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PDF GUIDEBOOK<br />
PDF-Reiseführer<br />
«TRANSKARPATIEN»<br />
AUSSCHLIESSLICH ZUR PERSÖNLICHEN VERWENDUNG<br />
Die gedruckte Fassung dieses Reiseführers ist vergriffen.<br />
Diese elektronis<strong>ch</strong>e Fassung ist auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für den<br />
persönli<strong>ch</strong>en Gebrau<strong>ch</strong> bestimmt. Sie sind bere<strong>ch</strong>tigt,<br />
den Führer integral oder auszugsweise auszudrucken.<br />
Jede andere Vervielfältigung sowie jegli<strong>ch</strong>e elektronis<strong>ch</strong>e<br />
Weiterverwendung oder Nutzbarma<strong>ch</strong>ung (integral<br />
oder auszugsweise) sind verboten.<br />
© ku:ku'ruz | Urs Fankhauser 2002, 2009<br />
www.kukuruz.<strong>ch</strong> eMail: info@kukuruz.<strong>ch</strong>
Transkarpatien – Planen und Reisen<br />
Reiseführer. Us<strong>ch</strong>horod: “Lira”, 2004<br />
Dieser Reiseführer ist ein Versu<strong>ch</strong>, mögli<strong>ch</strong>st umfassende Informationen zu<br />
Geographie und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, zur Kultur sowie über die touristis<strong>ch</strong>en<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten Transkarpatiens zu vermitteln. Er wird Sie bei der Realisierung<br />
Ihrer Reisepläne unterstützen und Ihre ersten S<strong>ch</strong>ritte bei der Entdeckung<br />
dieser Region begleiten<br />
Idee, Konzeption, Text:<br />
Sergey Step<strong>ch</strong>uk, Urs Fankhauser<br />
Übersetzung:<br />
Tatjana Kusmenko<br />
Redaktion der deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Fassung:<br />
Urs Fankhauser<br />
Die Realisation dieses Projekts wurde ermögli<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong> die finanzielle Unterstützung der<br />
Direktion für Entwicklung und<br />
Zusammenarbeit (DEZA)<br />
© Serhij Stepts<strong>ch</strong>uk, Us<strong>ch</strong>horod, 2004<br />
© Verlag “Lira”<br />
© elektronis<strong>ch</strong>e Fassung (2009)<br />
ku:ku'ruz | Urs Fankhauser<br />
www.kukuruz.<strong>ch</strong><br />
eMail info@kukuruz.<strong>ch</strong>
Berg Sywulja
Vorwort<br />
Das Leben ist eine ständige Su<strong>ch</strong>e und diese Su<strong>ch</strong>e bringt die Entdeckung<br />
neuer und interessanter Seiten - deshalb hat das Reisen die Mens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>on<br />
immer gelockt. Dieser Reiseführer ist ein Versu<strong>ch</strong>, mögli<strong>ch</strong>st umfassende<br />
Information über die Geographie, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, die Kultur und die<br />
touristis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten Transkarpatiens zu vermitteln. Transkarpatien<br />
ist eine der s<strong>ch</strong>önsten Regionen der Ukraine. Es liegt mitten in Europa an der<br />
Kreuzung der Kulturen, Völker und Religionen, an der Grenze zwis<strong>ch</strong>en Ost<br />
und West. Unser Reiseführer wird Ihnen bei der Verwirkli<strong>ch</strong>ung Ihrer<br />
Interessen behilfli<strong>ch</strong> sein und Ihre ersten S<strong>ch</strong>ritte bei der Ers<strong>ch</strong>ließung dieser<br />
Region begleiten.<br />
Wer einmal Transkarpatien besu<strong>ch</strong>t hat, wird nie die Fris<strong>ch</strong>e und Ruhe der<br />
Urwälder, die Gerü<strong>ch</strong>e der blühenden Wiesen, das Brausen der Gebirgsbä<strong>ch</strong>e,<br />
die steil aufragenden Bergrücken, den Ges<strong>ch</strong>mack von S<strong>ch</strong>afkäse, den Klang<br />
der Trembita sowie die Offenheit und Gastfreundli<strong>ch</strong>keit der Mens<strong>ch</strong>en<br />
vergessen. Hier, im Rei<strong>ch</strong> der Ruhe und der unberührten Natur weitab vom<br />
Lärm der Flugzeuge, Fabriken und Großstädte bewahrt die auto<strong>ch</strong>thone<br />
Bevölkerung ihre alten Bräu<strong>ch</strong>e, ihre Kunst und und ihre Spra<strong>ch</strong>e. Die<br />
ukrainis<strong>ch</strong>en Stämme der Lemken, Bojken und Huzulen leben hier seit<br />
Jahrhunderten friedli<strong>ch</strong> mit Ungarn, Russen, Slowaken, Rumänen, Roma,<br />
Deuts<strong>ch</strong>en, Juden und anderen Völkern friedli<strong>ch</strong> zusammen. Dieses bunte<br />
Spra<strong>ch</strong>en- und Völkergemis<strong>ch</strong> hat in Transkarpatien ein einzigartiges<br />
Lokalkolorit ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Transkarpatien kann auf eine we<strong>ch</strong>selhafte und rei<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zurückblicken. Es geriet in die Hände vers<strong>ch</strong>iedener Besitzer und war oft im<br />
Mittelpunkt religiöser Kriege und von Aufständen gegen die Feudalherrs<strong>ch</strong>aft.<br />
Allein im 20. Jahrhundert we<strong>ch</strong>selte die Region die Staatsangehörigkeit<br />
se<strong>ch</strong>smal. Transkarpatien vereinigt auf seinem Territorium ni<strong>ch</strong>t nur<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Völker, sondern au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene geografis<strong>ch</strong>e und klimatis<strong>ch</strong>e<br />
Zonen - von warmen Talgebieten mit fru<strong>ch</strong>tbarem Ackerland und weiten<br />
Weingärten bis zu Ho<strong>ch</strong>gebirgswiesen mit S<strong>ch</strong>afherden. Transkarpatien ist<br />
bis heute eine der intaktesten Regionen der Ukraine. Dur<strong>ch</strong> den<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Niedergang na<strong>ch</strong> dem Zerfall der Sowjetunion und die<br />
s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> entwickelte S<strong>ch</strong>werindustrie ist Transkarpatien von Umweltbelastungen<br />
weitgehend vers<strong>ch</strong>ont geblieben.<br />
Die allgemeine Wirts<strong>ch</strong>aftskrise Anfang der 90-er Jahre hatte unter anderem<br />
einen Einbru<strong>ch</strong> im Tourismus zur Folge. Aber in letzter Zeit verzei<strong>ch</strong>net er<br />
ein hohes Wa<strong>ch</strong>stum und soll in der nä<strong>ch</strong>sten Zukunft wieder eine der<br />
führenden Bran<strong>ch</strong>en in der Region werden. Da die Tourismusinfrastruktur<br />
no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> ausgebaut ist, bleibt viel Raum für die Entwicklung eines<br />
sanften, naturnahen Tourismus, der keine ho<strong>ch</strong>klassigen Dienstleistungen<br />
verlangt. Im Unters<strong>ch</strong>ied zu unseren nä<strong>ch</strong>sten Na<strong>ch</strong>barn - Polen, der Slowakei<br />
und Ungarn - wo Aktivtourismus s<strong>ch</strong>on ein flä<strong>ch</strong>endeckendes Ausmass errei<strong>ch</strong>t<br />
hat, wird diese Art des Reisens in der Ukraine eben erst entdeckt und<br />
Transkarpatien bleibt wohl no<strong>ch</strong> für einige Zeit ein Geheimtipp sowohl für<br />
ukrainis<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> für ausländis<strong>ch</strong>e Touristen.<br />
Transkarpatien bietet ni<strong>ch</strong>t nur Sanatorien, Kurorte, Mineralwasserquellen,<br />
Wein und kulinaris<strong>ch</strong>e Vielfalt, sondern au<strong>ch</strong> wunders<strong>ch</strong>öne Holz- und<br />
Steinkir<strong>ch</strong>en, Klöster, S<strong>ch</strong>lösser, Synagogen und alte jüdis<strong>ch</strong>e Friedhöfe sowie<br />
Tausende von Wanderwegen, die auf Sie warten.<br />
Beginnen wir also unsere Reise!
Allgemeine Informationen<br />
Geographie, Lands<strong>ch</strong>aft, Relief<br />
Transkarpatien liegt in der Westukraine, an den südli<strong>ch</strong>en Abhängen der<br />
Karpaten und im Nordosten der Mitteldonau-Ebene. Naturgeographis<strong>ch</strong><br />
gesehen wird das Gebiet in zwei lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Regionen unterteilt: Die<br />
Bergregion (Karpaten) und das Fla<strong>ch</strong>land (Transkarpatis<strong>ch</strong>e Ebene). Den<br />
größten Anteil des Territoriums stellt das Bergland dar, nur 20% entfallen auf<br />
das Fla<strong>ch</strong>land.<br />
Die Flä<strong>ch</strong>e von Transkarpatien beträgt 12‘800 Quadratkilometer. Das Gebiet<br />
(Oblast) ist verwaltungsmäßig in 13 Bezirke (Rayons) aufgeteilt. Es besteht<br />
aus 10 größeren und 28 kleineren Städten sowie 561 Dörfern. Die grössten<br />
Städte der Oblast sind Us<strong>ch</strong>hgorod, Mukats<strong>ch</strong>ewo, Beregowo und Chust.<br />
Weitere Rayonhauptorte sind Swaljawa, Irs<strong>ch</strong>awa, Tjats<strong>ch</strong>iw, Winogradowo,<br />
Ra<strong>ch</strong>iw und Ts<strong>ch</strong>op.<br />
Im Nordosten von Transkarpatien liegt die Grenze zu den ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Oblasten Lwiw und Iwano-Frankiwsk, im Nordwesten grenzt es an Polen, im<br />
Westen an die Slowakei, im Südwesten stösst es an Ungarn, südli<strong>ch</strong> liegt<br />
Rumänien.<br />
Für die Verkehrsverbindungen mit den bena<strong>ch</strong>barten Staaten und<br />
für den Transitverkehr stehen folgende Grenzübergänge zur<br />
Verfügung:<br />
Mit der Slowakei wird Transkarpatien dur<strong>ch</strong> die Straßenübergänge<br />
Us<strong>ch</strong>horod-Wys<strong>ch</strong>ne Nemezke und Malyj Beres<strong>ch</strong>nyj-Ublja sowie<br />
die Eisenbahnlinie Ts<strong>ch</strong>op-Ts<strong>ch</strong>erna verbunden.<br />
Die Straßenübergänge an der ukrainis<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>en Grenze<br />
befinden si<strong>ch</strong> in Ts<strong>ch</strong>op (Ts<strong>ch</strong>op-Zahony) und in den Dörfern im<br />
Rayon Beregiwskyj (Dzwinkowe-Lonja, Kosson-Barabas<strong>ch</strong>,<br />
Lus<strong>ch</strong>anka-Beregs<strong>ch</strong>uran und im Dorf Wylok bei Winogradiw<br />
(Wylok-Tissabets<strong>ch</strong>).<br />
Der Eisenbahn- und Straßenübergang beim Dorf Djakowo<br />
(Djakowo-Halmeu) verbindet die Ukraine mit Rumänien.<br />
Als Transportverbindung mit anderen Gebieten der Ukraine dienen fünf Pässe:<br />
Us<strong>ch</strong>ozkyj (889m), Serednij Werezkyj (839 m), Wolowezkyj (Beskidskyj 974<br />
m), Wys<strong>ch</strong>kiwskyj (930 m), Jablunyzkyj (Jassynskyj 931 m) und Torunskyj<br />
(941 m). Dur<strong>ch</strong> den Wolowezkyj Pass verläuft die Eisenbahnstrecke<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo-Lwiw, über den Serednij Werezkyj Pass führt die Autostraße<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo-Lwiw. Die Eisenbahnline und die Autostraße Us<strong>ch</strong>horod-Lwiw<br />
verlaufen über den Us<strong>ch</strong>ozkyj Pass. Der Jablunyzkyj Pass dient als Auto-und<br />
Eisenbahnverbindung zwis<strong>ch</strong>en Ra<strong>ch</strong>iw und Iwano-Frankiwsk.<br />
Es gibt mehrere Versionen über den<br />
Ursprung das worts „Karpaten“:<br />
- In der ersten Hälfte des ersten<br />
Jahrtausends vor Christus haben auf<br />
diesem Territorium heto-dakis<strong>ch</strong>e Stämme<br />
– die Karpen (Karpianen) gelebt;<br />
- In Sanskrit hat das Wort „Karpaten“<br />
mehrere Bedeutungen: „ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>“,<br />
„ni<strong>ch</strong>t bearbeitet“, „Bedeckung“ und<br />
„Asyl“;<br />
- Im Altgrie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en heißt das Wort<br />
„Buckel“;<br />
- Im Thrakis<strong>ch</strong>en bedeutet das Wort<br />
„Karpo“ Felsen;<br />
- Es gibt eine Sage über einen Riesen Karp;<br />
- Eine Volkssage erzählt über den Teufel,<br />
der die Erde ausgegraben hat „pokopaw“.
ALLGEMEINE INFORMATIONEN 9<br />
Die Karpaten dur<strong>ch</strong>queren das Gebiet<br />
von Nordwesten bis Südosten und<br />
bilden drei Gebirgsketten.<br />
Die südostli<strong>ch</strong>e Grenze der Oblast zieht<br />
si<strong>ch</strong> über dem Wer<strong>ch</strong>owinskyj<br />
Bergrücken. Er erstreckt si<strong>ch</strong> vom Fluß<br />
Us<strong>ch</strong> bis zum Oberlauf des Flusses Rika.<br />
Die Gipfel errei<strong>ch</strong>en hier Höhen<br />
zwis<strong>ch</strong>en 900 bis 1406 m (Pikuj). Der<br />
von gewundenen Graten und<br />
gegliederten Steilhängen geprägte<br />
Hügelzug ist mit Nadel-und Bu<strong>ch</strong>enwäldern<br />
bewa<strong>ch</strong>sen. Dieses<br />
Hügelland ist ziemli<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong>t besiedelt<br />
und wird intensiv landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
genutzt.<br />
Südwärts des Wododilnyj Bergrückens<br />
ragt der Polonynskyj Bergrücken auf,<br />
der einzelne Talmassive umfasst:<br />
Riwna, Bors<strong>ch</strong>awa, Krasna, Swidowez<br />
und das Bergmassiv Ts<strong>ch</strong>orna Hora.<br />
Nordwestli<strong>ch</strong> liegt das Ho<strong>ch</strong>tal<br />
Polonyna Runa (1479 m), zentral<br />
gelegen ist das Tal Bors<strong>ch</strong>awa mit dem<br />
hö<strong>ch</strong>sten Berg Stij (1689 m). Weiter<br />
folgt das Ho<strong>ch</strong>tal Krasna mit dem<br />
hö<strong>ch</strong>sten Berg Syglanskyj (1538 m) und<br />
der Bergrücken Swidowez mit dem<br />
hö<strong>ch</strong>sten Berg Blyznizja (1881 m).<br />
No<strong>ch</strong> weiter östli<strong>ch</strong> liegt der Berg<br />
Ts<strong>ch</strong>orna Hora mit dem hö<strong>ch</strong>sten Gipfel<br />
der Ukraine, dem Howerla (2061 m).<br />
Die hö<strong>ch</strong>sten Gipfel des Ts<strong>ch</strong>ornohirskyj-Massivs<br />
sind neben dem<br />
Howerla: Petros (2020 m), Breskul<br />
(1910 m), Turkul (1932 m), Rebra (2035<br />
m), Brebenskul (2035 m), Gutin-<br />
Tomnatik (2018 m), Ts<strong>ch</strong>orna Hora<br />
(2028 m).<br />
Südwärts und praktis<strong>ch</strong> parallel zum<br />
Poloninskyj Bergrücken erstrecken si<strong>ch</strong><br />
die Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten. Sie<br />
bestehen aus mehreren Gebirgsgruppen,<br />
die ihrer Struktur na<strong>ch</strong> erlos<strong>ch</strong>ene<br />
Vulkane und Überreste von Vulkankegeln<br />
sind. Im westli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der<br />
Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten ragt Poprits<strong>ch</strong>nyj<br />
Wer<strong>ch</strong> (1000 m) auf, im<br />
Zentrum zwis<strong>ch</strong>en den Flüssen Us<strong>ch</strong><br />
und Latoriza errei<strong>ch</strong>en die Bergmassive<br />
Synjak (1018 m) und Makowizja (976<br />
m) Höhe. Im Zwis<strong>ch</strong>enstromland von<br />
Latoriza und Bors<strong>ch</strong>awa ist das<br />
Bergmassiv Welykyj Dil mit dem Berg<br />
Bus<strong>ch</strong>ora (1018 m) eingebettet. Auf<br />
dem Territorium der Vulkanis<strong>ch</strong>en<br />
Karpaten finden si<strong>ch</strong> vulkanis<strong>ch</strong>e Seen<br />
sowie mehrere Felsen wie Smerekowyj<br />
Kamin (beim Dorf Ilnyzja im<br />
Rayon Irs<strong>ch</strong>awa), Obawskyj Kamin<br />
(beim Dorf Synjak im Rayon<br />
Mukats<strong>ch</strong>iw), Sokolez (der<br />
Bergrücken Synatoryja beim Dorf Turji-<br />
Remety), Nowoselyzki Felsen (beim<br />
Dorf Nowoselizja, unweit von<br />
Perets<strong>ch</strong>in).
10<br />
ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />
Tabelle der Entfernungen<br />
Südli<strong>ch</strong> des Bergmassivs Ts<strong>ch</strong>orna Hora liegen die Ra<strong>ch</strong>iwski Berge, die<br />
sogenannten Huzulenalpen. Der Hauptbergrücken der Huzulenalpen ersteckt<br />
si<strong>ch</strong> vom Berg Ments<strong>ch</strong>ul (1368 m) bis zum Berg Stig (1650). Der hö<strong>ch</strong>ste<br />
Berg ist der Pip-Iwan Maramoros<strong>ch</strong>skyj (1937 m). Am geologis<strong>ch</strong>en Aufbau<br />
des Bergmassivs ist kristallines Gestein aus dem Präkambrium und<br />
Paläozoikum beteiligt. Es wird von steilen Reliefformen geprägt. Die Stufe<br />
bis 1400-1600 m Höhe bilden Mis<strong>ch</strong>wälder aus Fi<strong>ch</strong>ten, Tannen und Bu<strong>ch</strong>en<br />
mit einem Anteil reiner Fi<strong>ch</strong>tenwälder. Oberhalb dieser Wälder nehmen<br />
subalpine Krummholzformationen die Karpatenhänge ein. Der Berggipfel ist<br />
mit subalpinen Wiesen bedeckt. Die Ra<strong>ch</strong>iwski Berge gehören zum<br />
nordwestli<strong>ch</strong>en Rand des kristallinen Marmoros<strong>ch</strong>skyj Massivs, dessen<br />
Großteil zu Rumänien gehört. Für Reisen in diese Region ist eine Genehmigung<br />
der Grenzposten in den Dörfern Dilowe und Bogdan im Rayon Ra<strong>ch</strong>iw<br />
notwendig.<br />
Im Nordosten Transkarpatiens und im Südwesen des Gebiets Iwano-Frankiwsk<br />
liegt das Bergmassiv Gorgany. Es erstreckt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den Tälern der Flüsse<br />
Mazanka und Rika im Westen und dem Fluß Prut und dem Jablunezkyj Pass<br />
im Osten. Die Hö<strong>ch</strong>sten Gipfel des Gorgany sind Popadja (1742 m), Bus<strong>ch</strong>tul<br />
(1693 m) und Bert (1666 m).<br />
Das Gorgany zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>roffe Steilhänge mit s<strong>ch</strong>malen Graten<br />
aus. Die Spitzen sind mit Gebirgss<strong>ch</strong>utt bedeckt, der die sogenannten<br />
Blockströme bildet (im Dialekt „Gorgany“ genannt, daher der Name).<br />
Der südwestli<strong>ch</strong>e <strong>Teil</strong> Transkarpatiens heißt Transkarpatis<strong>ch</strong>e Ebene. Sie liegt<br />
in der Mitteldonau-Ebene (Pannonien) und nimmt 20% der Oblast ein (etwa<br />
2000 Quadratkilometer). Diese Ebene fla<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> vom Vorgebirge<br />
bis zum re<strong>ch</strong>ten Ufer der Theiß ab. 50% der Flä<strong>ch</strong>e sind Ackerland, der Anteil<br />
der Wälder beträgt hier nur 15%. Der niedrigste Punkt Transkarpatiens ist<br />
das Dorf Ruski Gejewzi im Gebiet Us<strong>ch</strong>horod (101 m über dem<br />
Meeresspiegel).<br />
Vom geologis<strong>ch</strong>en Aufbau her stellen die Karpaten Flys<strong>ch</strong>gebirge dar. Die<br />
Massive des Wododilnyj Bergrückens und die Polonynski Berge bestehen<br />
aus Sandstein, Konglomeratgestein und Lehms<strong>ch</strong>iefer; am Aufbau der<br />
Huzulenalpen sind kristalline S<strong>ch</strong>iefer, Quarzite und Marmor beteiligt. Die<br />
Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten sind aus Gestein vulkanis<strong>ch</strong>er Herkunft aufgebaut:<br />
Andesit, Tra<strong>ch</strong>yt und Tuff. Flys<strong>ch</strong>-und Vulkanis<strong>ch</strong>e Karpaten sind dur<strong>ch</strong> eine<br />
enge Kalkzone getrennt. Gesteinsvielfalt und zahlrei<strong>ch</strong>e Aufs<strong>ch</strong>lüsse sind für<br />
Mineralogen von großem Interesse.<br />
Die Karpaten sind rei<strong>ch</strong> an Bodens<strong>ch</strong>ätzen. Die Böden beim Dorf Solotwina<br />
enthalten die rei<strong>ch</strong>sten Steinsalzvorkommen in Europa. In den Tiefen entlang<br />
des südwestli<strong>ch</strong>en Karpaten-Vorgebirges zwis<strong>ch</strong>en den Flüssen Us<strong>ch</strong> und<br />
Tereblja liegen Braunkohles<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Erdgas wurde bei Solotwina und<br />
Swaljawa na<strong>ch</strong>gewiesen. Transkarpatien ist au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den bunten Marmor
ALLGEMEINE INFORMATIONEN 11<br />
berühmt. Vom größten Wert ist der weiße Skulpturmarmor, der im Dorf Dilowe<br />
im Rayon Ra<strong>ch</strong>iw gefördert wird.<br />
Die vielen Mineralquellen Transkarpatiens - insgesamt 360 - finden als Trinkund<br />
Heilwaser zur Behandlung vers<strong>ch</strong>iedener Leiden wie z.B. Magen, Nervenund<br />
Herzkrankheiten Anwendung.<br />
Klima<br />
Das Klima Transkarpatiens wird von Luftmassen vom Atlantik, vom<br />
Mittelmeer sowie aus Kontinentalgebieten Asiens beeinflußt. Das feu<strong>ch</strong>te<br />
gemäßigte Kontinentalklima trägt dazu bei, daß die Winter mild und die<br />
Sommer warm mit häufigen Regenfällen sind. Bestimmend für den<br />
Temperaturverlauf ist die Höhenlage eines Ortes. In den Niederungen liegen<br />
die Mittelwerte im Juli bei + 20 Grad , im Januar bei -3 Grad Celsius. Das<br />
absolute Temperaturminimum errei<strong>ch</strong>t -33 Grad, das Maximum +41 Grad<br />
Celsius. Die Nieders<strong>ch</strong>lagsmenge beträgt 700-800 mm.<br />
Im Hügelvorland (150-400 m über dem Meeresspiegel) s<strong>ch</strong>wankt die<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperatur zwis<strong>ch</strong>en +18° im Sommer und -5° im Winter. Hier<br />
können bis ca. 900-1100 mm Nieders<strong>ch</strong>lag fallen.<br />
