Die Sprache der Bilder - enostopos
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Wort und sagte: Der Herr hat<br />
diese Pferde gesandt, damit<br />
sie die Erde durchziehen. Und<br />
sie antworteten dem Engel des<br />
Herrn, <strong>der</strong> zwischen den<br />
Myrtenbäumen stand: Wir<br />
haben die Erde durchzogen -<br />
die ganze Erde ruht und liegt<br />
still."<br />
Sacharja 1, 8 - 11<br />
"Stärke<br />
Um Stärke zu zeigen, zeichnen<br />
sie Teile des Löwen, denn in<br />
ihnen lebt die ganze Kraft des<br />
Löwenkörpers."<br />
Horapollo I, 18.<br />
"Der Kaiser war enttäuscht.<br />
Der Löwe gehorchte ihm nicht,<br />
son<strong>der</strong>n seinem Opfer. "Du<br />
Elen<strong>der</strong>, dich <strong>der</strong>art fangen zu<br />
lassen", murmelte er vor sich<br />
hin. Der Löwe war nämlich,<br />
ohne zu wissen, wie ihm das<br />
geschah, überwältigt worden.<br />
Der Kaiser hätte den<br />
machtvollen Schwächling<br />
totpeitschen lassen mögen.<br />
Erbarmen zu haben, welche<br />
Alltäglichkeit! Der Löwe war<br />
ganz schlapp. <strong>Die</strong> Sanfte hatte<br />
eine entsetzliche Angst, im<br />
Löwen könne das Tier wie<strong>der</strong><br />
erwachen. Der Löwe bebte<br />
unter höheren Einflüssen. Das<br />
Mädchen fürchtete, ihre Macht<br />
möchte zu zart sein. Aber die<br />
Zartheit übte die stärkste<br />
Macht aus. <strong>Die</strong> Löwenseele<br />
war gebändigt."<br />
R. Walser, Der Löwe und die<br />
Christin<br />
Der Löwe<br />
Der Löwe galt als "König <strong>der</strong><br />
Tiere". Der Tierkreisabschnitt Löwe,<br />
dem dieses Tier entspricht, ist <strong>der</strong><br />
Himmelsort, an dem auch<br />
Zeus/Jupiter Wohnung haben soll.<br />
Wenn die Sonne in diesem Zeichen<br />
steht, im Juli und August, ist ihre<br />
Kraft am höchsten. Sie brennt mit<br />
feuriger Kraft vom Himmel: "im<br />
Löwen glüht die Sonne", so spricht<br />
Seneca.<br />
<strong>Die</strong> Sonne, körperlich gefasst, ist<br />
ein Analogon des Herzens,<br />
übertragen des "beherzten Mutes".<br />
Alles sehr Bedeutende, die höchsten<br />
Würden wurden mit diesem Bild<br />
signifiziert. Der Löwe ist Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Heraldik des Herrschers, und<br />
Teile des Löwenkörpers wurden zu<br />
Würdeformen in <strong>der</strong> bildenden<br />
Kunst .<br />
Der Physiologus (1) schreibt<br />
ausführlich zum Löwen. Sein erstes<br />
Charakteristikum sei, eigene Spuren<br />
mit dem Schwanz zu verwischen; er<br />
übe so List. Und das zweite: wenn er<br />
in seiner Höhle schlafe, habe er die<br />
Augen offen; das bedeute<br />
Konzentration und höchste<br />
Wachsamkeit. Und weiter:<br />
"Wenn die Löwin das Junge<br />
gebiert, so gebiert sie es tot<br />
und wacht bei <strong>der</strong> Leiche, bis<br />
<strong>der</strong> Vater kommt am dritten<br />
Tag, ihm ins Gesicht bläst und<br />
es so weckt. So hat auch unser<br />
Gott, <strong>der</strong> Allherrscher, <strong>der</strong><br />
Vater aller, am dritten Tag<br />
seinen erstgeborenen Sohn,<br />
<strong>der</strong> vor aller Schöpfung war,<br />
unseren Herrn Jesus Christus<br />
auferweckt."<br />
Danach spricht <strong>der</strong> Physiologus von<br />
<strong>der</strong> verschlingenden Seite des<br />
Löwen. Wenn er hungrig sei,<br />
markiere er mit seinem Schwanz<br />
einen Kreis, dann lege er sich an<br />
den Anfang dieses Kreises. <strong>Die</strong><br />
umrissenen Tiere suchten nun einen<br />
Ausweg, sie liefen <strong>der</strong> Spur entlang;<br />
voller Angst drängten sie sich<br />
zusammen, kämen dem Löwen<br />
immer näher - "da erhebt er sich,<br />
schlägt sie und frisst sie auf."<br />
Petrus mahnt in seinem ersten Brief<br />
die Gemeinde: "Seid nüchtern und<br />
wachsam! Euer Wi<strong>der</strong>sacher, <strong>der</strong><br />
Teufel, geht wie ein brüllen<strong>der</strong> Löwe<br />
umher und sucht, wen er<br />
verschlingen kann" (5, 8). In<br />
späteren Darstellungen wird <strong>der</strong><br />
Rache des Löwen oft als das Tor <strong>der</strong><br />
Hölledargestellt. Der sozialkritische<br />
Aspekt dieser Bil<strong>der</strong> ist beträchtlich:<br />
die größten Gefährdungen des<br />
Menschen entstehen aus<br />
militärischer Gewalt und<br />
fürchterlicher Gier <strong>der</strong> "Fürsten <strong>der</strong><br />
Welt" (Joh 12, 31).<br />
Der Löwe ist ein Bild des<br />
Schreckens: <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> ihn<br />
auftauchen sieht, erstarrt<br />
(Horapollo 20).<br />
"Wie sie Mut, Zorn und Raserei<br />
kennzeichnen<br />
Wenn sie Mut Zorn Raserei<br />
Zeigen wollen malen sie den<br />
Löwen<br />
Er hat einen großen Kopf und<br />
ein großes Herz<br />
Und die Pupille seiner Augen