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PDF GUIDEBOOK<br />

PDF-Reiseführer<br />

«TRANSKARPATIEN»<br />

AUSSCHLIESSLICH ZUR PERSÖNLICHEN VERWENDUNG<br />

Die gedruckte Fassung dieses Reiseführers ist vergriffen.<br />

Diese elektronis<strong>ch</strong>e Fassung ist auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für den<br />

persönli<strong>ch</strong>en Gebrau<strong>ch</strong> bestimmt. Sie sind bere<strong>ch</strong>tigt,<br />

den Führer integral oder auszugsweise auszudrucken.<br />

Jede andere Vervielfältigung sowie jegli<strong>ch</strong>e elektronis<strong>ch</strong>e<br />

Weiterverwendung oder Nutzbarma<strong>ch</strong>ung (integral<br />

oder auszugsweise) sind verboten.<br />

© ku:ku'ruz | Urs Fankhauser 2002, 2009<br />

www.kukuruz.<strong>ch</strong> eMail: info@kukuruz.<strong>ch</strong>


Transkarpatien – Planen und Reisen<br />

Reiseführer. Us<strong>ch</strong>horod: “Lira”, 2004<br />

Dieser Reiseführer ist ein Versu<strong>ch</strong>, mögli<strong>ch</strong>st umfassende Informationen zu<br />

Geographie und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, zur Kultur sowie über die touristis<strong>ch</strong>en<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten Transkarpatiens zu vermitteln. Er wird Sie bei der Realisierung<br />

Ihrer Reisepläne unterstützen und Ihre ersten S<strong>ch</strong>ritte bei der Entdeckung<br />

dieser Region begleiten<br />

Idee, Konzeption, Text:<br />

Sergey Step<strong>ch</strong>uk, Urs Fankhauser<br />

Übersetzung:<br />

Tatjana Kusmenko<br />

Redaktion der deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Fassung:<br />

Urs Fankhauser<br />

Die Realisation dieses Projekts wurde ermögli<strong>ch</strong>t<br />

dur<strong>ch</strong> die finanzielle Unterstützung der<br />

Direktion für Entwicklung und<br />

Zusammenarbeit (DEZA)<br />

© Serhij Stepts<strong>ch</strong>uk, Us<strong>ch</strong>horod, 2004<br />

© Verlag “Lira”<br />

© elektronis<strong>ch</strong>e Fassung (2009)<br />

ku:ku'ruz | Urs Fankhauser<br />

www.kukuruz.<strong>ch</strong><br />

eMail info@kukuruz.<strong>ch</strong>


Berg Sywulja


Vorwort<br />

Das Leben ist eine ständige Su<strong>ch</strong>e und diese Su<strong>ch</strong>e bringt die Entdeckung<br />

neuer und interessanter Seiten - deshalb hat das Reisen die Mens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>on<br />

immer gelockt. Dieser Reiseführer ist ein Versu<strong>ch</strong>, mögli<strong>ch</strong>st umfassende<br />

Information über die Geographie, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, die Kultur und die<br />

touristis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten Transkarpatiens zu vermitteln. Transkarpatien<br />

ist eine der s<strong>ch</strong>önsten Regionen der Ukraine. Es liegt mitten in Europa an der<br />

Kreuzung der Kulturen, Völker und Religionen, an der Grenze zwis<strong>ch</strong>en Ost<br />

und West. Unser Reiseführer wird Ihnen bei der Verwirkli<strong>ch</strong>ung Ihrer<br />

Interessen behilfli<strong>ch</strong> sein und Ihre ersten S<strong>ch</strong>ritte bei der Ers<strong>ch</strong>ließung dieser<br />

Region begleiten.<br />

Wer einmal Transkarpatien besu<strong>ch</strong>t hat, wird nie die Fris<strong>ch</strong>e und Ruhe der<br />

Urwälder, die Gerü<strong>ch</strong>e der blühenden Wiesen, das Brausen der Gebirgsbä<strong>ch</strong>e,<br />

die steil aufragenden Bergrücken, den Ges<strong>ch</strong>mack von S<strong>ch</strong>afkäse, den Klang<br />

der Trembita sowie die Offenheit und Gastfreundli<strong>ch</strong>keit der Mens<strong>ch</strong>en<br />

vergessen. Hier, im Rei<strong>ch</strong> der Ruhe und der unberührten Natur weitab vom<br />

Lärm der Flugzeuge, Fabriken und Großstädte bewahrt die auto<strong>ch</strong>thone<br />

Bevölkerung ihre alten Bräu<strong>ch</strong>e, ihre Kunst und und ihre Spra<strong>ch</strong>e. Die<br />

ukrainis<strong>ch</strong>en Stämme der Lemken, Bojken und Huzulen leben hier seit<br />

Jahrhunderten friedli<strong>ch</strong> mit Ungarn, Russen, Slowaken, Rumänen, Roma,<br />

Deuts<strong>ch</strong>en, Juden und anderen Völkern friedli<strong>ch</strong> zusammen. Dieses bunte<br />

Spra<strong>ch</strong>en- und Völkergemis<strong>ch</strong> hat in Transkarpatien ein einzigartiges<br />

Lokalkolorit ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Transkarpatien kann auf eine we<strong>ch</strong>selhafte und rei<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zurückblicken. Es geriet in die Hände vers<strong>ch</strong>iedener Besitzer und war oft im<br />

Mittelpunkt religiöser Kriege und von Aufständen gegen die Feudalherrs<strong>ch</strong>aft.<br />

Allein im 20. Jahrhundert we<strong>ch</strong>selte die Region die Staatsangehörigkeit<br />

se<strong>ch</strong>smal. Transkarpatien vereinigt auf seinem Territorium ni<strong>ch</strong>t nur<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Völker, sondern au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene geografis<strong>ch</strong>e und klimatis<strong>ch</strong>e<br />

Zonen - von warmen Talgebieten mit fru<strong>ch</strong>tbarem Ackerland und weiten<br />

Weingärten bis zu Ho<strong>ch</strong>gebirgswiesen mit S<strong>ch</strong>afherden. Transkarpatien ist<br />

bis heute eine der intaktesten Regionen der Ukraine. Dur<strong>ch</strong> den<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Niedergang na<strong>ch</strong> dem Zerfall der Sowjetunion und die<br />

s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> entwickelte S<strong>ch</strong>werindustrie ist Transkarpatien von Umweltbelastungen<br />

weitgehend vers<strong>ch</strong>ont geblieben.<br />

Die allgemeine Wirts<strong>ch</strong>aftskrise Anfang der 90-er Jahre hatte unter anderem<br />

einen Einbru<strong>ch</strong> im Tourismus zur Folge. Aber in letzter Zeit verzei<strong>ch</strong>net er<br />

ein hohes Wa<strong>ch</strong>stum und soll in der nä<strong>ch</strong>sten Zukunft wieder eine der<br />

führenden Bran<strong>ch</strong>en in der Region werden. Da die Tourismusinfrastruktur<br />

no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> ausgebaut ist, bleibt viel Raum für die Entwicklung eines<br />

sanften, naturnahen Tourismus, der keine ho<strong>ch</strong>klassigen Dienstleistungen<br />

verlangt. Im Unters<strong>ch</strong>ied zu unseren nä<strong>ch</strong>sten Na<strong>ch</strong>barn - Polen, der Slowakei<br />

und Ungarn - wo Aktivtourismus s<strong>ch</strong>on ein flä<strong>ch</strong>endeckendes Ausmass errei<strong>ch</strong>t<br />

hat, wird diese Art des Reisens in der Ukraine eben erst entdeckt und<br />

Transkarpatien bleibt wohl no<strong>ch</strong> für einige Zeit ein Geheimtipp sowohl für<br />

ukrainis<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> für ausländis<strong>ch</strong>e Touristen.<br />

Transkarpatien bietet ni<strong>ch</strong>t nur Sanatorien, Kurorte, Mineralwasserquellen,<br />

Wein und kulinaris<strong>ch</strong>e Vielfalt, sondern au<strong>ch</strong> wunders<strong>ch</strong>öne Holz- und<br />

Steinkir<strong>ch</strong>en, Klöster, S<strong>ch</strong>lösser, Synagogen und alte jüdis<strong>ch</strong>e Friedhöfe sowie<br />

Tausende von Wanderwegen, die auf Sie warten.<br />

Beginnen wir also unsere Reise!


Allgemeine Informationen<br />

Geographie, Lands<strong>ch</strong>aft, Relief<br />

Transkarpatien liegt in der Westukraine, an den südli<strong>ch</strong>en Abhängen der<br />

Karpaten und im Nordosten der Mitteldonau-Ebene. Naturgeographis<strong>ch</strong><br />

gesehen wird das Gebiet in zwei lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Regionen unterteilt: Die<br />

Bergregion (Karpaten) und das Fla<strong>ch</strong>land (Transkarpatis<strong>ch</strong>e Ebene). Den<br />

größten Anteil des Territoriums stellt das Bergland dar, nur 20% entfallen auf<br />

das Fla<strong>ch</strong>land.<br />

Die Flä<strong>ch</strong>e von Transkarpatien beträgt 12‘800 Quadratkilometer. Das Gebiet<br />

(Oblast) ist verwaltungsmäßig in 13 Bezirke (Rayons) aufgeteilt. Es besteht<br />

aus 10 größeren und 28 kleineren Städten sowie 561 Dörfern. Die grössten<br />

Städte der Oblast sind Us<strong>ch</strong>hgorod, Mukats<strong>ch</strong>ewo, Beregowo und Chust.<br />

Weitere Rayonhauptorte sind Swaljawa, Irs<strong>ch</strong>awa, Tjats<strong>ch</strong>iw, Winogradowo,<br />

Ra<strong>ch</strong>iw und Ts<strong>ch</strong>op.<br />

Im Nordosten von Transkarpatien liegt die Grenze zu den ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Oblasten Lwiw und Iwano-Frankiwsk, im Nordwesten grenzt es an Polen, im<br />

Westen an die Slowakei, im Südwesten stösst es an Ungarn, südli<strong>ch</strong> liegt<br />

Rumänien.<br />

Für die Verkehrsverbindungen mit den bena<strong>ch</strong>barten Staaten und<br />

für den Transitverkehr stehen folgende Grenzübergänge zur<br />

Verfügung:<br />

Mit der Slowakei wird Transkarpatien dur<strong>ch</strong> die Straßenübergänge<br />

Us<strong>ch</strong>horod-Wys<strong>ch</strong>ne Nemezke und Malyj Beres<strong>ch</strong>nyj-Ublja sowie<br />

die Eisenbahnlinie Ts<strong>ch</strong>op-Ts<strong>ch</strong>erna verbunden.<br />

Die Straßenübergänge an der ukrainis<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>en Grenze<br />

befinden si<strong>ch</strong> in Ts<strong>ch</strong>op (Ts<strong>ch</strong>op-Zahony) und in den Dörfern im<br />

Rayon Beregiwskyj (Dzwinkowe-Lonja, Kosson-Barabas<strong>ch</strong>,<br />

Lus<strong>ch</strong>anka-Beregs<strong>ch</strong>uran und im Dorf Wylok bei Winogradiw<br />

(Wylok-Tissabets<strong>ch</strong>).<br />

Der Eisenbahn- und Straßenübergang beim Dorf Djakowo<br />

(Djakowo-Halmeu) verbindet die Ukraine mit Rumänien.<br />

Als Transportverbindung mit anderen Gebieten der Ukraine dienen fünf Pässe:<br />

Us<strong>ch</strong>ozkyj (889m), Serednij Werezkyj (839 m), Wolowezkyj (Beskidskyj 974<br />

m), Wys<strong>ch</strong>kiwskyj (930 m), Jablunyzkyj (Jassynskyj 931 m) und Torunskyj<br />

(941 m). Dur<strong>ch</strong> den Wolowezkyj Pass verläuft die Eisenbahnstrecke<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo-Lwiw, über den Serednij Werezkyj Pass führt die Autostraße<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo-Lwiw. Die Eisenbahnline und die Autostraße Us<strong>ch</strong>horod-Lwiw<br />

verlaufen über den Us<strong>ch</strong>ozkyj Pass. Der Jablunyzkyj Pass dient als Auto-und<br />

Eisenbahnverbindung zwis<strong>ch</strong>en Ra<strong>ch</strong>iw und Iwano-Frankiwsk.<br />

Es gibt mehrere Versionen über den<br />

Ursprung das worts „Karpaten“:<br />

- In der ersten Hälfte des ersten<br />

Jahrtausends vor Christus haben auf<br />

diesem Territorium heto-dakis<strong>ch</strong>e Stämme<br />

– die Karpen (Karpianen) gelebt;<br />

- In Sanskrit hat das Wort „Karpaten“<br />

mehrere Bedeutungen: „ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>“,<br />

„ni<strong>ch</strong>t bearbeitet“, „Bedeckung“ und<br />

„Asyl“;<br />

- Im Altgrie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en heißt das Wort<br />

„Buckel“;<br />

- Im Thrakis<strong>ch</strong>en bedeutet das Wort<br />

„Karpo“ Felsen;<br />

- Es gibt eine Sage über einen Riesen Karp;<br />

- Eine Volkssage erzählt über den Teufel,<br />

der die Erde ausgegraben hat „pokopaw“.


ALLGEMEINE INFORMATIONEN 9<br />

Die Karpaten dur<strong>ch</strong>queren das Gebiet<br />

von Nordwesten bis Südosten und<br />

bilden drei Gebirgsketten.<br />

Die südostli<strong>ch</strong>e Grenze der Oblast zieht<br />

si<strong>ch</strong> über dem Wer<strong>ch</strong>owinskyj<br />

Bergrücken. Er erstreckt si<strong>ch</strong> vom Fluß<br />

Us<strong>ch</strong> bis zum Oberlauf des Flusses Rika.<br />

Die Gipfel errei<strong>ch</strong>en hier Höhen<br />

zwis<strong>ch</strong>en 900 bis 1406 m (Pikuj). Der<br />

von gewundenen Graten und<br />

gegliederten Steilhängen geprägte<br />

Hügelzug ist mit Nadel-und Bu<strong>ch</strong>enwäldern<br />

bewa<strong>ch</strong>sen. Dieses<br />

Hügelland ist ziemli<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong>t besiedelt<br />

und wird intensiv landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

genutzt.<br />

Südwärts des Wododilnyj Bergrückens<br />

ragt der Polonynskyj Bergrücken auf,<br />

der einzelne Talmassive umfasst:<br />

Riwna, Bors<strong>ch</strong>awa, Krasna, Swidowez<br />

und das Bergmassiv Ts<strong>ch</strong>orna Hora.<br />

Nordwestli<strong>ch</strong> liegt das Ho<strong>ch</strong>tal<br />

Polonyna Runa (1479 m), zentral<br />

gelegen ist das Tal Bors<strong>ch</strong>awa mit dem<br />

hö<strong>ch</strong>sten Berg Stij (1689 m). Weiter<br />

folgt das Ho<strong>ch</strong>tal Krasna mit dem<br />

hö<strong>ch</strong>sten Berg Syglanskyj (1538 m) und<br />

der Bergrücken Swidowez mit dem<br />

hö<strong>ch</strong>sten Berg Blyznizja (1881 m).<br />

No<strong>ch</strong> weiter östli<strong>ch</strong> liegt der Berg<br />

Ts<strong>ch</strong>orna Hora mit dem hö<strong>ch</strong>sten Gipfel<br />

der Ukraine, dem Howerla (2061 m).<br />

Die hö<strong>ch</strong>sten Gipfel des Ts<strong>ch</strong>ornohirskyj-Massivs<br />

sind neben dem<br />

Howerla: Petros (2020 m), Breskul<br />

(1910 m), Turkul (1932 m), Rebra (2035<br />

m), Brebenskul (2035 m), Gutin-<br />

Tomnatik (2018 m), Ts<strong>ch</strong>orna Hora<br />

(2028 m).<br />

Südwärts und praktis<strong>ch</strong> parallel zum<br />

Poloninskyj Bergrücken erstrecken si<strong>ch</strong><br />

die Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten. Sie<br />

bestehen aus mehreren Gebirgsgruppen,<br />

die ihrer Struktur na<strong>ch</strong> erlos<strong>ch</strong>ene<br />

Vulkane und Überreste von Vulkankegeln<br />

sind. Im westli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der<br />

Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten ragt Poprits<strong>ch</strong>nyj<br />

Wer<strong>ch</strong> (1000 m) auf, im<br />

Zentrum zwis<strong>ch</strong>en den Flüssen Us<strong>ch</strong><br />

und Latoriza errei<strong>ch</strong>en die Bergmassive<br />

Synjak (1018 m) und Makowizja (976<br />

m) Höhe. Im Zwis<strong>ch</strong>enstromland von<br />

Latoriza und Bors<strong>ch</strong>awa ist das<br />

Bergmassiv Welykyj Dil mit dem Berg<br />

Bus<strong>ch</strong>ora (1018 m) eingebettet. Auf<br />

dem Territorium der Vulkanis<strong>ch</strong>en<br />

Karpaten finden si<strong>ch</strong> vulkanis<strong>ch</strong>e Seen<br />

sowie mehrere Felsen wie Smerekowyj<br />

Kamin (beim Dorf Ilnyzja im<br />

Rayon Irs<strong>ch</strong>awa), Obawskyj Kamin<br />

(beim Dorf Synjak im Rayon<br />

Mukats<strong>ch</strong>iw), Sokolez (der<br />

Bergrücken Synatoryja beim Dorf Turji-<br />

Remety), Nowoselyzki Felsen (beim<br />

Dorf Nowoselizja, unweit von<br />

Perets<strong>ch</strong>in).