Mit steigender Höhe nimmt die Temperatur ab. Im Hügelland (400-500 m)<br />
zeigt das Thermometer ni<strong>ch</strong>t weniger als -7° unter Null im Winter und im<br />
Sommer steigt die Temperatur ni<strong>ch</strong>t über +19°.<br />
In der Gebirgszone (850-1500 m) wird es allerdings empfindli<strong>ch</strong> kühler. Die<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperaturen bewegen si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en +12° im Sommer und –<br />
8° im Winter. Der mittlere Jahresnieders<strong>ch</strong>lag beträgt hier 1100-1400 mm.<br />
Die Wärmeperiode dauert von Ende Februar bis Anfang November in den<br />
Tälern, von Ende April bis Ende Oktober in höher gelegenen Gebieten.<br />
In Gebirgstälern liegt ab Mitte Dezember S<strong>ch</strong>nee. Im Fla<strong>ch</strong>gebiet errei<strong>ch</strong>t die<br />
S<strong>ch</strong>needecke Höhen von 30-40 cm, in den Bergen von 2-3 m. Hier liegt der<br />
S<strong>ch</strong>nee bis Ende April. Die S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>melze und Regenfälle im Februar<br />
verursa<strong>ch</strong>en oft Ho<strong>ch</strong>wasser, die man<strong>ch</strong>mal zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen führen<br />
(wie 1992, 1998 und 2001).<br />
Böden<br />
Die Bodendecke Transkarpatiens ist je na<strong>ch</strong> der Reliefform unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>.<br />
Dominierend sind aber gemis<strong>ch</strong>te Podsolbraunerden. Im Fla<strong>ch</strong>land herrs<strong>ch</strong>en<br />
Rasen-, Braunerdepodsol- und Wiesenböden vor. Im Hügelvorland sind<br />
Braunerdepodsolböden <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>. In den Bergen beherrs<strong>ch</strong>en<br />
Rasenbraunerden und Gebirgswiesenböden (Rendzinen) das Bild.<br />
Fliessgewässer<br />
Transkarpatien ist dur<strong>ch</strong> ein di<strong>ch</strong>tes Netz von Flüssen dur<strong>ch</strong>zogen. Insgesamt<br />
gibt es 9’429 Fliessgewässer mit einer Gesamtlänge von 19’793 km. Darunter<br />
sind 152 Bä<strong>ch</strong>e und Flüsse mit einer Länge von mehr als 10 km, weitere<br />
9‘227 kleinere Fliessgewässer sind bis 10 km lang. Vier Flüsse - Theiß, Us<strong>ch</strong>,<br />
Latoryza und Bors<strong>ch</strong>awa haben eine Länge von über 100 km. Alle Flüsse der<br />
Oblast gehören zum Theiß-Becken.<br />
Im Winter bleiben die Flüsse ni<strong>ch</strong>t lange von Eis überzogen. In milden Wintern<br />
setzt öfters Tauwetter ein. Wegen der S<strong>ch</strong>wankungen des Wasserniveaus kann<br />
zu jeder Jahreszeit mit Ho<strong>ch</strong>wasser gere<strong>ch</strong>net werden.<br />
Seen<br />
Im Unters<strong>ch</strong>ied zu den Flüssen ist die Anzahl der Seen in Transkarpatien<br />
niedrig. Es gibt ledigli<strong>ch</strong> 137 ständige Seen, wel<strong>ch</strong>e in der Regel sehr klein<br />
sind. Die meisten sind fla<strong>ch</strong>e Eiszeit-Reliktenseen, die in Höhen von 1400-<br />
1800 m liegen. Sie entstanden beim Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> der letzten<br />
Eiszeit.<br />
Einer der s<strong>ch</strong>önsten Karseen ist der See Aps<strong>ch</strong>inez, der im Swidowezkyj<br />
Bergmassiv (Gebiet Tjats<strong>ch</strong>iw) in einer Höhe von 1487 m liegt. Er erstreckt
12<br />
ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />
si<strong>ch</strong> über eine Flä<strong>ch</strong>e von etwa 1,2 ha bei 3,3 Metern Tiefe.<br />
Ostwärts von Swidowezkyj Massiv befinden si<strong>ch</strong> mehrere gut entwicklelte<br />
Kare. Eins davon, nordöstli<strong>ch</strong> vom Berg Kotel gelegen, ist vom See<br />
Woros<strong>ch</strong>eska gefüllt. Dieses im Dur<strong>ch</strong>messer 95 Meter große „Seenauge“<br />
hat eine Flä<strong>ch</strong>e von 0,7 ha und ist 4,5 m tief. Am nordwestli<strong>ch</strong>en Abhang<br />
mündet ein kleiner Ba<strong>ch</strong> in den See. Ein anderer, wel<strong>ch</strong>er mehr Wasser führt<br />
verläßt ihn in nördli<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tung. Fünfzehn Meter niedriger mündet dieser<br />
in einen kleineren See.<br />
Am östli<strong>ch</strong>en Steilhang des Dogajska in einer Höhe von 1577 m liegt ein fast<br />
re<strong>ch</strong>teckiger, nur gut 1 Meter tiefer See: Gers<strong>ch</strong>aska. Er hat eine<br />
Oberflä<strong>ch</strong>e von 1,2 ha.<br />
In der Ts<strong>ch</strong>orna-Hora-Region liegt der interessanteste See am südwestli<strong>ch</strong>en<br />
Abhang des Gipfels Turkul: Inmitten von Kieferkrummholz liegt der der<br />
Wer<strong>ch</strong>ne See in einer Höhe von 1628 m. Seine Wasserflä<strong>ch</strong>e umfaßt 0,24 ha<br />
bei 3 Metern Tiefe. Unweit davon liegt der fast re<strong>ch</strong>teckige See Nys<strong>ch</strong>ne.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en den Massiven Ts<strong>ch</strong>orna Hora und Gutynin-Tomnatiyk liegt in einem<br />
assymetris<strong>ch</strong>en Felsenkar in 1801 Metern Höhe der hö<strong>ch</strong>ste See der<br />
ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten der Brebenskul. Er hat eine Flä<strong>ch</strong>e von 0,4 ha<br />
und eine Tiefe von 2,8 m. Bemerkenswert ist ausserdem der See<br />
Nesamowyte, der am Abhang des Berges Turkul in 1750 Metern Höhe liegt.<br />
Seine Flä<strong>ch</strong>e beträgt 0,3 ha bei 1,5 Metern Tiefe. Der See hat keinen<br />
oberirdis<strong>ch</strong>en Abfluß und wird von Nieders<strong>ch</strong>lägen gespiesen. Das Wasser in<br />
den Karseen Transkarpatiens bleibt sogar im Sommer kühl (9° bis 15°).<br />
Einige vulkanis<strong>ch</strong>e Seen Transkarpatiens tragen die Hands<strong>ch</strong>rift der hier vor<br />
Millionen Jahren waltenden Elementarkraft. Ein dur<strong>ch</strong> vulkanis<strong>ch</strong>e Aktivität<br />
entstandener See ist der Lypts<strong>ch</strong>anske See, der unweit von Chust am<br />
nordöstli<strong>ch</strong>en Abhang des Gebirgsmassivs Tupyji in einer Höhe von 500 m<br />
über dem Meeresspiegel liegt. Der Volksmund sagt, er sei bodenlos, weil es<br />
no<strong>ch</strong> niemandem gelungen sei, seine Tiefe zu ermessen. Der See füllt eine<br />
runde Höhlung – einen Seitenkrater des Vulkans Klobuk. Gespeist wird er<br />
von einer Tiefenquelle. Weitere Seen vulkanis<strong>ch</strong>en Ursprungs findet man beim<br />
Dorf Synjak (Syne-See) und am Südhang der Antalowetska Poljana<br />
(Worots<strong>ch</strong>iwske ).<br />
Der berühmteste und größte See in den ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten ist der<br />
Synewirsee , der am Oberlauf des Flusses Tereblja in einer Höhe von 989<br />
m ü.M. in der Nähe des Dorfes Synewirska Poljana liegt. Seine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />
umfasst circa 7 ha. Au<strong>ch</strong> dieser See ist nur 15-20 m tief. Der Synewirsee wird<br />
von mehreren Bä<strong>ch</strong>en gespeist.<br />
Laut einer Legende enstand der maleris<strong>ch</strong>e Synewyrsee dur<strong>ch</strong> den Tränenstrom<br />
der To<strong>ch</strong>ter eines Grafen Syn (Xenia) an dem Ort, wo ihr Geliebter Hirt Wyr<br />
mit einem Steinklumpen auf Befehl des gemeinen Grafen getötet wurde.<br />
Im Marmoros<strong>ch</strong>skyj Gebirgskessel im Dorf Solotwyna wurde seit den Zeiten<br />
des altrömis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es Salz gefördert. In den abgebauten Stollen wurde<br />
See Woros<strong>ch</strong>eska
ALLGEMEINE INFORMATIONEN 13<br />
eine Heilanstalt eingeri<strong>ch</strong>tet. Auf dem Bergwerksgelände sind kleinere<br />
Salzseen entstanden, deren Wasser und Salzs<strong>ch</strong>lamm dur<strong>ch</strong> ihre Heilungseigens<strong>ch</strong>aften<br />
berühmt sind und zahlrei<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong>er locken.<br />
Wasserfälle und Stauseen<br />
Der Wasserfall Wojewodin befindet si<strong>ch</strong> am glei<strong>ch</strong>namigen Fluß in 12<br />
km Entfernung vom Dorf Turja Poljana. Der Fluß nimmt seinen Anfang auf<br />
der Polonina Runa (1497 m), fließt dur<strong>ch</strong> eine tiefe Bergs<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t und mündet<br />
in den Fluß S<strong>ch</strong>ypit. Dieser Wasserfall ist aller Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit na<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
ein Erdbeben entstanden. S<strong>ch</strong>äumend stürzt das Wasser aus 9 m Höhe in zwei<br />
Strömen in ein Becken hinunter.<br />
Der Wasserfall S<strong>ch</strong>ypit liegt am<br />
Fluß Pylypzi im Bergtal Bors<strong>ch</strong>awa (6<br />
km vom Dorf Pylypezim, Rayon<br />
Mis<strong>ch</strong>girskyj). Der infolge von<br />
Gesteinauswas<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> den Strom<br />
Pylypez entstandene Wasserfallt stürzt<br />
in zahlrei<strong>ch</strong>en maleris<strong>ch</strong>en Kaskaden<br />
hinab.<br />
Der Wasserfall Skakalo wird vom<br />
Gebirgsstrom Synjawka (re<strong>ch</strong>ter<br />
Nebenfluß der Irs<strong>ch</strong>awa) gebildet. Das<br />
Wasser fällt in mehreren Strömen über<br />
eine Steinbarriere von 6 Metern Höhe<br />
herunter.<br />
Die Nires<strong>ch</strong>sky Wasserfälle liegen am Wasserfall S<strong>ch</strong>ypit<br />
Fluß Nires<strong>ch</strong>a, einem Theiß-Nebenfluß,<br />
der seinen Anfang am Hang des vulkanis<strong>ch</strong>en Bergs Towstyj Wer<strong>ch</strong> (814 m)<br />
bei Chust nimmt. Der Wasserfall wird dur<strong>ch</strong> einen Andesitfelsen in zwei<br />
Ströme getrennt. Dort haben si<strong>ch</strong> fünf kleinere Höhlungen gebildet, die im<br />
Voklsmund „Töpfe“ genannt werden.<br />
Die Wasserfälle Solowej und Partisan liegen am Oberlauf des Flusses<br />
Turizja beim Dorf Lums<strong>ch</strong>ory (Rayon Perets<strong>ch</strong>yn).<br />
Der hö<strong>ch</strong>ste Wasserfall in Transkarpatien - der Trofanez - wird von einem<br />
Bergba<strong>ch</strong> gebildet, der von den Steilhängen des Bergs Blyznyzja (1881m )<br />
hinabstürzt. Von der Autostraße Kwassy-Jasinja aus bietet si<strong>ch</strong> ein guter<br />
Ausblick auf diesen Wasserfall.<br />
In der Oblast wurden zahlrei<strong>ch</strong>e künstli<strong>ch</strong>e Tei<strong>ch</strong>e und Stauseen ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Der größte davon liegt am Fluß Tereblja. Er hat eine Flä<strong>ch</strong>e von etwa 20<br />
Quadratkilometer mit einem Fassungsvermögen von mehr als 25 Mio<br />
Kubikmeter. Der Stausee dient der Energiegewinnung (Tereblje-Rizka<br />
Wasserkraftwerk).<br />
Interessant zu wissen:<br />
Auf einen Einwohner er Oblast entfallen<br />
jährli<strong>ch</strong> 7000 Kubikmeter Wasser, im<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt für die ganze Ukraine sind es<br />
nur 1100 Kubikmeter.<br />
Höhlen und Stollen<br />
Auf dem Territorium Transkarpatiens sind etwa 50 Höhlen bekannt. Sie sind<br />
aber nur bes<strong>ch</strong>ränkt öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>. Für den Besu<strong>ch</strong> der Höhlen des<br />
Bergmassivs Uholka und Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin ist eine Genehmigung des<br />
Karpaten-Biosphärenreservats notwendig (Tel.: 8 (03132) 22193). Alle<br />
notwendigen Informationen sind beim speleologis<strong>ch</strong>en Zirkel von Uzhgorod<br />
erhältli<strong>ch</strong>.<br />
Die Mehrheit der Höhlen liegt im Rayon Tjats<strong>ch</strong>iw. Es sind dies vor allem die<br />
Höhlen bei den Dörfern Mala und Welyka Uholka sowie im Massiv Ts<strong>ch</strong>erlenyj<br />
Kamin unweit des Dorfes Neresnyzja. Im Bergmassiv Uholka gibt es über 30<br />
Karsthöhlen, deren Eingänge in Höhen von 100-300 m liegen.<br />
Die größte und s<strong>ch</strong>önste Höhle der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten ist die<br />
Karsthöhle Drus<strong>ch</strong>ba (Freunds<strong>ch</strong>aft). Ihr Eingang befindet si<strong>ch</strong> mitten in
Wasserfall Wojewodin
ALLGEMEINE INFORMATIONEN 15<br />
einem Bu<strong>ch</strong>enwald beim Dorf Mala<br />
Uholka in einer Höhe von etwa 500<br />
m. Der Einstieg erfolgt dur<strong>ch</strong> einen<br />
ellipsenförmigen Karsttri<strong>ch</strong>ter mit<br />
steilen Wänden. Die Gesamtlänge<br />
aller erfors<strong>ch</strong>ten Höhlengänge des<br />
Drus<strong>ch</strong>ba-Höhlensystems beträgt 900<br />
m bei 45 m Tiefe. Die Temperatur in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Teil</strong>en der Höhle<br />
s<strong>ch</strong>wankt zwis<strong>ch</strong>en + 5 bis + 8 Grad<br />
Celsius, die Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit beläuft<br />
si<strong>ch</strong> auf 95%.<br />
Die Höhlen in dieser Gegend stellen<br />
ri<strong>ch</strong>tige Naturkundemussen dar.<br />
Paläobotaniker haben hier Fossilien<br />
der Miozänflora gefunden –<br />
Magnolia, Lorbeer, Palme, Myrte,<br />
Weinrebe und anderer subtropis<strong>ch</strong>er<br />
und tropis<strong>ch</strong>er Pflanzen, die vor 25<br />
Mio. Jahren hier gediehen.<br />
In der Höhle Molots<strong>ch</strong>nyj Kamin<br />
wurden von Ar<strong>ch</strong>äologen alte<br />
Siedlungsreste entdeckt. In der<br />
Karsthöhle Drus<strong>ch</strong>ba<br />
Späteiszeit dienten die Höhlen Jägern<br />
als Obda<strong>ch</strong>.<br />
Etwa 20 km entfernt von den Höhlen des Uholka-Massivs erstreckt si<strong>ch</strong> das<br />
Höhlensystem Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin, das von der Struktur und Herkunft her<br />
ganz anders ist. Es liegt nordöstli<strong>ch</strong> vom Dorf Neresnyzja im Rayon Tjats<strong>ch</strong>iw.<br />
Dieses System umfaßt vier größere mehrstöckige Höhlen mit einer<br />
Gesamtlänge von 200 bis 700 m und Tiefen von 24 bis 56 m sowie ein paar<br />
kleinere Höhlen. Das Gestein der Höhlen Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> eine dunkelrote Färbung aus, was auf die Präsenz von dreiwertigem<br />
Eisen oder seines Oxides im Muttergestein verweist. Die Höhlen sind relativ<br />
jung, wovon ihr Strukturtyp (sie liegen vorwiegend in tektonis<strong>ch</strong>en<br />
Bru<strong>ch</strong>stellen) sowie ni<strong>ch</strong>t zahlrei<strong>ch</strong>e Sinterbildungen zeugen.<br />
Die Höhlen des Systems Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin sind vielverspre<strong>ch</strong>end in Bezug<br />
auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Fortsetzungen. Die interessantesten sind die Höhlen<br />
Dowgorunja und Ts<strong>ch</strong>erems<strong>ch</strong>ina beim Dorf Dilowe. Sie stellen antropogene<br />
Bildungen dar, ihre vertikalen Abs<strong>ch</strong>nitte sind aber natürli<strong>ch</strong>er Herkunft.<br />
Im Perets<strong>ch</strong>insky Rayon gibt es einige kleinere tektonis<strong>ch</strong>e Höhlen, die am<br />
Bergrücken Synatorija in einer Höhe von etwa 500 m liegen, sowie eine Höhle<br />
im Berg Polonyna Runa (1497 m)<br />
In Welykobereznjanskyj Rayon liegen natürli<strong>ch</strong>e Höhlen beim Dorf Lubnja.<br />
Die größte, 138 m lange Höhle heißt Rolling Stones.<br />
In Rayon Uzhgorod, südli<strong>ch</strong> des Dorfes Hlyboke gibt es mehrere Stollen, die<br />
dur<strong>ch</strong> den Eisenerzabbau für die Antalowezkyj Gießerei in den 30-er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Ihre Länge errei<strong>ch</strong>t bis zu 240 m. Ni<strong>ch</strong>t<br />
alle Stollen sind erhalten geblieben, einige davon sind eingestützt.<br />
Höhlen sind ein genau ausbalanciertes Ökosystem. Deswegen wird von<br />
Besu<strong>ch</strong>ern ein rücksi<strong>ch</strong>tsvoller Umgang erwartet.<br />
Flora und Fauna<br />
Transkarpatien ist für seine vielfältige und artenrei<strong>ch</strong>e Tier-und Pflanzenwelt<br />
bekannt. Die Flora zählt hier über 2 Tausend Sporen- und Blütenpflanzenarten<br />
sowie 850 Fle<strong>ch</strong>tenarten. Die Vegetation entspri<strong>ch</strong>t jener der Höhenstufe. Der<br />
größte <strong>Teil</strong> der Karpaten ist mit Wald bedeckt. Am häufigsten kommen<br />
folgende Holzarten vor: Bu<strong>ch</strong>e, Ei<strong>ch</strong>e, Fi<strong>ch</strong>te, Erle, Es<strong>ch</strong>e; unter den Kräutern<br />
kommen S<strong>ch</strong>neeglöck<strong>ch</strong>en, Arum maculatum, Große Sterndolde,<br />
Märzenbe<strong>ch</strong>er u.a. vor. 30% der Flora sind dur<strong>ch</strong> euro-sibiris<strong>ch</strong>e Arten<br />
vertreten: wie z.B. Europäis<strong>ch</strong>e Tanne, Bergfi<strong>ch</strong>te, Weisstanne, sibiris<strong>ch</strong>er<br />
Wa<strong>ch</strong>older. Ebenfalls Vertreter der arkto-alpinen ho<strong>ch</strong>montanen Flora sind in<br />
den Karpaten heimis<strong>ch</strong>: Kraut-Weide, Narzissenblütiges Windrös<strong>ch</strong>en,<br />
Habi<strong>ch</strong>tkraut, Silberwurz, Segge, Polygonum viviparum.
16<br />
ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />
An unzugängli<strong>ch</strong>en Felsenhängen gedeiht Edelweiß. Anzutreffen sind au<strong>ch</strong><br />
Steppenbewohner wie Stipa pennata, Festuca sowie Vertreter der<br />
südbalkanis<strong>ch</strong>e Flora: Oenanthe banatica Heuff., Dianthus compactus.<br />
Die Fauna Transkarpatiens zählt 440 Wirbeltiere, darunter 79 Säuger, 280<br />
Vogel-, 53 Fis<strong>ch</strong>-, 17 Amphibien- und 11 Reptilienarten. Unter den typis<strong>ch</strong>en<br />
Säugern sind zu nennen: Braunbär, Wolf, Lu<strong>ch</strong>s, Wildkatze, Hase, Igel. Unter<br />
den Vögeln: Auerhahn und Spe<strong>ch</strong>te; zu den typis<strong>ch</strong>en Fis<strong>ch</strong>arten gehört die<br />
Forelle. Den Kern der Fauna bilden mesophile westli<strong>ch</strong>e und mitteleuropäis<strong>ch</strong>e<br />
Arten: Edelhirs<strong>ch</strong>, Reh, Moors<strong>ch</strong>ildkröte, europäis<strong>ch</strong>er Aal. Sehr verbreitet<br />
sind typis<strong>ch</strong>e Amphibien wie Grasfros<strong>ch</strong>, Feuersalamander und Erdkröte. Es<br />
kommen au<strong>ch</strong> Vertreter der alpinen Fauna vor: Murmeltier, Gemse,<br />
Alpenbraunelle, S<strong>ch</strong>neemaus, Alpenmol<strong>ch</strong>. In Transkarpatien findet man<br />
neuerdings au<strong>ch</strong> Eindringlinge wie den Marderhund und die Bisamratte, deren<br />
Vorkommen auf aus Pelzfarmen entwi<strong>ch</strong>ene Individuen zurück geht.<br />
Tiergemeins<strong>ch</strong>aften sind mosaikartig über die ganze Oblast verteilt. Der<br />
Verbreitungsraum der Hauptarten umfaßt vers<strong>ch</strong>iedene Höhenstufen von 200<br />
m bis 1850 m. Typis<strong>ch</strong>e ho<strong>ch</strong>montane Arten gibt es nur zwei: die<br />
Alpenbraunelle und die S<strong>ch</strong>neemaus, die in Höhen von 1650m- 2000 m<br />
anzutreffen sind.<br />
Für Naturfors<strong>ch</strong>ung und Naturs<strong>ch</strong>utz wurden in der Oblast das Karpaten-<br />
Biosphärenreservat, die Nationalparks „Synewir“, „Us<strong>ch</strong>anskyj“ sowie<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e Wildreservate ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Naturreservate<br />
Karpaten-Biosphärenreservat<br />
Eines der größten und interessantesten Objekte des Naturs<strong>ch</strong>utzfonds der<br />
Ukraine – das Karpaten-Biosphärenreservat – wurde 1968 gegründet. Seit<br />
1992 gehört es zum Netz der Unesco-Biosphärenreservate. Seine Gesamtflä<strong>ch</strong>e<br />
beträgt 57 880 ha.<br />
Fast 2,5% des Territoriums von Transkarpatien steht unter S<strong>ch</strong>utz des<br />
Biosphärenreservats, dessen Ökosystem eines der wertvollsten Europas ist.<br />
Das Reservat umfasst se<strong>ch</strong>s getrennte Massive und botanis<strong>ch</strong>e Reservate von<br />
staatli<strong>ch</strong>er Bedeutung: „Ts<strong>ch</strong>orna Hora“ und „Juliwska Hora“. Sie liegen auf<br />
dem Teritorien des Rayons Ra<strong>ch</strong>iw, Tjas<strong>ch</strong>iw, Chust und Winogradiw in Höhen<br />
zwis<strong>ch</strong>en 180 und 2061 m. Dank vers<strong>ch</strong>iedenen Höhenstufen und<br />
mosaikartiger Struktur ist im Reservat praktis<strong>ch</strong> die ganze lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
und biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten vertreten. Hier werden<br />
viele seltene und gefährdete Arten ges<strong>ch</strong>ützt.
