Die Sprache der Bilder - enostopos
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daß ich ihn nicht<br />
vom Regen unterscheide.<br />
Will es ein Ziel,<br />
so ist nichts anzufangen,<br />
Kopfstoßend starr<br />
durchstemmt es sein<br />
Verlangen,<br />
Dann blökt es<br />
seiner Mutter zu, <strong>der</strong> bangen.<br />
Lamm Gottes, das<br />
<strong>der</strong> Menschen Heil beginnt,<br />
Lamm Gottes, das uns zählt<br />
und kennt und findt,<br />
Lamm Gottes, sieh, erbarm<br />
dich dessen, was wir sind.<br />
Gib uns den Frieden,<br />
nicht den Krieg bescher,<br />
Lamm, schrecklich<br />
in des rechten Zornes Wehr,<br />
O du, einziges Lamm,<br />
Gott und Gottvaters Einziger."<br />
Paul Verlaine (in <strong>der</strong> Übersetzung<br />
von Rainer Maria Rilke)<br />
Das Schaf<br />
7). <strong>Die</strong>ses Bild führt Johannes <strong>der</strong><br />
Täufer weiter: "Seht das Lamm<br />
Gottes, das die Sünden <strong>der</strong> Welt<br />
hinwegnimmt" (Joh 1, 29). <strong>Die</strong><br />
Geheime Offenbarung spricht<br />
schließlich vom Sieg, von <strong>der</strong><br />
"Hochzeit des Lammes" (Offb, 19,<br />
17).<br />
Wie kein an<strong>der</strong>es Tier steht das<br />
Lamm für Güte. <strong>Die</strong><br />
freundschaftliche Versammlung <strong>der</strong><br />
Menschen, die "guten Willens" sind,<br />
geschieht im Zeichen dieses Bildes.<br />
Wi<strong>der</strong>christliche und zerstörerische<br />
Kräfte werden im Ausbau dieses<br />
Bildes zu Raubtieren - Löwen,<br />
Wölfen, Monstern und Bestien - die<br />
in "die Herde" brechen. Wer diesen<br />
Raub begünstigt, übel Regierende,<br />
sind "schlechte Hirten"; es sind<br />
"Mietlinge", die fliehen, wenn das<br />
Böse anklopft.<br />
Welche Qualitäten "besitzt" dieses<br />
Tier, um so menschlich profunde<br />
Bedeutungen zu gewinnen? Welche<br />
Gefühle lösen diese Wesen aus? <strong>Die</strong><br />
neugeborenen Lämmer in <strong>der</strong><br />
frischen Frühlingsluft auf den<br />
Weiden - sie ruhen wollig-rund im<br />
hohen Gras - dann treiben große<br />
Herden durch die Wachol<strong>der</strong>. Im<br />
Winter verarbeiteten Frauen und<br />
Kin<strong>der</strong> die Wolle, die im Frühjahr<br />
geschoren war, sie reinigen sie,<br />
zupfen sie, spinnen, weben.<br />
Wie kaum ein zweites Tier eröffnet<br />
das Lamm Ahnungen von <strong>der</strong><br />
utopischen Horizonten eines<br />
Reiches Gottes.<br />
"Agnus dei<br />
Es sucht das Lamm<br />
die Bitterkeit <strong>der</strong> Heide,<br />
Zieht Salz dem Zucker vor<br />
auf seiner Weide,<br />
Sein Schritt wird laut im Staub,<br />
Das Symbol Schaf hat die<br />
Dimensionen Lamm und Wid<strong>der</strong>.<br />
Der Wid<strong>der</strong> steht bei Horapollo für<br />
"Narretei und Unmäßigkeit" (II,<br />
85); <strong>der</strong> Schafbock gehört jedoch<br />
nicht zu den Tierkreiszeichen - <strong>der</strong><br />
"Wid<strong>der</strong>" dort ist ein Rammbock, ein<br />
Kriegsgerät <strong>der</strong> Antike.<br />
Völlig an<strong>der</strong>e Bedeutung gewinnt<br />
das Lamm als zentrales christliches<br />
Symbol; es ist das älteste und<br />
verbreitetste Zeichen für Christus.<br />
Schon <strong>der</strong> Prophet Jesaja schaut ein<br />
"Lamm, das zur Schlachtbank<br />
geführt wird..., denn <strong>der</strong> Herr warf<br />
unser aller Sünden auf ihn" (Jes 53,<br />
"Dann wohnt <strong>der</strong> Wolf beim<br />
Lamm, <strong>der</strong> Panther liegt beim<br />
Böcklein. Kalb und Löwe<br />
weiden zusammen, ein kleiner<br />
Knabe kann sie hüten. Kuh<br />
und Bärin freunden sich an,<br />
ihre Jungen liegen<br />
beieinan<strong>der</strong>. Der Löwe frißt<br />
Stroh wie das Rind. Der<br />
Säugling spielt vor dem<br />
Schlupfloch <strong>der</strong> Natter, das<br />
Kind streckt seine Hand in die<br />
Höhle <strong>der</strong> Schlange."<br />
Jesaja 11, 6 - 8