10<br />

ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />

Tabelle der Entfernungen<br />

Südli<strong>ch</strong> des Bergmassivs Ts<strong>ch</strong>orna Hora liegen die Ra<strong>ch</strong>iwski Berge, die<br />

sogenannten Huzulenalpen. Der Hauptbergrücken der Huzulenalpen ersteckt<br />

si<strong>ch</strong> vom Berg Ments<strong>ch</strong>ul (1368 m) bis zum Berg Stig (1650). Der hö<strong>ch</strong>ste<br />

Berg ist der Pip-Iwan Maramoros<strong>ch</strong>skyj (1937 m). Am geologis<strong>ch</strong>en Aufbau<br />

des Bergmassivs ist kristallines Gestein aus dem Präkambrium und<br />

Paläozoikum beteiligt. Es wird von steilen Reliefformen geprägt. Die Stufe<br />

bis 1400-1600 m Höhe bilden Mis<strong>ch</strong>wälder aus Fi<strong>ch</strong>ten, Tannen und Bu<strong>ch</strong>en<br />

mit einem Anteil reiner Fi<strong>ch</strong>tenwälder. Oberhalb dieser Wälder nehmen<br />

subalpine Krummholzformationen die Karpatenhänge ein. Der Berggipfel ist<br />

mit subalpinen Wiesen bedeckt. Die Ra<strong>ch</strong>iwski Berge gehören zum<br />

nordwestli<strong>ch</strong>en Rand des kristallinen Marmoros<strong>ch</strong>skyj Massivs, dessen<br />

Großteil zu Rumänien gehört. Für Reisen in diese Region ist eine Genehmigung<br />

der Grenzposten in den Dörfern Dilowe und Bogdan im Rayon Ra<strong>ch</strong>iw<br />

notwendig.<br />

Im Nordosten Transkarpatiens und im Südwesen des Gebiets Iwano-Frankiwsk<br />

liegt das Bergmassiv Gorgany. Es erstreckt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den Tälern der Flüsse<br />

Mazanka und Rika im Westen und dem Fluß Prut und dem Jablunezkyj Pass<br />

im Osten. Die Hö<strong>ch</strong>sten Gipfel des Gorgany sind Popadja (1742 m), Bus<strong>ch</strong>tul<br />

(1693 m) und Bert (1666 m).<br />

Das Gorgany zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>roffe Steilhänge mit s<strong>ch</strong>malen Graten<br />

aus. Die Spitzen sind mit Gebirgss<strong>ch</strong>utt bedeckt, der die sogenannten<br />

Blockströme bildet (im Dialekt „Gorgany“ genannt, daher der Name).<br />

Der südwestli<strong>ch</strong>e <strong>Teil</strong> Transkarpatiens heißt Transkarpatis<strong>ch</strong>e Ebene. Sie liegt<br />

in der Mitteldonau-Ebene (Pannonien) und nimmt 20% der Oblast ein (etwa<br />

2000 Quadratkilometer). Diese Ebene fla<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> vom Vorgebirge<br />

bis zum re<strong>ch</strong>ten Ufer der Theiß ab. 50% der Flä<strong>ch</strong>e sind Ackerland, der Anteil<br />

der Wälder beträgt hier nur 15%. Der niedrigste Punkt Transkarpatiens ist<br />

das Dorf Ruski Gejewzi im Gebiet Us<strong>ch</strong>horod (101 m über dem<br />

Meeresspiegel).<br />

Vom geologis<strong>ch</strong>en Aufbau her stellen die Karpaten Flys<strong>ch</strong>gebirge dar. Die<br />

Massive des Wododilnyj Bergrückens und die Polonynski Berge bestehen<br />

aus Sandstein, Konglomeratgestein und Lehms<strong>ch</strong>iefer; am Aufbau der<br />

Huzulenalpen sind kristalline S<strong>ch</strong>iefer, Quarzite und Marmor beteiligt. Die<br />

Vulkanis<strong>ch</strong>en Karpaten sind aus Gestein vulkanis<strong>ch</strong>er Herkunft aufgebaut:<br />

Andesit, Tra<strong>ch</strong>yt und Tuff. Flys<strong>ch</strong>-und Vulkanis<strong>ch</strong>e Karpaten sind dur<strong>ch</strong> eine<br />

enge Kalkzone getrennt. Gesteinsvielfalt und zahlrei<strong>ch</strong>e Aufs<strong>ch</strong>lüsse sind für<br />

Mineralogen von großem Interesse.<br />

Die Karpaten sind rei<strong>ch</strong> an Bodens<strong>ch</strong>ätzen. Die Böden beim Dorf Solotwina<br />

enthalten die rei<strong>ch</strong>sten Steinsalzvorkommen in Europa. In den Tiefen entlang<br />

des südwestli<strong>ch</strong>en Karpaten-Vorgebirges zwis<strong>ch</strong>en den Flüssen Us<strong>ch</strong> und<br />

Tereblja liegen Braunkohles<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Erdgas wurde bei Solotwina und<br />

Swaljawa na<strong>ch</strong>gewiesen. Transkarpatien ist au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den bunten Marmor


ALLGEMEINE INFORMATIONEN 11<br />

berühmt. Vom größten Wert ist der weiße Skulpturmarmor, der im Dorf Dilowe<br />

im Rayon Ra<strong>ch</strong>iw gefördert wird.<br />

Die vielen Mineralquellen Transkarpatiens - insgesamt 360 - finden als Trinkund<br />

Heilwaser zur Behandlung vers<strong>ch</strong>iedener Leiden wie z.B. Magen, Nervenund<br />

Herzkrankheiten Anwendung.<br />

Klima<br />

Das Klima Transkarpatiens wird von Luftmassen vom Atlantik, vom<br />

Mittelmeer sowie aus Kontinentalgebieten Asiens beeinflußt. Das feu<strong>ch</strong>te<br />

gemäßigte Kontinentalklima trägt dazu bei, daß die Winter mild und die<br />

Sommer warm mit häufigen Regenfällen sind. Bestimmend für den<br />

Temperaturverlauf ist die Höhenlage eines Ortes. In den Niederungen liegen<br />

die Mittelwerte im Juli bei + 20 Grad , im Januar bei -3 Grad Celsius. Das<br />

absolute Temperaturminimum errei<strong>ch</strong>t -33 Grad, das Maximum +41 Grad<br />

Celsius. Die Nieders<strong>ch</strong>lagsmenge beträgt 700-800 mm.<br />

Im Hügelvorland (150-400 m über dem Meeresspiegel) s<strong>ch</strong>wankt die<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperatur zwis<strong>ch</strong>en +18° im Sommer und -5° im Winter. Hier<br />

können bis ca. 900-1100 mm Nieders<strong>ch</strong>lag fallen.<br />

Mit steigender Höhe nimmt die Temperatur ab. Im Hügelland (400-500 m)<br />

zeigt das Thermometer ni<strong>ch</strong>t weniger als -7° unter Null im Winter und im<br />

Sommer steigt die Temperatur ni<strong>ch</strong>t über +19°.<br />

In der Gebirgszone (850-1500 m) wird es allerdings empfindli<strong>ch</strong> kühler. Die<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperaturen bewegen si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en +12° im Sommer und –<br />

8° im Winter. Der mittlere Jahresnieders<strong>ch</strong>lag beträgt hier 1100-1400 mm.<br />

Die Wärmeperiode dauert von Ende Februar bis Anfang November in den<br />

Tälern, von Ende April bis Ende Oktober in höher gelegenen Gebieten.<br />

In Gebirgstälern liegt ab Mitte Dezember S<strong>ch</strong>nee. Im Fla<strong>ch</strong>gebiet errei<strong>ch</strong>t die<br />

S<strong>ch</strong>needecke Höhen von 30-40 cm, in den Bergen von 2-3 m. Hier liegt der<br />

S<strong>ch</strong>nee bis Ende April. Die S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>melze und Regenfälle im Februar<br />

verursa<strong>ch</strong>en oft Ho<strong>ch</strong>wasser, die man<strong>ch</strong>mal zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen führen<br />

(wie 1992, 1998 und 2001).<br />

Böden<br />

Die Bodendecke Transkarpatiens ist je na<strong>ch</strong> der Reliefform unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>.<br />

Dominierend sind aber gemis<strong>ch</strong>te Podsolbraunerden. Im Fla<strong>ch</strong>land herrs<strong>ch</strong>en<br />

Rasen-, Braunerdepodsol- und Wiesenböden vor. Im Hügelvorland sind<br />

Braunerdepodsolböden <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>. In den Bergen beherrs<strong>ch</strong>en<br />

Rasenbraunerden und Gebirgswiesenböden (Rendzinen) das Bild.<br />

Fliessgewässer<br />

Transkarpatien ist dur<strong>ch</strong> ein di<strong>ch</strong>tes Netz von Flüssen dur<strong>ch</strong>zogen. Insgesamt<br />

gibt es 9’429 Fliessgewässer mit einer Gesamtlänge von 19’793 km. Darunter<br />

sind 152 Bä<strong>ch</strong>e und Flüsse mit einer Länge von mehr als 10 km, weitere<br />

9‘227 kleinere Fliessgewässer sind bis 10 km lang. Vier Flüsse - Theiß, Us<strong>ch</strong>,<br />

Latoryza und Bors<strong>ch</strong>awa haben eine Länge von über 100 km. Alle Flüsse der<br />

Oblast gehören zum Theiß-Becken.<br />

Im Winter bleiben die Flüsse ni<strong>ch</strong>t lange von Eis überzogen. In milden Wintern<br />

setzt öfters Tauwetter ein. Wegen der S<strong>ch</strong>wankungen des Wasserniveaus kann<br />

zu jeder Jahreszeit mit Ho<strong>ch</strong>wasser gere<strong>ch</strong>net werden.<br />

Seen<br />

Im Unters<strong>ch</strong>ied zu den Flüssen ist die Anzahl der Seen in Transkarpatien<br />

niedrig. Es gibt ledigli<strong>ch</strong> 137 ständige Seen, wel<strong>ch</strong>e in der Regel sehr klein<br />

sind. Die meisten sind fla<strong>ch</strong>e Eiszeit-Reliktenseen, die in Höhen von 1400-<br />

1800 m liegen. Sie entstanden beim Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> der letzten<br />

Eiszeit.<br />

Einer der s<strong>ch</strong>önsten Karseen ist der See Aps<strong>ch</strong>inez, der im Swidowezkyj<br />

Bergmassiv (Gebiet Tjats<strong>ch</strong>iw) in einer Höhe von 1487 m liegt. Er erstreckt


12<br />

ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />

si<strong>ch</strong> über eine Flä<strong>ch</strong>e von etwa 1,2 ha bei 3,3 Metern Tiefe.<br />

Ostwärts von Swidowezkyj Massiv befinden si<strong>ch</strong> mehrere gut entwicklelte<br />

Kare. Eins davon, nordöstli<strong>ch</strong> vom Berg Kotel gelegen, ist vom See<br />

Woros<strong>ch</strong>eska gefüllt. Dieses im Dur<strong>ch</strong>messer 95 Meter große „Seenauge“<br />

hat eine Flä<strong>ch</strong>e von 0,7 ha und ist 4,5 m tief. Am nordwestli<strong>ch</strong>en Abhang<br />

mündet ein kleiner Ba<strong>ch</strong> in den See. Ein anderer, wel<strong>ch</strong>er mehr Wasser führt<br />

verläßt ihn in nördli<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tung. Fünfzehn Meter niedriger mündet dieser<br />

in einen kleineren See.<br />

Am östli<strong>ch</strong>en Steilhang des Dogajska in einer Höhe von 1577 m liegt ein fast<br />

re<strong>ch</strong>teckiger, nur gut 1 Meter tiefer See: Gers<strong>ch</strong>aska. Er hat eine<br />

Oberflä<strong>ch</strong>e von 1,2 ha.<br />

In der Ts<strong>ch</strong>orna-Hora-Region liegt der interessanteste See am südwestli<strong>ch</strong>en<br />

Abhang des Gipfels Turkul: Inmitten von Kieferkrummholz liegt der der<br />

Wer<strong>ch</strong>ne See in einer Höhe von 1628 m. Seine Wasserflä<strong>ch</strong>e umfaßt 0,24 ha<br />

bei 3 Metern Tiefe. Unweit davon liegt der fast re<strong>ch</strong>teckige See Nys<strong>ch</strong>ne.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en den Massiven Ts<strong>ch</strong>orna Hora und Gutynin-Tomnatiyk liegt in einem<br />

assymetris<strong>ch</strong>en Felsenkar in 1801 Metern Höhe der hö<strong>ch</strong>ste See der<br />

ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten der Brebenskul. Er hat eine Flä<strong>ch</strong>e von 0,4 ha<br />

und eine Tiefe von 2,8 m. Bemerkenswert ist ausserdem der See<br />

Nesamowyte, der am Abhang des Berges Turkul in 1750 Metern Höhe liegt.<br />

Seine Flä<strong>ch</strong>e beträgt 0,3 ha bei 1,5 Metern Tiefe. Der See hat keinen<br />

oberirdis<strong>ch</strong>en Abfluß und wird von Nieders<strong>ch</strong>lägen gespiesen. Das Wasser in<br />

den Karseen Transkarpatiens bleibt sogar im Sommer kühl (9° bis 15°).<br />

Einige vulkanis<strong>ch</strong>e Seen Transkarpatiens tragen die Hands<strong>ch</strong>rift der hier vor<br />

Millionen Jahren waltenden Elementarkraft. Ein dur<strong>ch</strong> vulkanis<strong>ch</strong>e Aktivität<br />

entstandener See ist der Lypts<strong>ch</strong>anske See, der unweit von Chust am<br />

nordöstli<strong>ch</strong>en Abhang des Gebirgsmassivs Tupyji in einer Höhe von 500 m<br />

über dem Meeresspiegel liegt. Der Volksmund sagt, er sei bodenlos, weil es<br />

no<strong>ch</strong> niemandem gelungen sei, seine Tiefe zu ermessen. Der See füllt eine<br />

runde Höhlung – einen Seitenkrater des Vulkans Klobuk. Gespeist wird er<br />

von einer Tiefenquelle. Weitere Seen vulkanis<strong>ch</strong>en Ursprungs findet man beim<br />

Dorf Synjak (Syne-See) und am Südhang der Antalowetska Poljana<br />

(Worots<strong>ch</strong>iwske ).<br />

Der berühmteste und größte See in den ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten ist der<br />

Synewirsee , der am Oberlauf des Flusses Tereblja in einer Höhe von 989<br />

m ü.M. in der Nähe des Dorfes Synewirska Poljana liegt. Seine Oberflä<strong>ch</strong>e<br />

umfasst circa 7 ha. Au<strong>ch</strong> dieser See ist nur 15-20 m tief. Der Synewirsee wird<br />

von mehreren Bä<strong>ch</strong>en gespeist.<br />

Laut einer Legende enstand der maleris<strong>ch</strong>e Synewyrsee dur<strong>ch</strong> den Tränenstrom<br />

der To<strong>ch</strong>ter eines Grafen Syn (Xenia) an dem Ort, wo ihr Geliebter Hirt Wyr<br />

mit einem Steinklumpen auf Befehl des gemeinen Grafen getötet wurde.<br />

Im Marmoros<strong>ch</strong>skyj Gebirgskessel im Dorf Solotwyna wurde seit den Zeiten<br />

des altrömis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es Salz gefördert. In den abgebauten Stollen wurde<br />

See Woros<strong>ch</strong>eska


ALLGEMEINE INFORMATIONEN 13<br />

eine Heilanstalt eingeri<strong>ch</strong>tet. Auf dem Bergwerksgelände sind kleinere<br />

Salzseen entstanden, deren Wasser und Salzs<strong>ch</strong>lamm dur<strong>ch</strong> ihre Heilungseigens<strong>ch</strong>aften<br />

berühmt sind und zahlrei<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong>er locken.<br />

Wasserfälle und Stauseen<br />

Der Wasserfall Wojewodin befindet si<strong>ch</strong> am glei<strong>ch</strong>namigen Fluß in 12<br />

km Entfernung vom Dorf Turja Poljana. Der Fluß nimmt seinen Anfang auf<br />

der Polonina Runa (1497 m), fließt dur<strong>ch</strong> eine tiefe Bergs<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t und mündet<br />

in den Fluß S<strong>ch</strong>ypit. Dieser Wasserfall ist aller Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit na<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

ein Erdbeben entstanden. S<strong>ch</strong>äumend stürzt das Wasser aus 9 m Höhe in zwei<br />

Strömen in ein Becken hinunter.<br />

Der Wasserfall S<strong>ch</strong>ypit liegt am<br />

Fluß Pylypzi im Bergtal Bors<strong>ch</strong>awa (6<br />

km vom Dorf Pylypezim, Rayon<br />

Mis<strong>ch</strong>girskyj). Der infolge von<br />

Gesteinauswas<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> den Strom<br />

Pylypez entstandene Wasserfallt stürzt<br />

in zahlrei<strong>ch</strong>en maleris<strong>ch</strong>en Kaskaden<br />

hinab.<br />

Der Wasserfall Skakalo wird vom<br />

Gebirgsstrom Synjawka (re<strong>ch</strong>ter<br />

Nebenfluß der Irs<strong>ch</strong>awa) gebildet. Das<br />

Wasser fällt in mehreren Strömen über<br />

eine Steinbarriere von 6 Metern Höhe<br />

herunter.<br />

Die Nires<strong>ch</strong>sky Wasserfälle liegen am Wasserfall S<strong>ch</strong>ypit<br />

Fluß Nires<strong>ch</strong>a, einem Theiß-Nebenfluß,<br />

der seinen Anfang am Hang des vulkanis<strong>ch</strong>en Bergs Towstyj Wer<strong>ch</strong> (814 m)<br />

bei Chust nimmt. Der Wasserfall wird dur<strong>ch</strong> einen Andesitfelsen in zwei<br />

Ströme getrennt. Dort haben si<strong>ch</strong> fünf kleinere Höhlungen gebildet, die im<br />

Voklsmund „Töpfe“ genannt werden.<br />

Die Wasserfälle Solowej und Partisan liegen am Oberlauf des Flusses<br />

Turizja beim Dorf Lums<strong>ch</strong>ory (Rayon Perets<strong>ch</strong>yn).<br />

Der hö<strong>ch</strong>ste Wasserfall in Transkarpatien - der Trofanez - wird von einem<br />

Bergba<strong>ch</strong> gebildet, der von den Steilhängen des Bergs Blyznyzja (1881m )<br />

hinabstürzt. Von der Autostraße Kwassy-Jasinja aus bietet si<strong>ch</strong> ein guter<br />

Ausblick auf diesen Wasserfall.<br />

In der Oblast wurden zahlrei<strong>ch</strong>e künstli<strong>ch</strong>e Tei<strong>ch</strong>e und Stauseen ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Der größte davon liegt am Fluß Tereblja. Er hat eine Flä<strong>ch</strong>e von etwa 20<br />

Quadratkilometer mit einem Fassungsvermögen von mehr als 25 Mio<br />

Kubikmeter. Der Stausee dient der Energiegewinnung (Tereblje-Rizka<br />

Wasserkraftwerk).<br />

Interessant zu wissen:<br />

Auf einen Einwohner er Oblast entfallen<br />

jährli<strong>ch</strong> 7000 Kubikmeter Wasser, im<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt für die ganze Ukraine sind es<br />

nur 1100 Kubikmeter.<br />

Höhlen und Stollen<br />

Auf dem Territorium Transkarpatiens sind etwa 50 Höhlen bekannt. Sie sind<br />

aber nur bes<strong>ch</strong>ränkt öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>. Für den Besu<strong>ch</strong> der Höhlen des<br />

Bergmassivs Uholka und Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin ist eine Genehmigung des<br />

Karpaten-Biosphärenreservats notwendig (Tel.: 8 (03132) 22193). Alle<br />

notwendigen Informationen sind beim speleologis<strong>ch</strong>en Zirkel von Uzhgorod<br />

erhältli<strong>ch</strong>.<br />

Die Mehrheit der Höhlen liegt im Rayon Tjats<strong>ch</strong>iw. Es sind dies vor allem die<br />

Höhlen bei den Dörfern Mala und Welyka Uholka sowie im Massiv Ts<strong>ch</strong>erlenyj<br />

Kamin unweit des Dorfes Neresnyzja. Im Bergmassiv Uholka gibt es über 30<br />

Karsthöhlen, deren Eingänge in Höhen von 100-300 m liegen.<br />

Die größte und s<strong>ch</strong>önste Höhle der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten ist die<br />

Karsthöhle Drus<strong>ch</strong>ba (Freunds<strong>ch</strong>aft). Ihr Eingang befindet si<strong>ch</strong> mitten in


Wasserfall Wojewodin


ALLGEMEINE INFORMATIONEN 15<br />

einem Bu<strong>ch</strong>enwald beim Dorf Mala<br />

Uholka in einer Höhe von etwa 500<br />

m. Der Einstieg erfolgt dur<strong>ch</strong> einen<br />

ellipsenförmigen Karsttri<strong>ch</strong>ter mit<br />

steilen Wänden. Die Gesamtlänge<br />

aller erfors<strong>ch</strong>ten Höhlengänge des<br />

Drus<strong>ch</strong>ba-Höhlensystems beträgt 900<br />

m bei 45 m Tiefe. Die Temperatur in<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Teil</strong>en der Höhle<br />

s<strong>ch</strong>wankt zwis<strong>ch</strong>en + 5 bis + 8 Grad<br />

Celsius, die Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit beläuft<br />

si<strong>ch</strong> auf 95%.<br />

Die Höhlen in dieser Gegend stellen<br />

ri<strong>ch</strong>tige Naturkundemussen dar.<br />

Paläobotaniker haben hier Fossilien<br />

der Miozänflora gefunden –<br />

Magnolia, Lorbeer, Palme, Myrte,<br />

Weinrebe und anderer subtropis<strong>ch</strong>er<br />

und tropis<strong>ch</strong>er Pflanzen, die vor 25<br />

Mio. Jahren hier gediehen.<br />

In der Höhle Molots<strong>ch</strong>nyj Kamin<br />

wurden von Ar<strong>ch</strong>äologen alte<br />

Siedlungsreste entdeckt. In der<br />

Karsthöhle Drus<strong>ch</strong>ba<br />

Späteiszeit dienten die Höhlen Jägern<br />

als Obda<strong>ch</strong>.<br />

Etwa 20 km entfernt von den Höhlen des Uholka-Massivs erstreckt si<strong>ch</strong> das<br />

Höhlensystem Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin, das von der Struktur und Herkunft her<br />

ganz anders ist. Es liegt nordöstli<strong>ch</strong> vom Dorf Neresnyzja im Rayon Tjats<strong>ch</strong>iw.<br />