64 Pflanzen- und 72 Tierarten, die unter dem S<strong>ch</strong>utz des Reservats stehen,<br />
sind in die Rote Liste der Ukraine und die Europäis<strong>ch</strong>e Rote Liste eingetragen.<br />
Das Klima des Karpaten-Reservats s<strong>ch</strong>wankt vom gemäßigt warmen Klima<br />
im Narzissental (von -1,7 Grad im Januar bis +19 Grad im Juni,<br />
Jahresnieders<strong>ch</strong>lagsmenge 650 mm) bis zum kalten Klima an Berggipfeln<br />
(von -7 Grad im Januar bis +13 Grad im Juni mit Jahresnieders<strong>ch</strong>lägen von<br />
980-1500 mm). Das Reservat besitzt eine vielfältige Bodenstruktur. Fast 90%<br />
des Territoriums sind mit Wäldern bedeckt, die auf Braunerden sowie<br />
Waldböden wa<strong>ch</strong>sen. Oberhalb des Waldes herrs<strong>ch</strong>en Hellbraunerden vor. In<br />
der Ho<strong>ch</strong>gebirgszone überwiegen Torf-, Wiesen-, Bergpodsolböden und<br />
Braunerde. In Kalkstreifen bildeten si<strong>ch</strong> Steins<strong>ch</strong>uttböden.<br />
Kontakt Biosphärenreservat:<br />
UA-90600, Ra<strong>ch</strong>iw, Transkarpatien, Krasne Pleso-Straße 77<br />
Tel.: 8 (03132) 22193<br />
e-mail: cbr@rakhiv.ukrtel.net<br />
Website: http://cbr.nature.org.ua<br />
Der Nationalpark „Synewir“<br />
Der Nationalpark „Synewir“ wurde 1989 auf einer Flä<strong>ch</strong>e von 40 400 ha<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet. 5807 ha davon gehören zur engeren S<strong>ch</strong>utzzone.<br />
Der Nationalpark hat seine Entstehung dem maleris<strong>ch</strong>en Bergsee Synewir zu<br />
verdanken. Für die Erhaltung dieser einmaligen Naturs<strong>ch</strong>önheit wurde 1974<br />
das Lands<strong>ch</strong>aftsreservat „Synewir“ ges<strong>ch</strong>affen, wel<strong>ch</strong>es 1989 zum<br />
Nationalpark geworden ist. Geographis<strong>ch</strong> liegt der Park in den Gorgany-<br />
Bergen. Es ist s<strong>ch</strong>wer si<strong>ch</strong> vorzustellen, daß diese Gegend früher ein<br />
Meeresboden war. Jetzt ist sie von zwei Lans<strong>ch</strong>aftsarten geprägt: aus Flys<strong>ch</strong><br />
ausgebaute Steilbergrücken, mit Braunerde-, Berg,- Rasen, und<br />
Steins<strong>ch</strong>uttböden sowie von Tälern dur<strong>ch</strong>zogene Eiszeitenmittelgebirge mit<br />
steilen Flys<strong>ch</strong>bergrücken, für die Braunerde, Wald,- Steins<strong>ch</strong>utt,- und<br />
Torfbraunerdeböden typis<strong>ch</strong> sind. Die hö<strong>ch</strong>sten Gipfel auf dem Territorium<br />
des Parks sind der Strymba (1719 m) und der Negrowez (1707 m).<br />
Kontakt Nationalpark „Synewir“<br />
UA-90041, Synewir-Ostirky, Mes<strong>ch</strong>girskyj Rayon, Transkarpatien<br />
Tel.: 8 (03146) 93418<br />
e-mail: head@males.uzhgorod.ua<br />
Der Nationalpark „Us<strong>ch</strong>anskyj“<br />
Der Nationalpark „Us<strong>ch</strong>anskyj“ wurde erst 1999 gegründet, obwohl seine<br />
Anfänge bereits hundert Jahre zurück liegen. Damals entwickelte si<strong>ch</strong> in<br />
Westeuropa eine Bewegung für den S<strong>ch</strong>utz der Naturdenkmäler. 1900 initiierte<br />
das Ministerium für Ackerbau von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn die S<strong>ch</strong>affung von<br />
Naturreservaten in Transkarpatien. Davon ausgehend wurde 1908 auf dem<br />
Territorium des heutigen Parks die Reservate „Stus<strong>ch</strong>yzja“ mit einer Flä<strong>ch</strong>e<br />
von 331,8 ha und „Ty<strong>ch</strong>a“ (14,9 ha) ges<strong>ch</strong>affen. Heutzutage beträgt die
Gesamtflä<strong>ch</strong>e des Nationalparks 39 159 ha. Er liegt im Bergmassiv der<br />
Ostkarpaten am Oberlauf des Flusses Us<strong>ch</strong>. Der Park ist 45 km lang mit einer<br />
Breite von 3 bis 18 km. Er ist Bestandteil des weltweit einzigen trilateralen<br />
Biosphärenreservats „Ostkarpaten“ im Dreiländereck Polen-Slowakei-Ukraine<br />
und ist von großer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bedeutung für die Untersu<strong>ch</strong>ung der<br />
Biologie und Berggeologie sowie für die na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung der ganzen<br />
Karpatenregion.<br />
Kontakt Us<strong>ch</strong>anskyj Nationalpark:<br />
UA-89000, Welykyj Bereznyj, Transkarpatien, S<strong>ch</strong>ewts<strong>ch</strong>enko-Straße 54<br />
e-mail: ngo@uzhanskyj.karpaty.uzhgorod.ua<br />
Dorf Podobowez
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur<br />
Ein Blick in die Vergangenheit<br />
Die ersten Spuren mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Zivilisation auf dem heutigen Territorium<br />
Transkarpatiens stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Die ersten<br />
Mens<strong>ch</strong>en besiedelten die Regionen um Korolewo im Rayon Wynogradiw<br />
und bei Rokossowo im Rayon Chust. Im Neolithikum, in der Bronze-, und<br />
Eisenzeit entstehen weitere Siedlungen in den Rayons Mukats<strong>ch</strong>ewo und<br />
Berehowo. Allmähli<strong>ch</strong> wurden ni<strong>ch</strong>t nur Fla<strong>ch</strong>gebiete, sondern au<strong>ch</strong><br />
Vorgebirgsregionen und später die Gebirgszone, wo die Mens<strong>ch</strong>en in den engen<br />
Flußtälern lebten, besiedelt. Mit den keltis<strong>ch</strong>en Stämmen kam eine weiter<br />
entwickelte Kultur des damaligen Zentraleuropa na<strong>ch</strong> Transkarpatien. Bei<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo lag damals das größte metallurgis<strong>ch</strong>e Zentrum in Europa und<br />
in Halis<strong>ch</strong>-Lowats<strong>ch</strong>ka das zweitgrößte.<br />
Dana<strong>ch</strong> kamen die heto-dakis<strong>ch</strong>en Stämme (Thrazier). Sie ließen si<strong>ch</strong> an hohen<br />
Flußufern nieder, so z.B. in Stremtura (Irs<strong>ch</strong>awa), S<strong>ch</strong>elestowo, Ardanowo,<br />
Ts<strong>ch</strong>itattja (Solowtyno). Es entwickelte si<strong>ch</strong> mit der Zeit ein starker<br />
patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>er Sklavenstaat der Heto-Daker. Seinen Höhepunkt erlebte er<br />
in den 40-er Jahren vor Christus unter der Herrs<strong>ch</strong>aft des Zaren Burebista,<br />
und dann unter Dezebal. Aber die Legionen des römis<strong>ch</strong>en Kaisers Markus<br />
Ulpius Trajan (98-117 n.Chr.) besiegten die Daker und zerstörten die Festung<br />
bei Mala Kopanja. 107 bildete si<strong>ch</strong> die römis<strong>ch</strong>e Provinz „Dacia Superior“<br />
(Oberdakien), deren Nordgrenze der Fluß Samos<strong>ch</strong> bildete. Transkarpatien<br />
lag somit in einer unmittelbaren Kontaktzone mit dem Römis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>.<br />
Ar<strong>ch</strong>äologen fanden römis<strong>ch</strong>e Münzen (Denare) sowie Reste römis<strong>ch</strong>er<br />
Salzgruben, S<strong>ch</strong>ätze in Nankowo, Brestow, Russke Pole und Hajdos<strong>ch</strong>. In<br />
dieser Zeit war das metallurgis<strong>ch</strong>e Zentrum Zatysjanskyj in Djakiw und<br />
Wowts<strong>ch</strong>ansk in Betrieb. Am Fluß Miz enstand die größte Töpferei in<br />
Mitteleuropa.<br />
Im 4. Jahrhundert kamen die Hunnen na<strong>ch</strong> Pannonien. Die Hunnen waren ein<br />
innerasiatis<strong>ch</strong>es Turkvolk, dessen Angehörige als Reiternomaden lebten. In<br />
der Mitte des 5. Jahrhunderts bildet si<strong>ch</strong> das politis<strong>ch</strong>e Zentrum der Hunnen<br />
unter der Leitung des legendären Feldherren Attila im Zwis<strong>ch</strong>enstromland<br />
der Donau und Theiß. Während der großen Völkerwanderung zogen die<br />
Stämme der Hepiden, Wandalen, Burgunder, Ostgoten, Langobarden und<br />
Awaren zur Theiß.<br />
Von der Präsenz slawis<strong>ch</strong>er Stämme in Transkarpatien zeugen die erhaltenen<br />
Grabhügel, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung entstanden.<br />
Träger dieser Kultur waren Stämme von Weißkroaten, die si<strong>ch</strong> in der Mitte<br />
des 1. Jahrhunderts unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung zu einem Stammesverband auf dem<br />
Territorium der heutigen Südwestukraine, Südostpolens und der Ostslowakei<br />
zusammens<strong>ch</strong>loßen.<br />
In der Mitte des 9. Jahrhunderts war ein <strong>Teil</strong> des Verbandes - darunter<br />
Transkarpatien – Bestandteil des Großmähris<strong>ch</strong>en Fürstentums (818-905) –<br />
eines der größten Staaten Europas zu jener Zeit.<br />
In der selben Periode begann si<strong>ch</strong> das Christentum in Transkarpatien zu<br />
verbreiten (s. „Religion“). Als das Großmähris<strong>ch</strong>e Fürstentum Ende des 9.<br />
Jh. immer s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>er wurde, hatte s<strong>ch</strong>on ein wesentli<strong>ch</strong>er <strong>Teil</strong> der Weißkroaten<br />
enge Beziehungen zum altrussis<strong>ch</strong>en Staat. Na<strong>ch</strong> Auffassung des Autors der<br />
Chronik „Erzählung der vergangenen Jahre“ waren die Weißkroaten ein starker<br />
Stamm, wel<strong>ch</strong>er die Kiewer Ruß gegen äußere Feinde verteidigte. Der Chronist<br />
nennt ihren Bund “Fürstentümer“ und ihre Führer „Fürsten“. Zentrum des<br />
Fürstentums der Weißkroaten wurde gegen Ende des 9. Jh. Ung (Uzhhorod).<br />
Laut der ungaris<strong>ch</strong>en Urkunde „Anonima“ (zweite Hälfte des 12. Jh.) fanden<br />
hier die ungaris<strong>ch</strong>en Stämme, die 896 na<strong>ch</strong> Transkarpatien kamen, eine Stadt<br />
mit Festung vor. Sie haben das Heer des slawis<strong>ch</strong>en Fürsten Laborez<br />
zers<strong>ch</strong>lagen und die Festung erobert.<br />
Der Prozess der Ers<strong>ch</strong>ließung der Mitteldonau-Ebene dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e<br />
Stämme dauerte bis ins 11. Jahrhundert. Dabei kamen sie mit slawis<strong>ch</strong>en und<br />
romanis<strong>ch</strong>-germanis<strong>ch</strong>en Völkern in Berührung, die si<strong>ch</strong> damals auf einer<br />
höheren Stufe der sozialen Entwicklung befanden. Die Ungarn übernahmen<br />
allmähli<strong>ch</strong> ihre Lebensweise. Na<strong>ch</strong>dem sie ihre Ma<strong>ch</strong>t in Pannonien gefestigt
20<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
hatten, begannen sie ihre Staatsgrenzen na<strong>ch</strong> Norden und Nordosten<br />
vorzus<strong>ch</strong>ieben. Bis Ende des 11. Jahrhunderts erlangten sie die Herrs<strong>ch</strong>aft<br />
über die Niederungen Transkarpatiens und später über das ganze Territorium<br />
der Gegend.<br />
Im 12. Jh. begann der ungaris<strong>ch</strong>e König Geza II mit der Kolonisierung der<br />
Region, indem er Sa<strong>ch</strong>sen aus dem Rheingebiet ins Land holte, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Städte Söllös<strong>ch</strong> (Wynogradowo), Lampre<strong>ch</strong>tsas (Berehowo), Deuts<strong>ch</strong>au<br />
(Tjats<strong>ch</strong>iw) und Sasowo gründeten.<br />
Allmähli<strong>ch</strong> breitet si<strong>ch</strong> in Transkarpatien die neue territoriale Struktur des<br />
Ungaris<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong>s aus: 1214 – Komitat Ung, 1262 – Komitat Ugocsa,<br />
1263 – Komitat Bereg und 1303 – Komitat Maramoros<strong>ch</strong>.<br />
Ein tragis<strong>ch</strong>er Eins<strong>ch</strong>nitt für Transkarpatien bildete der März 1241, als die<br />
Horden des mongolis<strong>ch</strong>en Kriegsherrn Khan Batu über den Werezkij-Pass in<br />
die Karpaten eindrangen. Sie eroberten und zerstörten damals die Städte<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo, Uzhhorod, Tjats<strong>ch</strong>iw, Solotwyno sowie zahlrei<strong>ch</strong>e Dörfer. 1254<br />
lud der ungaris<strong>ch</strong>e König Bela IV. deuts<strong>ch</strong>e und italienis<strong>ch</strong>e Kolonisten ein,<br />
um die von den Mongolen entvölkerten Gebiete neu zu besiedeln.<br />
Im Laufe von vielen Jahrhunderten wurde Transkarpatien glei<strong>ch</strong>zeitig von<br />
Bauernaufständen gegen die Feudalherren und vom Kampf gegen die<br />
ausländis<strong>ch</strong>e Herrs<strong>ch</strong>aft ers<strong>ch</strong>üttert. Ein leu<strong>ch</strong>tendes Beispiel darunter war<br />
der Aufstand von 1315-1317 unter der Führung des S<strong>ch</strong>upans von Ung, Petro<br />
Pete, des S<strong>ch</strong>upans von Bereg, Kopas und desjenigen von Ugocsa, Mois<strong>ch</strong>a,<br />
gegen den neuen ungaris<strong>ch</strong>en König Karl Robert aus der Dynastie der Anjou.<br />
Na<strong>ch</strong> der brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagung des Aufstandes wurde Uzhhorod mit der<br />
Uzhanska Domäne den Grafen Drugetti ges<strong>ch</strong>enkt, die dort über 300 Jahre<br />
herrs<strong>ch</strong>ten. Viele andere Städte der Region fielen in die Hände von rei<strong>ch</strong>en<br />
europäis<strong>ch</strong>en Grundbesitzern.<br />
Für die Stärkung der ukrainis<strong>ch</strong>en Elemente in der Kultur der Region war die<br />
Umsiedlung des Fürsten Fedir Korjatowits<strong>ch</strong> mit seinen Gefolgsleuten 1393<br />
von großer Bedeutung. Er erhielt vom ungaris<strong>ch</strong>en König Sigmund das S<strong>ch</strong>loß<br />
von Mukats<strong>ch</strong>ewo samt Domäne zum Lehen und entwickelte hier eine aktive<br />
Tätigkeit: Er ließ ein S<strong>ch</strong>loß und ein Kloster auf dem Ts<strong>ch</strong>ernets<strong>ch</strong>a Hora<br />
erri<strong>ch</strong>ten und ma<strong>ch</strong>te es ni<strong>ch</strong>t nur zum Zentrum der Orthodoxie, sondern au<strong>ch</strong><br />
der slawis<strong>ch</strong>en Kultur. 1514 wurde Ungarn und damit au<strong>ch</strong> Transkarpatien<br />
vom großen Bauernaufstand unter der Führung von Dozsa György ergriffen.<br />
Für die <strong>Teil</strong>nahme daran wurden die Städte Chust, Söllös<strong>ch</strong>, Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />
und Uzhhorod mit erdrückenden Kriegssteuern bestraft. Viele aktive<br />
<strong>Teil</strong>nehmer des Aufstands wurden hingeri<strong>ch</strong>tet. Im 16.-17. Jh. ma<strong>ch</strong>ten<br />
Räuberbanden (Oprys<strong>ch</strong>ky) Transkarpatien unsi<strong>ch</strong>er. Besonderes Aufsehen<br />
erregten die Oprys<strong>ch</strong>ky-Banden dur<strong>ch</strong> ihre Aktivität in den Dörfern Ljuta,<br />
Zagorb, Poljana, Dubrynyts<strong>ch</strong>i, Postoka und Wolosjanka.<br />
1551 fand in Transkarpatien der erste Streik im damaligen Einflussberei<strong>ch</strong><br />
Ungarns statt. Die Arbeiter der Salzgrube in Solotwyno verließen ihre Gruben<br />
und erstellten ein Lager bei Nady Banya. Sie forderten die Verbesserung ihrer<br />
Lebensverhältnisse und die Aufhebung der Todesstrafe.<br />
Das spätere Mittelalter wurde dur<strong>ch</strong><br />
folgende Ereignisse in Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
und Wirts<strong>ch</strong>aft gekennzei<strong>ch</strong>net:<br />
- Man begann Nuss-, Apfel- und<br />
Maulbeerbäume zu zü<strong>ch</strong>ten; Mais und Klee<br />
wurden intensiver angepflanzt;
GESCHICHTE UND KULTUR 21<br />
- Erri<strong>ch</strong>tung von Manufakturen: In<br />
Berehowo gab es etwa 100 Betriebe. Dort<br />
lebten damals 11 S<strong>ch</strong>neider, 19 S<strong>ch</strong>uster, 5<br />
Fassbinder, Töpfer, 5 S<strong>ch</strong>miede, 5<br />
Küs<strong>ch</strong>ner, insgesamt 8 Zünfte. Das Komitat<br />
Us<strong>ch</strong> verfügte über<br />
Eisenbearbeitungsmanufakturen in Remety,<br />
Antalowez und Lums<strong>ch</strong>ory, 20<br />
Holzsägereien , Manufakturen für die<br />
Produktion von Pottas<strong>ch</strong>e und Salpeter. Das<br />
Komitat Maramoros<strong>ch</strong> war für Holz- und<br />
Eisenbearbeitung bekannt (Kossiwska<br />
Poljana, Buttfalwa), Holzsägereien (Jasinja,<br />
Byts<strong>ch</strong>kiw, Ust-Ts<strong>ch</strong>orna), S<strong>ch</strong>uhproduktion<br />
(Chust). Im Komitat Ugocsa befand si<strong>ch</strong> die<br />
größte Bött<strong>ch</strong>erei;<br />
- Mineralwassernutzung: Mit erhitzten<br />
Steinen, wel<strong>ch</strong>e in Felsvertiefungen gelegt<br />
wurden, hat man das Mineralwasser<br />
erwärmt, wel<strong>ch</strong>es als Heilwasser benutzt<br />
wurde. So sahen die ersten damaligen<br />
Kurorte und Sanatorien aus;<br />
- Es gab in der Region 700 Dörfer mit etwa<br />
40 S<strong>ch</strong>ulen. Die Städte wurden eingeteilt in:<br />
selbständige Städte (Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />
Berehowo, Bereny, Kosyno, Wary,<br />
Wynogradiw, Swaljawa und Nys<strong>ch</strong>ni<br />
Worota);<br />
staatli<strong>ch</strong>e Städte (Uzhhorod, Perets<strong>ch</strong>yn<br />
und Welykyj Bereznyj);<br />
Kronstädte (Wys<strong>ch</strong>kiw, Tjats<strong>ch</strong>iw und<br />
Chust).<br />
Na<strong>ch</strong> der Niederlage im Kampf gegen die Türken am Fluß Mohacs zerfiel<br />
Ungarn. Der größte <strong>Teil</strong> des heutigen Transkarpatien wurde dem<br />
Transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürstentum einverleibt, wel<strong>ch</strong>es in Vasallenabhängigkeit<br />
der Türkei geriet. Die Westregionen (Komitat Ung) fielen in die Hände der<br />
Habsburger. Seither wurde die Bevölkerung ni<strong>ch</strong>t nur dur<strong>ch</strong> häufige Streifzüge<br />
der Türken, sondern au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Kriege zwis<strong>ch</strong>en dem protestanis<strong>ch</strong>en<br />
Transsylvanien und dem katholis<strong>ch</strong>en Österrei<strong>ch</strong> verheert.<br />
Aber ungea<strong>ch</strong>tet dessen, daß das Transsylvanis<strong>ch</strong>e Fürstentum offiziell dem<br />
Osmanis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong> untergeordnet war, wollten si<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Könige dem<br />
asiatis<strong>ch</strong>en Einfluß ni<strong>ch</strong>t fügen. Bei einem erneuten Pazifierungsfeldzug der<br />
Türken 1566 wurden die Städte und Dörfer der Region s<strong>ch</strong>onungslos<br />
ausgeplündert.<br />
Interessant zu wissen:<br />
- 1558 ma<strong>ch</strong>ten die Bots<strong>ch</strong>after des<br />
russis<strong>ch</strong>en Zaren Iwan IV. Grisnyj auf dem<br />
Rückweg von Konstantinopel einen Halt im<br />
Kloster von Uholka, wo damals 330 Mön<strong>ch</strong>e<br />
lebten. Hier haben sie zum ersten Mal<br />
Mineralwasser aus drei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Quellen probiert;<br />
- im 17. Jh. fanden in Maramoros<strong>ch</strong> die<br />
sogenannten „Jungfrauenmärkte“ statt, zu<br />
denen die Leute kamen, um si<strong>ch</strong><br />
kennenzulernen und zu heiraten;<br />
- im 17. Jh. wurden aus Transkarpatien Salz,<br />
Pelze, Wein und Holzerzeugnisse<br />
ausgeführt;<br />
- 1631 wurde der Holzs<strong>ch</strong>lag bei Horjany,<br />
Newyzke, Kamjanyzja und Korytnjany<br />
verboten. In Maramoros<strong>ch</strong> wurde au<strong>ch</strong> das<br />
Fällen von Tannen für die Flösse, mit denen<br />
das Salz transportiert wurde,
22<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
einges<strong>ch</strong>ränkt;<br />
- 1634 bewilligte die Regierung der<br />
Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie einige<br />
Studienplätze für Transkarpatien an der<br />
Universität zu Trnava (Slowakei).<br />
1604-1606 bra<strong>ch</strong> ein Aufstand gegen die Habsburger unter Führung von<br />
Is<strong>ch</strong>twan Bots<strong>ch</strong>kaj aus. Ihm s<strong>ch</strong>loßen si<strong>ch</strong> drei transkarpatis<strong>ch</strong>e Komitate<br />
an. Die Aufstände flammten 1678-1685 im Gefolge des ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Nationalaufstands unter der Führung des Fürsten Imre Tekeli wieder auf. Ein<br />
S<strong>ch</strong>lüsselereignis im 17. Jh. war die Erklärung der Uzhhoroder Union am 24.<br />
April 1646. Im S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod hatten 63 orthodoxe Priester ihren<br />
Zusammens<strong>ch</strong>luß mit der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e erklärt. Auf diese Weise ist die<br />
neue grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e (unierte) Kir<strong>ch</strong>e in Transkarpatien entstanden.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Zusammenbru<strong>ch</strong> des Transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürstentums (1690) wurde<br />
Transkarpatien dem Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong> einverleibt. 1703 bra<strong>ch</strong> der<br />
Befreiungskrieg der Ungarn gegen die Habsburger unter der Führung des<br />
Fürsten Ferenz II. Rakoczi aus. Am 7. Juni 1703 fand die erste bekannte<br />
S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t der Kuruzen beim Dorf Dilowe statt. S<strong>ch</strong>on zwis<strong>ch</strong>en Mai und August<br />
1703 eroberten sie die Städte Berehowo, Chust, Mukats<strong>ch</strong>ewo und Uzhhorod<br />
und ma<strong>ch</strong>ten sie zu ihren Stützpunkten. Dur<strong>ch</strong> die Niederwerfung des<br />
Aufstandes 1711 wurde die absolute Ma<strong>ch</strong>t der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-Ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Monar<strong>ch</strong>ie auf lange Si<strong>ch</strong>t stabilisiert. Es setzte eine neue Welle deuts<strong>ch</strong>er<br />
Kolonisierung ein. 1728 fiel die Domäne Mukats<strong>ch</strong>ewo-Ts<strong>ch</strong>ynadijewo in<br />
die Hände des Fürsten S<strong>ch</strong>önborn (insgesamt 152 Dörfer, 4 Städte, 15<br />
Orts<strong>ch</strong>aften und 14‘000 Mens<strong>ch</strong>en).<br />
Na<strong>ch</strong> der letzten <strong>Teil</strong>ung Polens Ende des 18. Jahrhunderts, als die Grenzen<br />
von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn weit über Galizien vorges<strong>ch</strong>oben wurden, haben die<br />
S<strong>ch</strong>lösser von Transkarpatien ihre Verteidigungsfunktion verloren. Das S<strong>ch</strong>loß<br />
von Mukats<strong>ch</strong>ewo wurde in ein Gefängnis umfunktioniert, dasjenige von<br />
Uzhhorod in ein Priesterseminar, viele andere wurden verna<strong>ch</strong>lässigt und<br />
zerfielen allmähli<strong>ch</strong>.<br />
Interessant zu wissen:<br />
- 1770 wurden in Transkarpatien erstmals<br />
Kartoffeln angebaut. 1774 wurden 20<br />
Studienplätze für Ruthenen aus<br />
Transkarpatien im Priesterseminar<br />
„Barbareum“ zu Wien erteilt;<br />
- 1775 wurde das Zentrum der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>katholis<strong>ch</strong>en<br />
Diözese na<strong>ch</strong> Uzhhorod<br />
versetzt;<br />
- im 19. Jh. gab es in Transkarpatien 21<br />
Städte;<br />
- im 19. Jh. wurde Transkarpatien in 18<br />
Kreise unterteilt: Welykyj Bereznyj,<br />
Perets<strong>ch</strong>yn, Serednje, Uzhhorod, Korolewo,<br />
Tereswa, Tjas<strong>ch</strong>iw, Wolowe, Dowhe, Chust,<br />
Swaljawa, Latoryts<strong>ch</strong>anskyj (Roswygowo),<br />
Mesekossynskyj (Kosson), Tyssahatskyj<br />
(Berehowo), Wer<strong>ch</strong>owynskyj (Irs<strong>ch</strong>awa),<br />
Welykosewlus<strong>ch</strong>skyj (Söllös<strong>ch</strong>),<br />
Tyssodyljanskyj (Ra<strong>ch</strong>iv), Nyzhnewerezkyj<br />
(Nyzhni Worota);<br />
- im 19. Jh. fanden in folgenden Städten<br />
regelmäßige Jahrmärkte statt:<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo (18 Tage), Uzhhorod (16),<br />
Berehowo (12), Chust (10), Wynogradiw,<br />
Seredne, Bereznyj, Dowhe, Bilky, Swaljawa,<br />
Wolowe, Nyzhni Worota;<br />
- 1843 ers<strong>ch</strong>ien das Manuskript von<br />
My<strong>ch</strong>ajlo Luts<strong>ch</strong>kaj „Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
karpatis<strong>ch</strong>en Ruthenen“;<br />
- 1847 wurde die erste ruthenis<strong>ch</strong>e Lesefibel<br />
veröffentli<strong>ch</strong>t: „Lesebu<strong>ch</strong> für Anfänger“ von
GESCHICHTE UND KULTUR 23<br />
Alexander Du<strong>ch</strong>nowyts<strong>ch</strong>;<br />
- 1846 wurde eine Volkszählung dur<strong>ch</strong> die<br />
österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Regierung dur<strong>ch</strong>geführt. In<br />
den vier Komitaten Transkarpatiens<br />
wohnten 468‘838 Mens<strong>ch</strong>en. Davon 235‘266<br />
Ruthenen (Ukrainer), 119‘818 Ungarn, 3‘857<br />
Slowaken, 64‘917 Rumänen, 10‘351<br />
Deuts<strong>ch</strong>e, 24‘589 Juden und 42 Grie<strong>ch</strong>en.<br />
Das 19. Jahrhundert war eine Zeit des Wirts<strong>ch</strong>aftsaufs<strong>ch</strong>wungs in<br />
Transkarpatien. In der Region breiteten si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>rittweise kapitalistis<strong>ch</strong>e<br />
Produktionsverhältnisse aus, obwohl einige Fabriken s<strong>ch</strong>on in der Epo<strong>ch</strong>e<br />
der Feudalherrs<strong>ch</strong>aft entstanden sind.<br />
Am 27. März 1848 wurde im Gefolge der liberalen Revolution in Uzhhorod<br />
das Gesetz „Über die Aufhebung der Leibeigens<strong>ch</strong>aft und der feudalen<br />
Pfli<strong>ch</strong>ten der Bauern“ verkündet. Die bedrängten Habsburger riefen allerdings<br />
das Heer des russis<strong>ch</strong>en Zaren zu Hilfe und s<strong>ch</strong>lugen die Revolution mit dieser<br />
Unterstützung nieder. Die Autorität der Monar<strong>ch</strong>ie wurde wiederhergestellt.<br />
Ungea<strong>ch</strong>tet der Niederlage war die Revolution von großer historis<strong>ch</strong>er er<br />
Bedeutung- sie förderte die Stärkung des nationalen Selbsbewußtseins und<br />
öffnete neue Wege für den Ausbau der kapitalistis<strong>ch</strong>en Beziehungen.<br />
Interessant zu wissen:<br />
- 1849 wird Uzhhorod zum Zentrum des<br />
ruthenis<strong>ch</strong>en Distrikts- einer neuen<br />
territorialen Struktur innerhalb des<br />
Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es. Bereits 1850<br />
wurde diese Neuerung wieder rückgängig<br />
gema<strong>ch</strong>t;<br />
- 1861 ers<strong>ch</strong>ien in Transkarpatien die erste<br />
Zeitung „Karpatskyj Wisnyk“;<br />
- 1865 wurde die erste Kohlengrube in<br />
Olnyzja eröffnet;<br />
- 1869 wurde in Uzhhorod das erste<br />
me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Holzsägewerk in Betrieb<br />
genommen;<br />
- 1896 gab es in Transkarpatien 123<br />
Poststellen;<br />
- 1872 wurde die erste Eisenbahnlinie<br />
(Uzhhorod-Ts<strong>ch</strong>op) auf dem Gebiet<br />
Transkarpatiens in Betrieb genommen;<br />
- 1874 hat der Erfinder A. Jenkowskyj aus<br />
dem Dorf Stebliwka eine Mas<strong>ch</strong>ine für die<br />
me<strong>ch</strong>anisierte Weizenernte erfunden;<br />
- 1897 entstand die erste telegraphis<strong>ch</strong>e<br />
Verbindung Uzhhorod- Budapest;<br />
- 1902 wurde in Uzhhorod das erste<br />
Kraftwerk in Betrieb genommen;<br />
- 1907 wurde das erste Theater in Uzhhorod<br />
eröffnet.<br />
Das neue habsburgis<strong>ch</strong>e Regime bra<strong>ch</strong>te jedo<strong>ch</strong> keine Besserung für die<br />
notleidende Masse der einfa<strong>ch</strong>en Bauern. Deshalb setzte in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts eine erste Emigrationswelle ein. In den Jahren 1870-<br />
1913 sind aus den transkarpatis<strong>ch</strong>en Komitaten Österrei<strong>ch</strong>-Ungarns 180‘000<br />
Mens<strong>ch</strong>en legal na<strong>ch</strong> Nordamerika ausgewandert (über die Anzahl der illegalen<br />
Auswanderer gibt es nur unzuverlässige S<strong>ch</strong>ätzungen). Der erste Weltkrieg<br />
hat die Entwicklung unserer Region unterbro<strong>ch</strong>en. Im September 1914 ist die<br />
russis<strong>ch</strong>e Armee unter der Führung des Generals Plegwe bei Jasinja, Ra<strong>ch</strong>iv,<br />
und Us<strong>ch</strong>ok einmars<strong>ch</strong>iert. Von diesen Kriegshandlungen zeugen<br />
Massengräber am Us<strong>ch</strong>ozkyj-Pass, am Legionen-Pass und an den Gipfeln<br />
des Ts<strong>ch</strong>eremha und Kozneska. Diese Ereignisse werden finden au<strong>ch</strong> im<br />
bekannten Werk „Die Abenteuer des braven Soldaten S<strong>ch</strong>wejk“ von Jaroslaw<br />
Has<strong>ch</strong>ek Erwähnung.
