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Danksagung des Vorsitzenden der DVJJ Hessen Frank Heiner Weyel

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<strong>Frank</strong> <strong>Heiner</strong> <strong>Weyel</strong><br />

<strong>Danksagung</strong> Jubiläum 31.1.2008<br />

Sehr verehrte Damen und Herren,<br />

nach den vielen nachdenklichen und anregenden Worten möchte ich Ihre<br />

Aufmerksamkeit nur wenige Minuten strapazieren und etwas tun, was<br />

unerlässlich bei einer solchen Jubiläumsfeier ist: Dank sagen.<br />

Dank sagen: Wem? Personen? Ja!<br />

Aber lassen Sie mich zunächst einen Dank richten an den „Gegenstand“ <strong>des</strong><br />

heutigen Festaktes: das Jugendgericht – und die damit untrennbar verbundene<br />

Jugendgerichtshilfe.<br />

Als vor exakt 30 Jahren meine Berufslaufbahn in <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe<br />

begann, begleiteten mich ständig und penetrant zwei Begriffe, die mich bis<br />

heute nicht losgelassen haben: Erziehung und Strafe.<br />

Und nicht nur mich begleiteten diese Termini, son<strong>der</strong>n alle die sich seit 100<br />

Jahren mit dem Jugendgerichtsverfahren beschäftigen. Seit es Jugendgerichte<br />

gibt, gibt es auch das Ringen um die beiden Antipoden Erziehung und Strafe.<br />

Heinrich Webler, ein in <strong>der</strong> Weimarer Zeit und auch im NS-Staat noch<br />

bedeuten<strong>der</strong> Jugendrechtler hat 1928 einen Aufsatz geschrieben mit dem Titel:<br />

„Wi<strong>der</strong> das Jugendgericht“.<br />

Webler war <strong>der</strong> Meinung, nicht Gerichte sollten jugendliche Straffällige<br />

„behandeln“, son<strong>der</strong>n Erzieher. Absoluter Vorrang für Erziehung und Erzieher<br />

also.<br />

Mich erschreckt eine solche Vorstellung.<br />

1


Warum?<br />

Weil Erziehung nicht nur för<strong>der</strong>lich, son<strong>der</strong>n auch grausam sein kann, genauso<br />

wie Strafe.<br />

Mich wun<strong>der</strong>t es nicht, wenn mancher junge Mensch seine Strafe lieber absitzen<br />

will, als sich einer erzieherischen Maßnahme zu unterstellen.<br />

Erziehung dringt ein, ist massiv, ist in <strong>der</strong> Lage den Menschen zu okkupieren.<br />

Erziehung ist nicht immer gut und Strafe nicht immer schlecht.<br />

Und <strong>des</strong>halb muss sie beschränkt, kontrolliert werden, genauso wie die Strafe.<br />

Und jetzt komme ich zum Dank. Ich bin dankbar, dass es Jugendgerichte gibt.<br />

Für mich sind Jugendgerichte Orte <strong>der</strong> Aushandlung von Gesichtpunkten <strong>der</strong><br />

Erziehung und <strong>der</strong> Strafe.<br />

Darüber wird in den Jugendgerichten gestritten zwischen Staatsanwaltschaft,<br />

Jugendgerichtshilfe und dem Gericht.<br />

Die Jugendgerichtshilfe hat die Wächterfunktion für die Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

Erziehungsgedankens.<br />

Wozu brauchen wir den Jugendrichter/ die Jugendrichterin?<br />

Könnte diese Aufgabe nicht auch von Pädagogen übernommen werden?<br />

Gerade das wurde in den letzten 100 Jahren häufig und lange diskutiert.<br />

Ich meine, ja wir brauchen sie:<br />

1. Jugendrichter sind – wenn sie gut sind – für Jugendliche eine moralische<br />

Autorität!<br />

Wenn an<strong>der</strong>e Autoritäten wie Eltern, Lehrer, Pfarrer und Sozialpädagogen<br />

in <strong>der</strong> pluralen Gesellschaft ihre Deutungskraft verloren haben, sind<br />

Richter so etwas wie die letzte Instanz, die sagt was richtig und falsch ist.<br />