Dieses System umfaßt vier größere mehrstöckige Höhlen mit einer<br />

Gesamtlänge von 200 bis 700 m und Tiefen von 24 bis 56 m sowie ein paar<br />

kleinere Höhlen. Das Gestein der Höhlen Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> eine dunkelrote Färbung aus, was auf die Präsenz von dreiwertigem<br />

Eisen oder seines Oxides im Muttergestein verweist. Die Höhlen sind relativ<br />

jung, wovon ihr Strukturtyp (sie liegen vorwiegend in tektonis<strong>ch</strong>en<br />

Bru<strong>ch</strong>stellen) sowie ni<strong>ch</strong>t zahlrei<strong>ch</strong>e Sinterbildungen zeugen.<br />

Die Höhlen des Systems Ts<strong>ch</strong>erlenyj Kamin sind vielverspre<strong>ch</strong>end in Bezug<br />

auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Fortsetzungen. Die interessantesten sind die Höhlen<br />

Dowgorunja und Ts<strong>ch</strong>erems<strong>ch</strong>ina beim Dorf Dilowe. Sie stellen antropogene<br />

Bildungen dar, ihre vertikalen Abs<strong>ch</strong>nitte sind aber natürli<strong>ch</strong>er Herkunft.<br />

Im Perets<strong>ch</strong>insky Rayon gibt es einige kleinere tektonis<strong>ch</strong>e Höhlen, die am<br />

Bergrücken Synatorija in einer Höhe von etwa 500 m liegen, sowie eine Höhle<br />

im Berg Polonyna Runa (1497 m)<br />

In Welykobereznjanskyj Rayon liegen natürli<strong>ch</strong>e Höhlen beim Dorf Lubnja.<br />

Die größte, 138 m lange Höhle heißt Rolling Stones.<br />

In Rayon Uzhgorod, südli<strong>ch</strong> des Dorfes Hlyboke gibt es mehrere Stollen, die<br />

dur<strong>ch</strong> den Eisenerzabbau für die Antalowezkyj Gießerei in den 30-er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Ihre Länge errei<strong>ch</strong>t bis zu 240 m. Ni<strong>ch</strong>t<br />

alle Stollen sind erhalten geblieben, einige davon sind eingestützt.<br />

Höhlen sind ein genau ausbalanciertes Ökosystem. Deswegen wird von<br />

Besu<strong>ch</strong>ern ein rücksi<strong>ch</strong>tsvoller Umgang erwartet.<br />

Flora und Fauna<br />

Transkarpatien ist für seine vielfältige und artenrei<strong>ch</strong>e Tier-und Pflanzenwelt<br />

bekannt. Die Flora zählt hier über 2 Tausend Sporen- und Blütenpflanzenarten<br />

sowie 850 Fle<strong>ch</strong>tenarten. Die Vegetation entspri<strong>ch</strong>t jener der Höhenstufe. Der<br />

größte <strong>Teil</strong> der Karpaten ist mit Wald bedeckt. Am häufigsten kommen<br />

folgende Holzarten vor: Bu<strong>ch</strong>e, Ei<strong>ch</strong>e, Fi<strong>ch</strong>te, Erle, Es<strong>ch</strong>e; unter den Kräutern<br />

kommen S<strong>ch</strong>neeglöck<strong>ch</strong>en, Arum maculatum, Große Sterndolde,<br />

Märzenbe<strong>ch</strong>er u.a. vor. 30% der Flora sind dur<strong>ch</strong> euro-sibiris<strong>ch</strong>e Arten<br />

vertreten: wie z.B. Europäis<strong>ch</strong>e Tanne, Bergfi<strong>ch</strong>te, Weisstanne, sibiris<strong>ch</strong>er<br />

Wa<strong>ch</strong>older. Ebenfalls Vertreter der arkto-alpinen ho<strong>ch</strong>montanen Flora sind in<br />

den Karpaten heimis<strong>ch</strong>: Kraut-Weide, Narzissenblütiges Windrös<strong>ch</strong>en,<br />

Habi<strong>ch</strong>tkraut, Silberwurz, Segge, Polygonum viviparum.


16<br />

ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />

An unzugängli<strong>ch</strong>en Felsenhängen gedeiht Edelweiß. Anzutreffen sind au<strong>ch</strong><br />

Steppenbewohner wie Stipa pennata, Festuca sowie Vertreter der<br />

südbalkanis<strong>ch</strong>e Flora: Oenanthe banatica Heuff., Dianthus compactus.<br />

Die Fauna Transkarpatiens zählt 440 Wirbeltiere, darunter 79 Säuger, 280<br />

Vogel-, 53 Fis<strong>ch</strong>-, 17 Amphibien- und 11 Reptilienarten. Unter den typis<strong>ch</strong>en<br />

Säugern sind zu nennen: Braunbär, Wolf, Lu<strong>ch</strong>s, Wildkatze, Hase, Igel. Unter<br />

den Vögeln: Auerhahn und Spe<strong>ch</strong>te; zu den typis<strong>ch</strong>en Fis<strong>ch</strong>arten gehört die<br />

Forelle. Den Kern der Fauna bilden mesophile westli<strong>ch</strong>e und mitteleuropäis<strong>ch</strong>e<br />

Arten: Edelhirs<strong>ch</strong>, Reh, Moors<strong>ch</strong>ildkröte, europäis<strong>ch</strong>er Aal. Sehr verbreitet<br />

sind typis<strong>ch</strong>e Amphibien wie Grasfros<strong>ch</strong>, Feuersalamander und Erdkröte. Es<br />

kommen au<strong>ch</strong> Vertreter der alpinen Fauna vor: Murmeltier, Gemse,<br />

Alpenbraunelle, S<strong>ch</strong>neemaus, Alpenmol<strong>ch</strong>. In Transkarpatien findet man<br />

neuerdings au<strong>ch</strong> Eindringlinge wie den Marderhund und die Bisamratte, deren<br />

Vorkommen auf aus Pelzfarmen entwi<strong>ch</strong>ene Individuen zurück geht.<br />

Tiergemeins<strong>ch</strong>aften sind mosaikartig über die ganze Oblast verteilt. Der<br />

Verbreitungsraum der Hauptarten umfaßt vers<strong>ch</strong>iedene Höhenstufen von 200<br />

m bis 1850 m. Typis<strong>ch</strong>e ho<strong>ch</strong>montane Arten gibt es nur zwei: die<br />

Alpenbraunelle und die S<strong>ch</strong>neemaus, die in Höhen von 1650m- 2000 m<br />

anzutreffen sind.<br />

Für Naturfors<strong>ch</strong>ung und Naturs<strong>ch</strong>utz wurden in der Oblast das Karpaten-<br />

Biosphärenreservat, die Nationalparks „Synewir“, „Us<strong>ch</strong>anskyj“ sowie<br />

zahlrei<strong>ch</strong>e Wildreservate ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Naturreservate<br />

Karpaten-Biosphärenreservat<br />

Eines der größten und interessantesten Objekte des Naturs<strong>ch</strong>utzfonds der<br />

Ukraine – das Karpaten-Biosphärenreservat – wurde 1968 gegründet. Seit<br />

1992 gehört es zum Netz der Unesco-Biosphärenreservate. Seine Gesamtflä<strong>ch</strong>e<br />

beträgt 57 880 ha.<br />

Fast 2,5% des Territoriums von Transkarpatien steht unter S<strong>ch</strong>utz des<br />

Biosphärenreservats, dessen Ökosystem eines der wertvollsten Europas ist.<br />

Das Reservat umfasst se<strong>ch</strong>s getrennte Massive und botanis<strong>ch</strong>e Reservate von<br />

staatli<strong>ch</strong>er Bedeutung: „Ts<strong>ch</strong>orna Hora“ und „Juliwska Hora“. Sie liegen auf<br />

dem Teritorien des Rayons Ra<strong>ch</strong>iw, Tjas<strong>ch</strong>iw, Chust und Winogradiw in Höhen<br />

zwis<strong>ch</strong>en 180 und 2061 m. Dank vers<strong>ch</strong>iedenen Höhenstufen und<br />

mosaikartiger Struktur ist im Reservat praktis<strong>ch</strong> die ganze lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

und biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten vertreten. Hier werden<br />

viele seltene und gefährdete Arten ges<strong>ch</strong>ützt.


64 Pflanzen- und 72 Tierarten, die unter dem S<strong>ch</strong>utz des Reservats stehen,<br />

sind in die Rote Liste der Ukraine und die Europäis<strong>ch</strong>e Rote Liste eingetragen.<br />

Das Klima des Karpaten-Reservats s<strong>ch</strong>wankt vom gemäßigt warmen Klima<br />

im Narzissental (von -1,7 Grad im Januar bis +19 Grad im Juni,<br />

Jahresnieders<strong>ch</strong>lagsmenge 650 mm) bis zum kalten Klima an Berggipfeln<br />

(von -7 Grad im Januar bis +13 Grad im Juni mit Jahresnieders<strong>ch</strong>lägen von<br />

980-1500 mm). Das Reservat besitzt eine vielfältige Bodenstruktur. Fast 90%<br />

des Territoriums sind mit Wäldern bedeckt, die auf Braunerden sowie<br />

Waldböden wa<strong>ch</strong>sen. Oberhalb des Waldes herrs<strong>ch</strong>en Hellbraunerden vor. In<br />

der Ho<strong>ch</strong>gebirgszone überwiegen Torf-, Wiesen-, Bergpodsolböden und<br />

Braunerde. In Kalkstreifen bildeten si<strong>ch</strong> Steins<strong>ch</strong>uttböden.<br />

Kontakt Biosphärenreservat:<br />

UA-90600, Ra<strong>ch</strong>iw, Transkarpatien, Krasne Pleso-Straße 77<br />

Tel.: 8 (03132) 22193<br />

e-mail: cbr@rakhiv.ukrtel.net<br />

Website: http://cbr.nature.org.ua<br />

Der Nationalpark „Synewir“<br />

Der Nationalpark „Synewir“ wurde 1989 auf einer Flä<strong>ch</strong>e von 40 400 ha<br />

eingeri<strong>ch</strong>tet. 5807 ha davon gehören zur engeren S<strong>ch</strong>utzzone.<br />

Der Nationalpark hat seine Entstehung dem maleris<strong>ch</strong>en Bergsee Synewir zu<br />

verdanken. Für die Erhaltung dieser einmaligen Naturs<strong>ch</strong>önheit wurde 1974<br />

das Lands<strong>ch</strong>aftsreservat „Synewir“ ges<strong>ch</strong>affen, wel<strong>ch</strong>es 1989 zum<br />

Nationalpark geworden ist. Geographis<strong>ch</strong> liegt der Park in den Gorgany-<br />

Bergen. Es ist s<strong>ch</strong>wer si<strong>ch</strong> vorzustellen, daß diese Gegend früher ein<br />

Meeresboden war. Jetzt ist sie von zwei Lans<strong>ch</strong>aftsarten geprägt: aus Flys<strong>ch</strong><br />

ausgebaute Steilbergrücken, mit Braunerde-, Berg,- Rasen, und<br />

Steins<strong>ch</strong>uttböden sowie von Tälern dur<strong>ch</strong>zogene Eiszeitenmittelgebirge mit<br />

steilen Flys<strong>ch</strong>bergrücken, für die Braunerde, Wald,- Steins<strong>ch</strong>utt,- und<br />

Torfbraunerdeböden typis<strong>ch</strong> sind. Die hö<strong>ch</strong>sten Gipfel auf dem Territorium<br />

des Parks sind der Strymba (1719 m) und der Negrowez (1707 m).<br />

Kontakt Nationalpark „Synewir“<br />

UA-90041, Synewir-Ostirky, Mes<strong>ch</strong>girskyj Rayon, Transkarpatien<br />

Tel.: 8 (03146) 93418<br />

e-mail: head@males.uzhgorod.ua<br />

Der Nationalpark „Us<strong>ch</strong>anskyj“<br />

Der Nationalpark „Us<strong>ch</strong>anskyj“ wurde erst 1999 gegründet, obwohl seine<br />

Anfänge bereits hundert Jahre zurück liegen. Damals entwickelte si<strong>ch</strong> in<br />

Westeuropa eine Bewegung für den S<strong>ch</strong>utz der Naturdenkmäler. 1900 initiierte<br />

das Ministerium für Ackerbau von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn die S<strong>ch</strong>affung von<br />

Naturreservaten in Transkarpatien. Davon ausgehend wurde 1908 auf dem<br />

Territorium des heutigen Parks die Reservate „Stus<strong>ch</strong>yzja“ mit einer Flä<strong>ch</strong>e<br />

von 331,8 ha und „Ty<strong>ch</strong>a“ (14,9 ha) ges<strong>ch</strong>affen. Heutzutage beträgt die


Gesamtflä<strong>ch</strong>e des Nationalparks 39 159 ha. Er liegt im Bergmassiv der<br />

Ostkarpaten am Oberlauf des Flusses Us<strong>ch</strong>. Der Park ist 45 km lang mit einer<br />

Breite von 3 bis 18 km. Er ist Bestandteil des weltweit einzigen trilateralen<br />

Biosphärenreservats „Ostkarpaten“ im Dreiländereck Polen-Slowakei-Ukraine<br />

und ist von großer wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bedeutung für die Untersu<strong>ch</strong>ung der<br />

Biologie und Berggeologie sowie für die na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung der ganzen<br />

Karpatenregion.<br />

Kontakt Us<strong>ch</strong>anskyj Nationalpark:<br />

UA-89000, Welykyj Bereznyj, Transkarpatien, S<strong>ch</strong>ewts<strong>ch</strong>enko-Straße 54<br />

e-mail: ngo@uzhanskyj.karpaty.uzhgorod.ua<br />

Dorf Podobowez


Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur<br />

Ein Blick in die Vergangenheit<br />

Die ersten Spuren mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Zivilisation auf dem heutigen Territorium<br />

Transkarpatiens stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Die ersten<br />

Mens<strong>ch</strong>en besiedelten die Regionen um Korolewo im Rayon Wynogradiw<br />

und bei Rokossowo im Rayon Chust. Im Neolithikum, in der Bronze-, und<br />

Eisenzeit entstehen weitere Siedlungen in den Rayons Mukats<strong>ch</strong>ewo und<br />

Berehowo. Allmähli<strong>ch</strong> wurden ni<strong>ch</strong>t nur Fla<strong>ch</strong>gebiete, sondern au<strong>ch</strong><br />

Vorgebirgsregionen und später die Gebirgszone, wo die Mens<strong>ch</strong>en in den engen<br />

Flußtälern lebten, besiedelt. Mit den keltis<strong>ch</strong>en Stämmen kam eine weiter<br />

entwickelte Kultur des damaligen Zentraleuropa na<strong>ch</strong> Transkarpatien. Bei<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo lag damals das größte metallurgis<strong>ch</strong>e Zentrum in Europa und<br />

in Halis<strong>ch</strong>-Lowats<strong>ch</strong>ka das zweitgrößte.<br />

Dana<strong>ch</strong> kamen die heto-dakis<strong>ch</strong>en Stämme (Thrazier). Sie ließen si<strong>ch</strong> an hohen<br />

Flußufern nieder, so z.B. in Stremtura (Irs<strong>ch</strong>awa), S<strong>ch</strong>elestowo, Ardanowo,<br />

Ts<strong>ch</strong>itattja (Solowtyno). Es entwickelte si<strong>ch</strong> mit der Zeit ein starker<br />

patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>er Sklavenstaat der Heto-Daker. Seinen Höhepunkt erlebte er<br />

in den 40-er Jahren vor Christus unter der Herrs<strong>ch</strong>aft des Zaren Burebista,<br />

und dann unter Dezebal. Aber die Legionen des römis<strong>ch</strong>en Kaisers Markus<br />

Ulpius Trajan (98-117 n.Chr.) besiegten die Daker und zerstörten die Festung<br />

bei Mala Kopanja. 107 bildete si<strong>ch</strong> die römis<strong>ch</strong>e Provinz „Dacia Superior“<br />

(Oberdakien), deren Nordgrenze der Fluß Samos<strong>ch</strong> bildete. Transkarpatien<br />

lag somit in einer unmittelbaren Kontaktzone mit dem Römis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>.<br />

Ar<strong>ch</strong>äologen fanden römis<strong>ch</strong>e Münzen (Denare) sowie Reste römis<strong>ch</strong>er<br />

Salzgruben, S<strong>ch</strong>ätze in Nankowo, Brestow, Russke Pole und Hajdos<strong>ch</strong>. In<br />

dieser Zeit war das metallurgis<strong>ch</strong>e Zentrum Zatysjanskyj in Djakiw und<br />

Wowts<strong>ch</strong>ansk in Betrieb. Am Fluß Miz enstand die größte Töpferei in<br />

Mitteleuropa.<br />

Im 4. Jahrhundert kamen die Hunnen na<strong>ch</strong> Pannonien. Die Hunnen waren ein<br />

innerasiatis<strong>ch</strong>es Turkvolk, dessen Angehörige als Reiternomaden lebten. In<br />

der Mitte des 5. Jahrhunderts bildet si<strong>ch</strong> das politis<strong>ch</strong>e Zentrum der Hunnen<br />

unter der Leitung des legendären Feldherren Attila im Zwis<strong>ch</strong>enstromland<br />

der Donau und Theiß. Während der großen Völkerwanderung zogen die<br />

Stämme der Hepiden, Wandalen, Burgunder, Ostgoten, Langobarden und<br />

Awaren zur Theiß.<br />

Von der Präsenz slawis<strong>ch</strong>er Stämme in Transkarpatien zeugen die erhaltenen<br />

Grabhügel, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung entstanden.<br />

Träger dieser Kultur waren Stämme von Weißkroaten, die si<strong>ch</strong> in der Mitte<br />

des 1. Jahrhunderts unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung zu einem Stammesverband auf dem<br />

Territorium der heutigen Südwestukraine, Südostpolens und der Ostslowakei<br />

zusammens<strong>ch</strong>loßen.<br />

In der Mitte des 9. Jahrhunderts war ein <strong>Teil</strong> des Verbandes - darunter<br />

Transkarpatien – Bestandteil des Großmähris<strong>ch</strong>en Fürstentums (818-905) –<br />

eines der größten Staaten Europas zu jener Zeit.<br />

In der selben Periode begann si<strong>ch</strong> das Christentum in Transkarpatien zu<br />

verbreiten (s. „Religion“). Als das Großmähris<strong>ch</strong>e Fürstentum Ende des 9.<br />

Jh. immer s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>er wurde, hatte s<strong>ch</strong>on ein wesentli<strong>ch</strong>er <strong>Teil</strong> der Weißkroaten<br />

enge Beziehungen zum altrussis<strong>ch</strong>en Staat. Na<strong>ch</strong> Auffassung des Autors der<br />

Chronik „Erzählung der vergangenen Jahre“ waren die Weißkroaten ein starker<br />

Stamm, wel<strong>ch</strong>er die Kiewer Ruß gegen äußere Feinde verteidigte. Der Chronist<br />

nennt ihren Bund “Fürstentümer“ und ihre Führer „Fürsten“. Zentrum des<br />

Fürstentums der Weißkroaten wurde gegen Ende des 9. Jh. Ung (Uzhhorod).<br />

Laut der ungaris<strong>ch</strong>en Urkunde „Anonima“ (zweite Hälfte des 12. Jh.) fanden<br />

hier die ungaris<strong>ch</strong>en Stämme, die 896 na<strong>ch</strong> Transkarpatien kamen, eine Stadt<br />

mit Festung vor. Sie haben das Heer des slawis<strong>ch</strong>en Fürsten Laborez<br />

zers<strong>ch</strong>lagen und die Festung erobert.<br />

Der Prozess der Ers<strong>ch</strong>ließung der Mitteldonau-Ebene dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e<br />

Stämme dauerte bis ins 11. Jahrhundert. Dabei kamen sie mit slawis<strong>ch</strong>en und<br />

romanis<strong>ch</strong>-germanis<strong>ch</strong>en Völkern in Berührung, die si<strong>ch</strong> damals auf einer<br />

höheren Stufe der sozialen Entwicklung befanden. Die Ungarn übernahmen<br />

allmähli<strong>ch</strong> ihre Lebensweise. Na<strong>ch</strong>dem sie ihre Ma<strong>ch</strong>t in Pannonien gefestigt