24<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Bei Kriegsende im Herbst 1918 äußerten viele Bewohner von Transkarpatien<br />
den Wuns<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> der Ukraine anzus<strong>ch</strong>ließen. Ein Kongress in Chust am 21.<br />
Januar 1919 verabs<strong>ch</strong>iedete ein entspre<strong>ch</strong>endes Manifest. Transkarpatien<br />
gelangte jedo<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st in den Strudel der proletaris<strong>ch</strong>en ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Revolution unter der Führung von Bela Kun (März 1919). Es wurde die<br />
Ungaris<strong>ch</strong>e Sowjetis<strong>ch</strong>e Republik ausgerufen. Am 22.-23. März übernahm<br />
der Sowjet in mehreren Städten und Dörfern der Region die Ma<strong>ch</strong>t. Die<br />
Sowjetma<strong>ch</strong>t in Ungarn blieb jedo<strong>ch</strong> eine kurze Episode: In Transkarpatien<br />
endete sie bereits Ende April 1919 (Einmars<strong>ch</strong> rumänis<strong>ch</strong>er Truppen) und bis<br />
zum 1. August war ganz Ungarn wieder unter Kontrolle der dur<strong>ch</strong> die Entente<br />
unterstützten Gegenkräfte.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Zerfall von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn wurde Transkarpatien jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
der Ukraine angegliedert. Es setzte si<strong>ch</strong> vielmehr die diplomatis<strong>ch</strong>e Aktivität<br />
Masaryks beim amerikanis<strong>ch</strong>en Präsidenten Wilson dur<strong>ch</strong>: Mit dem<br />
Friedensvertrag von Saint-Germain (10. September 1919) wurde<br />
Transkarpatien der neugebildeten Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik<br />
angegliedert.<br />
Auf der Basis der starken Industrialisierung im Westen der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />
(Böhmen, Mähren) gelangten gewisse Modernisierungen au<strong>ch</strong> in die<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>e Region. Uzhhorod wurde in der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en<br />
Periode zum Verwaltungszentrum ausgebaut. 1929 entstand das ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong><br />
anspru<strong>ch</strong>svolle Verwaltungsviertel, im selben Jahr erhielt Uzhhorod au<strong>ch</strong><br />
seinen ersten Flugplatz. Am 29. Januar 1920 ers<strong>ch</strong>eint in der<br />
ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Verfassung der Name der Region – Podkarpatska Ruß<br />
(Unterkarpaten-Ruß).<br />
Die Aufbru<strong>ch</strong>stimmung erzeugte vielfältige Initiativen, so entstand 1927 die<br />
erste S<strong>ch</strong>ule für die bisher ni<strong>ch</strong>t alphabetisierten Roma - ein europäis<strong>ch</strong>es<br />
Novum. Die Multikulturalität fand ihren Nieders<strong>ch</strong>lag au<strong>ch</strong> im Pressewesen:<br />
In der Zwis<strong>ch</strong>enkriegszeit ers<strong>ch</strong>ienen in Transkarpatien 60 Zeitungen (22 in<br />
ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e, 10 in russis<strong>ch</strong>er, 5 in jiddis<strong>ch</strong>er, 4 in ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er, 4 in<br />
ukrainis<strong>ch</strong>er und 6 in anderen Spra<strong>ch</strong>en).<br />
In der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Verfassung wurden der Slowakei und<br />
Transkarpatien weit rei<strong>ch</strong>ende Autonomiere<strong>ch</strong>te eingeräumt, die zu einem<br />
großen <strong>Teil</strong> jedo<strong>ch</strong> nie umgesetzt wurden. Diese uneingelösten Verspre<strong>ch</strong>en<br />
sollten später den Zusammenbru<strong>ch</strong> der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei bes<strong>ch</strong>leunigen.<br />
Das Nazieregime erzwingt mit dem Mün<strong>ch</strong>ner Abkommen vom 28. September<br />
1938 die Abtretung der ho<strong>ch</strong> industrialisierten deuts<strong>ch</strong> besiedelten<br />
Sudetenregion. Na<strong>ch</strong> dem Wiener S<strong>ch</strong>iedsgeri<strong>ch</strong>t vom 2. November 1938<br />
werden die ungaris<strong>ch</strong> besiedelten Gebiete der Slowakei sowie der südli<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Teil</strong> Transkarpatiens mit den Städten Uzhhorod und Mukats<strong>ch</strong>ewo Ungarn<br />
zugespro<strong>ch</strong>en. Chust wird zum administrativen Zentrum der restli<strong>ch</strong>en<br />
Karpatenukraine.<br />
Erst jetzt, wo die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei stark ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t ist, erhalten<br />
Transkarpatien und die Slowakei die lange vorenthaltenen Autonomiere<strong>ch</strong>te.<br />
Die Regierung der Karpatoukraine strebte aber völlige Unabhängigkeit an.<br />
Im Februar 1938 wurde eine Militärorganisation – die sogenannte „ Karpato-<br />
Sits<strong>ch</strong>“ gegründet, die in kurzer Zeit gegen 5000 Soldaten rekrutieren konnte.<br />
Die Aufstellung der eigenen Armee war eine Gegenreaktion auf die Ansprü<strong>ch</strong>e<br />
Ungarns auf seine früheren Territorien.<br />
Als Hitlerdeuts<strong>ch</strong>land die restli<strong>ch</strong>e Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ei besetzte, erklärten si<strong>ch</strong> die<br />
Slowakei und Transkarpatien zu unabhängigen Staaten. Die Karpatoukraine<br />
wird jedo<strong>ch</strong> am 14./15. März dur<strong>ch</strong> die ungaris<strong>ch</strong>e Armee überrannt. Die<br />
dur<strong>ch</strong> den Präsidenten Augustin Wolos<strong>ch</strong>yn ausgerufene unabhängige<br />
Republik blieb als „Republic of one day“ eine Fussnote der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />
Im Juni 1941 hat si<strong>ch</strong> Ungarn an der Seite Nazideuts<strong>ch</strong>lands am Überfall auf<br />
die Sowjetunion beteiligt. Transkarpatien erfuhr während des Krieges keine<br />
grösseren Zerstörungen – allerdings wurde die Bevölkerungsstruktur dur<strong>ch</strong><br />
den fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Holocaust und die Flu<strong>ch</strong>t der deuts<strong>ch</strong>en Minderheit sowie<br />
die ans<strong>ch</strong>liessende Verfolgung der Ungarn dur<strong>ch</strong> die Sowjetma<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidend<br />
verändert.(vgl. „Nationale Minderheiten“). Im Herbst 1944 wurde<br />
Transkarpatien dur<strong>ch</strong> die Rote Armee befreit, über 10‘000 sowjetis<strong>ch</strong>e Soldaten<br />
fielen in diesen Kämpfen.<br />
Die Befreiung war eine Vorents<strong>ch</strong>eidung für die ans<strong>ch</strong>ließende Integration<br />
Transkarpatiens in die Sowjetunion. Am 26. November 1944 unters<strong>ch</strong>rieb
GESCHICHTE UND KULTUR 25<br />
die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>e Regierung in Moskau den Vertrag über die<br />
Eingliederung Transkarpatiens in die UdSSR. Diese neue Periode bra<strong>ch</strong>te der<br />
Region einen Entwicklungss<strong>ch</strong>ub. Bereits am 18. Oktober 1945 wurde die<br />
Uzhhoroder Staatli<strong>ch</strong>e Universität eröffnet, 1956 wurde das Tereble-Rizka<br />
Wasserkraftwerk in Betrieb genommen (130 Mio. KW/St pro Jahr). Im selben<br />
Jahr wurde die Bahn über die Karpaten elektrifiziert.<br />
Das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Leben Transkarpatiens wurde nun<br />
während über 40 Jahren sowjetis<strong>ch</strong> geprägt. Die Verkündung der<br />
Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August 1991 leitete eine s<strong>ch</strong>wierige<br />
Periode des wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Niedergangs, der Umverteilung und der<br />
gesells<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Neuorientierung ein, wel<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>lossen<br />
ist. Die Jahrhundertübers<strong>ch</strong>wemmung von 1998 bra<strong>ch</strong>te grosse Zerstörungen<br />
mit si<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e der Region jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Aufmerksamkeit des ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Staats und internationaler Entwicklungsorganisationen bes<strong>ch</strong>erte. In den letzten<br />
paar Jahren ist eine ökonomis<strong>ch</strong>e Stabilisierung zu beoba<strong>ch</strong>ten. Beim<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Neuanfang kommt Transkarpatien die traditionelle Flexibilität<br />
seiner Bewohner zu Gute, wel<strong>ch</strong>e auf eine Jahrhunderte alte Tradition der<br />
Arbeitsemigration zurückgreift. Es bleibt zu hoffen, daß das neue Jahrtausend<br />
positive Wandlungen in die Region bringt.<br />
Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmäler<br />
Die ältesten Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmäler aus dem Mittelalter sind S<strong>ch</strong>lösser, Paläste<br />
und Kultusgebäude. Von besonderem Interesse sind aber die Holzkir<strong>ch</strong>en<br />
Transkarpatiens. Sie stellen ein prägendes Phänomen des regionalen<br />
Kulturerbes und viellei<strong>ch</strong>t den wertvollsten Beitrag der Region zur Weltkultur<br />
dar. Auf dem Territorium Transkarpatiens sind 118 Holzkir<strong>ch</strong>en erhalten<br />
geblieben, die im Laufe der letzten 500 Jahren erri<strong>ch</strong>tet wurden. 48 davon<br />
sind unter Denkmals<strong>ch</strong>utz gestellt.<br />
1751 gab es in den Dörfern der damals no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aufgeteilten grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>katholis<strong>ch</strong>en<br />
Epar<strong>ch</strong>ie etwa 800 Holzkir<strong>ch</strong>en. Jede davon wies eine rei<strong>ch</strong>e<br />
Vielfalt an Ar<strong>ch</strong>itekturformen auf und zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> meisterhafte<br />
S<strong>ch</strong>nitzereien aus.<br />
Da dem religiösen Leben der Region sowie insbesondere au<strong>ch</strong> den<br />
Kir<strong>ch</strong>enbauten zu vers<strong>ch</strong>iedenen Zeiten wesentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>äden zugefügt wurden,<br />
steigt der Wert jeder einzelnen erhaltenen Kir<strong>ch</strong>e. Die Kir<strong>ch</strong>en Transkarpatiens<br />
wurden ohne die Verwendung von Nägeln im spezifis<strong>ch</strong>en transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />
Stil erbaut. Es werden fünf Stilri<strong>ch</strong>tungen unters<strong>ch</strong>ieden. Drei davon - der<br />
Lemken-, Bojken- und Huzulenstil sind na<strong>ch</strong> den in den ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten<br />
ansässigen Ethnien benannt.Gotis<strong>ch</strong>e und barocke Kir<strong>ch</strong>en verweisen auf den<br />
Kontakt mit epo<strong>ch</strong>alen europäis<strong>ch</strong>en<br />
Baustilen. Unter den Holzkir<strong>ch</strong>en<br />
sind die Lemken- und Bojkenkir<strong>ch</strong>en<br />
besonders hervorzuheben. Ihre<br />
Bauweise ist vom Prinzip der heiligen<br />
Dreifaltigkeit geprägt: Die Kir<strong>ch</strong>e<br />
besteht aus drei Räumen, drei<br />
Balkengerüsten und hat drei Kuppeln.<br />
Die Bojkenkir<strong>ch</strong>en sind am Oberlauf<br />
des Us<strong>ch</strong> erhalten geblieben. Die<br />
einzige Lemken-Kir<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>mückt das<br />
Freili<strong>ch</strong>tmuseum von Uzhhorod. Die<br />
Huzulen-Bauweise ist dur<strong>ch</strong> die<br />
kreuzförmigen Kir<strong>ch</strong>en aus fünf<br />
Balkengerüsten in Jasinja und<br />
Plytowate sowie dur<strong>ch</strong> fünf Kir<strong>ch</strong>en<br />
im sogenannten Mittelhuzulen-Stil<br />
vertreten.<br />
Barocke Türme weisen 22 Kir<strong>ch</strong>en in<br />
den Rayons Wolowez und Mizhhirja<br />
auf. Die spitz zulaufenden Kir<strong>ch</strong>en in<br />
Danylowe, Krajnikowe, Olexandriwka,<br />
Sokirnyzja, Neresnyzja,<br />
Dibrowe und anderen Dörfern<br />
Holzkir<strong>ch</strong>e in Hukliwi
26<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
präsentieren die berühmte Gotik der Region des Theiß-Beckens (Potyssja).<br />
Die ältesten Kir<strong>ch</strong>en stehen in Serednje Wodjane (1428) und Kolodne (1470).<br />
Die traditionelle Bauweise der Holzkir<strong>ch</strong>en wurde im Rayon Mizhhirja<br />
bewahrt: Zawijka (1930), Sojmy (1934), Kuzhbij (1937). Der hö<strong>ch</strong>ste<br />
Holzturm in Skelettenbauweise steht bei der Kir<strong>ch</strong>e der Reformierten in<br />
Ts<strong>ch</strong>etowo im Rayon Berehowo. Die kleinsten gotis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en stehen in<br />
Iwas<strong>ch</strong>kowez im Rayon Irs<strong>ch</strong>awa (33 Quadratmeter) und Nowoselyzja im<br />
Rayon Wynogradiw.<br />
Viele Kir<strong>ch</strong>en we<strong>ch</strong>selten ihren Standort. Am häufigsten ges<strong>ch</strong>ah dies mit<br />
Lemken-Kir<strong>ch</strong>en. Die Mi<strong>ch</strong>aelskir<strong>ch</strong>e wurde 1928 aus S<strong>ch</strong>elestowo na<strong>ch</strong><br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo, und von dort aus 1974 na<strong>ch</strong> Uzhhorod versetzt. Die Uspenska<br />
(Tod Mariä-Kir<strong>ch</strong>e) wurde 1788 na<strong>ch</strong> Obawa gebra<strong>ch</strong>t, 1931 na<strong>ch</strong> Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien<br />
versetzt. Die Mi<strong>ch</strong>aels-Kir<strong>ch</strong>e in Welyki Luts<strong>ch</strong>ky wurde Ende des 18. Jh.<br />
na<strong>ch</strong> Medwediwzi und 1929 na<strong>ch</strong> Prag gebra<strong>ch</strong>t. Jede Holzkir<strong>ch</strong>e stellt ein<br />
wahres Meisterwerk der Volksbaukunst dar. Sie sind rei<strong>ch</strong> verziert mit<br />
Malereien, S<strong>ch</strong>nitzereien und Stickereien.<br />
Holzkir<strong>ch</strong>en sind Denkmäler einer spezifis<strong>ch</strong>en transkarpatis<strong>ch</strong>en Kultur und<br />
somit ein Stück unserer Identität. Heute sind sie ni<strong>ch</strong>t zuletzt au<strong>ch</strong><br />
Anziehungspunkte für Touristen.<br />
S<strong>ch</strong>lösser<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Burgen in unserer Gegend beginnt in der<br />
Bronzezeit. Die damaligen Siedlungen wurden dur<strong>ch</strong> Erdwälle und<br />
Gräben befestigt (Ardaniwske, Stremtura, Halis<strong>ch</strong>-Lowats<strong>ch</strong>ka).<br />
Ein höher entwickleltes Bauprinzip stellen die S<strong>ch</strong>lösser aus dem<br />
11.-17. Jh. dar.<br />
Man unters<strong>ch</strong>eidet zwei Typen von S<strong>ch</strong>lössern: Die ersten sind<br />
die Zwingherren-S<strong>ch</strong>lösser, die dem Zwecke der Aufsi<strong>ch</strong>t und<br />
Tributerhebung auf dem kontrollierten Territorium dienten (die<br />
S<strong>ch</strong>lösser von Mukats<strong>ch</strong>ewo, Kwasy, Bronka, Newyzke). Die<br />
Wa<strong>ch</strong>t-S<strong>ch</strong>lösser sollten die besetzten Territorien verteidigen und<br />
kontrollieren (die S<strong>ch</strong>lösser von Uzhhorod, Wynogradiw,<br />
Korolewo, Ts<strong>ch</strong>ynadijewo, Seredne).<br />
Man<strong>ch</strong>mal bilden die S<strong>ch</strong>lösser ein Ganzes mit der Stadt oder<br />
anderen S<strong>ch</strong>utzobjekten wie die von Uzhhorod, Korolewo oder<br />
Wynogradiw. Einige wurden zu autonomen Ritterfestungen wie<br />
das S<strong>ch</strong>loß von Kwasy und Bronka. Es sei betont, daß bis zum<br />
12. Jahrhundert S<strong>ch</strong>lösser im Ungaris<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong> nur vom<br />
König erri<strong>ch</strong>tet werden konnten. Mit der Entwicklung der<br />
Feudalherrs<strong>ch</strong>aft sonderten si<strong>ch</strong> Mitglieder der königli<strong>ch</strong>en<br />
Gefolgs<strong>ch</strong>aft ab und ihre Na<strong>ch</strong>folger erhielten Lehen als ständigen<br />
Besitz. Sie wollten natürli<strong>ch</strong>, daß die Festungen in unmittelbarer<br />
Nähe zum untergeordneten Territorium gebaut wurden. Auf diese<br />
Weise entstanden administrative Zentren mit einer Zitadelle in der<br />
Mitte, die wiederholt Angriffen stand halten mußten. Alle<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lösser außer denjenigen von Seredne und<br />
Ts<strong>ch</strong>ynadijewo wurden auf Erhöhungen erri<strong>ch</strong>tet (Steilfelsen,<br />
Hügel mitten im Fla<strong>ch</strong>land). Fast alle wurden mehrmals umgebaut,<br />
deshalb weisen sie Züge vers<strong>ch</strong>iedener Ar<strong>ch</strong>itekturstile auf.<br />
Unter den Denkmälern der S<strong>ch</strong>loßar<strong>ch</strong>itektur zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> das<br />
Lusts<strong>ch</strong>loss des Grafen S<strong>ch</strong>önborn aus, wel<strong>ch</strong>es romantis<strong>ch</strong><br />
geprägt ist und einen unvergeßli<strong>ch</strong>en Eindruck ma<strong>ch</strong>t.<br />
Besonders interessant sind die S<strong>ch</strong>lösser von Uzhhorod,<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo, Ts<strong>ch</strong>ynadijewo sowie Überreste der S<strong>ch</strong>lösser von<br />
Newyzke, Wynogradowo, Korolewo und Chust.<br />
S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod (Castrum, Oppidum)<br />
Das S<strong>ch</strong>loß wird geht auf das 9.-13. Jh. zurück. Urkundli<strong>ch</strong> wird die Festung<br />
Ung in der Bes<strong>ch</strong>reibung des Zugs der Ungaris<strong>ch</strong>en Stämme über die<br />
karpatis<strong>ch</strong>en Pässe erwähnt. Na<strong>ch</strong> der endgültigen Eroberung aller Territorien<br />
Transkarpatiens Ende des 11. Jahrhunderts dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Feudalherren<br />
wird die Burg Ung zu einem ihrer Stützpunkte. Dieser bewährte si<strong>ch</strong> gegen<br />
einen Angriff der Polowetzer, wel<strong>ch</strong>en es 1086 ni<strong>ch</strong>t gelang, den S<strong>ch</strong>loßhügel
GESCHICHTE UND KULTUR 27<br />
zu erobern. Aber 1241 konnten die<br />
Burgmauern dem Ansturm des Ordens<br />
von Khan Batu ni<strong>ch</strong>t standhalten und<br />
die Stadt wurde völlig zerstört.<br />
Am Anfang des 13. Jh. wird das S<strong>ch</strong>loß<br />
befestigt und zu einer Burg ausgebaut.<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> aus der selben Zeit<br />
stammt die Kir<strong>ch</strong>e im Innenhof, deren<br />
Fundament heute no<strong>ch</strong> zu sehen ist.<br />
1646 wurde in dieser Kir<strong>ch</strong>e die<br />
Uzhhoroder Union angenommen.<br />
1322 geriet die Uzhhoroder Domäne in<br />
die Hände der italienis<strong>ch</strong>en Fürsten<br />
Drugetti, deren Na<strong>ch</strong>folger dort im<br />
Laufe von 300 Jahren herrs<strong>ch</strong>ten.<br />
Zu dieser Zeit erlebte das S<strong>ch</strong>loß<br />
mehrere Umgestaltungen. 1691, na<strong>ch</strong><br />
dem Tod des letzten Vertreters der Sippe<br />
ging das S<strong>ch</strong>loß in Besitz von Miklos<strong>ch</strong><br />
Berts<strong>ch</strong>eni über, der es au<strong>ch</strong> ausbauen<br />
ließ. Die heutige Gestalt erhielt das<br />
S<strong>ch</strong>loß im 16. Jahrhundert. Von drei<br />
Seiten war das S<strong>ch</strong>loß von einem in den<br />
Fels gehauenen Graben mit einer Breite<br />
von 15-20 m und 5-10 m Tiefe<br />
umgeben. Im Nordosten war es von<br />
einer Steilwand ges<strong>ch</strong>ützt. Die Burg<br />
umfaßt eine Flä<strong>ch</strong>e von 2,5 Hektar. Das<br />
S<strong>ch</strong>loß selbst steht am Rande des steilen<br />
Nordhangs des Zamkowa Hora.Mitten S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod<br />
im Palast liegt ein quadratförmiger<br />
Innenhof mit einem etwa 40 m tiefen<br />
Ziehbrunnen, der bis aufs Grundwasserniveau hinabrei<strong>ch</strong>t.<br />
Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>en Volkes in den Jahren 1703-<br />
1711 wurde das S<strong>ch</strong>loß von Aufständis<strong>ch</strong>en erobert. Na<strong>ch</strong> dem Kriegsende<br />
ging es in den Staatss<strong>ch</strong>atz über. 1728 brannte das dritte Ges<strong>ch</strong>oss und die<br />
Kir<strong>ch</strong>e völlig aus. Sie wurden ni<strong>ch</strong>t wieder aufgebaut.<br />
Vor der <strong>Teil</strong>ung Polens (Ende des 18. Jh.) diente das S<strong>ch</strong>loß als Grenzfestung.<br />
Als die Grenzen des Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es weit in den Osten Galiziens<br />
vers<strong>ch</strong>oben wurden, hat das S<strong>ch</strong>loß seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung verloren.<br />
Deswegen hat Maria-Teresia auf Bitte von Andrij Bats<strong>ch</strong>ynskyj das S<strong>ch</strong>loß<br />
von Uzhhorod der Epar<strong>ch</strong>ie von Mukats<strong>ch</strong>ewo übergeben. Es diente darauf<br />
über längere Zeit hinweg als Priesterseminar.<br />
Heute beherbergt das S<strong>ch</strong>loß das Transkarpatis<strong>ch</strong>e Heimatmuseum, wel<strong>ch</strong>es<br />
über eine rei<strong>ch</strong>e ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e, kulturologis<strong>ch</strong>e und völkerkundli<strong>ch</strong>e<br />
Sammlung verfügt.<br />
Palanok – das S<strong>ch</strong>loss von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />
IIm 9.-10. Jh befand si<strong>ch</strong> am Zamkowa Berg eine Holzfestung der Altslawen.<br />
Erstmals wird ein steinernes Gebäude im 11. Jahrhundert urkundli<strong>ch</strong> erwähnt,<br />
als der König von Ungarn die Burg mit Steinwänden gegen die angreifenden<br />
Nomadenstämme befestigen ließ. Laut einer ungaris<strong>ch</strong>en Chronik bewährte<br />
si<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>loß im Laufe von fünf Tagen gegen einen Sturm der Polowetzer<br />
unter Khan Kuteska. Die Horden von<br />
Khan Batu, die 1241 in Transkarpatien<br />
einfielen, ma<strong>ch</strong>ten keinen Versu<strong>ch</strong>, das<br />
S<strong>ch</strong>loß zu erobern.<br />
1321 lud König Karl Robert, der die<br />
Grenzen des Staates stärken wollte,<br />
italienis<strong>ch</strong>e Meister für den Ausbau des<br />
S<strong>ch</strong>losses ein.<br />
1396 erhielt Fedir Korjatowits<strong>ch</strong>, ein<br />
naher Verwandter von König Sigmund<br />
Das S<strong>ch</strong>loss von Mukats<strong>ch</strong>ewo
28<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
I., das S<strong>ch</strong>loss in seinen Besitz. Er war ein Sohn des Fürsten von Nowgorod<br />
und Litauen, Mi<strong>ch</strong>ailo Korjat. Korjatowits<strong>ch</strong> war eine der bedeutendsten<br />
Figuren jener Zeit und ist in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des S<strong>ch</strong>losses von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />
eingegangen. Er ließ die Burg im Geiste jener Zeit umbauen. Der Fuß des<br />
Zamkowa Hora wurde dur<strong>ch</strong> Ei<strong>ch</strong>enpalisaden („Palanok“) umgeben. Ende<br />
des 16. Jh. geriet das S<strong>ch</strong>loß in die Hände der transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürsten, die<br />
die Zitadelle ständig umbauten und festigten.<br />
Seine heutige Gestalt erhielt das S<strong>ch</strong>loß im 17.-18. Jh., als alle vier Terrassen<br />
des Zamkowa Hora bebaut wurden. Der Komplex besteht aus drei selbständigen<br />
<strong>Teil</strong>en – dem Ober-, Mittel- und Unters<strong>ch</strong>loss. Diese befinden si<strong>ch</strong> auf den<br />
drei Terrassen. Auf der vierten und untersten Terasse stand das Eingangstor,<br />
neben wel<strong>ch</strong>em si<strong>ch</strong> ein Wa<strong>ch</strong>tturm erhob. Das S<strong>ch</strong>loß wurde von Gräben mit<br />
Ziehbrücken umgeben. Im Innenhof des Obers<strong>ch</strong>losses wurde im Felsen ein<br />
tiefer Brunnen (etwa 80 m) ausgehoben. Die Gesamtflä<strong>ch</strong>e des S<strong>ch</strong>losses<br />
beträgt 253‘000 Quadratmeter. Die Belagerung in den Jahren 1685-1688 bleibt<br />
eines der wi<strong>ch</strong>tigsten Ereignisse in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Palanok. Die Mutter<br />
von Ferenz II. Rakoczi – Ilona Zrini – soll das S<strong>ch</strong>loss selbständig verteidigt<br />
haben, wofür der türkis<strong>ch</strong>e Sultan Muhamed IV. sie in einem Brief mit<br />
Dankbarkeit würdigte, was damals beispiellos für einen muslimis<strong>ch</strong>en<br />
Herrs<strong>ch</strong>er war.<br />
Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>enVolkes von 1703-1711 war<br />
die Burg Residenz von Ferenz II. Rakoczi. Na<strong>ch</strong> der Niederlage der<br />
Aufständis<strong>ch</strong>en ging das S<strong>ch</strong>loß in den Besitz des Staates über und bleibt bis<br />
zur ersten Telung Polens ein wi<strong>ch</strong>tiges Bollwerk der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Monar<strong>ch</strong>ie. Na<strong>ch</strong> der zweiten polnis<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong>ung Ende des 18. Jh. hat das<br />
S<strong>ch</strong>loß von Mukats<strong>ch</strong>ewo seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung verloren und si<strong>ch</strong> in<br />
eines der s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>sten Gefängnisse der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie<br />
verwandelt. Dort wurden Delinquenten wie A. Riedl, der Aufklärer F. Kazynzi,<br />
der Komponist I. Ruzhits<strong>ch</strong>ka, der französis<strong>ch</strong>er Bots<strong>ch</strong>after K. Tourneau,<br />
der Anar<strong>ch</strong>ist M. Bakunin, der Anführer der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Befreiungsbewegung<br />
O. Ipsilanti und viele andere gefangengehalten.<br />
Der ungaris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftsteller S<strong>ch</strong>andor Petöfi, der im Juli 1847 das S<strong>ch</strong>loß<br />
von Mukats<strong>ch</strong>ewo besu<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>ilderte seine Eindrücke des finsteren<br />
Gefängnisses in seinen Gedi<strong>ch</strong>ten. Am 2. Mai 1848 öffneten si<strong>ch</strong> die Türen<br />
von Palanok: Die Revolution bra<strong>ch</strong>te den politis<strong>ch</strong>en Häftlingen die Freiheit.<br />
1896 wurde das Gefängnis zu Ehren der tausendjährigen Ansiedlung der<br />
ungaris<strong>ch</strong>en Stämme in der Mitteldonau-Ebene offiziell ges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Heute ist das S<strong>ch</strong>loß fast völlig restauriert worden. In den Räumen des<br />
Obers<strong>ch</strong>losses werden Exponate der Filiale des transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />
Heimatmuseums ausgestellt.<br />
S<strong>ch</strong>loß S<strong>ch</strong>önborn<br />
(bei Ts<strong>ch</strong>ynadijewo, in 17 km Entfernung von Mukats<strong>ch</strong>ewo)<br />
S<strong>ch</strong>loß S<strong>ch</strong>önborn
GESCHICHTE UND KULTUR 29<br />
1840 bauen die Besitzer der Domäne Mukats<strong>ch</strong>ewo-Ts<strong>ch</strong>ynadijewo – die<br />
Grafen S<strong>ch</strong>önborn – ein Holzhaus als Sommerresidenz. 1890 wird an dieser<br />
Stelle ein romantis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>loß im Neorenaissance-Stil erri<strong>ch</strong>tet. Die Symbolik<br />
des astronomis<strong>ch</strong>en Jahres wurde den Bauplänen zu Grunde gelegt: Die Anzahl<br />
der Fenster entspri<strong>ch</strong>t der Anzahl der Tage im Jahr; 52 Zimmer entspre<strong>ch</strong>en<br />
der Anzahl der Wo<strong>ch</strong>en und die 12 Eingänge den Monaten. Ein Tei<strong>ch</strong> im<br />
S<strong>ch</strong>losspark bildet die Umrisse von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn ab. Heute beherbergt<br />
das S<strong>ch</strong>loß das Sanatorium „Karpaty“.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Chust<br />
1191 beendeten ungaris<strong>ch</strong>e Könige den Bau einer S<strong>ch</strong>loßburg, wel<strong>ch</strong>er über<br />
300 Jahre gedauert hatte. Es diente dem S<strong>ch</strong>utz des „Salzweges“ aus<br />
Maramoros<strong>ch</strong> in den zentralen <strong>Teil</strong> des Ungaris<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es. Zum selben<br />
Zweck wurden im 12.-14. Jahrhundert no<strong>ch</strong> drei weitere Festungen in einer<br />
Entfernung von je 30-40 km der Theiß entlang angebaut:Wys<strong>ch</strong>kiw, Nyalab<br />
(Koroliwska) und Kankiw (Wynogradiwska).<br />
Die im Laufe der Jahrhunderte<br />
we<strong>ch</strong>selnden Besitzer ließen das<br />
S<strong>ch</strong>loß mehrmals umbauen. Seit 1526<br />
war Chust Bestandteil des Transsylvanis<strong>ch</strong>en<br />
Fürstentums. Während des<br />
Krieges von 1703-1711 wurde die<br />
Zitadelle zu einem der Mittelpunkte<br />
des Aufstandes. Das S<strong>ch</strong>loß wurde<br />
damals stark bes<strong>ch</strong>ädigt und verlor<br />
allmähli<strong>ch</strong> seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung.<br />
1749 wurde das Waffenarsenal<br />
na<strong>ch</strong> Kos<strong>ch</strong>ize (Slowakei) versetzt. Am<br />
3. Juli 1766 hat während eines starken<br />
Gewitters über Chust ein Blitz in den<br />
Pulverturm einges<strong>ch</strong>lagen und es in<br />
Brand gesetzt. Ein großer <strong>Teil</strong> der Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Chust<br />
Zitadelle war ausgebrannt.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses<br />
Kankiw (Winogradiw)<br />
Erstmals wurde das S<strong>ch</strong>loß urkundli<strong>ch</strong><br />
in der ungaris<strong>ch</strong>en Chronik „Gesta<br />
Gunganorum“ erwähnt. Dort geht es<br />
um eine slawis<strong>ch</strong>e Siedlung im 9.<br />
Jahrhundert, die im 11. Jh. von<br />
ungaris<strong>ch</strong>en Königen zur Festung für<br />
den Grenzens<strong>ch</strong>utz ausgebaut wurde.<br />
Das S<strong>ch</strong>loß Kankiw war im Besitz von<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses Kankiw<br />
mehreren Feudalherren. 1399 s<strong>ch</strong>enkt<br />
Sigmund I. es dem Baron Peter Pereni. An der Stelle einer Holzfestung erri<strong>ch</strong>tet<br />
der neue Besitzer eine Steinburg. Im 15. Jh. übergibt die Familie von Pereni<br />
das S<strong>ch</strong>loß den Mön<strong>ch</strong>en des Franziskaner-Ordens. In den Jahren der<br />
Reformation nimmt einer der Na<strong>ch</strong>folger des Barons den Protestantismus an<br />
und vertreibt die katholis<strong>ch</strong>en Priester von seinem Territorium. Die Mön<strong>ch</strong>e,<br />
die Widerstand leisteten, wurden brutal ermordet. Gegen Pereni trat daraufhin<br />
eine Abteilung des königli<strong>ch</strong>en Heeres der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie zur<br />
Bestrafung an, wel<strong>ch</strong>e das S<strong>ch</strong>loß in Strum genommen und zerstört hat.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses Njalab (Koroljewo)<br />
(in 5 km Entfernung von Wynogradiw)<br />
An der Stelle einer alten slawis<strong>ch</strong>en Siedlung ließ der ungaris<strong>ch</strong>e König<br />
Is<strong>ch</strong>twan V. ein Jagdhaus ( daher stammt der ungaris<strong>ch</strong>e Name des S<strong>ch</strong>losses<br />
und der Orts<strong>ch</strong>aft – Kiralyhaza) erri<strong>ch</strong>ten, wel<strong>ch</strong>es König Beila IV. in der<br />
zweiten Hälfte des 13. Jh. zu einem Steins<strong>ch</strong>loß zum S<strong>ch</strong>utz der Staatsgrenzen<br />
ausbaut.
