Die Sprache der Bilder - enostopos
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Einleitung<br />
lehren,/<br />
die Fische des Meeres<br />
erzählen es dir."<br />
Ijob, 12, 7 - 8.<br />
"Nun fand er überall<br />
Bekanntes wie<strong>der</strong>, nur<br />
wun<strong>der</strong>lich gemischt, gepaart,<br />
und also ordneten sich selbst<br />
in ihm oft seltsame Dinge. Er<br />
merkte bald auf die<br />
Verbindungen in allem, auf<br />
Begegnungen,<br />
Zusammentreffungen. Nun sah<br />
er bald nichts mehr allein. - In<br />
große, bunte Bil<strong>der</strong> drängten<br />
sich die Wahrnehmungen<br />
seiner Sinne: er hörte, sah,<br />
tastete und dachte zugleich. Er<br />
freute sich, Fremdlinge<br />
zusammen zu bringen. Bald<br />
waren ihm die Sterne<br />
Menschen, bald die Menschen<br />
Sterne, die Steine Tiere, die<br />
Wolken Pflanzen, er spielte mit<br />
den Kräften und<br />
Erscheinungen, er wußte, wo<br />
er dieses und jenes finden und<br />
erscheinen lassen konnte, und<br />
er griff selbst in den Saiten<br />
nach Tönen und Gängen<br />
umher."<br />
Novalis, <strong>Die</strong> Lehrlinge zu Sais<br />
Eine "<strong>Sprache</strong> <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>" eröffnet<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Vielfalt, schenkt<br />
Dimensionen an Freiheit. Neben<br />
poetischen Metaphern kann das<br />
Gleichnis <strong>der</strong> Bibel stehen,<br />
Schöpfungen von Malern und<br />
Bildhauern können sich zu<br />
Fotografie, Fabel und Allegorie<br />
fügen. Naturkunde und Wissenschaft<br />
<strong>der</strong> Embleme können sich<br />
austauschen, und die antiken Werke,<br />
die die ägyptischen Hieroglyphen zu<br />
deuten suchten, ergänzen.<br />
"Das Geheimnis <strong>der</strong> Welt<br />
eröffnet sich überall dort, wo<br />
es uns gelingt, das Universum<br />
transparent zu sehen."<br />
Teilhard de Chardin<br />
In eine "<strong>Sprache</strong> <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>" können<br />
alle Formen eingehen, die die<br />
Metaphorik <strong>der</strong> westlichen Kultur<br />
prägen: sie münden für unsere<br />
Gegenwart in die "Pansophie" <strong>der</strong><br />
rudolfinischen Epoche, in die Mystik<br />
des Jakob Böhme, in die<br />
aufbrechende Bil<strong>der</strong>welt des<br />
Barock. Und danach geht die<br />
Bewegung viel weiter, und auch die<br />
mo<strong>der</strong>ne Kunst lebt gewiss nicht nur<br />
in distanzierten Zitaten davon.<br />
Es sind pralle Bil<strong>der</strong> voll prächtiger<br />
Vitalität. Sie schenken Ahnungen<br />
von Weite und Stufe, Eindrücke von<br />
Licht und von Klarheit.<br />
In ihnen "webt" das Geheimnis <strong>der</strong><br />
Erscheinungen <strong>der</strong> Welt.<br />
"Frag nur die Tiere, sie lehren<br />
es dich,/<br />
die Vögel des Himmels, sie<br />
künden es dir.<br />
Rede zur Erde, sie wird dich<br />
80 Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Metaphern dieses<br />
Buches "bekleiden" ebenso viele<br />
Begriffe: zuerst kommen jeweils 16<br />
Symbole aus dem Reich <strong>der</strong><br />
Säugetiere, <strong>der</strong> Vögel, <strong>der</strong> Reptilien,<br />
<strong>der</strong> Pflanzen, <strong>der</strong> Erden und Metalle<br />
u. a. m.. In ihnen soll eine<br />
polyvalente Vorstellung <strong>der</strong><br />
möglichen Bedeutungen und <strong>der</strong><br />
bildlichen und kommunikativen<br />
Weiterungen entworfen werden.<br />
Das in dieser Weise entwickelte<br />
"Verstehen" soll helfen, sechs<br />
Weissagungen zu folgen: Träumen<br />
des Pharao, des Nebukadnezzar,<br />
Visionen des Daniel, <strong>der</strong> Schau <strong>der</strong><br />
Hildegard von Bingen, des<br />
Johannes, einem Gedicht des Michel<br />
Nostradamus.<br />
"Poesie ist die Muttersprache<br />
des menschlichen<br />
Geschlechts . Sieben Tage im<br />
Stillschweigen des Nachsinns<br />
o<strong>der</strong> Erstaunens saßen sie; - -<br />
und thaten ihren Mund auf - zu<br />
geflügelten Sprüchen. Sinne<br />
und Leidenschaften verstehen<br />
nichts als Bil<strong>der</strong>. In Bil<strong>der</strong>n<br />
besteht <strong>der</strong> ganze Schatz<br />
menschlicher Erkenntniß und<br />
Glückseeligkeit."<br />
Johann Georg Hamann, Aesthetica<br />
in nuce