicht? Also muss das Be rufs ver ständ -<br />

nis – anders als z. B. bei den Ärzten oder Anwälten – erst<br />

während der Berufspraxis wachsen.«<br />

Volkmar Teetzmann, 2008 im FORUM-Interview |4|<br />

tätig wird. Ein Konstrukt, das weder den Erfordernissen eines<br />

freien, unabhängig tätigen Berufsstandes noch den wirt schaft -<br />

lichen Herausforderungen des Boden- und Immobilienmarktes<br />

gerecht wird.<br />

FAZIT Auch die Ausprägung der öffentlichen Bestellung,<br />

wie sie gegenwärtig ausgeübt wird, ist wenig geeignet, das<br />

berufliche Selbstbewusstsein eines freiberuflich tätigen,<br />

Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs zu stärken.<br />

Und darum beginnt der ÖbVI nach seiner Bestellung alsbald, sich<br />

bei der Wahrnehmung öffentlich-rechtlicher und anderer Ver -<br />

messungs aufträge unterschiedlich zu verhalten.<br />

Darum be klagt er immer wieder die Begrenzung seiner wirt schaft -<br />

lichen Möglich keiten gegen über einem Gewerbetreibenden.<br />

Da rum re duziert sich seine Marktgestaltung auf die Unterbie -<br />

tung der An gebote seiner Konkurrenten. Und darum tut er sich<br />

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