30<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Anfang des 14. Jh., na<strong>ch</strong> der Eroberung des S<strong>ch</strong>losses Kankiw dur<strong>ch</strong> das<br />
Königsheer, findet sein Besitzer B. Bars<strong>ch</strong>a, <strong>Teil</strong>nehmer der antikönigli<strong>ch</strong>en<br />
Koalition der Feudalherren Zuflu<strong>ch</strong>t im S<strong>ch</strong>loß. Die Burg bewährte si<strong>ch</strong> längere<br />
Zeit gegen eine Belagerung, wurde aber vom Heer des ungaris<strong>ch</strong>en Königs<br />
Karl Robert eingenommen. Er ließ das stark bes<strong>ch</strong>ädigte S<strong>ch</strong>loß vom<br />
italienis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itekten Aristotele Fioraventi wiederaufbauen (dieser leitete<br />
au<strong>ch</strong> den Bau der Uspenskij-Kathedrale im Moskauer Kreml). 1405 bekommt<br />
die Familie der Barone Pereni das S<strong>ch</strong>loß vom König Sigmund I. ges<strong>ch</strong>enkt.<br />
Na<strong>ch</strong> einem Komplott gegen die Habsburger, an dem die Familie der Pereni<br />
teilnahm, wurde das S<strong>ch</strong>loß auf Befehl des Kaisers Leopold I. 1672 zerstört.<br />
Nana<strong>ch</strong> wurde es ni<strong>ch</strong>t mehr wiederaufgebaut.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Wys<strong>ch</strong>kiw<br />
(Rayon Chust, in 15 km Entfernung von Chust)<br />
Erstmals wird das S<strong>ch</strong>loß in den historis<strong>ch</strong>en Quellen Ende des 13. Jh. (1281)<br />
erwähnt. Die Brüder Mik und Is<strong>ch</strong>twan Ts<strong>ch</strong>epa aus der Sippe Gunt-Pazman<br />
erri<strong>ch</strong>teten eine Erdfestung auf dem Territorium, das sie vom ungaris<strong>ch</strong>en<br />
König Laslo IV. zugeteilt erhielten. Sie diente dem S<strong>ch</strong>utz des Wasserweges<br />
über die Theiß, auf wel<strong>ch</strong>er das Steinsalz aus den Salzgruben bei Solotwino<br />
befördert wurde. 1300-1350 war das S<strong>ch</strong>loß Zentrum der Komitat von<br />
Maromoros<strong>ch</strong>.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Kwasy<br />
(14 km von Berehowo)<br />
Das S<strong>ch</strong>loß stammt aus dem 12.-13. Jh. und stellt ein typis<strong>ch</strong>es Ritters<strong>ch</strong>loß,<br />
das den „Salzweg“ zu Lande sowie das Tal von Bors<strong>ch</strong>awa kontrollierte, dar.<br />
1549 verkauft die Besitzerin des S<strong>ch</strong>losses, Elisabeth Ekts<strong>ch</strong>i es an Pawlo<br />
Motuznaji, der die örtli<strong>ch</strong>en Dorfeinwohner und Feudalherren mehrmals<br />
beraubte. Infolge dessen ließ der ungaris<strong>ch</strong>e Seimas in der Stadt Pozsony<br />
(das heutige Bratislava) 1564 das S<strong>ch</strong>loß zerstören und das Eigentum des<br />
Besitzers zu Gunsten des Staates bes<strong>ch</strong>lagnahmen. Die erhalten gebliebenen<br />
Bes<strong>ch</strong>reibungen und Zei<strong>ch</strong>nungen zeugen aber davon, daß das S<strong>ch</strong>loß während<br />
des Sturms ni<strong>ch</strong>t völlig zerstört wurde. Es befand si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> weiterhin im<br />
Besitz der Motuznaji, was dur<strong>ch</strong> Königsurkunden bestätigt wird. Wie und<br />
wann das S<strong>ch</strong>loß endgültig zerstört wurde, ist ni<strong>ch</strong>t überliefert. Der S<strong>ch</strong>loßbau<br />
wurde no<strong>ch</strong> 1889 vom Journalisten<br />
Beila Lukats<strong>ch</strong>a in der Zeitung „Bereg“<br />
bes<strong>ch</strong>rieben.<br />
Ruinen des<br />
Newyzkyj S<strong>ch</strong>losses<br />
Ruinen des Newyzkyj<br />
S<strong>ch</strong>losses<br />
(Newyzke, in 12 km Entfernung von<br />
Uzhhorod)<br />
Das S<strong>ch</strong>loß wird erstmals urkundli<strong>ch</strong><br />
Anfang des 14. Jh. als Stützpunkt der<br />
örtli<strong>ch</strong>en Fronde der Feudalherren<br />
gegen die königli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t von Karl<br />
Robert Anjou erwähnt. Im 14. Jh. geriet<br />
es in die Hände der Grafen Drugetti,<br />
wel<strong>ch</strong>e an der Stelle des Holzs<strong>ch</strong>losses<br />
ein Steins<strong>ch</strong>loß erri<strong>ch</strong>ten. Die Zitadelle<br />
wurde im Laufe von Jahrzehnten na<strong>ch</strong><br />
dem Beispiel der damals bekannten<br />
italienis<strong>ch</strong>en Burgen umgebaut.<br />
Hö<strong>ch</strong>ste Vollendung fand der<br />
S<strong>ch</strong>loßbau unter einer der<br />
Vertreterinnen der Dynastie von<br />
Drugetti, wel<strong>ch</strong>e wegen ihrer Brutalität<br />
im Volksmunde „s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Mäd<strong>ch</strong>en“<br />
genannt wurde. Das S<strong>ch</strong>loß von<br />
Newyzke war von einer großen<br />
strategis<strong>ch</strong>en Bedeutung. Von seinen<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Serednje
GESCHICHTE UND KULTUR 31<br />
Mauern aus konnte der Ausgang aus dem Us<strong>ch</strong>-Tal, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es der<br />
Handelsweg aus Ungarn na<strong>ch</strong> Galizien und Wolhynien führte, kontrolliert<br />
werden. 1317-1322 war das S<strong>ch</strong>loß Stützpunkt des Aufstandes unter S<strong>ch</strong>upan<br />
Petro Pereni. 1644 wurde das S<strong>ch</strong>loß während der religiösen Kriege vom<br />
transsilvanis<strong>ch</strong>en Fürsten Djörd Rakoczi völlig zerstört. Heute ist das S<strong>ch</strong>loß<br />
und die umliegenden Orte ein beliebtes Naherholungsgebiet der Uzhhoroder.<br />
Das S<strong>ch</strong>loß von Ts<strong>ch</strong>ynadijewo<br />
(10 km Entfernung von Mukats<strong>ch</strong>ewo)<br />
Erstmals tau<strong>ch</strong>t die Siedlung Ts<strong>ch</strong>ynadijewo in den Urkunden 1214 unter der<br />
Bezei<strong>ch</strong>nung „Sankt Mikos<strong>ch</strong>“ auf. Die Ortsbezei<strong>ch</strong>nung kommt vom Namen<br />
eines Feudalgutshofs, der zu Ehren von Sankt-Nikolaus genannt wurde. Die<br />
Siedlung wurde allmähli<strong>ch</strong> ausgebaut und im 13. Jh. war es das Zentrum der<br />
neugegründeten Domäne von Ts<strong>ch</strong>ynadijewo. 1387 kommt es in den Besitz<br />
der Barone Pereni, wel<strong>ch</strong>e im 15. Jh hier ein S<strong>ch</strong>loß erri<strong>ch</strong>teten.<br />
1657 wurde das S<strong>ch</strong>loß dur<strong>ch</strong> das polnis<strong>ch</strong>e Heer unter dem Fürsten<br />
Ljubomyrskyj s<strong>ch</strong>wer bes<strong>ch</strong>ädigt und seine Besitzer waren gezwungen, es<br />
wiederaufzubauen.<br />
Während des Kriegs gegen die Habsburger, na<strong>ch</strong> der Niederlage vom<br />
österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Heer bei Mukats<strong>ch</strong>ewo am 27. Juni 1703 erwarb Ferenz II.<br />
Racozi den Besitz. Na<strong>ch</strong> dem Aufstand gingt die strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung des<br />
S<strong>ch</strong>losses zurück. 1726 s<strong>ch</strong>enkt der Kaiser Karl VI. die Domäne mit dem<br />
Dorf dem Erzbis<strong>ch</strong>of S<strong>ch</strong>önborn, deren Sippe in Ts<strong>ch</strong>ynadijewo fast zwei<br />
Jahrhunderte lang herrs<strong>ch</strong>te.<br />
Das S<strong>ch</strong>loß steht mitten in einem wunders<strong>ch</strong>önen Park, der 1749 von Ferenz<br />
Bas<strong>ch</strong>inda angelegt wurde.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Bors<strong>ch</strong>awa<br />
(Wary, in 15 km Entfernung von Berehowo)<br />
Na<strong>ch</strong> einer Behauptung eines ungaris<strong>ch</strong>en Chronisten stand an der Stelle des<br />
Dorfes Wary vor der Ansiedlung der Ungarn das Holzs<strong>ch</strong>loß Bors<strong>ch</strong>o. 903<br />
wurde das S<strong>ch</strong>loß dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Stämme na<strong>ch</strong> einer drei Tage langen<br />
Belagerung im Sturm genommen. Später wurde an der Stelle der Holzfestung<br />
ein Steins<strong>ch</strong>loß gebaut, wel<strong>ch</strong>es später Königseigentum wurde. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Tatareneinfall in Westeuropa 1241-1243 wurde die Burg dem Verfall<br />
preisgegeben. Während der türkis<strong>ch</strong>en Überfälle auf Transkarpatien 1567<br />
wurde das S<strong>ch</strong>loß von Bors<strong>ch</strong>awa endgültig zerstört.<br />
Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Serednje<br />
(Serednje, in 20 km Entfernung von Uzhhorod)<br />
Im 13. Jh. wurde an der Stelle des heutigen Dorfes Serednje ein S<strong>ch</strong>loß des<br />
einflußrei<strong>ch</strong>sten katholis<strong>ch</strong>en Ordens im damaligen Europa – der Tempelritter<br />
– erri<strong>ch</strong>tet. Na<strong>ch</strong> seiner Auflösung 1312 geriet es in die Hände der Mön<strong>ch</strong>e<br />
des Sankt-Paul-Ordens. Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Volkes 1703-1711 wurde das S<strong>ch</strong>loß stark bes<strong>ch</strong>ädigt, wona<strong>ch</strong> es ni<strong>ch</strong>t<br />
wiederaufgebaut wurde.<br />
Ruinen des Bronezkyj S<strong>ch</strong>losses<br />
(Bronka, in 25 km Entfernung von Irs<strong>ch</strong>awa)<br />
Es ist das am wenigsten bekannte S<strong>ch</strong>loß Transkarpatiens. Erstmals wird es<br />
urkundli<strong>ch</strong> 1273 erwähnt. Laut einer Urkunde des Königs Laslo IV. wurde<br />
das S<strong>ch</strong>loß den Feinden seines Vaters Endre III. weggenommen. Letzte<br />
s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Erwähnungen über das Bronezkyj S<strong>ch</strong>loß stammen aus einer<br />
Urkunde des ungaris<strong>ch</strong>en Königs Endre III. Über das S<strong>ch</strong>loß erzählen nur<br />
Volkslegenden, na<strong>ch</strong> denen es Sitz eines räuberis<strong>ch</strong>en Ritters war.
32<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Klöster von Transkarpatien<br />
Die bewaldeten und wenig besiedelten Karpaten-Berge waren wie<br />
ges<strong>ch</strong>affen für das zurückgezogene Mön<strong>ch</strong>sleben. Dieser Vorteil<br />
fiel den ersten orthodoxen Mön<strong>ch</strong>en auf, die mit S<strong>ch</strong>ülern von<br />
Kyrillus und Methodius in unsere Gegend kamen und hier mehrere<br />
Klöster gründeten. Transkarpatien befand si<strong>ch</strong> jahrtausendelang<br />
unter ausländis<strong>ch</strong>em Einfluß, aber dank der Kir<strong>ch</strong>e und den<br />
Klöstern hat es seine Spra<strong>ch</strong>e und Kultur, seine Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />
bewahrt.<br />
Heute gibt es in Transkarpatien mehr als 30 Klöster. Die<br />
bekanntesten davon sind:<br />
- Mukats<strong>ch</strong>iwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Mukats<strong>ch</strong>ewo (14. Jh.)<br />
- Imstyts<strong>ch</strong>ewskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) –<br />
Imstyts<strong>ch</strong>ewo im Rayon Irs<strong>ch</strong>awa (1687)<br />
- Uholskyj Nonnenkloster (orthodox) – Uhlja im Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw (10.Jh)<br />
- Ts<strong>ch</strong>umaliwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Ts<strong>ch</strong>umalewo im Rayon<br />
Tjas<strong>ch</strong>iw (1925)<br />
- Bedewslanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Bedewlja im Rayon<br />
Tjas<strong>ch</strong>iw (1929)<br />
- Dombokskyj Nonnenkloster (orthodox) – Domboky im Rayon<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo (1232)<br />
- Malobereznjanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) – Malyj<br />
Bereznyj im Rayon Malyj Bereznyj (1742)<br />
- Drahiwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Drahowo, Zabrod im Rayon<br />
Chust (13. Jh.)<br />
- Lypts<strong>ch</strong>anskyj Nonnenkloster (orthodox) – Lypts<strong>ch</strong>a im Rayon<br />
Chust(1925)<br />
- Izjanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Iza-Karputlas<strong>ch</strong> im Rayon Chust<br />
(1920)<br />
- Chustskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Chust- Holodylowo (1930)<br />
- Chustskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Chust- Kolesarowo (20. Jh.)<br />
- Prybors<strong>ch</strong>awskyj Nonnenkloster (orthodox) – Prybors<strong>ch</strong>awske-Sadnje<br />
im Rayon irs<strong>ch</strong>awa (1953)<br />
- Swaljawskyj Nonnenkloster (orthodox) – Swaljawa (1997)<br />
- Uzhhorodskyj Nonnenkloster (römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) – Uzhhorod (1996)<br />
- Tys<strong>ch</strong>iwskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Tys<strong>ch</strong>iw im Rayon Wolowez<br />
(2000)<br />
Bevölkerung<br />
Na<strong>ch</strong> Angaben der letzten Volkszählung (1989) beträgt die<br />
Bevölkerungszahl von Transkarpatien 1,252 Mio. Mens<strong>ch</strong>en. In<br />
Uzhhorod, dem Zentrum der Oblast Transkarpatien, wohnen über<br />
120‘000 Mens<strong>ch</strong>en. Insgesamt überwiegt jedo<strong>ch</strong> die ländli<strong>ch</strong>e<br />
Bevölkerung – 754‘400 Mens<strong>ch</strong>en (58%) wohnen in Dörfern, in<br />
den Städten sind es insgesamt 522‘300 Einwohner.<br />
In Transkarpatien leben seit jeher vers<strong>ch</strong>iedene Ethnien neben –<br />
einander. Je na<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>er Lage können die Anteile der<br />
Hauptnationalitäten stark s<strong>ch</strong>wanken. Besonders gut lässt si<strong>ch</strong><br />
das am Beispiel der Ungarn aufzeigen: 1910 – zur Zeit der<br />
Donaumonar<strong>ch</strong>ie – betrug ihr Anteil gut 30%. 1921, bei der ersten<br />
ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Volkszählung, definierten si<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> knapp 18%<br />
als Ungarn. Der Anteil s<strong>ch</strong>nellte 1941 (ungaris<strong>ch</strong>e Besetzung) auf<br />
gut 27% ho<strong>ch</strong>. 1946 (erste sowjetis<strong>ch</strong>e Volkszählung) waren es<br />
nur no<strong>ch</strong> knapp 9%! Diese erstaunli<strong>ch</strong>en Zahlen lassen si<strong>ch</strong> auf<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Weise interpretieren. Im Falle der Ungarn zeigt si<strong>ch</strong>,<br />
dass es je na<strong>ch</strong> gerade herrs<strong>ch</strong>endem Regime opportun oder aber<br />
sehr unattraktiv sein kann, si<strong>ch</strong> der einen oder anderen Nationalität<br />
zugehörig zu fühlen. Bis 1918 deklarierten si<strong>ch</strong> zudem die meisten<br />
Juden als Ungarn oder Deuts<strong>ch</strong>e, da in Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn na<strong>ch</strong><br />
der Mutterspra<strong>ch</strong>e gezählt wurde und das Jiddis<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t als<br />
eigenständige Spra<strong>ch</strong>e anerkannt war. Insgesamt lässt si<strong>ch</strong><br />
feststellen, dass die Nationalitätszugehörigkeit in Transkarpatien
GESCHICHTE UND KULTUR 33<br />
keine sehr fest gefügte Grösse ist. Die Mens<strong>ch</strong>en sind<br />
diesbezügli<strong>ch</strong> sehr mobil und Mis<strong>ch</strong>ehen sind häufig.<br />
1989 ergab si<strong>ch</strong> folgendes Bild: Ukrainer 78,4%, Ungarn 12,5%,<br />
Russen 4,0%, Rumänen 2,4%, Roma 1,5%, Slowaken 0,6%,<br />
Deuts<strong>ch</strong>e 0,3%, Weißrussen 0,2%; Juden 0,2%. Ausserdem gab<br />
es nennenswerte Gruppen von Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>en, Polen, Italienern,<br />
Armeniern und Aserbajds<strong>ch</strong>anern. Zum Verglei<strong>ch</strong> die Anteile in<br />
der Zwis<strong>ch</strong>enkriegszeit (1930): Ukrainer 60,9%, Ungarn 15,9%,<br />
Juden 12,5%, Slowaken und Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>en 4,6%, Deuts<strong>ch</strong>e 1,8%,<br />
Diverse 4,3%.<br />
Die Ukrainer<br />
Unter der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerung gibt es vers<strong>ch</strong>iedene Subethnien. Im<br />
Westen Transkarpatiens leben die Dolynjany Die Ostgrenze ihrers<br />
Ansiedlungsgebietes verläuft am Fluß S<strong>ch</strong>opurka, die Westgrenze bildet die<br />
Staatsgrenze mit der Slowakei. Im Norden leben sie bis in die Gegend von<br />
Malyj Bereznyj, im Süden grenzen sie an die Ungarn, wel<strong>ch</strong>e<br />
traditionellerweise die Niederungen Transkarpatiens besiedeln.<br />
Im Rayon Ra<strong>ch</strong>iv im Osten der Oblast leben die Huzulen. Sie besiedeln<br />
ausserdem die Gebirgsgebiete der Oblast Iwano-Frankiwsk sowie den<br />
südwestli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der Oblast Ts<strong>ch</strong>erniwzi. Huzulen leben au<strong>ch</strong> in einigen<br />
Dörfern des Distrikts Maramures<strong>ch</strong> in Rumänien. Diese Territorien haben sie<br />
im 14.-18. Jh. besiedelt.<br />
Die Frage der Herkunft der Huzulen bleibt ungeklärt, obwohl es in der<br />
wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Literatur eine Reihe von Hypothesen gibt. Einige Fors<strong>ch</strong>er<br />
verbinden den Namen „Huzul“ mit ihrer Hauptbes<strong>ch</strong>äftigung – der Viehzu<strong>ch</strong>tdas<br />
Wort stamme von „kots<strong>ch</strong>ul“, zu deuts<strong>ch</strong> „Hirt“ ab. Die Viehzu<strong>ch</strong>t mit<br />
Alpwirts<strong>ch</strong>aft prägte die Lebensweise und Kultur der Huzulen. Ihre Höfe<br />
bestehen aus einem burgartigen ges<strong>ch</strong>lossenen System von Bauten<br />
(„Hras<strong>ch</strong>da“). Zusammen mit den Wirts<strong>ch</strong>aftsgebäuden waren die Häuser der<br />
Huzulen von einem hohen Zaun umgeben. Sie sind au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihre originellen<br />
Kreuzkir<strong>ch</strong>en bekannt. Die Viehzu<strong>ch</strong>t prägte die eigenartige Kü<strong>ch</strong>e der<br />
Huzulen, die vor allem auf Mil<strong>ch</strong>- und Fleis<strong>ch</strong>geri<strong>ch</strong>te orientiert ist. Die<br />
altertümli<strong>ch</strong>en, heidnis<strong>ch</strong>en Vorstellungen und Weltans<strong>ch</strong>auung liegen der<br />
geistigen Kultur der Huzulen zugrunde. Dies betrifft insbesondere Sitten und<br />
Bräu<strong>ch</strong>e wie das Zopfabs<strong>ch</strong>neiden in den Ho<strong>ch</strong>zeitsbräu<strong>ch</strong>en, das Anma<strong>ch</strong>en<br />
eines Feuers „Watra“ bei der Geburt eines Kindes oder die rituelle<br />
Abs<strong>ch</strong>iedsnahme bei den Beerdigungsbräu<strong>ch</strong>en. Die Alltagskultur der Huzulen<br />
unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> stark von der ukrainis<strong>ch</strong>en Kultur.<br />
Eine weitere ethnis<strong>ch</strong>e Gruppe wird Bojken genannt. Die Bojken sind ein<br />
Bergvolk, das im zentralen und teilweise im westli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Karpaten anzutreffen ist. Viele Bojken leben an den nördli<strong>ch</strong>en Abhängen<br />
der Karpaten in den Oblasten Iwano-Frankiwsk und Lwiw. In Transkarpatien<br />
leben sie im Rayon Wolowez und teilweise in Welykyj Bereznyj und Mizhhirja.