2. Richter sind Weichensteller! Sie treffen für das Leben <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

sehr bedeutsame wegweisende Entscheidungen.<br />

2


3. Jugendrichter initiieren und kontrollieren Erziehung. Richter erziehen<br />

nicht selbst, aber sie entscheiden darüber. Und dafür brauchen wir sie<br />

dringend!<br />

Erziehung in einem Rechtsstaat braucht eine rechtliche Legitimation. Und<br />

Erziehung hat nach unserem heutigen und hoffentlich ewigen Verständnis nur<br />

ein Ziel: junge Menschen so zu för<strong>der</strong>n, dass sie eigen- und<br />

sozialverantwortliche Persönlichkeiten werden.<br />

Das Jugendgericht ist nicht <strong>der</strong> Königsweg, genauso wenig wie die Pädagogik.<br />

Den gibt es nach meiner Überzeugung auch nicht.<br />

Ich erlaube mir einen bekannten Churchill-Ausspruch auf unseren Jubilar<br />

anzuwenden:<br />

„Das Jugendgericht ist die schlechteste Erziehungsinstanz – außer all den<br />

an<strong>der</strong>en, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“<br />

In diesem Sinne bin ich, sicher mit Ihnen, sehr dankbar dass wir auf 100 Jahre<br />

Jugendgericht und Jugendgerichtshilfe zurückblicken können – und ich gehe<br />

davon aus, dass die zweiten 100 Jahre schon begonnen haben.<br />

Lassen Sie mich jetzt zum Dank an Personen kommen.<br />

Herr Prof. Kreuzer, ich danke Ihnen für Ihre klaren Worte zur Entwicklung <strong>der</strong><br />

Jugendgerichtsbarkeit und die Anregungen zur Verbesserung, insbeson<strong>der</strong>e auch<br />

die pädagogische Qualifizierung <strong>der</strong> zukünftigen Jugendrichter scheint mir ein<br />

Thema <strong>der</strong> kommenden Zeit zu sein.<br />

3


Ich danke sehr <strong>der</strong> Oberbürgermeisterin Frau Roth und Ihnen, Herr<br />

Stadtrat Rhein, dass sie unserer Bitte um Bereitstellung Ihres „Wohnzimmers“<br />

ohne Zögern nachgekommen sind und damit diesen wun<strong>der</strong>schönen Rahmen<br />

hier möglich gemacht hat.<br />

Beson<strong>der</strong>s haben wir uns gefreut, dass die Bun<strong>des</strong>justizministerin Frau Zypries<br />

unserer Einladung sofort angenommen hat und bereit war, den Weg nach<br />

<strong>Frank</strong>furt zu nehmen und dies nicht nur höflichkeitshalber, son<strong>der</strong>n weil sie<br />

Interesse an dem Thema hat.<br />

Die gute und enge Kooperation mit dem hessischen Justizministerium war und<br />

ist für die <strong>DVJJ</strong> ganz wichtig. Vielen Dank Herr Minister Banzer für die gute<br />

persönliche Zusammenarbeit ebenso wie die finanzielle För<strong>der</strong>ung dieser<br />

Veranstaltung.<br />

Zum Vorbereitungsteam gehört schon wie selbstverständlich das Amtsgericht<br />

<strong>Frank</strong>furt in Person <strong>des</strong> Präsidenten Herr Dr. Bernard, vor allem aber in <strong>der</strong><br />

Person von Jugendrichter Fröhlich, dem ich für seine kooperative, ja<br />

freundschaftliche Zusammenarbeit auch von hier aus sehr danke.<br />

Und für eine wun<strong>der</strong>bare geistige Entspannung haben unsere beiden Gitarristen<br />

Darius Greulich und Kirill Boguslavski gesorgt, vielen Dank für die<br />

hervorragenden Musikbeiträge.<br />

Zahlreiche Persönlichkeiten sind heute hierher gekommen. Uns, den<br />

Veranstaltern ist es eine Ehre sie begrüßen zu dürfen. Verzeihen Sie, wenn ich<br />

nur einige von Ihnen persönlich benannt habe.<br />

4


Ich glaube, es ist in unser aller Sinn, wenn wir diesen Tag auch noch ein wenig<br />

feiern und miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch kommen.<br />

Sie alle sind eingeladen in den Ratskeller dieses Hauses, dort wartet ein kleines<br />

Buffet und vor allem gute Musik auf Sie.<br />

Das wir Ihnen einen solchen Empfang im Ratskeller bieten können, verdanken<br />

wir vor allem einer großzügigen Spende <strong>der</strong> Firma Sodexho, für die ich mich an<br />

dieser Stelle ebenfalls sehr bedanke.<br />

Ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen. Die heutige Veranstaltung ist nicht nur<br />

ein denkwürdiges Jubiläum, son<strong>der</strong>n für viele auch ein Wie<strong>der</strong>sehensfest. Ich<br />

freue mich darauf!<br />

5

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