20<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

hatten, begannen sie ihre Staatsgrenzen na<strong>ch</strong> Norden und Nordosten<br />

vorzus<strong>ch</strong>ieben. Bis Ende des 11. Jahrhunderts erlangten sie die Herrs<strong>ch</strong>aft<br />

über die Niederungen Transkarpatiens und später über das ganze Territorium<br />

der Gegend.<br />

Im 12. Jh. begann der ungaris<strong>ch</strong>e König Geza II mit der Kolonisierung der<br />

Region, indem er Sa<strong>ch</strong>sen aus dem Rheingebiet ins Land holte, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Städte Söllös<strong>ch</strong> (Wynogradowo), Lampre<strong>ch</strong>tsas (Berehowo), Deuts<strong>ch</strong>au<br />

(Tjats<strong>ch</strong>iw) und Sasowo gründeten.<br />

Allmähli<strong>ch</strong> breitet si<strong>ch</strong> in Transkarpatien die neue territoriale Struktur des<br />

Ungaris<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong>s aus: 1214 – Komitat Ung, 1262 – Komitat Ugocsa,<br />

1263 – Komitat Bereg und 1303 – Komitat Maramoros<strong>ch</strong>.<br />

Ein tragis<strong>ch</strong>er Eins<strong>ch</strong>nitt für Transkarpatien bildete der März 1241, als die<br />

Horden des mongolis<strong>ch</strong>en Kriegsherrn Khan Batu über den Werezkij-Pass in<br />

die Karpaten eindrangen. Sie eroberten und zerstörten damals die Städte<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo, Uzhhorod, Tjats<strong>ch</strong>iw, Solotwyno sowie zahlrei<strong>ch</strong>e Dörfer. 1254<br />

lud der ungaris<strong>ch</strong>e König Bela IV. deuts<strong>ch</strong>e und italienis<strong>ch</strong>e Kolonisten ein,<br />

um die von den Mongolen entvölkerten Gebiete neu zu besiedeln.<br />

Im Laufe von vielen Jahrhunderten wurde Transkarpatien glei<strong>ch</strong>zeitig von<br />

Bauernaufständen gegen die Feudalherren und vom Kampf gegen die<br />

ausländis<strong>ch</strong>e Herrs<strong>ch</strong>aft ers<strong>ch</strong>üttert. Ein leu<strong>ch</strong>tendes Beispiel darunter war<br />

der Aufstand von 1315-1317 unter der Führung des S<strong>ch</strong>upans von Ung, Petro<br />

Pete, des S<strong>ch</strong>upans von Bereg, Kopas und desjenigen von Ugocsa, Mois<strong>ch</strong>a,<br />

gegen den neuen ungaris<strong>ch</strong>en König Karl Robert aus der Dynastie der Anjou.<br />

Na<strong>ch</strong> der brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagung des Aufstandes wurde Uzhhorod mit der<br />

Uzhanska Domäne den Grafen Drugetti ges<strong>ch</strong>enkt, die dort über 300 Jahre<br />

herrs<strong>ch</strong>ten. Viele andere Städte der Region fielen in die Hände von rei<strong>ch</strong>en<br />

europäis<strong>ch</strong>en Grundbesitzern.<br />

Für die Stärkung der ukrainis<strong>ch</strong>en Elemente in der Kultur der Region war die<br />

Umsiedlung des Fürsten Fedir Korjatowits<strong>ch</strong> mit seinen Gefolgsleuten 1393<br />

von großer Bedeutung. Er erhielt vom ungaris<strong>ch</strong>en König Sigmund das S<strong>ch</strong>loß<br />

von Mukats<strong>ch</strong>ewo samt Domäne zum Lehen und entwickelte hier eine aktive<br />

Tätigkeit: Er ließ ein S<strong>ch</strong>loß und ein Kloster auf dem Ts<strong>ch</strong>ernets<strong>ch</strong>a Hora<br />

erri<strong>ch</strong>ten und ma<strong>ch</strong>te es ni<strong>ch</strong>t nur zum Zentrum der Orthodoxie, sondern au<strong>ch</strong><br />

der slawis<strong>ch</strong>en Kultur. 1514 wurde Ungarn und damit au<strong>ch</strong> Transkarpatien<br />

vom großen Bauernaufstand unter der Führung von Dozsa György ergriffen.<br />

Für die <strong>Teil</strong>nahme daran wurden die Städte Chust, Söllös<strong>ch</strong>, Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />

und Uzhhorod mit erdrückenden Kriegssteuern bestraft. Viele aktive<br />

<strong>Teil</strong>nehmer des Aufstands wurden hingeri<strong>ch</strong>tet. Im 16.-17. Jh. ma<strong>ch</strong>ten<br />

Räuberbanden (Oprys<strong>ch</strong>ky) Transkarpatien unsi<strong>ch</strong>er. Besonderes Aufsehen<br />

erregten die Oprys<strong>ch</strong>ky-Banden dur<strong>ch</strong> ihre Aktivität in den Dörfern Ljuta,<br />

Zagorb, Poljana, Dubrynyts<strong>ch</strong>i, Postoka und Wolosjanka.<br />

1551 fand in Transkarpatien der erste Streik im damaligen Einflussberei<strong>ch</strong><br />

Ungarns statt. Die Arbeiter der Salzgrube in Solotwyno verließen ihre Gruben<br />

und erstellten ein Lager bei Nady Banya. Sie forderten die Verbesserung ihrer<br />

Lebensverhältnisse und die Aufhebung der Todesstrafe.<br />

Das spätere Mittelalter wurde dur<strong>ch</strong><br />

folgende Ereignisse in Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

und Wirts<strong>ch</strong>aft gekennzei<strong>ch</strong>net:<br />

- Man begann Nuss-, Apfel- und<br />

Maulbeerbäume zu zü<strong>ch</strong>ten; Mais und Klee<br />

wurden intensiver angepflanzt;


GESCHICHTE UND KULTUR 21<br />

- Erri<strong>ch</strong>tung von Manufakturen: In<br />

Berehowo gab es etwa 100 Betriebe. Dort<br />

lebten damals 11 S<strong>ch</strong>neider, 19 S<strong>ch</strong>uster, 5<br />

Fassbinder, Töpfer, 5 S<strong>ch</strong>miede, 5<br />

Küs<strong>ch</strong>ner, insgesamt 8 Zünfte. Das Komitat<br />

Us<strong>ch</strong> verfügte über<br />

Eisenbearbeitungsmanufakturen in Remety,<br />

Antalowez und Lums<strong>ch</strong>ory, 20<br />

Holzsägereien , Manufakturen für die<br />

Produktion von Pottas<strong>ch</strong>e und Salpeter. Das<br />

Komitat Maramoros<strong>ch</strong> war für Holz- und<br />

Eisenbearbeitung bekannt (Kossiwska<br />

Poljana, Buttfalwa), Holzsägereien (Jasinja,<br />

Byts<strong>ch</strong>kiw, Ust-Ts<strong>ch</strong>orna), S<strong>ch</strong>uhproduktion<br />

(Chust). Im Komitat Ugocsa befand si<strong>ch</strong> die<br />

größte Bött<strong>ch</strong>erei;<br />

- Mineralwassernutzung: Mit erhitzten<br />

Steinen, wel<strong>ch</strong>e in Felsvertiefungen gelegt<br />

wurden, hat man das Mineralwasser<br />

erwärmt, wel<strong>ch</strong>es als Heilwasser benutzt<br />

wurde. So sahen die ersten damaligen<br />

Kurorte und Sanatorien aus;<br />

- Es gab in der Region 700 Dörfer mit etwa<br />

40 S<strong>ch</strong>ulen. Die Städte wurden eingeteilt in:<br />

selbständige Städte (Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />

Berehowo, Bereny, Kosyno, Wary,<br />

Wynogradiw, Swaljawa und Nys<strong>ch</strong>ni<br />

Worota);<br />

staatli<strong>ch</strong>e Städte (Uzhhorod, Perets<strong>ch</strong>yn<br />

und Welykyj Bereznyj);<br />

Kronstädte (Wys<strong>ch</strong>kiw, Tjats<strong>ch</strong>iw und<br />

Chust).<br />

Na<strong>ch</strong> der Niederlage im Kampf gegen die Türken am Fluß Mohacs zerfiel<br />

Ungarn. Der größte <strong>Teil</strong> des heutigen Transkarpatien wurde dem<br />

Transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürstentum einverleibt, wel<strong>ch</strong>es in Vasallenabhängigkeit<br />

der Türkei geriet. Die Westregionen (Komitat Ung) fielen in die Hände der<br />

Habsburger. Seither wurde die Bevölkerung ni<strong>ch</strong>t nur dur<strong>ch</strong> häufige Streifzüge<br />

der Türken, sondern au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Kriege zwis<strong>ch</strong>en dem protestanis<strong>ch</strong>en<br />

Transsylvanien und dem katholis<strong>ch</strong>en Österrei<strong>ch</strong> verheert.<br />

Aber ungea<strong>ch</strong>tet dessen, daß das Transsylvanis<strong>ch</strong>e Fürstentum offiziell dem<br />

Osmanis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong> untergeordnet war, wollten si<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Könige dem<br />

asiatis<strong>ch</strong>en Einfluß ni<strong>ch</strong>t fügen. Bei einem erneuten Pazifierungsfeldzug der<br />

Türken 1566 wurden die Städte und Dörfer der Region s<strong>ch</strong>onungslos<br />

ausgeplündert.<br />

Interessant zu wissen:<br />

- 1558 ma<strong>ch</strong>ten die Bots<strong>ch</strong>after des<br />

russis<strong>ch</strong>en Zaren Iwan IV. Grisnyj auf dem<br />

Rückweg von Konstantinopel einen Halt im<br />

Kloster von Uholka, wo damals 330 Mön<strong>ch</strong>e<br />

lebten. Hier haben sie zum ersten Mal<br />

Mineralwasser aus drei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Quellen probiert;<br />

- im 17. Jh. fanden in Maramoros<strong>ch</strong> die<br />

sogenannten „Jungfrauenmärkte“ statt, zu<br />

denen die Leute kamen, um si<strong>ch</strong><br />

kennenzulernen und zu heiraten;<br />

- im 17. Jh. wurden aus Transkarpatien Salz,<br />

Pelze, Wein und Holzerzeugnisse<br />

ausgeführt;<br />

- 1631 wurde der Holzs<strong>ch</strong>lag bei Horjany,<br />

Newyzke, Kamjanyzja und Korytnjany<br />

verboten. In Maramoros<strong>ch</strong> wurde au<strong>ch</strong> das<br />

Fällen von Tannen für die Flösse, mit denen<br />

das Salz transportiert wurde,


22<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

einges<strong>ch</strong>ränkt;<br />

- 1634 bewilligte die Regierung der<br />

Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie einige<br />

Studienplätze für Transkarpatien an der<br />

Universität zu Trnava (Slowakei).<br />

1604-1606 bra<strong>ch</strong> ein Aufstand gegen die Habsburger unter Führung von<br />

Is<strong>ch</strong>twan Bots<strong>ch</strong>kaj aus. Ihm s<strong>ch</strong>loßen si<strong>ch</strong> drei transkarpatis<strong>ch</strong>e Komitate<br />

an. Die Aufstände flammten 1678-1685 im Gefolge des ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Nationalaufstands unter der Führung des Fürsten Imre Tekeli wieder auf. Ein<br />

S<strong>ch</strong>lüsselereignis im 17. Jh. war die Erklärung der Uzhhoroder Union am 24.<br />

April 1646. Im S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod hatten 63 orthodoxe Priester ihren<br />

Zusammens<strong>ch</strong>luß mit der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e erklärt. Auf diese Weise ist die<br />

neue grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e (unierte) Kir<strong>ch</strong>e in Transkarpatien entstanden.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Zusammenbru<strong>ch</strong> des Transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürstentums (1690) wurde<br />

Transkarpatien dem Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong> einverleibt. 1703 bra<strong>ch</strong> der<br />

Befreiungskrieg der Ungarn gegen die Habsburger unter der Führung des<br />

Fürsten Ferenz II. Rakoczi aus. Am 7. Juni 1703 fand die erste bekannte<br />

S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t der Kuruzen beim Dorf Dilowe statt. S<strong>ch</strong>on zwis<strong>ch</strong>en Mai und August<br />

1703 eroberten sie die Städte Berehowo, Chust, Mukats<strong>ch</strong>ewo und Uzhhorod<br />

und ma<strong>ch</strong>ten sie zu ihren Stützpunkten. Dur<strong>ch</strong> die Niederwerfung des<br />

Aufstandes 1711 wurde die absolute Ma<strong>ch</strong>t der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-Ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Monar<strong>ch</strong>ie auf lange Si<strong>ch</strong>t stabilisiert. Es setzte eine neue Welle deuts<strong>ch</strong>er<br />

Kolonisierung ein. 1728 fiel die Domäne Mukats<strong>ch</strong>ewo-Ts<strong>ch</strong>ynadijewo in<br />

die Hände des Fürsten S<strong>ch</strong>önborn (insgesamt 152 Dörfer, 4 Städte, 15<br />

Orts<strong>ch</strong>aften und 14‘000 Mens<strong>ch</strong>en).<br />

Na<strong>ch</strong> der letzten <strong>Teil</strong>ung Polens Ende des 18. Jahrhunderts, als die Grenzen<br />

von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn weit über Galizien vorges<strong>ch</strong>oben wurden, haben die<br />

S<strong>ch</strong>lösser von Transkarpatien ihre Verteidigungsfunktion verloren. Das S<strong>ch</strong>loß<br />

von Mukats<strong>ch</strong>ewo wurde in ein Gefängnis umfunktioniert, dasjenige von<br />

Uzhhorod in ein Priesterseminar, viele andere wurden verna<strong>ch</strong>lässigt und<br />

zerfielen allmähli<strong>ch</strong>.<br />

Interessant zu wissen:<br />

- 1770 wurden in Transkarpatien erstmals<br />

Kartoffeln angebaut. 1774 wurden 20<br />

Studienplätze für Ruthenen aus<br />

Transkarpatien im Priesterseminar<br />

„Barbareum“ zu Wien erteilt;<br />

- 1775 wurde das Zentrum der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>katholis<strong>ch</strong>en<br />

Diözese na<strong>ch</strong> Uzhhorod<br />

versetzt;<br />

- im 19. Jh. gab es in Transkarpatien 21<br />

Städte;<br />

- im 19. Jh. wurde Transkarpatien in 18<br />

Kreise unterteilt: Welykyj Bereznyj,<br />

Perets<strong>ch</strong>yn, Serednje, Uzhhorod, Korolewo,<br />

Tereswa, Tjas<strong>ch</strong>iw, Wolowe, Dowhe, Chust,<br />

Swaljawa, Latoryts<strong>ch</strong>anskyj (Roswygowo),<br />

Mesekossynskyj (Kosson), Tyssahatskyj<br />

(Berehowo), Wer<strong>ch</strong>owynskyj (Irs<strong>ch</strong>awa),<br />

Welykosewlus<strong>ch</strong>skyj (Söllös<strong>ch</strong>),<br />

Tyssodyljanskyj (Ra<strong>ch</strong>iv), Nyzhnewerezkyj<br />

(Nyzhni Worota);<br />

- im 19. Jh. fanden in folgenden Städten<br />

regelmäßige Jahrmärkte statt:<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo (18 Tage), Uzhhorod (16),<br />

Berehowo (12), Chust (10), Wynogradiw,<br />

Seredne, Bereznyj, Dowhe, Bilky, Swaljawa,<br />

Wolowe, Nyzhni Worota;<br />

- 1843 ers<strong>ch</strong>ien das Manuskript von<br />

My<strong>ch</strong>ajlo Luts<strong>ch</strong>kaj „Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />

karpatis<strong>ch</strong>en Ruthenen“;<br />

- 1847 wurde die erste ruthenis<strong>ch</strong>e Lesefibel<br />

veröffentli<strong>ch</strong>t: „Lesebu<strong>ch</strong> für Anfänger“ von


GESCHICHTE UND KULTUR 23<br />

Alexander Du<strong>ch</strong>nowyts<strong>ch</strong>;<br />

- 1846 wurde eine Volkszählung dur<strong>ch</strong> die<br />

österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Regierung dur<strong>ch</strong>geführt. In<br />

den vier Komitaten Transkarpatiens<br />

wohnten 468‘838 Mens<strong>ch</strong>en. Davon 235‘266<br />

Ruthenen (Ukrainer), 119‘818 Ungarn, 3‘857<br />

Slowaken, 64‘917 Rumänen, 10‘351<br />

Deuts<strong>ch</strong>e, 24‘589 Juden und 42 Grie<strong>ch</strong>en.<br />

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit des Wirts<strong>ch</strong>aftsaufs<strong>ch</strong>wungs in<br />

Transkarpatien. In der Region breiteten si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>rittweise kapitalistis<strong>ch</strong>e<br />

Produktionsverhältnisse aus, obwohl einige Fabriken s<strong>ch</strong>on in der Epo<strong>ch</strong>e<br />

der Feudalherrs<strong>ch</strong>aft entstanden sind.<br />

Am 27. März 1848 wurde im Gefolge der liberalen Revolution in Uzhhorod<br />

das Gesetz „Über die Aufhebung der Leibeigens<strong>ch</strong>aft und der feudalen<br />

Pfli<strong>ch</strong>ten der Bauern“ verkündet. Die bedrängten Habsburger riefen allerdings<br />

das Heer des russis<strong>ch</strong>en Zaren zu Hilfe und s<strong>ch</strong>lugen die Revolution mit dieser<br />

Unterstützung nieder. Die Autorität der Monar<strong>ch</strong>ie wurde wiederhergestellt.<br />

Ungea<strong>ch</strong>tet der Niederlage war die Revolution von großer historis<strong>ch</strong>er er<br />

Bedeutung- sie förderte die Stärkung des nationalen Selbsbewußtseins und<br />

öffnete neue Wege für den Ausbau der kapitalistis<strong>ch</strong>en Beziehungen.<br />

Interessant zu wissen:<br />

- 1849 wird Uzhhorod zum Zentrum des<br />

ruthenis<strong>ch</strong>en Distrikts- einer neuen<br />

territorialen Struktur innerhalb des<br />

Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es. Bereits 1850<br />

wurde diese Neuerung wieder rückgängig<br />

gema<strong>ch</strong>t;<br />

- 1861 ers<strong>ch</strong>ien in Transkarpatien die erste<br />

Zeitung „Karpatskyj Wisnyk“;<br />

- 1865 wurde die erste Kohlengrube in<br />

Olnyzja eröffnet;<br />

- 1869 wurde in Uzhhorod das erste<br />

me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Holzsägewerk in Betrieb<br />

genommen;<br />

- 1896 gab es in Transkarpatien 123<br />

Poststellen;<br />

- 1872 wurde die erste Eisenbahnlinie<br />

(Uzhhorod-Ts<strong>ch</strong>op) auf dem Gebiet<br />

Transkarpatiens in Betrieb genommen;<br />

- 1874 hat der Erfinder A. Jenkowskyj aus<br />

dem Dorf Stebliwka eine Mas<strong>ch</strong>ine für die<br />

me<strong>ch</strong>anisierte Weizenernte erfunden;<br />

- 1897 entstand die erste telegraphis<strong>ch</strong>e<br />

Verbindung Uzhhorod- Budapest;<br />

- 1902 wurde in Uzhhorod das erste<br />

Kraftwerk in Betrieb genommen;<br />

- 1907 wurde das erste Theater in Uzhhorod<br />

eröffnet.<br />

Das neue habsburgis<strong>ch</strong>e Regime bra<strong>ch</strong>te jedo<strong>ch</strong> keine Besserung für die<br />

notleidende Masse der einfa<strong>ch</strong>en Bauern. Deshalb setzte in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts eine erste Emigrationswelle ein. In den Jahren 1870-<br />

1913 sind aus den transkarpatis<strong>ch</strong>en Komitaten Österrei<strong>ch</strong>-Ungarns 180‘000<br />

Mens<strong>ch</strong>en legal na<strong>ch</strong> Nordamerika ausgewandert (über die Anzahl der illegalen<br />

Auswanderer gibt es nur unzuverlässige S<strong>ch</strong>ätzungen). Der erste Weltkrieg<br />

hat die Entwicklung unserer Region unterbro<strong>ch</strong>en. Im September 1914 ist die<br />

russis<strong>ch</strong>e Armee unter der Führung des Generals Plegwe bei Jasinja, Ra<strong>ch</strong>iv,<br />

und Us<strong>ch</strong>ok einmars<strong>ch</strong>iert. Von diesen Kriegshandlungen zeugen<br />

Massengräber am Us<strong>ch</strong>ozkyj-Pass, am Legionen-Pass und an den Gipfeln<br />

des Ts<strong>ch</strong>eremha und Kozneska. Diese Ereignisse werden finden au<strong>ch</strong> im<br />

bekannten Werk „Die Abenteuer des braven Soldaten S<strong>ch</strong>wejk“ von Jaroslaw<br />

Has<strong>ch</strong>ek Erwähnung.