34<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Über die Herkunft der Bojken gibt es zwei entgegengesetzte Ansi<strong>ch</strong>ten. Na<strong>ch</strong><br />
der ersten seien die Bojken die auto<strong>ch</strong>tone Bevölkerung Transkarpatiens; die<br />
andere Hypothese bringt ihre Herkunft mit keltis<strong>ch</strong>en Stämmen in Verbindung.<br />
Die Lemken, ursprüngli<strong>ch</strong> ein Hirtennomadenvolk lebt im Flußtal der<br />
Lutjanka und am Oberlauf der Us<strong>ch</strong> sowie im Norden der Slowakei und im<br />
Südosten Polens. Na<strong>ch</strong> dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden viele<br />
Lemken aus Polen in die Ukraine zwangsumgesiedelt (in die Oblast Lwiw,<br />
Ternopol, Mikolajiw, Cherson). Diejenigen, die in Polen geblieben waren,<br />
wurden in die westli<strong>ch</strong>en Wojewods<strong>ch</strong>aften Polens deportiert, da sie paus<strong>ch</strong>al<br />
als Sympathisanten des ukrainis<strong>ch</strong>en Widerstands in Polen angesehen wurden.<br />
Einige Fors<strong>ch</strong>er führen die Herkunft der Lemken auf die Weißkroaten zurück,<br />
von denen der überwiegende <strong>Teil</strong> im 6.-7. Jh. von den Karpaten auf die<br />
Balkaninsel übersiedelte. Der andere <strong>Teil</strong> vermis<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> mit anderen<br />
ostslawis<strong>ch</strong>en Stämmen.<br />
1000 Jahre Fremdherrs<strong>ch</strong>aft<br />
Im Unters<strong>ch</strong>ied zur Gebirgszone sind die fru<strong>ch</strong>tbaren Täler im Süden<br />
Transkarptiens vorwiegend von vers<strong>ch</strong>iedenen ni<strong>ch</strong>t ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Nationalitäten bewohnt. Die zahlrei<strong>ch</strong>sten unter ihnen sind die Ungarn, die<br />
in den südli<strong>ch</strong>en Niederungen wohnen. Tausend Jahre lang regierten die<br />
ungaris<strong>ch</strong>en Könige über Transkarpatien. Den ungaris<strong>ch</strong>en privilegierten<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten gelang es während vielen Jahrhunderten, die führenden Positionen<br />
im Staat auf Kosten der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerungsmehrheit einzunehmen.<br />
Bis zum Ende des ersten Weltkrieges blieb die Vorma<strong>ch</strong>tstellung der Ungarn<br />
in Transkarpatien unanfe<strong>ch</strong>tbar. Die Städte waren eindeutig ungaris<strong>ch</strong> geprägt,<br />
obwohl ihre Bevölkerung ein buntes Völkergemis<strong>ch</strong> darstellte. Die<br />
einflußrei<strong>ch</strong>en Positionen – Beamte, Ärzte, Lehrer, Juristen, Ri<strong>ch</strong>ter,<br />
Handelsleute, Fabrikanten, Armeeoffiziere und Adel – waren hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
den Ungarn, madjarisierte Juden oder Deuts<strong>ch</strong>en vorbehalten. Vertreter anderer<br />
Nationen, die eine höhere gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Stellung erlangen wollten, mußten<br />
die ungaris<strong>ch</strong>e Kultur und Spra<strong>ch</strong>e annehmen. Die ungaris<strong>ch</strong>en Dorfeinwohner<br />
besaßen den grössten <strong>Teil</strong> des fru<strong>ch</strong>tbaren Landes und waren dementspre<strong>ch</strong>end<br />
ziemli<strong>ch</strong> wohlhabend. Als die Karpato-Ukraine 1919 der<br />
Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik angegliedert wurde, wurde der madjaris<strong>ch</strong>en<br />
Herrs<strong>ch</strong>aft ein Ende gesetzt. Die Mehrheit der Grundbesitzer waren<br />
gezwungen, ihre Grundstücke gegen eine finanzielle Ents<strong>ch</strong>ädigung<br />
abzugeben. Das Eigentum der Adeligen wurde in der Regel enteignet. Die<br />
Anzahl der madjaris<strong>ch</strong>en Bevölkerung ging wesentli<strong>ch</strong> zurück – etli<strong>ch</strong>e waren<br />
na<strong>ch</strong> Ungarn ausgewandert; vor allem aber deklarierten si<strong>ch</strong> die Juden nun<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr als „Ungarn“, sondern ers<strong>ch</strong>ienen in den Volkszählungen als eigene<br />
ethnis<strong>ch</strong>e Gruppe. Die ungaris<strong>ch</strong>e Minderheit war dem neuen Staat gegenüber<br />
loyal. Es gab viele Ausbildungsmögli<strong>ch</strong>keiten und eine freie Presse. Von 1939<br />
bis 1944 geriet Transkarpatien erneut unter die Ma<strong>ch</strong>t von Ungarn. Ungarns<br />
Versu<strong>ch</strong>, die einst verlorenen führenden Positionen wiederzugewinnen,
GESCHICHTE UND KULTUR 35<br />
s<strong>ch</strong>eiterte jedo<strong>ch</strong> daran, dass es den Krieg an der Seite der Deuts<strong>ch</strong>en verlor<br />
und si<strong>ch</strong> an ihrer Stelle die Sowjetunion als Ordnungsma<strong>ch</strong>t etablierte.<br />
Die Russen<br />
Sie sind die jüngste ethnis<strong>ch</strong>e Minderheit in unserer Gegend und tau<strong>ch</strong>en erst<br />
Anfang der 20-er Jahre des 20. Jahrhunderts auf, als ein <strong>Teil</strong> der russis<strong>ch</strong>en<br />
antibols<strong>ch</strong>ewistis<strong>ch</strong>en Emigration na<strong>ch</strong> dem Ende des Bürgerkrieges in<br />
Russland na<strong>ch</strong> Transkarpatien flü<strong>ch</strong>tete. Dur<strong>ch</strong> ihr hohes Ausbildungsniveau<br />
wurden die russis<strong>ch</strong>en Emigranten von der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Regierung<br />
aktiv am wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und kulturellen Leben der Region beteiligt. Russis<strong>ch</strong>e<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftler waren an ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und slowakis<strong>ch</strong>en Instituten tätig.<br />
Sie befassten si<strong>ch</strong> mit der Erfors<strong>ch</strong>ung der Ethnographie, Volkskultur, Kunst<br />
und der ruthenis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e. Die ehemaligen Professoren der russis<strong>ch</strong>en<br />
Universitäten unterri<strong>ch</strong>teten Russis<strong>ch</strong> an den Gymnasien von Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />
Chust, Prjas<strong>ch</strong>ew. Russis<strong>ch</strong>e Priester und Mön<strong>ch</strong>e trugen außerdem zur<br />
Wiedergeburt der Orthodoxie in der Region bei.<br />
Ein <strong>Teil</strong> der Emigranten war au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> engagiert. Dies alles förderte die<br />
Organisation und Konsolidierung der russophilen Strömung. Die Anzahl der<br />
Russen in den Jahren 1921-1939 s<strong>ch</strong>wankte ständig. Sie sahen ihren neuen<br />
Wohnsitz als temporär an und wiegten si<strong>ch</strong> in der Hoffnung, wieder na<strong>ch</strong><br />
Russland zurückzukehren. Vor dem Zusammenbru<strong>ch</strong> der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />
1938-1939 war die Mehrheit na<strong>ch</strong> Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien und Westeuropa ausgewandert.<br />
Die neue Einwanderungswelle der Russen setzt 1944 ein. Nun kamen primär<br />
Vertreter der Staats- und Parteibürokratie der UdSSR sowie Militärs. Ende<br />
der 80-er Jahre lebten in Transkarpatien etwa 50‘000 Russen (4% der<br />
Gesamtbevölkerung). Na<strong>ch</strong> dem Zerfall der Sowjetunion verliess ein <strong>Teil</strong> der<br />
Russen Transkarpatien in Ri<strong>ch</strong>tung Russland.<br />
In den 90-er Jahren hat die russis<strong>ch</strong>e Intelligenz eine Kulturorganisation<br />
„Rossijskyj Dim“ (Russis<strong>ch</strong>es Haus) gegründet, wel<strong>ch</strong>e mit Kulturinstitutionen<br />
anderer nationaler Minderheiten Transkarpatiens zusammenarbeitet.<br />
Die Rumänen<br />
Sie leben an der Theiß in den Dörfern Bila Zerkwa, Serednje Wodjane,<br />
Wodyzja, Dibrowa, Hlybokyj Potik, Topts<strong>ch</strong>yno und Solotwyno. Sie sind die<br />
Na<strong>ch</strong>kommen der Wala<strong>ch</strong>en, die im 14. Jahrhundert aus dem Balkan in die<br />
Ostkarpaten kamen. Die Mehrheit von ihnen wurde mit der Zeit von der<br />
ruthenis<strong>ch</strong>en Bevölkerung assimiliert, die übrigen ließen si<strong>ch</strong> an den Orten<br />
nieder, wo sie bis heute leben. Im 14.-16. Jh. waren die orthodoxen Rumänen,<br />
die an der Theiß lebten, eine Art Vermittler in den kulturellen Kontakten<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Ruthenen und den Orthodoxen auf dem Balkan. Davon zeugen<br />
S<strong>ch</strong>riftdenkmäler jener Zeit sowie Wandmalereien in den Holzkir<strong>ch</strong>en von<br />
Maromoros<strong>ch</strong>.
36<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. verarmten die Rumänen wegen<br />
ihrer unterentwickelten patriar<strong>ch</strong>alen Agrarwirts<strong>ch</strong>aft. Zudem waren sie sozial<br />
und örtli<strong>ch</strong> weniger mobil als die ruthenis<strong>ch</strong>en Bauern, die eine Jahrhunderte<br />
alte Tradition der Wanderarbeit kennen. Die ar<strong>ch</strong>ais<strong>ch</strong>e Lebensweise der<br />
rumänis<strong>ch</strong>en Dörfer wurde erst dur<strong>ch</strong> die sowjetis<strong>ch</strong>e Kollektivisierung<br />
überwunden. Der Bes<strong>ch</strong>äftigungsgrad in der Landwirts<strong>ch</strong>aft ging stark zurück<br />
und die arbeitsfähige Bevölkerung war gezwungen, si<strong>ch</strong> ebenfalls in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen der Sowjetunion auf Arbeitssu<strong>ch</strong>e zu begeben. Sie<br />
ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> vor allem als gute Holzflösser einen Namen und waren an den<br />
Flüssen des russis<strong>ch</strong>en Nordens und Sibiriens bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Wie au<strong>ch</strong> andere nationale Gruppen Transkarpatiens haben die Rumänen ihre<br />
eigene sozio-kulturellen Gemeins<strong>ch</strong>aften gegründet. Seit der ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Unabhängigkeit wurden au<strong>ch</strong> wieder vielfältige Kontakte zum Na<strong>ch</strong>barland<br />
Rumänien geknüpft, von wel<strong>ch</strong>em die transkarpatis<strong>ch</strong>en Rumänen über<br />
Jahrzehnte hinweg abges<strong>ch</strong>nitten waren.<br />
Die Roma<br />
Sinti und Roma wohnen seit dem Mittelalter in den Städten und Dörfern<br />
Transkarpatiens, es gibt aber keine einzige rein zigeuneris<strong>ch</strong>e Siedlung. In<br />
der Gegend leben gemäss Volkszählung etwa 20‘000 Roma. Gemäss Roma-<br />
Organisationen liegt ihre effektive Zahl etwa 3 bis 4 Mal höher (viele<br />
deklarieren si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Roma oder leben als eigentli<strong>ch</strong>e „Sans-Papiers“<br />
hier). Ihre marginalisierte Lebensweise hat si<strong>ch</strong> im Laufe von vielen<br />
Jahrhunderten kaum verändert - sie wohnen vorwiegend in den sogenannten<br />
Lagern („Tabor“) am Stadt- und Dorfrand. Trotz der erzwungenen<br />
Sesshaftigkeit sind sie sehr mobil. Da sie de facto praktis<strong>ch</strong> vom Arbeitsmarkt<br />
ausges<strong>ch</strong>lossen sind, verdienen si<strong>ch</strong> viele ihren Lebensunterhalt dur<strong>ch</strong><br />
Saisonarbeit ausserhalb Transkarpatiens oder dur<strong>ch</strong> Kleinhandel. Frauen und<br />
Kinder sind oft auf Betteln angewiesen. Roma sieht man stets auf Bahnhöfen,<br />
Märkten und in den Zügen. Die Politik seitens aller politis<strong>ch</strong>en Regime und<br />
regionalen Mä<strong>ch</strong>te blieb in Bezug auf Sinti und Roma indifferent oder<br />
diskriminierend.<br />
Das sowjetis<strong>ch</strong>e Regime versu<strong>ch</strong>te das Verhaltensstereotyp der Sinti-Roma<br />
dur<strong>ch</strong> das Verbot des Nomadenlebens, die Zwangsarbeitseinstellung der<br />
Männer und den obligatoris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> für Kinder zu ändern. Diese an<br />
si<strong>ch</strong> guten Absi<strong>ch</strong>ten haben aber das Leben der Roma eher no<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>wert.<br />
Sinti und Roma zerfallen in mehrere soziale S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten: Roma-Musiker, wel<strong>ch</strong>e<br />
in Restaurants, Cafés und Casinos spielen und Handwerker (S<strong>ch</strong>miede,<br />
S<strong>ch</strong>neider) bilden die Obers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Holzs<strong>ch</strong>nitzer, Korbfle<strong>ch</strong>ter und Fuhrleute<br />
bilden die Mittels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Die Unters<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t besteht aus einer grossen Zahl völlig<br />
mittelloser und marginalisierter Mens<strong>ch</strong>en, die ihr Dasein mit<br />
Gelegenheitsjobs, Abfallbewirts<strong>ch</strong>aftung, Lehmziegelherstellung, Kleinhandel<br />
und Bettelei fristen. Wer einmal die Elendsquartiere dieser Mens<strong>ch</strong>en gesehen<br />
hat, wird verstehen, dass in diesem Milieu au<strong>ch</strong> Alkoholismus, Prostitution<br />
und kriminelle Aktivitäten gedeihen.<br />
Der Zusammenbru<strong>ch</strong> der Sowjetunion bra<strong>ch</strong>te eine gewisse Aufbru<strong>ch</strong>stimmung<br />
in die Reihen der Roma. Die Roma-Elite gründeten ihre<br />
Kulturgemeins<strong>ch</strong>aften wie z.B. „Romani-Yag“, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> um Re<strong>ch</strong>tshilfe<br />
bemühen, si<strong>ch</strong> karitativ und kulturell betätigen und ihrerseits von<br />
internationalen Organisationen wie der Soros-Stiftung unterstützt werden.
GESCHICHTE UND KULTUR 37<br />
Die Slowaken<br />
Die überwiegende Mehrheit der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit wohnt in Uzhhorod<br />
und dem Grenzgebiet zur Slowakei. Ein <strong>Teil</strong> von ihnen gehört zur auto<strong>ch</strong>thonen<br />
Bevölkerung der Gegend, die anderen kamen 1919 hierher, als Transkarpatien<br />
der damaligen Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik anges<strong>ch</strong>lossen wurde 1947<br />
ist ein <strong>Teil</strong> der Slowaken in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei zurückgekehrt.<br />
1991, na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit der Ukraine, setzte ein Prozess<br />
der nationalen Wiedergeburt der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit ein. Seit den 90-er<br />
Jahren sind in Transkarpatien fünf öffenli<strong>ch</strong>e Kulturvereinigungen der<br />
Slowaken entstanden. Sie alle berei<strong>ch</strong>ern das Bildungs-und Kulturleben unserer<br />
Gegend.<br />
Die Deuts<strong>ch</strong>en<br />
Sie kamen als Kolonisten aus deuts<strong>ch</strong>en und österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Regionen auf<br />
Einladung der ungaris<strong>ch</strong>en Könige. Sie sollten die dur<strong>ch</strong> den Tatareneinfall<br />
im 13. Jh. entvölkerten Gebiete neu besiedeln. Die Umsiedler aus Sa<strong>ch</strong>sen<br />
ließen si<strong>ch</strong> in Vorgebirgsregionen der Karpaten und an der Theiß nieder. Sie<br />
bauten die zerstörten und entvölkerten Dörfer und Städte auf und gründeten<br />
neue: Mukats<strong>ch</strong>ewo, Berehowo (Lampre<strong>ch</strong>tshaz), Söllös<strong>ch</strong>, Chust,<br />
Wys<strong>ch</strong>kowo, Tjats<strong>ch</strong>iw (Deuts<strong>ch</strong>au), Sighet, Solotwyno, Dowhe Pole.<br />
Die deuts<strong>ch</strong>en Kolonisten haben neue re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en der<br />
königli<strong>ch</strong>en Gewalt und den Freisiedlern auf der Basis von Selbsverwaltung<br />
eingeführt. In kurzer Zeit waren die deuts<strong>ch</strong>en Handwerker in der Produktion<br />
dominierend. Deuts<strong>ch</strong>e Bergleute setzten eine neue Te<strong>ch</strong>nik der Salzförderung<br />
ein und haben den Salzabbau in Solotwino lange Zeit in ihren Händen<br />
konzentriert. Allmähli<strong>ch</strong> ging diese Kolonistengeneration dur<strong>ch</strong> Assimilation<br />
in der ungaris<strong>ch</strong>en und teilweise der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerung auf.<br />
Die nä<strong>ch</strong>ste Welle der deuts<strong>ch</strong>en Ansiedlung fiel auf die ersten Jahrzehnte<br />
des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Reformation und dem<br />
Bauernkrieg in Deuts<strong>ch</strong>land.<br />
1711, na<strong>ch</strong> dem Ende der Kriege mit Transsylvanien und dem osmanis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>, beginnen die österri<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>en, die Umsiedlung deuts<strong>ch</strong>er<br />
Kolonisten in unsere Gegend verstärkt zu fördern.<br />
Neue deuts<strong>ch</strong>e Siedlungen ers<strong>ch</strong>einen ni<strong>ch</strong>t nur im Vorgebirgsland bei<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo und Berehowo, sondern au<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> in den Bergen. Im Tereswa-<br />
Tal (benannt na<strong>ch</strong> der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Kaiserin Maria-Theresia) werden<br />
Bauern und Forstleute aus dem Salzkammergut angesiedelt. Sie sollen das<br />
Tal ers<strong>ch</strong>liessen und für die Waldwirts<strong>ch</strong>aft nutzbar ma<strong>ch</strong>en (Holzbedarf der<br />
Salzmine Solotwyno). Im Tereswa-Tal lebten die Deuts<strong>ch</strong>en bis zum Ausbru<strong>ch</strong><br />
des 2. Weltkriegs vorallem in Deuts<strong>ch</strong> Mokra (hier praktis<strong>ch</strong> unter si<strong>ch</strong>), in<br />
Russis<strong>ch</strong> Mokra, in Königsfeld (Ust-Ts<strong>ch</strong>orna) und in Dubowe. Eine weitere<br />
grosse Gemeins<strong>ch</strong>aft lebte in Ra<strong>ch</strong>iw.<br />
Der Zuzug von Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ostmitteleuropa dauert bis ins 20. Jahrhundert<br />
an. 1910 lebten in den se<strong>ch</strong>s nordöstli<strong>ch</strong>en Komitaten des Ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Königrei<strong>ch</strong>es 18‘500 Deuts<strong>ch</strong>e in Städten und 94‘000 in Dörfern. Der Prozess<br />
der Madjarisierung Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. hat au<strong>ch</strong> die örtli<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>en betroffen. Na<strong>ch</strong> 1870 wurden alle staatli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulen mit deuts<strong>ch</strong>er<br />
Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>lossen. Na<strong>ch</strong> dem Zerfall von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn<br />
(Oktober 1918) ist ein großer <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Österrei<strong>ch</strong> und<br />
Deuts<strong>ch</strong>land zurückgewandert. In der demokratis<strong>ch</strong>en Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei kam<br />
es zur Wiederbelebung des kulturellen Lebens der transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>en. 1936 gab es wieder 24 deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen in der Gegend, die 2‘000<br />
S<strong>ch</strong>üler unterri<strong>ch</strong>teten. Während des 2. Weltkrieges haben viele deuts<strong>ch</strong>e<br />
Ansiedler die grossdeuts<strong>ch</strong>e fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Politik unterstützt und nannten si<strong>ch</strong><br />
„Karpato-Germanen“.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Einmars<strong>ch</strong> der sowjetis<strong>ch</strong>en Armee in Transkarpatien zog si<strong>ch</strong> der<br />
grösste <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en mit der Wehrma<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Westen zurück. Denen,<br />
die geblieben waren, wurden alle gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te entzogen. Laut<br />
einer Verordnung des NKWD wurden ganze Familien zur Wiederaufbauarbeiten<br />
in das Donbas, die Ostukraine und Sibirien deportiert. Diejenigen,<br />
die die Grausamkeiten der Deportation überlebt hatten, konnten ab 1955 nur<br />
halb legal na<strong>ch</strong> Transkarpatien zurückkehren, legal war dies erst na<strong>ch</strong> 1956<br />
mögli<strong>ch</strong>. 1993 betrug die Anzahl der deuts<strong>ch</strong>en Bevölkerung in der Gegend<br />
no<strong>ch</strong> 3‘400 Mens<strong>ch</strong>en. Seither haben sehr viele von der Mögli<strong>ch</strong>keit Gebrau<strong>ch</strong><br />
gema<strong>ch</strong>t, na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land oder Österrei<strong>ch</strong> auszuwandern. In den 90-er Jahren
wurden dennoh mehrere deuts<strong>ch</strong>e Kulturvereine (z.B. „Wiedergeburt“,<br />
„Palanok“) ges<strong>ch</strong>affen, um den stetigen Niedergang der deuts<strong>ch</strong>en Kultur in<br />
Transkarpatien aufzuhalten.<br />
Die Juden<br />
Die ersten Spuren einer jüdis<strong>ch</strong>en Präsenz in Transkarpatien stammen aus<br />
dem 15. Jahrhundert. Der jüdis<strong>ch</strong>e Zuzug verstärkte si<strong>ch</strong> im Gefolge des<br />
Chmelnitzki-Aufstands in der Ukraine. Eine eigentli<strong>ch</strong>e Masseneinwanderung<br />
von Juden aus Galizien setzte jedo<strong>ch</strong> erst im 18. Jahrhundert ein. Dur<strong>ch</strong><br />
Überbevölkerung, politis<strong>ch</strong>e Unruhen sowie militäris<strong>ch</strong>e Konflikte wurden<br />
sie gezwungen, ihren alten Wohnsitz auf der anderen Seite der Karpaten zu<br />
verlassen. Transkarpatien, dur<strong>ch</strong> den Krieg von 1703-1711 verwüstet und<br />
entvölkert, konnte eine große Anzahl von Emigranten aufnehmen. S<strong>ch</strong>on 1787<br />
wohnten in den Komitaten Ung, Bereg, Ohots<strong>ch</strong> und Maramoros<strong>ch</strong> 6311 Juden.<br />
In der ersten Hälfte des 19. Jh. errei<strong>ch</strong>te die Emigration aus Galizien ein no<strong>ch</strong><br />
größeres Ausmaß. Die intensive Zuwanderung und hohe Geburtenraten hatten<br />
einen wesentli<strong>ch</strong>en Zuwa<strong>ch</strong>s der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung zur Folge. Zudem<br />
waren die Juden in Ungarn seit 1867 – anders als im zaristis<strong>ch</strong>en Russland –<br />
re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> gestellt. 1910 zählten die Gemeinden der oben erwähnten<br />
Komitate s<strong>ch</strong>on 128‘791 Juden. Die Emanzipation s<strong>ch</strong>uf neue Voraussetzungen<br />
für das Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum, führte aber glei<strong>ch</strong>zeitig zu einer Spaltung<br />
innerhalb der jüdis<strong>ch</strong>en Gemeinde. Die wohlhabenderen und städtis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten haben si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell mit der dominierenden ungaris<strong>ch</strong>en Nation<br />
assimiliert, weil dies die Voraussetzung zur <strong>Teil</strong>nahme am wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en,<br />
sozialen und kulturellen Aufs<strong>ch</strong>wung war. Die Mehrheit der Anderen, die<br />
ihre nationale Identität ni<strong>ch</strong>t verlieren wollten, lebten eher in ländli<strong>ch</strong>en<br />
Gegenden und in einfa<strong>ch</strong>en bis prekären wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnissen.
