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GESCHICHTE UND KULTUR 37<br />
Die Slowaken<br />
Die überwiegende Mehrheit der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit wohnt in Uzhhorod<br />
und dem Grenzgebiet zur Slowakei. Ein <strong>Teil</strong> von ihnen gehört zur auto<strong>ch</strong>thonen<br />
Bevölkerung der Gegend, die anderen kamen 1919 hierher, als Transkarpatien<br />
der damaligen Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik anges<strong>ch</strong>lossen wurde 1947<br />
ist ein <strong>Teil</strong> der Slowaken in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei zurückgekehrt.<br />
1991, na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit der Ukraine, setzte ein Prozess<br />
der nationalen Wiedergeburt der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit ein. Seit den 90-er<br />
Jahren sind in Transkarpatien fünf öffenli<strong>ch</strong>e Kulturvereinigungen der<br />
Slowaken entstanden. Sie alle berei<strong>ch</strong>ern das Bildungs-und Kulturleben unserer<br />
Gegend.<br />
Die Deuts<strong>ch</strong>en<br />
Sie kamen als Kolonisten aus deuts<strong>ch</strong>en und österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Regionen auf<br />
Einladung der ungaris<strong>ch</strong>en Könige. Sie sollten die dur<strong>ch</strong> den Tatareneinfall<br />
im 13. Jh. entvölkerten Gebiete neu besiedeln. Die Umsiedler aus Sa<strong>ch</strong>sen<br />
ließen si<strong>ch</strong> in Vorgebirgsregionen der Karpaten und an der Theiß nieder. Sie<br />
bauten die zerstörten und entvölkerten Dörfer und Städte auf und gründeten<br />
neue: Mukats<strong>ch</strong>ewo, Berehowo (Lampre<strong>ch</strong>tshaz), Söllös<strong>ch</strong>, Chust,<br />
Wys<strong>ch</strong>kowo, Tjats<strong>ch</strong>iw (Deuts<strong>ch</strong>au), Sighet, Solotwyno, Dowhe Pole.<br />
Die deuts<strong>ch</strong>en Kolonisten haben neue re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en der<br />
königli<strong>ch</strong>en Gewalt und den Freisiedlern auf der Basis von Selbsverwaltung<br />
eingeführt. In kurzer Zeit waren die deuts<strong>ch</strong>en Handwerker in der Produktion<br />
dominierend. Deuts<strong>ch</strong>e Bergleute setzten eine neue Te<strong>ch</strong>nik der Salzförderung<br />
ein und haben den Salzabbau in Solotwino lange Zeit in ihren Händen<br />
konzentriert. Allmähli<strong>ch</strong> ging diese Kolonistengeneration dur<strong>ch</strong> Assimilation<br />
in der ungaris<strong>ch</strong>en und teilweise der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerung auf.<br />
Die nä<strong>ch</strong>ste Welle der deuts<strong>ch</strong>en Ansiedlung fiel auf die ersten Jahrzehnte<br />
des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Reformation und dem<br />
Bauernkrieg in Deuts<strong>ch</strong>land.<br />
1711, na<strong>ch</strong> dem Ende der Kriege mit Transsylvanien und dem osmanis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>, beginnen die österri<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>en, die Umsiedlung deuts<strong>ch</strong>er<br />
Kolonisten in unsere Gegend verstärkt zu fördern.<br />
Neue deuts<strong>ch</strong>e Siedlungen ers<strong>ch</strong>einen ni<strong>ch</strong>t nur im Vorgebirgsland bei<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo und Berehowo, sondern au<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> in den Bergen. Im Tereswa-<br />
Tal (benannt na<strong>ch</strong> der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Kaiserin Maria-Theresia) werden<br />
Bauern und Forstleute aus dem Salzkammergut angesiedelt. Sie sollen das<br />
Tal ers<strong>ch</strong>liessen und für die Waldwirts<strong>ch</strong>aft nutzbar ma<strong>ch</strong>en (Holzbedarf der<br />
Salzmine Solotwyno). Im Tereswa-Tal lebten die Deuts<strong>ch</strong>en bis zum Ausbru<strong>ch</strong><br />
des 2. Weltkriegs vorallem in Deuts<strong>ch</strong> Mokra (hier praktis<strong>ch</strong> unter si<strong>ch</strong>), in<br />
Russis<strong>ch</strong> Mokra, in Königsfeld (Ust-Ts<strong>ch</strong>orna) und in Dubowe. Eine weitere<br />
grosse Gemeins<strong>ch</strong>aft lebte in Ra<strong>ch</strong>iw.<br />
Der Zuzug von Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ostmitteleuropa dauert bis ins 20. Jahrhundert<br />
an. 1910 lebten in den se<strong>ch</strong>s nordöstli<strong>ch</strong>en Komitaten des Ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Königrei<strong>ch</strong>es 18‘500 Deuts<strong>ch</strong>e in Städten und 94‘000 in Dörfern. Der Prozess<br />
der Madjarisierung Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. hat au<strong>ch</strong> die örtli<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>en betroffen. Na<strong>ch</strong> 1870 wurden alle staatli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulen mit deuts<strong>ch</strong>er<br />
Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>lossen. Na<strong>ch</strong> dem Zerfall von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn<br />
(Oktober 1918) ist ein großer <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Österrei<strong>ch</strong> und<br />
Deuts<strong>ch</strong>land zurückgewandert. In der demokratis<strong>ch</strong>en Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei kam<br />
es zur Wiederbelebung des kulturellen Lebens der transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>en. 1936 gab es wieder 24 deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen in der Gegend, die 2‘000<br />
S<strong>ch</strong>üler unterri<strong>ch</strong>teten. Während des 2. Weltkrieges haben viele deuts<strong>ch</strong>e<br />
Ansiedler die grossdeuts<strong>ch</strong>e fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Politik unterstützt und nannten si<strong>ch</strong><br />
„Karpato-Germanen“.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Einmars<strong>ch</strong> der sowjetis<strong>ch</strong>en Armee in Transkarpatien zog si<strong>ch</strong> der<br />
grösste <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en mit der Wehrma<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Westen zurück. Denen,<br />
die geblieben waren, wurden alle gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te entzogen. Laut<br />
einer Verordnung des NKWD wurden ganze Familien zur Wiederaufbauarbeiten<br />
in das Donbas, die Ostukraine und Sibirien deportiert. Diejenigen,<br />
die die Grausamkeiten der Deportation überlebt hatten, konnten ab 1955 nur<br />
halb legal na<strong>ch</strong> Transkarpatien zurückkehren, legal war dies erst na<strong>ch</strong> 1956<br />
mögli<strong>ch</strong>. 1993 betrug die Anzahl der deuts<strong>ch</strong>en Bevölkerung in der Gegend<br />
no<strong>ch</strong> 3‘400 Mens<strong>ch</strong>en. Seither haben sehr viele von der Mögli<strong>ch</strong>keit Gebrau<strong>ch</strong><br />
gema<strong>ch</strong>t, na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land oder Österrei<strong>ch</strong> auszuwandern. In den 90-er Jahren