24<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Bei Kriegsende im Herbst 1918 äußerten viele Bewohner von Transkarpatien<br />

den Wuns<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> der Ukraine anzus<strong>ch</strong>ließen. Ein Kongress in Chust am 21.<br />

Januar 1919 verabs<strong>ch</strong>iedete ein entspre<strong>ch</strong>endes Manifest. Transkarpatien<br />

gelangte jedo<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st in den Strudel der proletaris<strong>ch</strong>en ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Revolution unter der Führung von Bela Kun (März 1919). Es wurde die<br />

Ungaris<strong>ch</strong>e Sowjetis<strong>ch</strong>e Republik ausgerufen. Am 22.-23. März übernahm<br />

der Sowjet in mehreren Städten und Dörfern der Region die Ma<strong>ch</strong>t. Die<br />

Sowjetma<strong>ch</strong>t in Ungarn blieb jedo<strong>ch</strong> eine kurze Episode: In Transkarpatien<br />

endete sie bereits Ende April 1919 (Einmars<strong>ch</strong> rumänis<strong>ch</strong>er Truppen) und bis<br />

zum 1. August war ganz Ungarn wieder unter Kontrolle der dur<strong>ch</strong> die Entente<br />

unterstützten Gegenkräfte.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Zerfall von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn wurde Transkarpatien jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

der Ukraine angegliedert. Es setzte si<strong>ch</strong> vielmehr die diplomatis<strong>ch</strong>e Aktivität<br />

Masaryks beim amerikanis<strong>ch</strong>en Präsidenten Wilson dur<strong>ch</strong>: Mit dem<br />

Friedensvertrag von Saint-Germain (10. September 1919) wurde<br />

Transkarpatien der neugebildeten Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik<br />

angegliedert.<br />

Auf der Basis der starken Industrialisierung im Westen der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />

(Böhmen, Mähren) gelangten gewisse Modernisierungen au<strong>ch</strong> in die<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>e Region. Uzhhorod wurde in der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en<br />

Periode zum Verwaltungszentrum ausgebaut. 1929 entstand das ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong><br />

anspru<strong>ch</strong>svolle Verwaltungsviertel, im selben Jahr erhielt Uzhhorod au<strong>ch</strong><br />

seinen ersten Flugplatz. Am 29. Januar 1920 ers<strong>ch</strong>eint in der<br />

ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Verfassung der Name der Region – Podkarpatska Ruß<br />

(Unterkarpaten-Ruß).<br />

Die Aufbru<strong>ch</strong>stimmung erzeugte vielfältige Initiativen, so entstand 1927 die<br />

erste S<strong>ch</strong>ule für die bisher ni<strong>ch</strong>t alphabetisierten Roma - ein europäis<strong>ch</strong>es<br />

Novum. Die Multikulturalität fand ihren Nieders<strong>ch</strong>lag au<strong>ch</strong> im Pressewesen:<br />

In der Zwis<strong>ch</strong>enkriegszeit ers<strong>ch</strong>ienen in Transkarpatien 60 Zeitungen (22 in<br />

ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e, 10 in russis<strong>ch</strong>er, 5 in jiddis<strong>ch</strong>er, 4 in ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er, 4 in<br />

ukrainis<strong>ch</strong>er und 6 in anderen Spra<strong>ch</strong>en).<br />

In der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Verfassung wurden der Slowakei und<br />

Transkarpatien weit rei<strong>ch</strong>ende Autonomiere<strong>ch</strong>te eingeräumt, die zu einem<br />

großen <strong>Teil</strong> jedo<strong>ch</strong> nie umgesetzt wurden. Diese uneingelösten Verspre<strong>ch</strong>en<br />

sollten später den Zusammenbru<strong>ch</strong> der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei bes<strong>ch</strong>leunigen.<br />

Das Nazieregime erzwingt mit dem Mün<strong>ch</strong>ner Abkommen vom 28. September<br />

1938 die Abtretung der ho<strong>ch</strong> industrialisierten deuts<strong>ch</strong> besiedelten<br />

Sudetenregion. Na<strong>ch</strong> dem Wiener S<strong>ch</strong>iedsgeri<strong>ch</strong>t vom 2. November 1938<br />

werden die ungaris<strong>ch</strong> besiedelten Gebiete der Slowakei sowie der südli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Teil</strong> Transkarpatiens mit den Städten Uzhhorod und Mukats<strong>ch</strong>ewo Ungarn<br />

zugespro<strong>ch</strong>en. Chust wird zum administrativen Zentrum der restli<strong>ch</strong>en<br />

Karpatenukraine.<br />

Erst jetzt, wo die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei stark ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t ist, erhalten<br />

Transkarpatien und die Slowakei die lange vorenthaltenen Autonomiere<strong>ch</strong>te.<br />

Die Regierung der Karpatoukraine strebte aber völlige Unabhängigkeit an.<br />

Im Februar 1938 wurde eine Militärorganisation – die sogenannte „ Karpato-<br />

Sits<strong>ch</strong>“ gegründet, die in kurzer Zeit gegen 5000 Soldaten rekrutieren konnte.<br />

Die Aufstellung der eigenen Armee war eine Gegenreaktion auf die Ansprü<strong>ch</strong>e<br />

Ungarns auf seine früheren Territorien.<br />

Als Hitlerdeuts<strong>ch</strong>land die restli<strong>ch</strong>e Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ei besetzte, erklärten si<strong>ch</strong> die<br />

Slowakei und Transkarpatien zu unabhängigen Staaten. Die Karpatoukraine<br />

wird jedo<strong>ch</strong> am 14./15. März dur<strong>ch</strong> die ungaris<strong>ch</strong>e Armee überrannt. Die<br />

dur<strong>ch</strong> den Präsidenten Augustin Wolos<strong>ch</strong>yn ausgerufene unabhängige<br />

Republik blieb als „Republic of one day“ eine Fussnote der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Im Juni 1941 hat si<strong>ch</strong> Ungarn an der Seite Nazideuts<strong>ch</strong>lands am Überfall auf<br />

die Sowjetunion beteiligt. Transkarpatien erfuhr während des Krieges keine<br />

grösseren Zerstörungen – allerdings wurde die Bevölkerungsstruktur dur<strong>ch</strong><br />

den fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Holocaust und die Flu<strong>ch</strong>t der deuts<strong>ch</strong>en Minderheit sowie<br />

die ans<strong>ch</strong>liessende Verfolgung der Ungarn dur<strong>ch</strong> die Sowjetma<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidend<br />

verändert.(vgl. „Nationale Minderheiten“). Im Herbst 1944 wurde<br />

Transkarpatien dur<strong>ch</strong> die Rote Armee befreit, über 10‘000 sowjetis<strong>ch</strong>e Soldaten<br />

fielen in diesen Kämpfen.<br />

Die Befreiung war eine Vorents<strong>ch</strong>eidung für die ans<strong>ch</strong>ließende Integration<br />

Transkarpatiens in die Sowjetunion. Am 26. November 1944 unters<strong>ch</strong>rieb


GESCHICHTE UND KULTUR 25<br />

die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>e Regierung in Moskau den Vertrag über die<br />

Eingliederung Transkarpatiens in die UdSSR. Diese neue Periode bra<strong>ch</strong>te der<br />

Region einen Entwicklungss<strong>ch</strong>ub. Bereits am 18. Oktober 1945 wurde die<br />

Uzhhoroder Staatli<strong>ch</strong>e Universität eröffnet, 1956 wurde das Tereble-Rizka<br />

Wasserkraftwerk in Betrieb genommen (130 Mio. KW/St pro Jahr). Im selben<br />

Jahr wurde die Bahn über die Karpaten elektrifiziert.<br />

Das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Leben Transkarpatiens wurde nun<br />

während über 40 Jahren sowjetis<strong>ch</strong> geprägt. Die Verkündung der<br />

Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August 1991 leitete eine s<strong>ch</strong>wierige<br />

Periode des wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Niedergangs, der Umverteilung und der<br />

gesells<strong>ch</strong>aftspolitis<strong>ch</strong>en Neuorientierung ein, wel<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>lossen<br />

ist. Die Jahrhundertübers<strong>ch</strong>wemmung von 1998 bra<strong>ch</strong>te grosse Zerstörungen<br />

mit si<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e der Region jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Aufmerksamkeit des ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Staats und internationaler Entwicklungsorganisationen bes<strong>ch</strong>erte. In den letzten<br />

paar Jahren ist eine ökonomis<strong>ch</strong>e Stabilisierung zu beoba<strong>ch</strong>ten. Beim<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Neuanfang kommt Transkarpatien die traditionelle Flexibilität<br />

seiner Bewohner zu Gute, wel<strong>ch</strong>e auf eine Jahrhunderte alte Tradition der<br />

Arbeitsemigration zurückgreift. Es bleibt zu hoffen, daß das neue Jahrtausend<br />

positive Wandlungen in die Region bringt.<br />

Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmäler<br />

Die ältesten Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmäler aus dem Mittelalter sind S<strong>ch</strong>lösser, Paläste<br />

und Kultusgebäude. Von besonderem Interesse sind aber die Holzkir<strong>ch</strong>en<br />

Transkarpatiens. Sie stellen ein prägendes Phänomen des regionalen<br />

Kulturerbes und viellei<strong>ch</strong>t den wertvollsten Beitrag der Region zur Weltkultur<br />

dar. Auf dem Territorium Transkarpatiens sind 118 Holzkir<strong>ch</strong>en erhalten<br />

geblieben, die im Laufe der letzten 500 Jahren erri<strong>ch</strong>tet wurden. 48 davon<br />

sind unter Denkmals<strong>ch</strong>utz gestellt.<br />

1751 gab es in den Dörfern der damals no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aufgeteilten grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>katholis<strong>ch</strong>en<br />

Epar<strong>ch</strong>ie etwa 800 Holzkir<strong>ch</strong>en. Jede davon wies eine rei<strong>ch</strong>e<br />

Vielfalt an Ar<strong>ch</strong>itekturformen auf und zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> meisterhafte<br />

S<strong>ch</strong>nitzereien aus.<br />

Da dem religiösen Leben der Region sowie insbesondere au<strong>ch</strong> den<br />

Kir<strong>ch</strong>enbauten zu vers<strong>ch</strong>iedenen Zeiten wesentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>äden zugefügt wurden,<br />

steigt der Wert jeder einzelnen erhaltenen Kir<strong>ch</strong>e. Die Kir<strong>ch</strong>en Transkarpatiens<br />

wurden ohne die Verwendung von Nägeln im spezifis<strong>ch</strong>en transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />

Stil erbaut. Es werden fünf Stilri<strong>ch</strong>tungen unters<strong>ch</strong>ieden. Drei davon - der<br />

Lemken-, Bojken- und Huzulenstil sind na<strong>ch</strong> den in den ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten<br />

ansässigen Ethnien benannt.Gotis<strong>ch</strong>e und barocke Kir<strong>ch</strong>en verweisen auf den<br />

Kontakt mit epo<strong>ch</strong>alen europäis<strong>ch</strong>en<br />

Baustilen. Unter den Holzkir<strong>ch</strong>en<br />

sind die Lemken- und Bojkenkir<strong>ch</strong>en<br />

besonders hervorzuheben. Ihre<br />

Bauweise ist vom Prinzip der heiligen<br />

Dreifaltigkeit geprägt: Die Kir<strong>ch</strong>e<br />

besteht aus drei Räumen, drei<br />

Balkengerüsten und hat drei Kuppeln.<br />

Die Bojkenkir<strong>ch</strong>en sind am Oberlauf<br />

des Us<strong>ch</strong> erhalten geblieben. Die<br />

einzige Lemken-Kir<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>mückt das<br />

Freili<strong>ch</strong>tmuseum von Uzhhorod. Die<br />

Huzulen-Bauweise ist dur<strong>ch</strong> die<br />

kreuzförmigen Kir<strong>ch</strong>en aus fünf<br />

Balkengerüsten in Jasinja und<br />

Plytowate sowie dur<strong>ch</strong> fünf Kir<strong>ch</strong>en<br />

im sogenannten Mittelhuzulen-Stil<br />

vertreten.<br />

Barocke Türme weisen 22 Kir<strong>ch</strong>en in<br />

den Rayons Wolowez und Mizhhirja<br />

auf. Die spitz zulaufenden Kir<strong>ch</strong>en in<br />

Danylowe, Krajnikowe, Olexandriwka,<br />

Sokirnyzja, Neresnyzja,<br />

Dibrowe und anderen Dörfern<br />

Holzkir<strong>ch</strong>e in Hukliwi


26<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

präsentieren die berühmte Gotik der Region des Theiß-Beckens (Potyssja).<br />

Die ältesten Kir<strong>ch</strong>en stehen in Serednje Wodjane (1428) und Kolodne (1470).<br />

Die traditionelle Bauweise der Holzkir<strong>ch</strong>en wurde im Rayon Mizhhirja<br />

bewahrt: Zawijka (1930), Sojmy (1934), Kuzhbij (1937). Der hö<strong>ch</strong>ste<br />

Holzturm in Skelettenbauweise steht bei der Kir<strong>ch</strong>e der Reformierten in<br />

Ts<strong>ch</strong>etowo im Rayon Berehowo. Die kleinsten gotis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en stehen in<br />

Iwas<strong>ch</strong>kowez im Rayon Irs<strong>ch</strong>awa (33 Quadratmeter) und Nowoselyzja im<br />

Rayon Wynogradiw.<br />

Viele Kir<strong>ch</strong>en we<strong>ch</strong>selten ihren Standort. Am häufigsten ges<strong>ch</strong>ah dies mit<br />

Lemken-Kir<strong>ch</strong>en. Die Mi<strong>ch</strong>aelskir<strong>ch</strong>e wurde 1928 aus S<strong>ch</strong>elestowo na<strong>ch</strong><br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo, und von dort aus 1974 na<strong>ch</strong> Uzhhorod versetzt. Die Uspenska<br />

(Tod Mariä-Kir<strong>ch</strong>e) wurde 1788 na<strong>ch</strong> Obawa gebra<strong>ch</strong>t, 1931 na<strong>ch</strong> Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien<br />

versetzt. Die Mi<strong>ch</strong>aels-Kir<strong>ch</strong>e in Welyki Luts<strong>ch</strong>ky wurde Ende des 18. Jh.<br />

na<strong>ch</strong> Medwediwzi und 1929 na<strong>ch</strong> Prag gebra<strong>ch</strong>t. Jede Holzkir<strong>ch</strong>e stellt ein<br />

wahres Meisterwerk der Volksbaukunst dar. Sie sind rei<strong>ch</strong> verziert mit<br />

Malereien, S<strong>ch</strong>nitzereien und Stickereien.<br />

Holzkir<strong>ch</strong>en sind Denkmäler einer spezifis<strong>ch</strong>en transkarpatis<strong>ch</strong>en Kultur und<br />

somit ein Stück unserer Identität. Heute sind sie ni<strong>ch</strong>t zuletzt au<strong>ch</strong><br />

Anziehungspunkte für Touristen.<br />

S<strong>ch</strong>lösser<br />

Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Burgen in unserer Gegend beginnt in der<br />

Bronzezeit. Die damaligen Siedlungen wurden dur<strong>ch</strong> Erdwälle und<br />

Gräben befestigt (Ardaniwske, Stremtura, Halis<strong>ch</strong>-Lowats<strong>ch</strong>ka).<br />

Ein höher entwickleltes Bauprinzip stellen die S<strong>ch</strong>lösser aus dem<br />

11.-17. Jh. dar.<br />

Man unters<strong>ch</strong>eidet zwei Typen von S<strong>ch</strong>lössern: Die ersten sind<br />

die Zwingherren-S<strong>ch</strong>lösser, die dem Zwecke der Aufsi<strong>ch</strong>t und<br />

Tributerhebung auf dem kontrollierten Territorium dienten (die<br />

S<strong>ch</strong>lösser von Mukats<strong>ch</strong>ewo, Kwasy, Bronka, Newyzke). Die<br />

Wa<strong>ch</strong>t-S<strong>ch</strong>lösser sollten die besetzten Territorien verteidigen und<br />

kontrollieren (die S<strong>ch</strong>lösser von Uzhhorod, Wynogradiw,<br />

Korolewo, Ts<strong>ch</strong>ynadijewo, Seredne).<br />

Man<strong>ch</strong>mal bilden die S<strong>ch</strong>lösser ein Ganzes mit der Stadt oder<br />

anderen S<strong>ch</strong>utzobjekten wie die von Uzhhorod, Korolewo oder<br />

Wynogradiw. Einige wurden zu autonomen Ritterfestungen wie<br />

das S<strong>ch</strong>loß von Kwasy und Bronka. Es sei betont, daß bis zum<br />

12. Jahrhundert S<strong>ch</strong>lösser im Ungaris<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong> nur vom<br />

König erri<strong>ch</strong>tet werden konnten. Mit der Entwicklung der<br />

Feudalherrs<strong>ch</strong>aft sonderten si<strong>ch</strong> Mitglieder der königli<strong>ch</strong>en<br />

Gefolgs<strong>ch</strong>aft ab und ihre Na<strong>ch</strong>folger erhielten Lehen als ständigen<br />

Besitz. Sie wollten natürli<strong>ch</strong>, daß die Festungen in unmittelbarer<br />

Nähe zum untergeordneten Territorium gebaut wurden. Auf diese<br />

Weise entstanden administrative Zentren mit einer Zitadelle in der<br />

Mitte, die wiederholt Angriffen stand halten mußten. Alle<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lösser außer denjenigen von Seredne und<br />

Ts<strong>ch</strong>ynadijewo wurden auf Erhöhungen erri<strong>ch</strong>tet (Steilfelsen,<br />

Hügel mitten im Fla<strong>ch</strong>land). Fast alle wurden mehrmals umgebaut,<br />

deshalb weisen sie Züge vers<strong>ch</strong>iedener Ar<strong>ch</strong>itekturstile auf.<br />

Unter den Denkmälern der S<strong>ch</strong>loßar<strong>ch</strong>itektur zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> das<br />

Lusts<strong>ch</strong>loss des Grafen S<strong>ch</strong>önborn aus, wel<strong>ch</strong>es romantis<strong>ch</strong><br />

geprägt ist und einen unvergeßli<strong>ch</strong>en Eindruck ma<strong>ch</strong>t.<br />

Besonders interessant sind die S<strong>ch</strong>lösser von Uzhhorod,<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo, Ts<strong>ch</strong>ynadijewo sowie Überreste der S<strong>ch</strong>lösser von<br />

Newyzke, Wynogradowo, Korolewo und Chust.<br />

S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod (Castrum, Oppidum)<br />

Das S<strong>ch</strong>loß wird geht auf das 9.-13. Jh. zurück. Urkundli<strong>ch</strong> wird die Festung<br />

Ung in der Bes<strong>ch</strong>reibung des Zugs der Ungaris<strong>ch</strong>en Stämme über die<br />

karpatis<strong>ch</strong>en Pässe erwähnt. Na<strong>ch</strong> der endgültigen Eroberung aller Territorien<br />