Zu den sozioökonomis<strong>ch</strong>en Auseinandersetzungen gesellte si<strong>ch</strong> die religiöse<br />
Spaltung. Die Masse der armen transkarpatis<strong>ch</strong>e Juden orientierte si<strong>ch</strong> am<br />
bereits dogmatis<strong>ch</strong> erstarrten Chassidismus und hielt an der jiddis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e<br />
fest. Die unternehmeris<strong>ch</strong>e und kulturelle Elite war hingegen reformorientiert<br />
und liberal. Für die Einen blieb das Judentum eine kulturelle Identität und<br />
Lebensweise, für die Anderen war es nur mehr eine religiöse Orientierung.<br />
Die Eingliederung der Pidkarpatska Ruß in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>e Republik<br />
1919 hat neue Mögli<strong>ch</strong>keiten für die Juden eröffnet. Der neuges<strong>ch</strong>affene Staat<br />
anerkannte alle Re<strong>ch</strong>te der nationalen Minderheiten und jeder konnte si<strong>ch</strong><br />
ohne offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Diskriminierung zu seiner Identität bekennen. Laut der<br />
Statistik von 1921 lebten in Transkarpatien 93‘341 Juden. In der ganzen<br />
Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei waren es 354‘342 Juden, d.h jeder vierte wohnte in der<br />
Pidkarpatska Ruß.<br />
Die jüdis<strong>ch</strong>e Elite wohnte vorwiegend in den Städten, aber die Mehheit der<br />
jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung verblieb im ländli<strong>ch</strong>en Raum (vgl. dazu die Karte<br />
oben). Ihre armseligen Holzhäuser unters<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong> kaum von den Häusern<br />
ihrer Na<strong>ch</strong>barn. Die meisten lebten ebenso kümmerli<strong>ch</strong> wie die ukrainis<strong>ch</strong>en<br />
Bauern. Do<strong>ch</strong> in den meisten Dörfern waren die Dorfs<strong>ch</strong>enke und der<br />
Krämerladen in jüdis<strong>ch</strong>er Hand – was für die Wahrnehmung der Juden als<br />
„Profiteure“ prägend war.<br />
Die Situation der Juden veränderte si<strong>ch</strong> radikal na<strong>ch</strong> der Unterzei<strong>ch</strong>nung des<br />
Mün<strong>ch</strong>ner Abkommens im September 1938. Innert nur zwei Monaten, am 2.<br />
November 1938, fielen 12% des Territoriums der Karpato-Ukraine an Ungarn.<br />
Die endgültige Annexion Transkarpatiens dur<strong>ch</strong> Ungarn fand im März 1939<br />
statt. Die ungaris<strong>ch</strong>e Regierung verabs<strong>ch</strong>iedete eine Reihe antisemitis<strong>ch</strong>er<br />
Gesetze. Viele Juden galten fortan als Ausländer, da sie keinen ungaris<strong>ch</strong>en
40<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Pass erhielten. Ab 1941 wurden jüdis<strong>ch</strong>e Männer zum Arbeitsdienst an der<br />
russis<strong>ch</strong>en Front eingezogen, wo viele unbewaffnet im gegneris<strong>ch</strong>en Feuer<br />
umkamen. Tausende wurden na<strong>ch</strong> Kamenez-Podolsk abges<strong>ch</strong>oben und dort<br />
bei einem Massaker umgebra<strong>ch</strong>t.<br />
Trotz aller Verfolgungen und Diskriminierungen dur<strong>ch</strong> Horthy-Ungarn<br />
konnten jedo<strong>ch</strong> die meisten Juden in Transkarpatien bis zum Frühjahr 1944<br />
überleben – während ihre Glaubensgenossen im Ma<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong><br />
Nazideuts<strong>ch</strong>lands bereits überall dur<strong>ch</strong> den Holocaust verni<strong>ch</strong>tet worden<br />
waren. Dies änderte si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lagartig, als die deuts<strong>ch</strong>e Wehrma<strong>ch</strong>t im Frühjahr<br />
1944 Ungarn besetzte, um einem drohenden Frontwe<strong>ch</strong>sel der Horthy-<br />
Regierung zuvor zu kommen. Innert nur 3 Monaten wurden sämtli<strong>ch</strong>e Juden<br />
Transkarpatiens in Ghettos konzentriert (u.a. in Us<strong>ch</strong>horod, Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />
Iza, Winogradiw und Sighet) und na<strong>ch</strong> Aus<strong>ch</strong>witz deportiert. Über 80% von<br />
ihnen wurden dort ermordet.<br />
Nur ein kleiner <strong>Teil</strong> der Juden kam na<strong>ch</strong> dem Krieg na<strong>ch</strong> Transkarpatien zurück,<br />
die Mehrheit wanderte in die USA oder na<strong>ch</strong> Israel aus. Die Synagogen und<br />
Bethäuser wurden von der Sowjetma<strong>ch</strong>t zweckentfremdet und in Lagerhallen,<br />
Clubs, Turnhallen, Mühlen oder Kinos verwandelt. Heutzutage bestehen nur<br />
no<strong>ch</strong> kümmerli<strong>ch</strong>e Reste der einst blühenden jüdis<strong>ch</strong>en Kultur in ehemaligen<br />
großen jüdis<strong>ch</strong>en Zentren wie Mukats<strong>ch</strong>ewo, Us<strong>ch</strong>horod oder Chust. Seit 1991<br />
ist ein grosser <strong>Teil</strong> der kleinen jüdis<strong>ch</strong>en Restgemeinden na<strong>ch</strong> Israel oder<br />
Deuts<strong>ch</strong>land ausgewandert, geblieben sind fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ältere Leute.<br />
Religion<br />
Frühes Christentum<br />
Das Christentum kam über Handelswege s<strong>ch</strong>on in den ersten Jahrhunderten<br />
unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung, zu römis<strong>ch</strong>en Zeiten, in die Gegend von Transkarpatien<br />
– insbesondere über den „Salzweg“. Gräber mit byzantis<strong>ch</strong>en Kreuzen zeugen<br />
davon, daß si<strong>ch</strong> die Weißkroaten unter der Herrs<strong>ch</strong>aft der Awaren im 7.- 8.<br />
Jh. zum Christentum bekannten und seine Grundsätze einhielten.<br />
Die Aufklärer Kyrillus und Methodius haben die transkarpatis<strong>ch</strong>en Christen<br />
während ihres Aufenthalts im Glauben gestärkt und legitimiert. Laut ihrer<br />
Mission von Konstantinopel haben sie die Heilige S<strong>ch</strong>rift und die Lithurgie<br />
ins Slawis<strong>ch</strong>e übersetzt und Gottes Wort überall auf ihrem Wege na<strong>ch</strong> Morawa<br />
gepredigt, wohin sie aus Konstantinopol 862 aufgebro<strong>ch</strong>en waren.<br />
Die Ungarn, die in Pannonien (ungaris<strong>ch</strong>e Tiefebene) einfielen, übernahmen<br />
zwar von den Slawen die Wirts<strong>ch</strong>aftsweise. In ihrer religiösen Ausri<strong>ch</strong>tung<br />
waren sie jedo<strong>ch</strong> von Rom beeinflusst. Mit Hilfe der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en<br />
und Klöster wurde in Transkarpatien allmähli<strong>ch</strong> die lateinis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift<br />
verbreitet. Dies war dur<strong>ch</strong> die endgültige Herstellung der Herrs<strong>ch</strong>aft der<br />
ungaris<strong>ch</strong>en Feudalherren in der Karpato-Ruß Ende des 11.-12. Jahrhunderts<br />
bedingt.<br />
Auseinandersetzung zwis<strong>ch</strong>en Katholizismus<br />
und Orthodoxen<br />
Dur<strong>ch</strong> den Tatareneinfall Ende des 12. Jh. wurde die Gegend praktis<strong>ch</strong> völlig<br />
verwüstet. Um die entvölkerten Gebiete neu zu besiedeln, luden ungaris<strong>ch</strong>e<br />
Könige Kolonisten aus Deuts<strong>ch</strong>land, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus Sa<strong>ch</strong>sen ein. Mit ihnen<br />
kamen au<strong>ch</strong> römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e Geistli<strong>ch</strong>e und Mön<strong>ch</strong>e in die Gegend, was<br />
die Ausbreitung des lateinis<strong>ch</strong>en Alphabets erneut begünstigte. Die ersten<br />
katholis<strong>ch</strong>en Gemeinden entstanden im Gebiet der heutigen Orts<strong>ch</strong>aften
GESCHICHTE UND KULTUR 41<br />
Beregowo, Wynogradowo, Chust, Wys<strong>ch</strong>kow, Tjats<strong>ch</strong>iw, Bedewlja und<br />
Sasiwzi. Die Katholiken bekamen hier Grundstücke zugeteilt, hatten ihre<br />
eigene Selbstverwaltung, erri<strong>ch</strong>teten Kir<strong>ch</strong>en, gründeten S<strong>ch</strong>ulen und<br />
versu<strong>ch</strong>ten die hier lebenden Ruthenen zu katholisieren. Von diesen Vorgängen<br />
zeugt insbesondere das Serednjanskyj S<strong>ch</strong>loß, wel<strong>ch</strong>es von katholis<strong>ch</strong>en<br />
Mön<strong>ch</strong>en des Tempelritter-Ordens gebaut wurde. Die Position der katholis<strong>ch</strong>en<br />
Kir<strong>ch</strong>e wurden zu jener Zeit in Ungarn und somit au<strong>ch</strong> in Transkarpatien<br />
immer stärker. Ungea<strong>ch</strong>tet der Zugehörigkeit zum Katholizismus hielt der<br />
grösste <strong>Teil</strong> der ungaris<strong>ch</strong>en Obers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t im 11. Jahrhundert am grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>byzantis<strong>ch</strong>en<br />
Ritus fest. Rom tat alles Mögli<strong>ch</strong>e um seinen Einfluss<br />
auszuweiten.<br />
Dank den Ureinwohnern Transkarpatiens – den Ruthenen – blieb das<br />
Christentum, die kyrillis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift und die slawis<strong>ch</strong>e Kultur in dieser Gegend<br />
jedo<strong>ch</strong> dominierend. Der Katholizismus und die lateinis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift wurden<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Städten und in den ungaris<strong>ch</strong> besiedelten Gebieten verbreitet.<br />
Die Zentren der slawis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>rift und der kir<strong>ch</strong>enslawis<strong>ch</strong>en Literatur in<br />
Transkarpatien waren die Klöster. Als Gründer der orthodoxen Klöster gelten<br />
Mön<strong>ch</strong>e, die von Brs<strong>ch</strong>etislaw II. aus dem Sazawskyj Kloster vertrieben<br />
worden waren. Dank ihrer Bemühungen entstand das Uholskyj Kloster,<br />
wel<strong>ch</strong>es mit der Zeit zum Sitz der orthodoxen Bis<strong>ch</strong>öfe der Marmaros<strong>ch</strong> wurde.<br />
Die Klöster von Hrus<strong>ch</strong>ew, Ts<strong>ch</strong>ornobrid und Mukats<strong>ch</strong>ewo spielten eine<br />
wesenli<strong>ch</strong>e Rolle im geistigen Leben des 14.-15. Jahrhunderts. Am Ende des<br />
Mittelalters gab es in Transkarpatien etwa 20 funktionierende Klöster.<br />
Zur Behauptung des Christentums auf dem Territorium Transkarpatiens trug<br />
die Umsiedlung des Fürsten Fedor Korjatowits<strong>ch</strong> und seiner Gefolgs<strong>ch</strong>aft<br />
aus Podolien bei. In seinem Gefolge kamen viele Priester, Mön<strong>ch</strong>e und<br />
S<strong>ch</strong>reiber, die si<strong>ch</strong> außer ihrem religiösen Wirken au<strong>ch</strong> mit der Übersetzung<br />
und Verbreitung der kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Literatur befassten. Korjatowits<strong>ch</strong> ließ ein<br />
S<strong>ch</strong>loß und ein Kloster am Hügel Ts<strong>ch</strong>ernets<strong>ch</strong>a Hora in Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />
erri<strong>ch</strong>ten und ma<strong>ch</strong>te es zum Zentrum ni<strong>ch</strong>t nur der Orthodoxie, sondern au<strong>ch</strong><br />
der slawis<strong>ch</strong>en Kultur. 1440 wurde das Bistum von Mukats<strong>ch</strong>ewo gegründet.<br />
Es waren kritis<strong>ch</strong>e Zeiten für das Christentum, da si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem mißlungenen<br />
Konzil von Ferra-Florenz die Widersprü<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en der östli<strong>ch</strong>en und<br />
westli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e zugespitzt hatten. Erst 1491 hat der König Matij Ioann<br />
zum Bis<strong>ch</strong>of von Mukats<strong>ch</strong>ewo benannt. Dieser sollte aber die Kanone der<br />
sogenannten „Florentiner Union“ anerkennen. 1521 erließ Papst Leo X. eine<br />
Bulle zum S<strong>ch</strong>utz der Geistli<strong>ch</strong>keit, die die Union unterstützte, aber seitens<br />
des ungaris<strong>ch</strong>en Adels und der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e unterdrückt wurde. In der<br />
Bulle wurde betont, die Volksbräu<strong>ch</strong>e und Zeremonien der östli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e,<br />
die vom Florentis<strong>ch</strong>en Konzil verabs<strong>ch</strong>iedet wurden, sollten ni<strong>ch</strong>t verurteilt<br />
und die Gläubigen und die Geistli<strong>ch</strong>keit für ihre Ausübung ni<strong>ch</strong>t verfolgt<br />
werden. Die Orthodoxen jedo<strong>ch</strong> kannten dieses Dokument ni<strong>ch</strong>t – und die<br />
Katholiken beeilten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, es zu erfüllen.<br />
Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts verbreitet si<strong>ch</strong> in Transkarpatien der<br />
Katholizismus. In den geistli<strong>ch</strong>en Zentren wurden S<strong>ch</strong>ulen gegründet, in denen<br />
das sogenannte Trivium ( Grammatik, Rethorik und Logik) sowie geistige<br />
Kultur unterri<strong>ch</strong>tet wurde.<br />
Die römis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e existierte in Transkarpatien unter s<strong>ch</strong>weren Bedingungen.<br />
Mit ihr wurden herrs<strong>ch</strong>ende S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten ausländis<strong>ch</strong>er Herkunft assoziiert. Die<br />
Gottesdienste auf Latein waren für die örtli<strong>ch</strong>e Bevölkerung unverständli<strong>ch</strong>,<br />
die katholis<strong>ch</strong>en Feste und Bräu<strong>ch</strong>e waren ihnen fremd. Orthodoxe Priester<br />
und mit der Zeit au<strong>ch</strong> der progressive <strong>Teil</strong> der uniierten Geistli<strong>ch</strong>keit und der<br />
Intelligenz traten gegen den Katholizismus auf.<br />
Aufkommen des Protestantismus<br />
Im 16.-17. Jahrhundert bagann si<strong>ch</strong> in Transkarpatien der Protestantismus zu<br />
verbreiten, der in Westeuropa na<strong>ch</strong> der Reformation entstand. Na<strong>ch</strong> der<br />
Niederlage vom Sultan Sulejman II. (1526) war Ungarn zersplittert und wurde<br />
unter den Türken, ihren siebenbürgis<strong>ch</strong>en Vasallen und den österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Habsburgern aufgeteilt. Unter diesen Umständen begannen hier die Ideen der<br />
Reformation zu gedeihen. Die neue religiöse Strömung fand Anhänger in<br />
unserer Gegend, vor allem unter den deuts<strong>ch</strong>en Siedlern und einem <strong>Teil</strong> der<br />
Ungarn. Der organisierte und disziplinierte Protestantismus hatte damals in<br />
Transkarpatien starke Gemeinden und S<strong>ch</strong>ulen und genoss Unterstützung<br />
seitens der oberen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.
42<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Am Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte die Differenzierung zwis<strong>ch</strong>en<br />
Kalvinisten und Lutheranern. Zu den ersten gehörten die Ungarn, zu den<br />
zweiten die Deuts<strong>ch</strong>en. Die Ruthenen blieben hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> abseits der<br />
protestantis<strong>ch</strong>en Bewegungen, da der östli<strong>ch</strong>e Brau<strong>ch</strong> und seine Gebete ihnen<br />
vertrauter waren.<br />
Die uniierte Kir<strong>ch</strong>e<br />
Die re<strong>ch</strong>tlose orthodoxe Geistli<strong>ch</strong>keit gab den Vorzug dem Kompromiß mit<br />
den Katholiken, mit denen es weniger grundsätzli<strong>ch</strong>e Differenzen gab. 1646<br />
haben 63 orthodoxe Priester im S<strong>ch</strong>loß Us<strong>ch</strong>gorod die Union angenommen.<br />
Das heißt , sie akzeptiertem den Ans<strong>ch</strong>luß ihrer Kir<strong>ch</strong>e in Transkarpatien an<br />
die katholis<strong>ch</strong>e und anerkannten die Obrigkeit des römis<strong>ch</strong>en Papstes.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig wurden jedo<strong>ch</strong> einige Ausnahmen gewährt – insbesondere das<br />
Re<strong>ch</strong>t, die Bräu<strong>ch</strong>e der orthodoxen Kir<strong>ch</strong>e zu bewahren und das Re<strong>ch</strong>t der<br />
Priesterheirat. Die Unionsakte wurde mündli<strong>ch</strong>, ohne entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Dokumente verabs<strong>ch</strong>iedet. Erst 1771 wurde die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />
Epar<strong>ch</strong>ie von Mukats<strong>ch</strong>ewo kanonisiert. Sie spaltete si<strong>ch</strong> dann in zwei<br />
Bis<strong>ch</strong>ofswürden – die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e und die orthodoxe. Der letzteren<br />
gingen immer mehr Kir<strong>ch</strong>en, Klöster sowie Unterstützung seitens der<br />
Geistli<strong>ch</strong>keit und der Gläubigen verloren.<br />
Unter der auto<strong>ch</strong>thonen Bevölkerung Transkarpatiens, die si<strong>ch</strong><br />
jahrtausendelang unter ausländis<strong>ch</strong>er Herrs<strong>ch</strong>aft befand, gewann der<br />
grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Katholizismus allmähli<strong>ch</strong> eine Mehrheitsposition, er wurde zur<br />
„Religion der Ruthenen“. Dadur<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>ied er si<strong>ch</strong> vom Protestantismus<br />
und dem römis<strong>ch</strong>en Katholizismus, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> beide auf zugezogene<br />
Bevölkerungen abstützen und auf kulturelle Assimilation abzielten.<br />
Das Judentum<br />
Die jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinde in Uzhhorod wird zum ersten Mal im 16. Jahrhundert<br />
urkundli<strong>ch</strong> erwähnt. Die Zuwanderung von Juden na<strong>ch</strong> Transkarpatien geht<br />
auf die Verfolgungen in anderen Gegenden zurück. Insbesondere der<br />
Kosakenaufstand unter der Führung von Bohdan Chmelnitskij führte im 17.<br />
Jahrhundert zu einer Massenflu<strong>ch</strong>t von Juden aus Galizien über die Karpaten.<br />
Die Entwicklung der Handelsbeziehungen sowie Privilegien, die den jüdis<strong>ch</strong>en<br />
Umsiedlern gewährt wurden, verstärkten den Zuzug von Juden na<strong>ch</strong><br />
Transkarpatien. Die aus den slawis<strong>ch</strong>en Regionen stammenden Juden<br />
(Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien, Polen, Galizien) spra<strong>ch</strong>en Jiddis<strong>ch</strong>, waren Anhänger des<br />
orthodoxen Judaismus, der die strenge Einhaltung der Vors<strong>ch</strong>riften der Tora<br />
und des Talmuds verlangt. In Konkurrenz zu den Orthodoxen fand später der<br />
Chassidismus – eine oppositionelle religiös-mystis<strong>ch</strong>e Strömung, die unter<br />
der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung Ostgaliziens und Podoliens in den 30-er Jahren<br />
des 18. Jahrhunderts entstand – in Transkarpatien eine grosse Verbreitung.<br />
Große <strong>ch</strong>assidis<strong>ch</strong>e Gemeinden entstanden mit der Zeit in Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />
Chust, Uzhhorod und anderen Städten und Dörfern. In Orten mit starker<br />
jüdis<strong>ch</strong>er Bevölkerung entstanden überall im Land jüdis<strong>ch</strong>e Einri<strong>ch</strong>tungen –<br />
Synagogen, Rabbiners<strong>ch</strong>ulen, Matzenbäckereien, kos<strong>ch</strong>ere S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>thäuser,<br />
jüdis<strong>ch</strong>e Kooperativen und Selbstverwaltungsorgane.<br />
Kir<strong>ch</strong>en und Gesells<strong>ch</strong>aft im 19. und 20. Jahrhundert<br />
Fast alle Glaubensbekenntnisse befassten si<strong>ch</strong> außer ihrer religiösen<br />
Funktionen mit der Aufklärungstätigkeit. Um die Wende des 18.-19.<br />
Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Transkarpatiens S<strong>ch</strong>ulen mit<br />
ruthenis<strong>ch</strong>er, ungaris<strong>ch</strong>er, deuts<strong>ch</strong>er oder jiddis<strong>ch</strong>er Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e.<br />
Die Position aller Kir<strong>ch</strong>en in Transkarpatien hat si<strong>ch</strong> in der Periode der<br />
Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik (1919-1939) wesentli<strong>ch</strong> verbessert. Von 1918<br />
bis 1924 wurden dank den Verspre<strong>ch</strong>ungen von Präsident T. Masaryk, die<br />
Religionsfrage demokratis<strong>ch</strong> zu lösen, die notwendigen Voraussetzungen für<br />
eine freie und glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigte Koexistenz aller Konfessionen ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Das war die Zeit der Wiedergeburt der orthodoxen Kir<strong>ch</strong>e, die dur<strong>ch</strong><br />
vers<strong>ch</strong>iedene Ursa<strong>ch</strong>en bedingt war. Insbesondere war diese Wiedergeburt<br />
eine Gegenreaktion auf die Madjarisierung und Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>isierung. Die Geburt<br />
des nationalen Bewußtseins der Ruthenen im patriar<strong>ch</strong>alen transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />
Dorf erhielt einen konfessionellen Charakter – die örtli<strong>ch</strong>en Bauern bekannten<br />
si<strong>ch</strong> spontan zum „russis<strong>ch</strong>en Glauben“.<br />
Na<strong>ch</strong> der Befreiung von der ungaris<strong>ch</strong>en Besetzung (November 1944) wurde<br />
vom Volksrat eine Reihe von Verordnungen verabs<strong>ch</strong>iedet, dur<strong>ch</strong> die alle
GESCHICHTE UND KULTUR 43<br />
national-religiösen Privilegien sowie die staatli<strong>ch</strong>e Unterstützung der Kir<strong>ch</strong>en<br />
und Klöster abges<strong>ch</strong>afft wurden. Die Bildungs- und Erziehungsfunktionen<br />
gingen von der Kir<strong>ch</strong>e an die entspre<strong>ch</strong>enden neuges<strong>ch</strong>affenen Staatsorgane<br />
über.<br />
Die sowjetis<strong>ch</strong>e Zeit war für die Gläubigen Transkarpatiens ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. Im<br />
Prozess wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und sozio-kultureller Umwälzungen in Transkarpatien<br />
wie im ganzen Lande wurde die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-materialistis<strong>ch</strong>e,<br />
kommunistis<strong>ch</strong>e Weltans<strong>ch</strong>auung aktiv propagiert und glei<strong>ch</strong>zeitig gegen die<br />
„religiösen Überbleibsel“ angekämpft. Besonders stark war der antireligiöse<br />
Druck in den 40 er bis 60-er Jahren. Die Uniierten (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />
Kir<strong>ch</strong>e) und die Zeugen Jehovas wurden verfolgt – erstere, weil sie<br />
Verbindungen zum nationalistis<strong>ch</strong>en antikommunistis<strong>ch</strong>en Widerstand hatten.<br />
Die Orthodoxen, die Reformierten und die Baptisten wurden vom Staat zwar<br />
formell anerkannt, in Wirkli<strong>ch</strong>keit aber unterdrückt und einges<strong>ch</strong>ränkt. Viele<br />
Kultusgebäude wurden ges<strong>ch</strong>lossen, zweckentfremdet oder zerstört. In<br />
besonderem Masse galt dies für die Synagogen: Über 90% der<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>en Juden waren im Holocaust ermordet worden und so gab es<br />
kaum mehr funktionierende jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinden im Land. Ni<strong>ch</strong>t<br />
wiedergutzuma<strong>ch</strong>ender S<strong>ch</strong>aden wurde ni<strong>ch</strong>t nur dem religiösen, sondern au<strong>ch</strong><br />
dem gesamten geistigen Leben des Landes angetan.<br />
Na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit 1991 erlebten vers<strong>ch</strong>iedene religiöse<br />
Konfessionen in unserer Region eine Wiedergeburt. Geradezu unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
wird das religiöse Leben in jüngster Zeit: Außer den oben genannten<br />
Strömungen ers<strong>ch</strong>einen in Transkarpatien Gemeinden des sogenannten<br />
„Spätprotestantismus“ (Methodisten, Baptisten, Adventisten, Zeugen Jehovas<br />
u.a.). Sie entstanden dur<strong>ch</strong> die Initiative evangelikaler Missionare, Zuzüger<br />
aus Westeuropa sowie Einheimis<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>e mit diesen Glaubensri<strong>ch</strong>tungen<br />
dur<strong>ch</strong> die Arbeitsmigration na<strong>ch</strong> Westeuropa in Kontakt gekommen waren.<br />
Volksmusik<br />
Zu allen Zeiten war das Leben der Transkarpatier kaum vorstellbar ohne Musik<br />
und Tanz. Zu den ältesten Musikstücken, die bis heute erhalten geblieben<br />
sind, gehören Frühlings-, Wiegen-, Ho<strong>ch</strong>zeitslieder. Sie sind integrierender<br />
Bestandteil des Alltags und der Feiertage der örtli<strong>ch</strong>en Bevölkerung.<br />
Die Eigentümli<strong>ch</strong>keit der Volkskunst liegt in der ethnis<strong>ch</strong>en Vielfalt. Am besten<br />
sind örtli<strong>ch</strong>e Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e und die Folklore in den Gebirgsregionen der<br />
Oblast erhalten geblieben. Musikalis<strong>ch</strong> dominiert hier die Kolomyjka – kurze,<br />
aus einer Strophe bestehende Lieder, wel<strong>ch</strong>e in den Gebirgsregionen über<br />
alle anderen Genres dominieren.<br />
Für transkarpatis<strong>ch</strong>e Volkstänze typis<strong>ch</strong> sind rythmis<strong>ch</strong>e Bewegungen, wel<strong>ch</strong>e<br />
Sprünge über Gebirgsbä<strong>ch</strong>e, Steine oder gefällte Bäume imitieren. Es sei hier<br />
der Huzlentanz Arkan und der Frauentanz Karits<strong>ch</strong>ka erwähnt. Die Palette<br />
der transkarpatis<strong>ch</strong>en Volksmusikinstrumente ist rei<strong>ch</strong>haltig. Eine einmalige<br />
Kollektion der vers<strong>ch</strong>iedenen Blas-, Strei<strong>ch</strong>-und S<strong>ch</strong>laginstrumente ist im<br />
Heimatmuseum von Uzhhorod ausgestellt. Diese Instrumente gehören aber<br />
