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Die Sprache der Bilder - enostopos

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Schlachtgeschrei."<br />

Ijob 39 19 - 25<br />

Das Pferd<br />

Es ist ein „Schärfe“ im Bild des<br />

Pferdes angesprochen, des Denkens,<br />

des Urteils. <strong>Die</strong>ses entspricht<br />

astrologisch dem Symbol des Mars:<br />

nach <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Entsprechungen<br />

gehören die stechenden Insekten,<br />

ebenso dornenbewehrte Äste, auch<br />

alle Nesselpflanzen zum Gestirn<br />

dieses antiken Gottes des Krieges.<br />

<strong>Die</strong>se Dimension geht nahtlos über<br />

in die kriegerische Welt <strong>der</strong><br />

mittelalterlichen Ritter.<br />

"Wenn sie Wespen bezeichnen<br />

wollen, zeichnen sie ein totes<br />

Pferd. Denn aus toten Pferden<br />

entstehen viele Wespen."<br />

"Gabst du dem Ross die<br />

Heldenstärke, / kleidest du mit<br />

einer Mähne seinen Hals?<br />

Lässt du es wie Heuschrecken<br />

springen? / Furchtbar ist sein<br />

stolzes Wiehern.<br />

Es scharrt im Tal und freut<br />

sich, / zieht mit Macht dem<br />

Kampf entgegen.<br />

Es spottet <strong>der</strong> Furcht und<br />

kennt keine Angst / und kehrt<br />

nicht um vor dem Schwert.<br />

Über ihm klirrt <strong>der</strong> Köcher, /<br />

Speer und Sichelschwert<br />

blitzen.<br />

Mit Donnerbeben wirbelt es<br />

den Staub auf, / steht nicht still<br />

beim Klang des Horns.<br />

Sooft das Horn hallt, wiehert<br />

es "hui" / und wittert den<br />

Kampf schon von weitem, /<br />

<strong>der</strong> Anführer Lärm und das<br />

Über Jahrtausende zogen Pferde die<br />

Streitwägen <strong>der</strong> Fürsten; verheerend<br />

brachen die gepanzerten Gespanne<br />

in die Reihen <strong>der</strong> Soldaten. Spät erst<br />

ritten die Privilegierten <strong>der</strong><br />

ständischen Gesellschaft auf<br />

Pferden; im Mittelalter hießen sie<br />

"Ritter".<br />

Den Griechen und Römern galt das<br />

Pferd als schlimmes und<br />

unheilkündendes Vorzeichen. Vergil<br />

lässt den aus Troja vertriebenen<br />

König Anchises, <strong>der</strong> auf seiner<br />

Irrfahrt eine Insel erkundet und<br />

plötzlich weidende Pferde erblickt,<br />

ausrufen:<br />

"Krieg bringst du, o gastliches<br />

Land uns/ Kriegsdienst<br />

waffnet das Roß, Krieg droht<br />

die weidende Herde!"<br />

In verwandte Bedeutung weisen die<br />

vier Reiter <strong>der</strong> Geheimen<br />

Offenbarung: dort wird ein weißes<br />

Pferd verbunden mit "Sieg", ein<br />

rotes mit "Friedlosigkeit, Schlacht<br />

und Schwert", ein schwarzes mit<br />

"Teuerung", und ein fahles Pferd mit<br />

"Schwert, Hunger und Tod" (Offb, 6,<br />

1 - 8). Auch ein fünftes Pferd und<br />

ein fünfter Reiter (19, 11) wird in<br />

Begriffen, die an das<br />

Kriegshandwerk anklingen,<br />

charakterisiert; bei ihm kommt<br />

jedoch "das scharfe Schwert aus<br />

seinem Mund". Sein Name ist "Das<br />

Wort Gottes".<br />

Horapollo, II, 44<br />

Nach antiker Meinung entstanden<br />

manche Insekten und Würmer aus<br />

verwesenden Tieren. Aus <strong>der</strong><br />

Kombination von „Pferd und<br />

Wespe“ kann man deuten: aus<br />

„herumliegenden Leichnamen“<br />

entstehen Gifte, reißende Stacheln,<br />

Wunden als Erben des Konfliktes.<br />

Aus unbearbeiteten Überresten von<br />

Trauma und Streit ergeben sich<br />

"fliegende", "verwundende",<br />

"brennende" Stachelwesen einer<br />

nächsten Generation.<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt hat das Pferd<br />

einen ganz an<strong>der</strong>en Sinn gewonnen.<br />

Was bedeutet es wohl, wenn das<br />

Tier heute ein Gegenstand <strong>der</strong><br />

heftigen Zuneigung weiblicher<br />

Teenager ist? Sie schätzen wohl<br />

jenes hoch, was in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Kultur "Wert" besitzt: Feuer,<br />

Durchsetzung, Schärfe. Das sich<br />

bäumende Pferd begleitet das<br />

Röhren <strong>der</strong> Motoren, <strong>der</strong>en Kraft in<br />

"Pferdestärken" gemessen wird.<br />

Heute kann jede und je<strong>der</strong> bestehen,<br />

kann „Adel“ erringen, wenn auch<br />

meist nur in <strong>der</strong> Phantasie und im<br />

Tagtraum. Um die „Idee des<br />

Pferdes“ zu realisieren, bedarf es<br />

hoher Konzentration, langer Übung:<br />

Aspekte des Geistes, die die<br />

Kampfkunst trainiert.<br />

Konzentrierte und zugespitzte<br />

sportliche Höchstleistung ist die

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