Transkarpatiens Ende des 11. Jahrhunderts dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Feudalherren<br />

wird die Burg Ung zu einem ihrer Stützpunkte. Dieser bewährte si<strong>ch</strong> gegen<br />

einen Angriff der Polowetzer, wel<strong>ch</strong>en es 1086 ni<strong>ch</strong>t gelang, den S<strong>ch</strong>loßhügel


GESCHICHTE UND KULTUR 27<br />

zu erobern. Aber 1241 konnten die<br />

Burgmauern dem Ansturm des Ordens<br />

von Khan Batu ni<strong>ch</strong>t standhalten und<br />

die Stadt wurde völlig zerstört.<br />

Am Anfang des 13. Jh. wird das S<strong>ch</strong>loß<br />

befestigt und zu einer Burg ausgebaut.<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> aus der selben Zeit<br />

stammt die Kir<strong>ch</strong>e im Innenhof, deren<br />

Fundament heute no<strong>ch</strong> zu sehen ist.<br />

1646 wurde in dieser Kir<strong>ch</strong>e die<br />

Uzhhoroder Union angenommen.<br />

1322 geriet die Uzhhoroder Domäne in<br />

die Hände der italienis<strong>ch</strong>en Fürsten<br />

Drugetti, deren Na<strong>ch</strong>folger dort im<br />

Laufe von 300 Jahren herrs<strong>ch</strong>ten.<br />

Zu dieser Zeit erlebte das S<strong>ch</strong>loß<br />

mehrere Umgestaltungen. 1691, na<strong>ch</strong><br />

dem Tod des letzten Vertreters der Sippe<br />

ging das S<strong>ch</strong>loß in Besitz von Miklos<strong>ch</strong><br />

Berts<strong>ch</strong>eni über, der es au<strong>ch</strong> ausbauen<br />

ließ. Die heutige Gestalt erhielt das<br />

S<strong>ch</strong>loß im 16. Jahrhundert. Von drei<br />

Seiten war das S<strong>ch</strong>loß von einem in den<br />

Fels gehauenen Graben mit einer Breite<br />

von 15-20 m und 5-10 m Tiefe<br />

umgeben. Im Nordosten war es von<br />

einer Steilwand ges<strong>ch</strong>ützt. Die Burg<br />

umfaßt eine Flä<strong>ch</strong>e von 2,5 Hektar. Das<br />

S<strong>ch</strong>loß selbst steht am Rande des steilen<br />

Nordhangs des Zamkowa Hora.Mitten S<strong>ch</strong>loß von Uzhhorod<br />

im Palast liegt ein quadratförmiger<br />

Innenhof mit einem etwa 40 m tiefen<br />

Ziehbrunnen, der bis aufs Grundwasserniveau hinabrei<strong>ch</strong>t.<br />

Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>en Volkes in den Jahren 1703-<br />

1711 wurde das S<strong>ch</strong>loß von Aufständis<strong>ch</strong>en erobert. Na<strong>ch</strong> dem Kriegsende<br />

ging es in den Staatss<strong>ch</strong>atz über. 1728 brannte das dritte Ges<strong>ch</strong>oss und die<br />

Kir<strong>ch</strong>e völlig aus. Sie wurden ni<strong>ch</strong>t wieder aufgebaut.<br />

Vor der <strong>Teil</strong>ung Polens (Ende des 18. Jh.) diente das S<strong>ch</strong>loß als Grenzfestung.<br />

Als die Grenzen des Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es weit in den Osten Galiziens<br />

vers<strong>ch</strong>oben wurden, hat das S<strong>ch</strong>loß seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung verloren.<br />

Deswegen hat Maria-Teresia auf Bitte von Andrij Bats<strong>ch</strong>ynskyj das S<strong>ch</strong>loß<br />

von Uzhhorod der Epar<strong>ch</strong>ie von Mukats<strong>ch</strong>ewo übergeben. Es diente darauf<br />

über längere Zeit hinweg als Priesterseminar.<br />

Heute beherbergt das S<strong>ch</strong>loß das Transkarpatis<strong>ch</strong>e Heimatmuseum, wel<strong>ch</strong>es<br />

über eine rei<strong>ch</strong>e ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e, kulturologis<strong>ch</strong>e und völkerkundli<strong>ch</strong>e<br />

Sammlung verfügt.<br />

Palanok – das S<strong>ch</strong>loss von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />

IIm 9.-10. Jh befand si<strong>ch</strong> am Zamkowa Berg eine Holzfestung der Altslawen.<br />

Erstmals wird ein steinernes Gebäude im 11. Jahrhundert urkundli<strong>ch</strong> erwähnt,<br />

als der König von Ungarn die Burg mit Steinwänden gegen die angreifenden<br />

Nomadenstämme befestigen ließ. Laut einer ungaris<strong>ch</strong>en Chronik bewährte<br />

si<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>loß im Laufe von fünf Tagen gegen einen Sturm der Polowetzer<br />

unter Khan Kuteska. Die Horden von<br />

Khan Batu, die 1241 in Transkarpatien<br />

einfielen, ma<strong>ch</strong>ten keinen Versu<strong>ch</strong>, das<br />

S<strong>ch</strong>loß zu erobern.<br />

1321 lud König Karl Robert, der die<br />

Grenzen des Staates stärken wollte,<br />

italienis<strong>ch</strong>e Meister für den Ausbau des<br />

S<strong>ch</strong>losses ein.<br />

1396 erhielt Fedir Korjatowits<strong>ch</strong>, ein<br />

naher Verwandter von König Sigmund<br />

Das S<strong>ch</strong>loss von Mukats<strong>ch</strong>ewo


28<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

I., das S<strong>ch</strong>loss in seinen Besitz. Er war ein Sohn des Fürsten von Nowgorod<br />

und Litauen, Mi<strong>ch</strong>ailo Korjat. Korjatowits<strong>ch</strong> war eine der bedeutendsten<br />

Figuren jener Zeit und ist in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des S<strong>ch</strong>losses von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />

eingegangen. Er ließ die Burg im Geiste jener Zeit umbauen. Der Fuß des<br />

Zamkowa Hora wurde dur<strong>ch</strong> Ei<strong>ch</strong>enpalisaden („Palanok“) umgeben. Ende<br />

des 16. Jh. geriet das S<strong>ch</strong>loß in die Hände der transsylvanis<strong>ch</strong>en Fürsten, die<br />

die Zitadelle ständig umbauten und festigten.<br />

Seine heutige Gestalt erhielt das S<strong>ch</strong>loß im 17.-18. Jh., als alle vier Terrassen<br />

des Zamkowa Hora bebaut wurden. Der Komplex besteht aus drei selbständigen<br />

<strong>Teil</strong>en – dem Ober-, Mittel- und Unters<strong>ch</strong>loss. Diese befinden si<strong>ch</strong> auf den<br />

drei Terrassen. Auf der vierten und untersten Terasse stand das Eingangstor,<br />

neben wel<strong>ch</strong>em si<strong>ch</strong> ein Wa<strong>ch</strong>tturm erhob. Das S<strong>ch</strong>loß wurde von Gräben mit<br />

Ziehbrücken umgeben. Im Innenhof des Obers<strong>ch</strong>losses wurde im Felsen ein<br />

tiefer Brunnen (etwa 80 m) ausgehoben. Die Gesamtflä<strong>ch</strong>e des S<strong>ch</strong>losses<br />

beträgt 253‘000 Quadratmeter. Die Belagerung in den Jahren 1685-1688 bleibt<br />

eines der wi<strong>ch</strong>tigsten Ereignisse in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Palanok. Die Mutter<br />

von Ferenz II. Rakoczi – Ilona Zrini – soll das S<strong>ch</strong>loss selbständig verteidigt<br />

haben, wofür der türkis<strong>ch</strong>e Sultan Muhamed IV. sie in einem Brief mit<br />

Dankbarkeit würdigte, was damals beispiellos für einen muslimis<strong>ch</strong>en<br />

Herrs<strong>ch</strong>er war.<br />

Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>enVolkes von 1703-1711 war<br />

die Burg Residenz von Ferenz II. Rakoczi. Na<strong>ch</strong> der Niederlage der<br />

Aufständis<strong>ch</strong>en ging das S<strong>ch</strong>loß in den Besitz des Staates über und bleibt bis<br />

zur ersten Telung Polens ein wi<strong>ch</strong>tiges Bollwerk der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Monar<strong>ch</strong>ie. Na<strong>ch</strong> der zweiten polnis<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong>ung Ende des 18. Jh. hat das<br />

S<strong>ch</strong>loß von Mukats<strong>ch</strong>ewo seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung verloren und si<strong>ch</strong> in<br />

eines der s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>sten Gefängnisse der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie<br />

verwandelt. Dort wurden Delinquenten wie A. Riedl, der Aufklärer F. Kazynzi,<br />

der Komponist I. Ruzhits<strong>ch</strong>ka, der französis<strong>ch</strong>er Bots<strong>ch</strong>after K. Tourneau,<br />

der Anar<strong>ch</strong>ist M. Bakunin, der Anführer der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Befreiungsbewegung<br />

O. Ipsilanti und viele andere gefangengehalten.<br />

Der ungaris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftsteller S<strong>ch</strong>andor Petöfi, der im Juli 1847 das S<strong>ch</strong>loß<br />

von Mukats<strong>ch</strong>ewo besu<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>ilderte seine Eindrücke des finsteren<br />

Gefängnisses in seinen Gedi<strong>ch</strong>ten. Am 2. Mai 1848 öffneten si<strong>ch</strong> die Türen<br />

von Palanok: Die Revolution bra<strong>ch</strong>te den politis<strong>ch</strong>en Häftlingen die Freiheit.<br />

1896 wurde das Gefängnis zu Ehren der tausendjährigen Ansiedlung der<br />

ungaris<strong>ch</strong>en Stämme in der Mitteldonau-Ebene offiziell ges<strong>ch</strong>lossen.<br />

Heute ist das S<strong>ch</strong>loß fast völlig restauriert worden. In den Räumen des<br />

Obers<strong>ch</strong>losses werden Exponate der Filiale des transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />

Heimatmuseums ausgestellt.<br />

S<strong>ch</strong>loß S<strong>ch</strong>önborn<br />

(bei Ts<strong>ch</strong>ynadijewo, in 17 km Entfernung von Mukats<strong>ch</strong>ewo)<br />

S<strong>ch</strong>loß S<strong>ch</strong>önborn


GESCHICHTE UND KULTUR 29<br />

1840 bauen die Besitzer der Domäne Mukats<strong>ch</strong>ewo-Ts<strong>ch</strong>ynadijewo – die<br />

Grafen S<strong>ch</strong>önborn – ein Holzhaus als Sommerresidenz. 1890 wird an dieser<br />

Stelle ein romantis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>loß im Neorenaissance-Stil erri<strong>ch</strong>tet. Die Symbolik<br />

des astronomis<strong>ch</strong>en Jahres wurde den Bauplänen zu Grunde gelegt: Die Anzahl<br />

der Fenster entspri<strong>ch</strong>t der Anzahl der Tage im Jahr; 52 Zimmer entspre<strong>ch</strong>en<br />

der Anzahl der Wo<strong>ch</strong>en und die 12 Eingänge den Monaten. Ein Tei<strong>ch</strong> im<br />

S<strong>ch</strong>losspark bildet die Umrisse von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn ab. Heute beherbergt<br />

das S<strong>ch</strong>loß das Sanatorium „Karpaty“.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Chust<br />

1191 beendeten ungaris<strong>ch</strong>e Könige den Bau einer S<strong>ch</strong>loßburg, wel<strong>ch</strong>er über<br />

300 Jahre gedauert hatte. Es diente dem S<strong>ch</strong>utz des „Salzweges“ aus<br />

Maramoros<strong>ch</strong> in den zentralen <strong>Teil</strong> des Ungaris<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es. Zum selben<br />

Zweck wurden im 12.-14. Jahrhundert no<strong>ch</strong> drei weitere Festungen in einer<br />

Entfernung von je 30-40 km der Theiß entlang angebaut:Wys<strong>ch</strong>kiw, Nyalab<br />

(Koroliwska) und Kankiw (Wynogradiwska).<br />

Die im Laufe der Jahrhunderte<br />

we<strong>ch</strong>selnden Besitzer ließen das<br />

S<strong>ch</strong>loß mehrmals umbauen. Seit 1526<br />

war Chust Bestandteil des Transsylvanis<strong>ch</strong>en<br />

Fürstentums. Während des<br />

Krieges von 1703-1711 wurde die<br />

Zitadelle zu einem der Mittelpunkte<br />

des Aufstandes. Das S<strong>ch</strong>loß wurde<br />

damals stark bes<strong>ch</strong>ädigt und verlor<br />

allmähli<strong>ch</strong> seine strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung.<br />

1749 wurde das Waffenarsenal<br />

na<strong>ch</strong> Kos<strong>ch</strong>ize (Slowakei) versetzt. Am<br />

3. Juli 1766 hat während eines starken<br />

Gewitters über Chust ein Blitz in den<br />

Pulverturm einges<strong>ch</strong>lagen und es in<br />

Brand gesetzt. Ein großer <strong>Teil</strong> der Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Chust<br />

Zitadelle war ausgebrannt.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses<br />

Kankiw (Winogradiw)<br />

Erstmals wurde das S<strong>ch</strong>loß urkundli<strong>ch</strong><br />

in der ungaris<strong>ch</strong>en Chronik „Gesta<br />

Gunganorum“ erwähnt. Dort geht es<br />

um eine slawis<strong>ch</strong>e Siedlung im 9.<br />

Jahrhundert, die im 11. Jh. von<br />

ungaris<strong>ch</strong>en Königen zur Festung für<br />

den Grenzens<strong>ch</strong>utz ausgebaut wurde.<br />

Das S<strong>ch</strong>loß Kankiw war im Besitz von<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses Kankiw<br />

mehreren Feudalherren. 1399 s<strong>ch</strong>enkt<br />

Sigmund I. es dem Baron Peter Pereni. An der Stelle einer Holzfestung erri<strong>ch</strong>tet<br />

der neue Besitzer eine Steinburg. Im 15. Jh. übergibt die Familie von Pereni<br />

das S<strong>ch</strong>loß den Mön<strong>ch</strong>en des Franziskaner-Ordens. In den Jahren der<br />

Reformation nimmt einer der Na<strong>ch</strong>folger des Barons den Protestantismus an<br />

und vertreibt die katholis<strong>ch</strong>en Priester von seinem Territorium. Die Mön<strong>ch</strong>e,<br />

die Widerstand leisteten, wurden brutal ermordet. Gegen Pereni trat daraufhin<br />

eine Abteilung des königli<strong>ch</strong>en Heeres der Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>ie zur<br />

Bestrafung an, wel<strong>ch</strong>e das S<strong>ch</strong>loß in Strum genommen und zerstört hat.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses Njalab (Koroljewo)<br />

(in 5 km Entfernung von Wynogradiw)<br />

An der Stelle einer alten slawis<strong>ch</strong>en Siedlung ließ der ungaris<strong>ch</strong>e König<br />

Is<strong>ch</strong>twan V. ein Jagdhaus ( daher stammt der ungaris<strong>ch</strong>e Name des S<strong>ch</strong>losses<br />

und der Orts<strong>ch</strong>aft – Kiralyhaza) erri<strong>ch</strong>ten, wel<strong>ch</strong>es König Beila IV. in der<br />

zweiten Hälfte des 13. Jh. zu einem Steins<strong>ch</strong>loß zum S<strong>ch</strong>utz der Staatsgrenzen<br />

ausbaut.


30<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Anfang des 14. Jh., na<strong>ch</strong> der Eroberung des S<strong>ch</strong>losses Kankiw dur<strong>ch</strong> das<br />

Königsheer, findet sein Besitzer B. Bars<strong>ch</strong>a, <strong>Teil</strong>nehmer der antikönigli<strong>ch</strong>en<br />

Koalition der Feudalherren Zuflu<strong>ch</strong>t im S<strong>ch</strong>loß. Die Burg bewährte si<strong>ch</strong> längere<br />

Zeit gegen eine Belagerung, wurde aber vom Heer des ungaris<strong>ch</strong>en Königs<br />

Karl Robert eingenommen. Er ließ das stark bes<strong>ch</strong>ädigte S<strong>ch</strong>loß vom<br />

italienis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itekten Aristotele Fioraventi wiederaufbauen (dieser leitete<br />

au<strong>ch</strong> den Bau der Uspenskij-Kathedrale im Moskauer Kreml). 1405 bekommt<br />

die Familie der Barone Pereni das S<strong>ch</strong>loß vom König Sigmund I. ges<strong>ch</strong>enkt.<br />

Na<strong>ch</strong> einem Komplott gegen die Habsburger, an dem die Familie der Pereni<br />

teilnahm, wurde das S<strong>ch</strong>loß auf Befehl des Kaisers Leopold I. 1672 zerstört.<br />

Nana<strong>ch</strong> wurde es ni<strong>ch</strong>t mehr wiederaufgebaut.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Wys<strong>ch</strong>kiw<br />

(Rayon Chust, in 15 km Entfernung von Chust)<br />

Erstmals wird das S<strong>ch</strong>loß in den historis<strong>ch</strong>en Quellen Ende des 13. Jh. (1281)<br />

erwähnt. Die Brüder Mik und Is<strong>ch</strong>twan Ts<strong>ch</strong>epa aus der Sippe Gunt-Pazman<br />

erri<strong>ch</strong>teten eine Erdfestung auf dem Territorium, das sie vom ungaris<strong>ch</strong>en<br />

König Laslo IV. zugeteilt erhielten. Sie diente dem S<strong>ch</strong>utz des Wasserweges<br />

über die Theiß, auf wel<strong>ch</strong>er das Steinsalz aus den Salzgruben bei Solotwino<br />

befördert wurde. 1300-1350 war das S<strong>ch</strong>loß Zentrum der Komitat von<br />

Maromoros<strong>ch</strong>.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Kwasy<br />

(14 km von Berehowo)<br />

Das S<strong>ch</strong>loß stammt aus dem 12.-13. Jh. und stellt ein typis<strong>ch</strong>es Ritters<strong>ch</strong>loß,<br />

das den „Salzweg“ zu Lande sowie das Tal von Bors<strong>ch</strong>awa kontrollierte, dar.<br />

1549 verkauft die Besitzerin des S<strong>ch</strong>losses, Elisabeth Ekts<strong>ch</strong>i es an Pawlo<br />

Motuznaji, der die örtli<strong>ch</strong>en Dorfeinwohner und Feudalherren mehrmals<br />

beraubte. Infolge dessen ließ der ungaris<strong>ch</strong>e Seimas in der Stadt Pozsony<br />

(das heutige Bratislava) 1564 das S<strong>ch</strong>loß zerstören und das Eigentum des<br />

Besitzers zu Gunsten des Staates bes<strong>ch</strong>lagnahmen. Die erhalten gebliebenen<br />

Bes<strong>ch</strong>reibungen und Zei<strong>ch</strong>nungen zeugen aber davon, daß das S<strong>ch</strong>loß während<br />

des Sturms ni<strong>ch</strong>t völlig zerstört wurde. Es befand si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> weiterhin im<br />

Besitz der Motuznaji, was dur<strong>ch</strong> Königsurkunden bestätigt wird. Wie und<br />

wann das S<strong>ch</strong>loß endgültig zerstört wurde, ist ni<strong>ch</strong>t überliefert. Der S<strong>ch</strong>loßbau<br />

wurde no<strong>ch</strong> 1889 vom Journalisten<br />

Beila Lukats<strong>ch</strong>a in der Zeitung „Bereg“<br />

bes<strong>ch</strong>rieben.<br />

Ruinen des<br />

Newyzkyj S<strong>ch</strong>losses<br />

Ruinen des Newyzkyj<br />

S<strong>ch</strong>losses<br />

(Newyzke, in 12 km Entfernung von<br />

Uzhhorod)<br />

Das S<strong>ch</strong>loß wird erstmals urkundli<strong>ch</strong><br />

Anfang des 14. Jh. als Stützpunkt der<br />

örtli<strong>ch</strong>en Fronde der Feudalherren<br />

gegen die königli<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t von Karl<br />