ni<strong>ch</strong>t nur in die Vergangenheit, sie werden weiterhin von vielen modernen<br />
Amateur- und Berufsensembles benutzt.<br />
Die Hauptrolle in der Volksmusik spielt die Geige. Von den<br />
Strei<strong>ch</strong>instrumenten werden au<strong>ch</strong> Kontrabaß und Basolja genützt. Das<br />
Strei<strong>ch</strong>instrument Zimbel (Cymbal, Hackbrett) s<strong>ch</strong>afft die Rythmik und den
44<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
harmonis<strong>ch</strong>en Hintergrund in der musikalis<strong>ch</strong>en Komposition und stärkt die<br />
Baßgrundlage.<br />
Seit jeher haben die Einwohner der Karpaten gelernt, Töne mit Hilfe von<br />
Blättern und Baumrinde zu erzeugen. Vielen ist die karpatis<strong>ch</strong>e Sopilka<br />
bekannt. Ein ähnli<strong>ch</strong>es Instrument spielen die Ungarn (Furuja) und die<br />
Rumänen (Fluer).<br />
Aus Fi<strong>ch</strong>tenholz werden Trembiten – ursprüngli<strong>ch</strong> Signalinstrumente der<br />
Hirten – hergestellt. Einige errei<strong>ch</strong>en eine Länge von 3,5 m, sie werden von<br />
den Hirten während des Almauftriebs gespielt. Die Trembita ist eng mit dem<br />
Alphorn des Alpenraums verwandt. Außer der Hirtenflöte ist unter den<br />
Bergeinwohnern die Drymba populär.<br />
Die bekanntesten Musik- und Tanzfestivale der Volkskunst:<br />
- Bryndza-Fest in Ra<strong>ch</strong>iv (1. Dekade des September);<br />
- „Melodien der Salzseen“ im Dorf Solotwyno (Juli);<br />
- Fest der Verabs<strong>ch</strong>iedung der Viehzü<strong>ch</strong>ter in Mizhhirja (1.Juni);<br />
- Volkskunstfestival „Hamora“ in Lysyts<strong>ch</strong>ewo;<br />
- Jugendwettbewerb „Sribnyj Dzwin“ in Uzhhorod (Oktober);<br />
- Ausserdem lohnt si<strong>ch</strong> der Besu<strong>ch</strong> von Konzerten des<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>en Folkensembles „Uzhhoroder Melodien“ oder des<br />
Kammer<strong>ch</strong>ors „Cantus“ in der Uzhhoroder Philharmonie.<br />
Kü<strong>ch</strong>e Transkarpatiens<br />
Die Kü<strong>ch</strong>e Transkarpatiens hat viel von den kulinaris<strong>ch</strong>en Künsten der in der<br />
Region lebenden Völker übernommen. Am stärksten ist natürli<strong>ch</strong> der Einfluß<br />
der ungaris<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e zu spüren, da die Ungarn die zweitgrößte Volksgruppe<br />
in der Region stellen. Unter den traditionellen ungaris<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten sind<br />
folgende sehr verbreitet: Bograts<strong>ch</strong>-Gulas<strong>ch</strong> (eine s<strong>ch</strong>arfe Fleis<strong>ch</strong>uppe mit<br />
Pilzen), Halus<strong>ch</strong>ky und Gemüse (es wird hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> über offenem Feuer<br />
zubereitet), Lozi-Pets<strong>ch</strong>ene (gebratenes Rindfleis<strong>ch</strong> mit Zwiebeln), Lets<strong>ch</strong>o<br />
(gedämpftes Gemüse mit Bratwurst und Eiern), Rokot-Krumpli (Geri<strong>ch</strong>t aus<br />
Kartoffeln, Wurst und Eiern), Pörkölt, Poprikas<strong>ch</strong> oder Kerezet.<br />
Die rumänis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e ist dur<strong>ch</strong> Tokana ku Bryndza (Maisbrei mit S<strong>ch</strong>afskäse);<br />
Dzama ku Fasole, Ingros<strong>ch</strong>ala ku Hribe u.a vertreten. Die Slowaken haben<br />
die transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e mit vers<strong>ch</strong>iedenen Knödl-Rezepte berei<strong>ch</strong>ert.<br />
Slowakis<strong>ch</strong>er Herkunft sind ausserdem Strapats<strong>ch</strong>ok, Karbonat und Dzhadok.<br />
Unter den jüdis<strong>ch</strong>en traditionellen Geri<strong>ch</strong>ten hervorzuheben sind Ts<strong>ch</strong>olent<br />
(im Topf gebratenes Rindfleis<strong>ch</strong> mit Bohnen, Perlgraupen und Gemüse), Kugl<br />
und Leber auf jüdis<strong>ch</strong>e Art.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Ans<strong>ch</strong>luß von Transkarpatien an die Ukraine wurde die<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> ukrainis<strong>ch</strong>e und russis<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>te wie<br />
Bors<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>, Rassolnik (Fleis<strong>ch</strong>suppe mit sauren Gurken), vers<strong>ch</strong>iedene Salate<br />
und Pfannku<strong>ch</strong>en berei<strong>ch</strong>ert, wel<strong>ch</strong>e hier zuvor ni<strong>ch</strong>t bekannt waren. Dur<strong>ch</strong><br />
enge zwis<strong>ch</strong>enethnis<strong>ch</strong>e Beziehungen sowie Familienkontakte kam es zu einer<br />
kreativen Dur<strong>ch</strong>mis<strong>ch</strong>ung vers<strong>ch</strong>iedener Kü<strong>ch</strong>entraditionen. Die Einwohner<br />
Transkarpatiens mögen s<strong>ch</strong>arfe und aromatis<strong>ch</strong>es Speisen, deswegen geizen<br />
sie ni<strong>ch</strong>t mit Gewürzen. Fast alle Geri<strong>ch</strong>te werden mit fris<strong>ch</strong>en Kräutern<br />
garniert (Petersilie, Dill, Sellerie). Für die transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e sind<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Soßen <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>. Grösster Beliebtheit erfreuen si<strong>ch</strong> Pilzund<br />
Tomatensossen. Es gibt au<strong>ch</strong> eigene originelle Beilagen wie Torgonja,<br />
gedämpfter Reis auf transkarpatis<strong>ch</strong> sowie Beilagen aus Maisflocken, Kohl<br />
und Kartoffeln.<br />
Transkarpatien ist außerdem dur<strong>ch</strong> seine Weine besonders berühmt. Die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Weinbaus in der Region rei<strong>ch</strong>t weit zurück. Die Kelten, die<br />
hier vor zweitausend Jahren wohnten, bra<strong>ch</strong>ten die Rebe in die Gegend. Der<br />
Weinbau wurde von der Natur begünstigt: Warme, sonnenrei<strong>ch</strong>e Sommer,<br />
kühle Winter, fru<strong>ch</strong>tbare Böden und geeignetes Relief waren dafür wie<br />
ges<strong>ch</strong>affen. Später haben die Römer neue, höher entwickelte Te<strong>ch</strong>nologien<br />
eingeführt.<br />
Seit dem Mittelalter befassten si<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e, italienis<strong>ch</strong>e und französis<strong>ch</strong>e<br />
Winzer mit dem Weinbau. Es entstanden Tis<strong>ch</strong>weinsorten von hoher Qualität:
GESCHICHTE UND KULTUR 45<br />
Die besten Restaurants und Cafes<br />
Weiße und rote S<strong>ch</strong>asla, aromatis<strong>ch</strong>e Pasatutti; Furmint, Fetjaska, weißer<br />
Bagator, italienis<strong>ch</strong>er Riesling.<br />
Die transkarpatis<strong>ch</strong>en Weine kamen auf den Tis<strong>ch</strong> des Königs Louis XIV.<br />
sowie des russis<strong>ch</strong>en Zaren Peter I., wel<strong>ch</strong>er sie für die besten in Europa hielt.<br />
Zu den besten Weinsorten der Region gehören heute „Trojanda Zakarpattja“,<br />
„Perlyna Karpat“, Rubin Zakarpattja“, „Oksamyt Zakarpattja“, „Grono<br />
Zakarpattja“, „Starowynnyj Zamok“, „Serednjanske“, „Seryna“ u.a.<br />
Transkarpatien ist au<strong>ch</strong> bekannt für seine Weinbrände. Bekannte Marken wie<br />
„Uzhhorod“, „Tyssa“ oder „Karpati“ werden In der Distillerie von Uzhhorod<br />
hergestellt.<br />
Transkarpatier sind große Kaffeliebhaber – in zahlrei<strong>ch</strong>en kleinen und<br />
gemütli<strong>ch</strong>en Cafés wird Ihnen der starke und aromatis<strong>ch</strong>e Kaffe auf<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>e Art angeboten.<br />
Museen Transkarpatiens<br />
Die kulturelle Vielfalt Tanskarpatiens zeigt si<strong>ch</strong> in der großen<br />
Auswahl an Museen, in wel<strong>ch</strong>en Kultur, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e vieler<br />
Generationen sowie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Region na<strong>ch</strong>vollzogen<br />
werden können.<br />
Das Boks<strong>ch</strong>aj - Kunstmuseum<br />
Das Boks<strong>ch</strong>aj-Kunstmuseum in Uzhhorod wurde 1948 gegründet. Es befindet<br />
si<strong>ch</strong> im Gebäude des ehemaligen Rathauses – einem Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmal im<br />
Stil des Frühklassizismus aus dem Jahr 1809. Seine Sammlung zählt etwa<br />
4500 Kunstwerke der Malerei, Grafik, Skulptur und der dekorativen Kunst<br />
der bekanntesten transkarpatis<strong>ch</strong>en, ukrainis<strong>ch</strong>en, russis<strong>ch</strong>en und<br />
westeuropäis<strong>ch</strong>en Künstler.<br />
Einen wesentli<strong>ch</strong>en Platz nimmt das S<strong>ch</strong>affen der Gründer der<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule der Malerei ein – A. Erdeli und J. Boks<strong>ch</strong>aj sowie<br />
deren S<strong>ch</strong>üler und Na<strong>ch</strong>folger F. Manajlo, A. Kozki, Z. S<strong>ch</strong>oltes, E.<br />
Kontratowits<strong>ch</strong>. Im Museum sind ebenfalls Werke der hervorragenden<br />
transkarpatis<strong>ch</strong>en Maler der sowjetis<strong>ch</strong>en Periode G. Glück, A. Kas<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aj,<br />
W. Habda u.a. ausgestellt.<br />
Das Museum verfügt au<strong>ch</strong> über Gemälde der ukrainis<strong>ch</strong>en Maler I.<br />
Bodlakowyts<strong>ch</strong>, T. S<strong>ch</strong>ewts<strong>ch</strong>enko, S. Wasylkiwskyj, A. Slastion, I. Trus<strong>ch</strong>,<br />
A. Muras<strong>ch</strong>ko u.a.<br />
Russis<strong>ch</strong>e Maler der ersten Hälfte des 19. Jh. sind dur<strong>ch</strong> O. Kiprenskij, W.<br />
Tropinin sowie Malereien des Peredwishniks („Wanderaussteller“) W.<br />
Makowskij vertreten. Die Besu<strong>ch</strong>er können si<strong>ch</strong> mit dem S<strong>ch</strong>affen<br />
hervorragender Meister der Lands<strong>ch</strong>aftsmalerei wie I. S<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>kin, I.<br />
Ostrou<strong>ch</strong>ow, N. Klodt, I. Ajwasowskij, A. Korin bekannt ma<strong>ch</strong>en.<br />
Den zentralen Platz in der Kollektion der ungaris<strong>ch</strong>en Kunst nimmt die Studie<br />
zum Bild „Christus vor Pilatus“ von M. Munkats<strong>ch</strong>i ein - eines hervorragenden<br />
Malers aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es sind au<strong>ch</strong> Arbeiten
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GESCHICHTE UND KULTUR<br />
seines S<strong>ch</strong>ülers und Na<strong>ch</strong>folgers I. Rewes zu sehen. Im Museum finden<br />
Ausstellungen der modernen Maler Transkarpatiens statt.<br />
Uzhhorod, S<strong>ch</strong>upanazka-Platz 3; Tel.: 8 (03122) 37081<br />
Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet<br />
F. Manajlo - Museum<br />
Das Museum des bekannten Künstlers und Volksmalers der USSR Fedor<br />
Manajlo wurde im Februar 1981 eröffnet.<br />
F. Manajlo (1910-1987) wurde im Dorf Iwaniwzi im Rayon Mukats<strong>ch</strong>ewo in<br />
der Familie eines Dorflehrers geboren. Die Ausbildung bekam er in der<br />
hö<strong>ch</strong>sten Kunsts<strong>ch</strong>ule zu Prag. Gründli<strong>ch</strong>e Kenntnisse der Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />
sowie der Folklore Transkarpatiens lassen si<strong>ch</strong> in seinen Werken deutli<strong>ch</strong><br />
erkennen.<br />
F. Manajlo beteiligte si<strong>ch</strong> an der Eröffnung der Berufss<strong>ch</strong>ule für Kunstgewerbe<br />
in Uzhhorod sowie der regionalen Organisation des Kunstmalerverbands der<br />
USSR, wel<strong>ch</strong>e er später leitete. Er war ausserdem am dramatis<strong>ch</strong>en Theater<br />
und an der Philarmonie tätig und arbeitete mit Verlagen und Filmstudios<br />
zusammen. Im Museum sind seine Werke aus vers<strong>ch</strong>iedenen Genres der<br />
bildenden, monumentalen und dekorativen Kunst ausgestellt.<br />
Uzhhorod, Drugetti-Str. 74<br />
Tel.: 8 (03122) 32604<br />
Das Freili<strong>ch</strong>tmuseum für Volksbaukunst, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />
Das Museum ist ein einzigartiges Ensemble des ukrainis<strong>ch</strong>en nationalen Erbes,<br />
wel<strong>ch</strong>es aus typis<strong>ch</strong>en Bautypen aus den vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen<br />
Transkarpatiens und Werken der ältesten und am meisten verbreiteten<br />
Volkskunstarten besteht. Es ist eines der ersten Freili<strong>ch</strong>tmuseen der Ukraine<br />
und wurde 1970 eröffnet.<br />
Im Museum finden si<strong>ch</strong> Hausbauten der Bevölkerung aus der Ebene<br />
(Dolynjany, Ungarn, Rumänen); auf einem Hügel sind typis<strong>ch</strong>e Häuser der<br />
Bergbewohner (Lemken, Bojken und Huzulen) aufgestellt.<br />
Das Museum präsentiert über 30 vers<strong>ch</strong>iedene Gebäude und Gebäudeensembles,<br />
darunter au<strong>ch</strong> eine Kir<strong>ch</strong>e, einen Glockenturm, eine S<strong>ch</strong>ule,<br />
eine S<strong>ch</strong>miede und eine S<strong>ch</strong>enke. Insgesamt werden im Museum etwa 14‘000<br />
Exponate der Volkskultur aufbewahrt.<br />
Uzhhorod, Kapitulna-Str. 33/a<br />
Tel.: 8 (03122) 37392<br />
Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet<br />
Das Heimatmuseum<br />
Das Museum existiert seit dem Juni 1945. Es befindet si<strong>ch</strong> in den Räumen<br />
des S<strong>ch</strong>losses von Uzhhorod. Seine Kollektion zählt etwa 110‘000 Exponate,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Besu<strong>ch</strong>er über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur Transkarpatiens<br />
informieren. Die Ausstellung ist thematis<strong>ch</strong> gegliedert:<br />
- Volkskunst<br />
- Geistige Kultur und Religionsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
- Natur<br />
- Ethnographie mit einer der größten Sammlungen von Bronzeergeugnisse in<br />
der Ukraine mit 3000 Exponaten aus dem 13.- 12. Jahrhundert vor Christus.<br />
- Münzensammlung<br />
- Sammlung von S<strong>ch</strong>ußwaffen aus dem 14.-20. Jahrhundert<br />
- alte Manuskripte u.a.<br />
Uzhhorod, Kapitulna-Str. 33<br />
Tel.: 8 (03122) 34442<br />
Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet
GESCHICHTE UND KULTUR 47
48<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Museum für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />
Das Museum ist im S<strong>ch</strong>loß „Palanok“, wel<strong>ch</strong>es eine längere Zeit als Gefängnis<br />
diente, untergebra<strong>ch</strong>t. Die S<strong>ch</strong>loßburg stellt ein wertvolles Denkmal der<br />
Militärar<strong>ch</strong>itektur aus dem 14.-17.Jh. dar. Die Museumsexponate ma<strong>ch</strong>en die<br />
Besu<strong>ch</strong>er mit der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Ethnographie, Natur Transkarpatiens sowie der<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des S<strong>ch</strong>losses selbst bekannt. In den 12 Sälen sind au<strong>ch</strong> Werke<br />
der Malerei, darunter eine Ikonensammlung ausgestellt.<br />
Mukats<strong>ch</strong>ewo, S<strong>ch</strong>loß-Palanok-Str.<br />
Tel.: 8 (03131) 44053, 44096<br />
www.zamokpalanok.mk.uz.ua<br />
Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Montags von 9 bis 18 Uhr geöffnet<br />
Museum der Gebirgsökologie<br />
Am Hauptsitz des Karpaten-Biosphärenreservats in Ra<strong>ch</strong>iw wurde ein<br />
Informations- und Bildungszentrum – das Museum für Gebirgsökologie und<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Naturnutzung in den Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten - ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Die Ausstellung besteht aus zwei <strong>Teil</strong>en: „Natur der Karpaten“ und<br />
„Naturnutzung in den Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten“. Der erste erzählt über die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Karpaten, ihre Geologie, Geomorphologie, Flora und Fauna.<br />
Der zweite <strong>Teil</strong> ist dem Thema der Naturnutzung – vom Beginn der<br />
Kolonisation bis zur Gegenwart sowie den Perspektiven der Entwicklung der<br />
Region gewidmet.<br />
Die Basis des historis<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong>s der Ausstellung bildet die Darstellung der<br />
We<strong>ch</strong>selwirkungen zwis<strong>ch</strong>en naturgeographis<strong>ch</strong>en Bedingungen in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten und den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Nutzungssystemen der dort wohnenden Völker. Dazu kommen Einblicke in<br />
ethnographis<strong>ch</strong>e Elemente wie Ar<strong>ch</strong>itektur, Kleidung, Bräu<strong>ch</strong>e und Sitten und<br />
Volkskunst der örtli<strong>ch</strong>en Bevölkerung.<br />
Das Informationszentrum dient zur Sammlung, Bearbeitung und Verbreitung<br />
aktueller ökologis<strong>ch</strong>er Informationen sowie der Aufklärungstätigkeit. Das<br />
Zentrum organisiert vers<strong>ch</strong>iedene Umwelts<strong>ch</strong>utzaktionen und Veranstaltungen<br />
wie Seminare und internationale Treffen.<br />
Ra<strong>ch</strong>iv, Krasne Pleso- Str. 77<br />
Tel.: 8 (03132) 22193, 22628<br />
Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 9 bis 17 Uhr geöffnet<br />
Museum „Sribna Zemlja“ („Silberland“), privat<br />
Die Anzahl der Exponate, die auf der kleinen Flä<strong>ch</strong>e der drei Museumsräume<br />
ausgestellt sind, würde wohl für Dutzende von Ausstellungsräumen rei<strong>ch</strong>en.<br />
Einige davon würden au<strong>ch</strong> einem bedeutendend Hauptstadtmuseum gut<br />
anstehen, so z.B. das handges<strong>ch</strong>riebene „Evangelium“ und weitere 65 Folianten<br />
aus dem 18. Jh. Das Museum präsentiert ausserdem altertümli<strong>ch</strong>e<br />
Kir<strong>ch</strong>enbe<strong>ch</strong>er, Ikonen der transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule der Malerei, die ersten<br />
ukrainis<strong>ch</strong>en Griwna, seltene Briefmarken vieler Länder, über 200<br />
Kleidungsstücke (vorwiegend huzulis<strong>ch</strong>en Ursprungs), 250 handgewebte<br />
Tü<strong>ch</strong>er, Webstühle und Ges<strong>ch</strong>irr. Thematis<strong>ch</strong> sind die Exponate in 12<br />
Abteilungen eingeteilt.<br />
Hrus<strong>ch</strong>ewo, Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw<br />
Prykordonna-Str. 2<br />
Tel.:8 (03134) 53336<br />
Museum „Lemkiwska Sadyba“ („Lemkenhaus“)<br />
Das Museum wurde 1985 im Dorf Zarits<strong>ch</strong>ewo im Rayon Perets<strong>ch</strong>yn<br />
ges<strong>ch</strong>affen. Es vermittelt eine Vorstellung über das Leben und den Alltag der<br />
Lemken - einer ethnis<strong>ch</strong>en Grupp der Karpaten. Das aus Bu<strong>ch</strong>enbalken gebaute<br />
Haus stammt aus dem Jahr 1902. Die Exponate stammen vorwiegend aus<br />
dem Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
In Zarits<strong>ch</strong>ewo wohnen etwa 20 Familien der Altgläubigen, die hier im 18.<br />
Jh. angesiedelt wurden.
GESCHICHTE UND KULTUR 49<br />
Zarits<strong>ch</strong>ewo, Rayon Perets<strong>ch</strong>yn<br />
Tel.:8 (03143) 21542, 41225, 21407<br />
Ljuba Tekar<br />
Die Museums-S<strong>ch</strong>miede „Hamora“<br />
Die funktionierende S<strong>ch</strong>miede ist ein einmaliges Denkmal des<br />
S<strong>ch</strong>miedehandwerks. Ihre Besonderheit liegt darin, daß für den Einsatz der<br />
s<strong>ch</strong>weren Hämmer die Kraft des fallenden Wassers aus dem Fluß Lysyts<strong>ch</strong>anka<br />
genutzt wird. Na<strong>ch</strong> dem selbem Prinzip haben viele S<strong>ch</strong>mieden in früheren<br />
Jahrhunderten funktioniert.<br />
Die S<strong>ch</strong>miede wurde Anfang des 19. Jh. gebaut. Am Fluß wurde damals ein<br />
Staudamm erri<strong>ch</strong>tet. Dur<strong>ch</strong> den Ableitungskanal gelangte das Wasser auf die<br />
S<strong>ch</strong>aufel der Wasserräder, die die 125 kg s<strong>ch</strong>weren Hämmer in Bewegung<br />
setzten. Unter ihren S<strong>ch</strong>lägen verwandelten si<strong>ch</strong> Eisenbarren in Werkstücke<br />
für S<strong>ch</strong>aufeln, Hacken, Pflüge u.a. Früher wurden vier Hämmer von 16<br />
Arbeitern bedient, die außer einfa<strong>ch</strong>en Arbeitswerkzeugen au<strong>ch</strong><br />
kunstgewerbli<strong>ch</strong>e Details für Figurenmetallzäune, Metallbette u.a. herstellen<br />
konnten.<br />
Lysyts<strong>ch</strong>ewo, Rayon Irs<strong>ch</strong>awa<br />
Tel.:8 (03144) 22604, 39221<br />
Das Museum für Webkunst<br />
Das Museum hat eine interessante Entstehungssges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Es ist in einer<br />
S<strong>ch</strong>ule in Welyki Beregy im Rayon Berehowo untergebra<strong>ch</strong>t. Es entstand<br />
dank der Initiative des S<strong>ch</strong>uldirektors und der S<strong>ch</strong>üler. Alle Museumsexponate<br />
sind altertümli<strong>ch</strong>e Gegenstände, die von den Eltern der S<strong>ch</strong>üler sorgfältig<br />
aufbewahrt und dem Museum ges<strong>ch</strong>enkt wurden. Darunter eine etwa 130<br />
Jahre alte wunders<strong>ch</strong>öne Sammlung von Stickereierzegnissen, wel<strong>ch</strong>e bis heute<br />
ihre satten Farben erhalten haben. Es gibt ausserdem eine Sammlung von<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Bügeleisen, na<strong>ch</strong> Form und Bestimmung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Lehmkrüge, sowie andere Haushaltsgegenstände.<br />
An den alten Spinnrädern und Webstühlen erlernen S<strong>ch</strong>ülerinnen der oberen<br />
Klassen das Handwerk ihrer Großmütter.<br />
Welyki Beregy, Rayon Berehowo<br />
Tel.: 8 (03141) 22079, 96223, 96289
50<br />
GESCHICHTE UND KULTUR<br />
Museum für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Salzgruben<br />
Das Museum erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Salzgewinnung in Transkarpatien im<br />
Wandel der Jahrhunderte. Es befindet si<strong>ch</strong> unweit einer der größten Salzgruben<br />
Europas in Solotwyno. Die Salzvorräte werden hier auf 300 Mio.Tonnen<br />
ges<strong>ch</strong>ätzt; die mä<strong>ch</strong>tigsten S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zum industriellen Abbau rei<strong>ch</strong>en bis zu<br />
300 m. Bis zum Ende des 18.Jh., als die erste Industriegrube eröffnet wurde,<br />
wurde das Salz in Solotwyno im Tagebau abgebaut – dur<strong>ch</strong> das Ausheben<br />
einfa<strong>ch</strong>er, bis 20 m tiefer und später konusförmiger bis 150 m tiefer Gruben.<br />
Die Salzblöcke wurden in Büffelrohhaut ho<strong>ch</strong>gehoben, in glei<strong>ch</strong>mässige<br />
Würfel zuges<strong>ch</strong>nitten und mit dem persönli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en des Salzarbeiters<br />
gezei<strong>ch</strong>net. In dieser Form wurden sie dem königli<strong>ch</strong>en Beamten abgegeben.<br />
Die Museumsausstellung präsentiert die Arbeitswerkzeuge, die Kleidung der<br />
Salzarbeiter sowie vers<strong>ch</strong>iedene Ingenierkonstruktionen für die<br />
Salzgewinnung.<br />
Solotwyno, Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw<br />
Tel.: 8 (03134) 21006<br />
Zatyssjanskyj Heimatmuseum<br />
Das Museum wurde in den 70-er Jahren eröffnet. Die Exponate informieren<br />
über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e der ungaris<strong>ch</strong>en Bevölkerung<br />
Transkarpatiens. Auf dem Museumsgelände befindet si<strong>ch</strong> ein Lehrerhaus, ein<br />
armes Bauerhaus, ein Grossbauernhaus und eine grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />
Kir<strong>ch</strong>e. All dies gibt uns eine Vorstellung über den Alltag und die Lebensweise<br />
der Einwohner dieser Gegend am Anfang der 20-er Jahre des 20. Jh.<br />
Wylok, Rayon Wynogradiw<br />
Tel.: 8 (03143) 32322, 33238<br />
Heimatmuseum von Wynogradiw<br />
Das Museum wurde 1968 gegründet und zählt über 3000 Exponate. Es sind<br />
Materialien zur Stadt – und Rayonsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te aus alten Zeiten ausgestellt.<br />
Die Kollektion ist thematis<strong>ch</strong> gegliedert: Ar<strong>ch</strong>äologie, Mittelalter, Entwicklung<br />
des Rayons Wynogradiw (1900-1945). Im Museum gibt es au<strong>ch</strong> eine ständige<br />
Ausstellung örtli<strong>ch</strong>er Kunstmaler.<br />
Gemäldegalerie von Pyjterfalwo<br />
Die Galerie wurde 1986 eröffnet. Sie befindet si<strong>ch</strong> in einem zweiges<strong>ch</strong>ossigen<br />
Gebäude (1894-1896) – der ehemaligen Sommerresidenz des Eisenbahnministers<br />
von Österrei<strong>ch</strong> – Ungarn, Andrij Dyördl.<br />
Die Sammlung präsentiert über 200 Gemälde und Skulpturen. Es sind Arbeiten<br />
der berühmten transkarpatis<strong>ch</strong>en Maler Hawrylo Glück, A. Kozka, Fedor<br />
Manajlo, Joseph Boks<strong>ch</strong>aj u.a.<br />
Pyjterfalwo, Rayon Winogradiw<br />
Tel.: 8 (03143) 23154, 32333<br />
Ivan-Olbra<strong>ch</strong>t-Museum<br />
In den 30-er Jahren des 20. Jh. lebte der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftsteller Iwan<br />
Olbra<strong>ch</strong>t im Dorf Kolots<strong>ch</strong>awa. Hier s<strong>ch</strong>uf er eine Reihe seiner berühmtesten<br />
Werke, darunter „Der Räuber Mykola S<strong>ch</strong>uhaj“. Diese Novelle basiert auf<br />
wahren Begesenheiten in diesem Dorf. Sie wurde in den Dreissigerjahren in<br />
Kolots<strong>ch</strong>awa verfilmt; die meisten Rollen wurden dabei dur<strong>ch</strong> Laiendarsteller<br />
aus dem Dorf gespielt. Das kleine Museum ist in der örtli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule<br />
untergebra<strong>ch</strong>t und verdankt seine Existenz der Lehrerin Natalja Tumarets –<br />
einer kenntnisrei<strong>ch</strong>en Olbra<strong>ch</strong>t-Verehrerin.<br />
Kolots<strong>ch</strong>awa, Rayon Mizhhirja