Die Sprache der Bilder - enostopos

Stier erliegen – er ist zum Tod
verurteilt.
Das Rind
Und gebrochen geht der Stier in den
Sternenhimmel ein: das
Tierkreiszeichen Taurus zeigt das
halbe Tier in seinem vorderen Teil,
der geknickt ist: die hintere Hälfte
mit den Zeugungsorganen ist am
Himmel nicht vorhanden.
"Das goldene Kalb
Doppelflöten, Hörner, Geigen
Spielen auf zum Götzenreigen,
Und es tanzen Jakobs Töchter
Um das goldne Kalb herum -
- Brumm - Brumm - Brumm
Paukenschläge und Gelächter.
Hochgeschürzt bis zu den
Lenden
Und sich fassend an den
Händen,
Jungfraun edelster
Geschlechter
Kreisen wie ein Wirbelwind
Um das Rind -
Paukenschläge und Gelächter.
Aron selbst wird fortgezogen
Von des Tanzes
Wahnsinnswogen,
Und er selbst, der
Glaubenswächter,
Tanzt im Hohenpriesterrock,
Wie ein Bock -
Paukenschläge und
Gelächter."
Heinrich Heine
Der Stier war in Ägypten dem
Sonnengott geweiht. In Memphis
suchten die Priester einen durch
körperliche und seelische
Eigenschaften ausgezeichneten
Stier: fand er sich, wurde er als
Epiphanie des Gottes umjubelt. Man
ließ ihn durch die Felder schweifen;
von daher auch sein Name "hpj" -
"der Eilende". Sein Umherstreifen
sollte reiche Frucht bringen.
Der Tanz der Israeliten um das
goldene Kalb war geradezu die
Beschwörung des alten
Wohlergehens (2 Mose, 32).
Abends ging die Sonne in den Leib
der Himmelskuh (Hathor) ein - am
nächsten Tag wurde sie wieder aus
ihr geboren. So stand der natürliche
Kreislauf im bildlichen
Zusammenhang des Rindes.
In der modernen Kultur des Westens
wird die Kuh zum Symbol des
Mütterlichen. Als Vertreterin der
ersten Nahrung kann das Spiel mit
einer Kuh zur tiefenpsychologischen
Signatur früher Erfahrungen
werden, weist auf Urvertrauen und
frühe Weisen seelischer Stabilität.
Selbst die Tötung des Stieres kann
zur Chiffre des Lebens werden. Im
Kult des Mithras, eines in der Antike
weit verbreiteten iranischen
Mysterienkultes, stand im Zentrum
des Rituals die Enthüllung des
sakramentalen Bildes, auf dem
Mithras das Tier tötet: damit aus
seinem Leib und Samen die Tierund
Pflanzenwelt neu erstehen kann.
In Assoziation dazu stehen die
Stierkämpfe Iberiens. Der
gewaffneten Kraft und dem präzisen
Geschick des Menschen wird der
"Ein Mensch, durch Unglück
gemäßigt
Wenn sie einen Menschen
zeigen wollen, der durch
zurückliegendes Unglück
gemäßigt wurde, zeichnen sie
einen mit wilden Feigen
bekränzten Stier. Denn wenn
der Stier in Rage gerät, geht er
unter die wilden Feigen und
beruhigt sich."
Horapollo II, 77
Das Tierkreiszeichen Stier hat in der
Astrologie die Bedeutung der
"Erhöhung des Mondes". Das
bedeutet: in diesem
Tierkreisabschnitt sind die Kräfte
des Wachsens und Gedeihens
"erhöht". Die Sonne durchläuft
dieses Zeichen im April: in die
Knospen schießt Saft, und sie
grünen, die Obstbäume stehen in
Pracht, und eine riesige Blumenfülle
sprießt.
Analogien des Mondes sind: das
Feuchte, das Weibliche, der
Intellekt, die Mathematik, die Musik,
das Volk, die Nacht. Alles diese
Aspekte stehen in enger Verbindung
zur Natur, zu den Sinnen, zur Ratio.
"Wird dir der Wildstier dienen
wollen,/ bleibt er an deiner
Krippe zur Nacht?
Hältst du am Seil ihn in der
Furche,/ pflügt er die Täler
hinter dir her?
Traust du ihm, weil er so stark
ist?/ Überläßt du ihm deine