Robert Anjou erwähnt. Im 14. Jh. geriet<br />

es in die Hände der Grafen Drugetti,<br />

wel<strong>ch</strong>e an der Stelle des Holzs<strong>ch</strong>losses<br />

ein Steins<strong>ch</strong>loß erri<strong>ch</strong>ten. Die Zitadelle<br />

wurde im Laufe von Jahrzehnten na<strong>ch</strong><br />

dem Beispiel der damals bekannten<br />

italienis<strong>ch</strong>en Burgen umgebaut.<br />

Hö<strong>ch</strong>ste Vollendung fand der<br />

S<strong>ch</strong>loßbau unter einer der<br />

Vertreterinnen der Dynastie von<br />

Drugetti, wel<strong>ch</strong>e wegen ihrer Brutalität<br />

im Volksmunde „s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Mäd<strong>ch</strong>en“<br />

genannt wurde. Das S<strong>ch</strong>loß von<br />

Newyzke war von einer großen<br />

strategis<strong>ch</strong>en Bedeutung. Von seinen<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Serednje


GESCHICHTE UND KULTUR 31<br />

Mauern aus konnte der Ausgang aus dem Us<strong>ch</strong>-Tal, dur<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>es der<br />

Handelsweg aus Ungarn na<strong>ch</strong> Galizien und Wolhynien führte, kontrolliert<br />

werden. 1317-1322 war das S<strong>ch</strong>loß Stützpunkt des Aufstandes unter S<strong>ch</strong>upan<br />

Petro Pereni. 1644 wurde das S<strong>ch</strong>loß während der religiösen Kriege vom<br />

transsilvanis<strong>ch</strong>en Fürsten Djörd Rakoczi völlig zerstört. Heute ist das S<strong>ch</strong>loß<br />

und die umliegenden Orte ein beliebtes Naherholungsgebiet der Uzhhoroder.<br />

Das S<strong>ch</strong>loß von Ts<strong>ch</strong>ynadijewo<br />

(10 km Entfernung von Mukats<strong>ch</strong>ewo)<br />

Erstmals tau<strong>ch</strong>t die Siedlung Ts<strong>ch</strong>ynadijewo in den Urkunden 1214 unter der<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung „Sankt Mikos<strong>ch</strong>“ auf. Die Ortsbezei<strong>ch</strong>nung kommt vom Namen<br />

eines Feudalgutshofs, der zu Ehren von Sankt-Nikolaus genannt wurde. Die<br />

Siedlung wurde allmähli<strong>ch</strong> ausgebaut und im 13. Jh. war es das Zentrum der<br />

neugegründeten Domäne von Ts<strong>ch</strong>ynadijewo. 1387 kommt es in den Besitz<br />

der Barone Pereni, wel<strong>ch</strong>e im 15. Jh hier ein S<strong>ch</strong>loß erri<strong>ch</strong>teten.<br />

1657 wurde das S<strong>ch</strong>loß dur<strong>ch</strong> das polnis<strong>ch</strong>e Heer unter dem Fürsten<br />

Ljubomyrskyj s<strong>ch</strong>wer bes<strong>ch</strong>ädigt und seine Besitzer waren gezwungen, es<br />

wiederaufzubauen.<br />

Während des Kriegs gegen die Habsburger, na<strong>ch</strong> der Niederlage vom<br />

österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Heer bei Mukats<strong>ch</strong>ewo am 27. Juni 1703 erwarb Ferenz II.<br />

Racozi den Besitz. Na<strong>ch</strong> dem Aufstand gingt die strategis<strong>ch</strong>e Bedeutung des<br />

S<strong>ch</strong>losses zurück. 1726 s<strong>ch</strong>enkt der Kaiser Karl VI. die Domäne mit dem<br />

Dorf dem Erzbis<strong>ch</strong>of S<strong>ch</strong>önborn, deren Sippe in Ts<strong>ch</strong>ynadijewo fast zwei<br />

Jahrhunderte lang herrs<strong>ch</strong>te.<br />

Das S<strong>ch</strong>loß steht mitten in einem wunders<strong>ch</strong>önen Park, der 1749 von Ferenz<br />

Bas<strong>ch</strong>inda angelegt wurde.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Bors<strong>ch</strong>awa<br />

(Wary, in 15 km Entfernung von Berehowo)<br />

Na<strong>ch</strong> einer Behauptung eines ungaris<strong>ch</strong>en Chronisten stand an der Stelle des<br />

Dorfes Wary vor der Ansiedlung der Ungarn das Holzs<strong>ch</strong>loß Bors<strong>ch</strong>o. 903<br />

wurde das S<strong>ch</strong>loß dur<strong>ch</strong> ungaris<strong>ch</strong>e Stämme na<strong>ch</strong> einer drei Tage langen<br />

Belagerung im Sturm genommen. Später wurde an der Stelle der Holzfestung<br />

ein Steins<strong>ch</strong>loß gebaut, wel<strong>ch</strong>es später Königseigentum wurde. Na<strong>ch</strong> dem<br />

Tatareneinfall in Westeuropa 1241-1243 wurde die Burg dem Verfall<br />

preisgegeben. Während der türkis<strong>ch</strong>en Überfälle auf Transkarpatien 1567<br />

wurde das S<strong>ch</strong>loß von Bors<strong>ch</strong>awa endgültig zerstört.<br />

Ruinen des S<strong>ch</strong>losses von Serednje<br />

(Serednje, in 20 km Entfernung von Uzhhorod)<br />

Im 13. Jh. wurde an der Stelle des heutigen Dorfes Serednje ein S<strong>ch</strong>loß des<br />

einflußrei<strong>ch</strong>sten katholis<strong>ch</strong>en Ordens im damaligen Europa – der Tempelritter<br />

– erri<strong>ch</strong>tet. Na<strong>ch</strong> seiner Auflösung 1312 geriet es in die Hände der Mön<strong>ch</strong>e<br />

des Sankt-Paul-Ordens. Während des Befreiungskrieges des ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Volkes 1703-1711 wurde das S<strong>ch</strong>loß stark bes<strong>ch</strong>ädigt, wona<strong>ch</strong> es ni<strong>ch</strong>t<br />

wiederaufgebaut wurde.<br />

Ruinen des Bronezkyj S<strong>ch</strong>losses<br />

(Bronka, in 25 km Entfernung von Irs<strong>ch</strong>awa)<br />

Es ist das am wenigsten bekannte S<strong>ch</strong>loß Transkarpatiens. Erstmals wird es<br />

urkundli<strong>ch</strong> 1273 erwähnt. Laut einer Urkunde des Königs Laslo IV. wurde<br />

das S<strong>ch</strong>loß den Feinden seines Vaters Endre III. weggenommen. Letzte<br />

s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Erwähnungen über das Bronezkyj S<strong>ch</strong>loß stammen aus einer<br />

Urkunde des ungaris<strong>ch</strong>en Königs Endre III. Über das S<strong>ch</strong>loß erzählen nur<br />

Volkslegenden, na<strong>ch</strong> denen es Sitz eines räuberis<strong>ch</strong>en Ritters war.


32<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Klöster von Transkarpatien<br />

Die bewaldeten und wenig besiedelten Karpaten-Berge waren wie<br />

ges<strong>ch</strong>affen für das zurückgezogene Mön<strong>ch</strong>sleben. Dieser Vorteil<br />

fiel den ersten orthodoxen Mön<strong>ch</strong>en auf, die mit S<strong>ch</strong>ülern von<br />

Kyrillus und Methodius in unsere Gegend kamen und hier mehrere<br />

Klöster gründeten. Transkarpatien befand si<strong>ch</strong> jahrtausendelang<br />

unter ausländis<strong>ch</strong>em Einfluß, aber dank der Kir<strong>ch</strong>e und den<br />

Klöstern hat es seine Spra<strong>ch</strong>e und Kultur, seine Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />

bewahrt.<br />

Heute gibt es in Transkarpatien mehr als 30 Klöster. Die<br />

bekanntesten davon sind:<br />

- Mukats<strong>ch</strong>iwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Mukats<strong>ch</strong>ewo (14. Jh.)<br />

- Imstyts<strong>ch</strong>ewskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) –<br />

Imstyts<strong>ch</strong>ewo im Rayon Irs<strong>ch</strong>awa (1687)<br />

- Uholskyj Nonnenkloster (orthodox) – Uhlja im Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw (10.Jh)<br />

- Ts<strong>ch</strong>umaliwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Ts<strong>ch</strong>umalewo im Rayon<br />

Tjas<strong>ch</strong>iw (1925)<br />

- Bedewslanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Bedewlja im Rayon<br />

Tjas<strong>ch</strong>iw (1929)<br />

- Dombokskyj Nonnenkloster (orthodox) – Domboky im Rayon<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo (1232)<br />

- Malobereznjanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) – Malyj<br />

Bereznyj im Rayon Malyj Bereznyj (1742)<br />

- Drahiwskyj Nonnenkloster (orthodox) – Drahowo, Zabrod im Rayon<br />

Chust (13. Jh.)<br />

- Lypts<strong>ch</strong>anskyj Nonnenkloster (orthodox) – Lypts<strong>ch</strong>a im Rayon<br />

Chust(1925)<br />

- Izjanskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Iza-Karputlas<strong>ch</strong> im Rayon Chust<br />

(1920)<br />

- Chustskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Chust- Holodylowo (1930)<br />

- Chustskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Chust- Kolesarowo (20. Jh.)<br />

- Prybors<strong>ch</strong>awskyj Nonnenkloster (orthodox) – Prybors<strong>ch</strong>awske-Sadnje<br />

im Rayon irs<strong>ch</strong>awa (1953)<br />

- Swaljawskyj Nonnenkloster (orthodox) – Swaljawa (1997)<br />

- Uzhhorodskyj Nonnenkloster (römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>) – Uzhhorod (1996)<br />

- Tys<strong>ch</strong>iwskyj Mön<strong>ch</strong>skloster (orthodox) – Tys<strong>ch</strong>iw im Rayon Wolowez<br />

(2000)<br />

Bevölkerung<br />

Na<strong>ch</strong> Angaben der letzten Volkszählung (1989) beträgt die<br />

Bevölkerungszahl von Transkarpatien 1,252 Mio. Mens<strong>ch</strong>en. In<br />

Uzhhorod, dem Zentrum der Oblast Transkarpatien, wohnen über<br />

120‘000 Mens<strong>ch</strong>en. Insgesamt überwiegt jedo<strong>ch</strong> die ländli<strong>ch</strong>e<br />

Bevölkerung – 754‘400 Mens<strong>ch</strong>en (58%) wohnen in Dörfern, in<br />

den Städten sind es insgesamt 522‘300 Einwohner.<br />

In Transkarpatien leben seit jeher vers<strong>ch</strong>iedene Ethnien neben –<br />

einander. Je na<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>er Lage können die Anteile der<br />

Hauptnationalitäten stark s<strong>ch</strong>wanken. Besonders gut lässt si<strong>ch</strong><br />

das am Beispiel der Ungarn aufzeigen: 1910 – zur Zeit der<br />

Donaumonar<strong>ch</strong>ie – betrug ihr Anteil gut 30%. 1921, bei der ersten<br />

ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Volkszählung, definierten si<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> knapp 18%<br />

als Ungarn. Der Anteil s<strong>ch</strong>nellte 1941 (ungaris<strong>ch</strong>e Besetzung) auf<br />

gut 27% ho<strong>ch</strong>. 1946 (erste sowjetis<strong>ch</strong>e Volkszählung) waren es<br />

nur no<strong>ch</strong> knapp 9%! Diese erstaunli<strong>ch</strong>en Zahlen lassen si<strong>ch</strong> auf<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Weise interpretieren. Im Falle der Ungarn zeigt si<strong>ch</strong>,<br />

dass es je na<strong>ch</strong> gerade herrs<strong>ch</strong>endem Regime opportun oder aber<br />

sehr unattraktiv sein kann, si<strong>ch</strong> der einen oder anderen Nationalität<br />

zugehörig zu fühlen. Bis 1918 deklarierten si<strong>ch</strong> zudem die meisten<br />

Juden als Ungarn oder Deuts<strong>ch</strong>e, da in Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn na<strong>ch</strong><br />

der Mutterspra<strong>ch</strong>e gezählt wurde und das Jiddis<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t als<br />

eigenständige Spra<strong>ch</strong>e anerkannt war. Insgesamt lässt si<strong>ch</strong><br />

feststellen, dass die Nationalitätszugehörigkeit in Transkarpatien


GESCHICHTE UND KULTUR 33<br />

keine sehr fest gefügte Grösse ist. Die Mens<strong>ch</strong>en sind<br />

diesbezügli<strong>ch</strong> sehr mobil und Mis<strong>ch</strong>ehen sind häufig.<br />

1989 ergab si<strong>ch</strong> folgendes Bild: Ukrainer 78,4%, Ungarn 12,5%,<br />

Russen 4,0%, Rumänen 2,4%, Roma 1,5%, Slowaken 0,6%,<br />

Deuts<strong>ch</strong>e 0,3%, Weißrussen 0,2%; Juden 0,2%. Ausserdem gab<br />

es nennenswerte Gruppen von Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>en, Polen, Italienern,<br />

Armeniern und Aserbajds<strong>ch</strong>anern. Zum Verglei<strong>ch</strong> die Anteile in<br />

der Zwis<strong>ch</strong>enkriegszeit (1930): Ukrainer 60,9%, Ungarn 15,9%,<br />

Juden 12,5%, Slowaken und Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>en 4,6%, Deuts<strong>ch</strong>e 1,8%,<br />

Diverse 4,3%.<br />

Die Ukrainer<br />

Unter der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerung gibt es vers<strong>ch</strong>iedene Subethnien. Im<br />

Westen Transkarpatiens leben die Dolynjany Die Ostgrenze ihrers<br />

Ansiedlungsgebietes verläuft am Fluß S<strong>ch</strong>opurka, die Westgrenze bildet die<br />

Staatsgrenze mit der Slowakei. Im Norden leben sie bis in die Gegend von<br />

Malyj Bereznyj, im Süden grenzen sie an die Ungarn, wel<strong>ch</strong>e<br />

traditionellerweise die Niederungen Transkarpatiens besiedeln.<br />

Im Rayon Ra<strong>ch</strong>iv im Osten der Oblast leben die Huzulen. Sie besiedeln<br />

ausserdem die Gebirgsgebiete der Oblast Iwano-Frankiwsk sowie den<br />

südwestli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der Oblast Ts<strong>ch</strong>erniwzi. Huzulen leben au<strong>ch</strong> in einigen<br />

Dörfern des Distrikts Maramures<strong>ch</strong> in Rumänien. Diese Territorien haben sie<br />

im 14.-18. Jh. besiedelt.<br />

Die Frage der Herkunft der Huzulen bleibt ungeklärt, obwohl es in der<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Literatur eine Reihe von Hypothesen gibt. Einige Fors<strong>ch</strong>er<br />

verbinden den Namen „Huzul“ mit ihrer Hauptbes<strong>ch</strong>äftigung – der Viehzu<strong>ch</strong>tdas<br />

Wort stamme von „kots<strong>ch</strong>ul“, zu deuts<strong>ch</strong> „Hirt“ ab. Die Viehzu<strong>ch</strong>t mit<br />

Alpwirts<strong>ch</strong>aft prägte die Lebensweise und Kultur der Huzulen. Ihre Höfe<br />

bestehen aus einem burgartigen ges<strong>ch</strong>lossenen System von Bauten<br />

(„Hras<strong>ch</strong>da“). Zusammen mit den Wirts<strong>ch</strong>aftsgebäuden waren die Häuser der<br />

Huzulen von einem hohen Zaun umgeben. Sie sind au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihre originellen<br />

Kreuzkir<strong>ch</strong>en bekannt. Die Viehzu<strong>ch</strong>t prägte die eigenartige Kü<strong>ch</strong>e der<br />

Huzulen, die vor allem auf Mil<strong>ch</strong>- und Fleis<strong>ch</strong>geri<strong>ch</strong>te orientiert ist. Die<br />

altertümli<strong>ch</strong>en, heidnis<strong>ch</strong>en Vorstellungen und Weltans<strong>ch</strong>auung liegen der<br />

geistigen Kultur der Huzulen zugrunde. Dies betrifft insbesondere Sitten und<br />

Bräu<strong>ch</strong>e wie das Zopfabs<strong>ch</strong>neiden in den Ho<strong>ch</strong>zeitsbräu<strong>ch</strong>en, das Anma<strong>ch</strong>en<br />

eines Feuers „Watra“ bei der Geburt eines Kindes oder die rituelle<br />

Abs<strong>ch</strong>iedsnahme bei den Beerdigungsbräu<strong>ch</strong>en. Die Alltagskultur der Huzulen<br />

unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> stark von der ukrainis<strong>ch</strong>en Kultur.<br />

Eine weitere ethnis<strong>ch</strong>e Gruppe wird Bojken genannt. Die Bojken sind ein<br />

Bergvolk, das im zentralen und teilweise im westli<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong> der ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Karpaten anzutreffen ist. Viele Bojken leben an den nördli<strong>ch</strong>en Abhängen<br />

der Karpaten in den Oblasten Iwano-Frankiwsk und Lwiw. In Transkarpatien<br />

leben sie im Rayon Wolowez und teilweise in Welykyj Bereznyj und Mizhhirja.


34<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Über die Herkunft der Bojken gibt es zwei entgegengesetzte Ansi<strong>ch</strong>ten. Na<strong>ch</strong><br />

der ersten seien die Bojken die auto<strong>ch</strong>tone Bevölkerung Transkarpatiens; die<br />

andere Hypothese bringt ihre Herkunft mit keltis<strong>ch</strong>en Stämmen in Verbindung.<br />

Die Lemken, ursprüngli<strong>ch</strong> ein Hirtennomadenvolk lebt im Flußtal der<br />

Lutjanka und am Oberlauf der Us<strong>ch</strong> sowie im Norden der Slowakei und im<br />

Südosten Polens. Na<strong>ch</strong> dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden viele<br />

Lemken aus Polen in die Ukraine zwangsumgesiedelt (in die Oblast Lwiw,<br />

Ternopol, Mikolajiw, Cherson). Diejenigen, die in Polen geblieben waren,<br />

wurden in die westli<strong>ch</strong>en Wojewods<strong>ch</strong>aften Polens deportiert, da sie paus<strong>ch</strong>al<br />

als Sympathisanten des ukrainis<strong>ch</strong>en Widerstands in Polen angesehen wurden.<br />

Einige Fors<strong>ch</strong>er führen die Herkunft der Lemken auf die Weißkroaten zurück,<br />

von denen der überwiegende <strong>Teil</strong> im 6.-7. Jh. von den Karpaten auf die<br />

Balkaninsel übersiedelte. Der andere <strong>Teil</strong> vermis<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> mit anderen<br />

ostslawis<strong>ch</strong>en Stämmen.<br />

1000 Jahre Fremdherrs<strong>ch</strong>aft<br />

Im Unters<strong>ch</strong>ied zur Gebirgszone sind die fru<strong>ch</strong>tbaren Täler im Süden<br />

Transkarptiens vorwiegend von vers<strong>ch</strong>iedenen ni<strong>ch</strong>t ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Nationalitäten bewohnt. Die zahlrei<strong>ch</strong>sten unter ihnen sind die Ungarn, die<br />

in den südli<strong>ch</strong>en Niederungen wohnen. Tausend Jahre lang regierten die<br />

ungaris<strong>ch</strong>en Könige über Transkarpatien. Den ungaris<strong>ch</strong>en privilegierten<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten gelang es während vielen Jahrhunderten, die führenden Positionen<br />

im Staat auf Kosten der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerungsmehrheit einzunehmen.<br />

Bis zum Ende des ersten Weltkrieges blieb die Vorma<strong>ch</strong>tstellung der Ungarn<br />

in Transkarpatien unanfe<strong>ch</strong>tbar. Die Städte waren eindeutig ungaris<strong>ch</strong> geprägt,<br />

obwohl ihre Bevölkerung ein buntes Völkergemis<strong>ch</strong> darstellte. Die<br />

einflußrei<strong>ch</strong>en Positionen – Beamte, Ärzte, Lehrer, Juristen, Ri<strong>ch</strong>ter,<br />

Handelsleute, Fabrikanten, Armeeoffiziere und Adel – waren hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

den Ungarn, madjarisierte Juden oder Deuts<strong>ch</strong>en vorbehalten. Vertreter anderer<br />

Nationen, die eine höhere gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Stellung erlangen wollten, mußten<br />

die ungaris<strong>ch</strong>e Kultur und Spra<strong>ch</strong>e annehmen. Die ungaris<strong>ch</strong>en Dorfeinwohner<br />

besaßen den grössten <strong>Teil</strong> des fru<strong>ch</strong>tbaren Landes und waren dementspre<strong>ch</strong>end<br />

ziemli<strong>ch</strong> wohlhabend. Als die Karpato-Ukraine 1919 der<br />

Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik angegliedert wurde, wurde der madjaris<strong>ch</strong>en<br />

Herrs<strong>ch</strong>aft ein Ende gesetzt. Die Mehrheit der Grundbesitzer waren<br />

gezwungen, ihre Grundstücke gegen eine finanzielle Ents<strong>ch</strong>ädigung<br />

abzugeben. Das Eigentum der Adeligen wurde in der Regel enteignet. Die<br />

Anzahl der madjaris<strong>ch</strong>en Bevölkerung ging wesentli<strong>ch</strong> zurück – etli<strong>ch</strong>e waren<br />

na<strong>ch</strong> Ungarn ausgewandert; vor allem aber deklarierten si<strong>ch</strong> die Juden nun<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr als „Ungarn“, sondern ers<strong>ch</strong>ienen in den Volkszählungen als eigene<br />

ethnis<strong>ch</strong>e Gruppe. Die ungaris<strong>ch</strong>e Minderheit war dem neuen Staat gegenüber<br />

loyal. Es gab viele Ausbildungsmögli<strong>ch</strong>keiten und eine freie Presse. Von 1939<br />

bis 1944 geriet Transkarpatien erneut unter die Ma<strong>ch</strong>t von Ungarn. Ungarns<br />

Versu<strong>ch</strong>, die einst verlorenen führenden Positionen wiederzugewinnen,


GESCHICHTE UND KULTUR 35<br />

s<strong>ch</strong>eiterte jedo<strong>ch</strong> daran, dass es den Krieg an der Seite der Deuts<strong>ch</strong>en verlor<br />

und si<strong>ch</strong> an ihrer Stelle die Sowjetunion als Ordnungsma<strong>ch</strong>t etablierte.<br />

Die Russen<br />

Sie sind die jüngste ethnis<strong>ch</strong>e Minderheit in unserer Gegend und tau<strong>ch</strong>en erst<br />

Anfang der 20-er Jahre des 20. Jahrhunderts auf, als ein <strong>Teil</strong> der russis<strong>ch</strong>en<br />

antibols<strong>ch</strong>ewistis<strong>ch</strong>en Emigration na<strong>ch</strong> dem Ende des Bürgerkrieges in<br />

Russland na<strong>ch</strong> Transkarpatien flü<strong>ch</strong>tete. Dur<strong>ch</strong> ihr hohes Ausbildungsniveau<br />

wurden die russis<strong>ch</strong>en Emigranten von der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Regierung<br />

aktiv am wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und kulturellen Leben der Region beteiligt. Russis<strong>ch</strong>e<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler waren an ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und slowakis<strong>ch</strong>en Instituten tätig.<br />

Sie befassten si<strong>ch</strong> mit der Erfors<strong>ch</strong>ung der Ethnographie, Volkskultur, Kunst<br />

und der ruthenis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e. Die ehemaligen Professoren der russis<strong>ch</strong>en<br />

Universitäten unterri<strong>ch</strong>teten Russis<strong>ch</strong> an den Gymnasien von Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />

Chust, Prjas<strong>ch</strong>ew. Russis<strong>ch</strong>e Priester und Mön<strong>ch</strong>e trugen außerdem zur<br />

Wiedergeburt der Orthodoxie in der Region bei.<br />

Ein <strong>Teil</strong> der Emigranten war au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> engagiert. Dies alles förderte die<br />

Organisation und Konsolidierung der russophilen Strömung. Die Anzahl der<br />

Russen in den Jahren 1921-1939 s<strong>ch</strong>wankte ständig. Sie sahen ihren neuen<br />

Wohnsitz als temporär an und wiegten si<strong>ch</strong> in der Hoffnung, wieder na<strong>ch</strong><br />

Russland zurückzukehren. Vor dem Zusammenbru<strong>ch</strong> der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei<br />

1938-1939 war die Mehrheit na<strong>ch</strong> Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien und Westeuropa ausgewandert.<br />

Die neue Einwanderungswelle der Russen setzt 1944 ein. Nun kamen primär<br />

Vertreter der Staats- und Parteibürokratie der UdSSR sowie Militärs. Ende<br />

der 80-er Jahre lebten in Transkarpatien etwa 50‘000 Russen (4% der<br />

Gesamtbevölkerung). Na<strong>ch</strong> dem Zerfall der Sowjetunion verliess ein <strong>Teil</strong> der<br />

Russen Transkarpatien in Ri<strong>ch</strong>tung Russland.<br />

In den 90-er Jahren hat die russis<strong>ch</strong>e Intelligenz eine Kulturorganisation<br />

„Rossijskyj Dim“ (Russis<strong>ch</strong>es Haus) gegründet, wel<strong>ch</strong>e mit Kulturinstitutionen<br />

anderer nationaler Minderheiten Transkarpatiens zusammenarbeitet.<br />

Die Rumänen<br />

Sie leben an der Theiß in den Dörfern Bila Zerkwa, Serednje Wodjane,<br />

Wodyzja, Dibrowa, Hlybokyj Potik, Topts<strong>ch</strong>yno und Solotwyno. Sie sind die<br />

Na<strong>ch</strong>kommen der Wala<strong>ch</strong>en, die im 14. Jahrhundert aus dem Balkan in die<br />

Ostkarpaten kamen. Die Mehrheit von ihnen wurde mit der Zeit von der<br />

ruthenis<strong>ch</strong>en Bevölkerung assimiliert, die übrigen ließen si<strong>ch</strong> an den Orten<br />

nieder, wo sie bis heute leben. Im 14.-16. Jh. waren die orthodoxen Rumänen,<br />

die an der Theiß lebten, eine Art Vermittler in den kulturellen Kontakten<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Ruthenen und den Orthodoxen auf dem Balkan. Davon zeugen<br />

S<strong>ch</strong>riftdenkmäler jener Zeit sowie Wandmalereien in den Holzkir<strong>ch</strong>en von<br />

Maromoros<strong>ch</strong>.


36<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. verarmten die Rumänen wegen<br />

ihrer unterentwickelten patriar<strong>ch</strong>alen Agrarwirts<strong>ch</strong>aft. Zudem waren sie sozial<br />

und örtli<strong>ch</strong> weniger mobil als die ruthenis<strong>ch</strong>en Bauern, die eine Jahrhunderte<br />

alte Tradition der Wanderarbeit kennen. Die ar<strong>ch</strong>ais<strong>ch</strong>e Lebensweise der<br />

rumänis<strong>ch</strong>en Dörfer wurde erst dur<strong>ch</strong> die sowjetis<strong>ch</strong>e Kollektivisierung<br />

überwunden. Der Bes<strong>ch</strong>äftigungsgrad in der Landwirts<strong>ch</strong>aft ging stark zurück<br />

und die arbeitsfähige Bevölkerung war gezwungen, si<strong>ch</strong> ebenfalls in<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen der Sowjetunion auf Arbeitssu<strong>ch</strong>e zu begeben. Sie<br />

ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> vor allem als gute Holzflösser einen Namen und waren an den<br />

Flüssen des russis<strong>ch</strong>en Nordens und Sibiriens bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />

Wie au<strong>ch</strong> andere nationale Gruppen Transkarpatiens haben die Rumänen ihre<br />

eigene sozio-kulturellen Gemeins<strong>ch</strong>aften gegründet. Seit der ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Unabhängigkeit wurden au<strong>ch</strong> wieder vielfältige Kontakte zum Na<strong>ch</strong>barland<br />

Rumänien geknüpft, von wel<strong>ch</strong>em die transkarpatis<strong>ch</strong>en Rumänen über<br />

Jahrzehnte hinweg abges<strong>ch</strong>nitten waren.<br />

Die Roma<br />

Sinti und Roma wohnen seit dem Mittelalter in den Städten und Dörfern<br />

Transkarpatiens, es gibt aber keine einzige rein zigeuneris<strong>ch</strong>e Siedlung. In<br />

der Gegend leben gemäss Volkszählung etwa 20‘000 Roma. Gemäss Roma-<br />

Organisationen liegt ihre effektive Zahl etwa 3 bis 4 Mal höher (viele<br />

deklarieren si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Roma oder leben als eigentli<strong>ch</strong>e „Sans-Papiers“<br />

hier). Ihre marginalisierte Lebensweise hat si<strong>ch</strong> im Laufe von vielen<br />

Jahrhunderten kaum verändert - sie wohnen vorwiegend in den sogenannten<br />

Lagern („Tabor“) am Stadt- und Dorfrand. Trotz der erzwungenen<br />

Sesshaftigkeit sind sie sehr mobil. Da sie de facto praktis<strong>ch</strong> vom Arbeitsmarkt<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen sind, verdienen si<strong>ch</strong> viele ihren Lebensunterhalt dur<strong>ch</strong><br />

Saisonarbeit ausserhalb Transkarpatiens oder dur<strong>ch</strong> Kleinhandel. Frauen und<br />

Kinder sind oft auf Betteln angewiesen. Roma sieht man stets auf Bahnhöfen,<br />

Märkten und in den Zügen. Die Politik seitens aller politis<strong>ch</strong>en Regime und<br />

regionalen Mä<strong>ch</strong>te blieb in Bezug auf Sinti und Roma indifferent oder<br />

diskriminierend.<br />

Das sowjetis<strong>ch</strong>e Regime versu<strong>ch</strong>te das Verhaltensstereotyp der Sinti-Roma<br />

dur<strong>ch</strong> das Verbot des Nomadenlebens, die Zwangsarbeitseinstellung der<br />

Männer und den obligatoris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> für Kinder zu ändern. Diese an<br />

si<strong>ch</strong> guten Absi<strong>ch</strong>ten haben aber das Leben der Roma eher no<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>wert.<br />

Sinti und Roma zerfallen in mehrere soziale S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten: Roma-Musiker, wel<strong>ch</strong>e<br />

in Restaurants, Cafés und Casinos spielen und Handwerker (S<strong>ch</strong>miede,<br />

S<strong>ch</strong>neider) bilden die Obers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Holzs<strong>ch</strong>nitzer, Korbfle<strong>ch</strong>ter und Fuhrleute<br />

bilden die Mittels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Die Unters<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t besteht aus einer grossen Zahl völlig<br />

mittelloser und marginalisierter Mens<strong>ch</strong>en, die ihr Dasein mit<br />

Gelegenheitsjobs, Abfallbewirts<strong>ch</strong>aftung, Lehmziegelherstellung, Kleinhandel<br />

und Bettelei fristen. Wer einmal die Elendsquartiere dieser Mens<strong>ch</strong>en gesehen<br />

hat, wird verstehen, dass in diesem Milieu au<strong>ch</strong> Alkoholismus, Prostitution<br />

und kriminelle Aktivitäten gedeihen.<br />

Der Zusammenbru<strong>ch</strong> der Sowjetunion bra<strong>ch</strong>te eine gewisse Aufbru<strong>ch</strong>stimmung<br />

in die Reihen der Roma. Die Roma-Elite gründeten ihre<br />

Kulturgemeins<strong>ch</strong>aften wie z.B. „Romani-Yag“, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> um Re<strong>ch</strong>tshilfe<br />

bemühen, si<strong>ch</strong> karitativ und kulturell betätigen und ihrerseits von<br />

internationalen Organisationen wie der Soros-Stiftung unterstützt werden.


GESCHICHTE UND KULTUR 37<br />

Die Slowaken<br />

Die überwiegende Mehrheit der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit wohnt in Uzhhorod<br />

und dem Grenzgebiet zur Slowakei. Ein <strong>Teil</strong> von ihnen gehört zur auto<strong>ch</strong>thonen<br />

Bevölkerung der Gegend, die anderen kamen 1919 hierher, als Transkarpatien<br />

der damaligen Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik anges<strong>ch</strong>lossen wurde 1947<br />

ist ein <strong>Teil</strong> der Slowaken in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei zurückgekehrt.<br />

1991, na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit der Ukraine, setzte ein Prozess<br />

der nationalen Wiedergeburt der slowakis<strong>ch</strong>en Minderheit ein. Seit den 90-er<br />

Jahren sind in Transkarpatien fünf öffenli<strong>ch</strong>e Kulturvereinigungen der<br />

Slowaken entstanden. Sie alle berei<strong>ch</strong>ern das Bildungs-und Kulturleben unserer<br />

Gegend.<br />

Die Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Sie kamen als Kolonisten aus deuts<strong>ch</strong>en und österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Regionen auf<br />

Einladung der ungaris<strong>ch</strong>en Könige. Sie sollten die dur<strong>ch</strong> den Tatareneinfall<br />

im 13. Jh. entvölkerten Gebiete neu besiedeln. Die Umsiedler aus Sa<strong>ch</strong>sen<br />

ließen si<strong>ch</strong> in Vorgebirgsregionen der Karpaten und an der Theiß nieder. Sie<br />

bauten die zerstörten und entvölkerten Dörfer und Städte auf und gründeten<br />

neue: Mukats<strong>ch</strong>ewo, Berehowo (Lampre<strong>ch</strong>tshaz), Söllös<strong>ch</strong>, Chust,<br />

Wys<strong>ch</strong>kowo, Tjats<strong>ch</strong>iw (Deuts<strong>ch</strong>au), Sighet, Solotwyno, Dowhe Pole.<br />

Die deuts<strong>ch</strong>en Kolonisten haben neue re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en der<br />

königli<strong>ch</strong>en Gewalt und den Freisiedlern auf der Basis von Selbsverwaltung<br />

eingeführt. In kurzer Zeit waren die deuts<strong>ch</strong>en Handwerker in der Produktion<br />

dominierend. Deuts<strong>ch</strong>e Bergleute setzten eine neue Te<strong>ch</strong>nik der Salzförderung<br />

ein und haben den Salzabbau in Solotwino lange Zeit in ihren Händen<br />

konzentriert. Allmähli<strong>ch</strong> ging diese Kolonistengeneration dur<strong>ch</strong> Assimilation<br />

in der ungaris<strong>ch</strong>en und teilweise der ukrainis<strong>ch</strong>en Bevölkerung auf.<br />

Die nä<strong>ch</strong>ste Welle der deuts<strong>ch</strong>en Ansiedlung fiel auf die ersten Jahrzehnte<br />

des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Reformation und dem<br />

Bauernkrieg in Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

1711, na<strong>ch</strong> dem Ende der Kriege mit Transsylvanien und dem osmanis<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>, beginnen die österri<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Monar<strong>ch</strong>en, die Umsiedlung deuts<strong>ch</strong>er<br />

Kolonisten in unsere Gegend verstärkt zu fördern.<br />

Neue deuts<strong>ch</strong>e Siedlungen ers<strong>ch</strong>einen ni<strong>ch</strong>t nur im Vorgebirgsland bei<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo und Berehowo, sondern au<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> in den Bergen. Im Tereswa-<br />

Tal (benannt na<strong>ch</strong> der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Kaiserin Maria-Theresia) werden<br />

Bauern und Forstleute aus dem Salzkammergut angesiedelt. Sie sollen das<br />

Tal ers<strong>ch</strong>liessen und für die Waldwirts<strong>ch</strong>aft nutzbar ma<strong>ch</strong>en (Holzbedarf der<br />

Salzmine Solotwyno). Im Tereswa-Tal lebten die Deuts<strong>ch</strong>en bis zum Ausbru<strong>ch</strong><br />

des 2. Weltkriegs vorallem in Deuts<strong>ch</strong> Mokra (hier praktis<strong>ch</strong> unter si<strong>ch</strong>), in<br />

Russis<strong>ch</strong> Mokra, in Königsfeld (Ust-Ts<strong>ch</strong>orna) und in Dubowe. Eine weitere<br />

grosse Gemeins<strong>ch</strong>aft lebte in Ra<strong>ch</strong>iw.<br />

Der Zuzug von Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ostmitteleuropa dauert bis ins 20. Jahrhundert<br />

an. 1910 lebten in den se<strong>ch</strong>s nordöstli<strong>ch</strong>en Komitaten des Ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Königrei<strong>ch</strong>es 18‘500 Deuts<strong>ch</strong>e in Städten und 94‘000 in Dörfern. Der Prozess<br />

der Madjarisierung Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. hat au<strong>ch</strong> die örtli<strong>ch</strong>en<br />

Deuts<strong>ch</strong>en betroffen. Na<strong>ch</strong> 1870 wurden alle staatli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulen mit deuts<strong>ch</strong>er<br />

Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>lossen. Na<strong>ch</strong> dem Zerfall von Österrei<strong>ch</strong>-Ungarn<br />

(Oktober 1918) ist ein großer <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Österrei<strong>ch</strong> und<br />

Deuts<strong>ch</strong>land zurückgewandert. In der demokratis<strong>ch</strong>en Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei kam<br />

es zur Wiederbelebung des kulturellen Lebens der transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />

Deuts<strong>ch</strong>en. 1936 gab es wieder 24 deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen in der Gegend, die 2‘000<br />

S<strong>ch</strong>üler unterri<strong>ch</strong>teten. Während des 2. Weltkrieges haben viele deuts<strong>ch</strong>e<br />

Ansiedler die grossdeuts<strong>ch</strong>e fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Politik unterstützt und nannten si<strong>ch</strong><br />

„Karpato-Germanen“.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Einmars<strong>ch</strong> der sowjetis<strong>ch</strong>en Armee in Transkarpatien zog si<strong>ch</strong> der<br />

grösste <strong>Teil</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en mit der Wehrma<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Westen zurück. Denen,<br />

die geblieben waren, wurden alle gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te entzogen. Laut<br />

einer Verordnung des NKWD wurden ganze Familien zur Wiederaufbauarbeiten<br />

in das Donbas, die Ostukraine und Sibirien deportiert. Diejenigen,<br />

die die Grausamkeiten der Deportation überlebt hatten, konnten ab 1955 nur<br />

halb legal na<strong>ch</strong> Transkarpatien zurückkehren, legal war dies erst na<strong>ch</strong> 1956<br />

mögli<strong>ch</strong>. 1993 betrug die Anzahl der deuts<strong>ch</strong>en Bevölkerung in der Gegend<br />

no<strong>ch</strong> 3‘400 Mens<strong>ch</strong>en. Seither haben sehr viele von der Mögli<strong>ch</strong>keit Gebrau<strong>ch</strong><br />

gema<strong>ch</strong>t, na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land oder Österrei<strong>ch</strong> auszuwandern. In den 90-er Jahren


wurden dennoh mehrere deuts<strong>ch</strong>e Kulturvereine (z.B. „Wiedergeburt“,<br />

„Palanok“) ges<strong>ch</strong>affen, um den stetigen Niedergang der deuts<strong>ch</strong>en Kultur in<br />

Transkarpatien aufzuhalten.<br />

Die Juden<br />

Die ersten Spuren einer jüdis<strong>ch</strong>en Präsenz in Transkarpatien stammen aus<br />

dem 15. Jahrhundert. Der jüdis<strong>ch</strong>e Zuzug verstärkte si<strong>ch</strong> im Gefolge des<br />

Chmelnitzki-Aufstands in der Ukraine. Eine eigentli<strong>ch</strong>e Masseneinwanderung<br />

von Juden aus Galizien setzte jedo<strong>ch</strong> erst im 18. Jahrhundert ein. Dur<strong>ch</strong><br />

Überbevölkerung, politis<strong>ch</strong>e Unruhen sowie militäris<strong>ch</strong>e Konflikte wurden<br />

sie gezwungen, ihren alten Wohnsitz auf der anderen Seite der Karpaten zu<br />

verlassen. Transkarpatien, dur<strong>ch</strong> den Krieg von 1703-1711 verwüstet und<br />

entvölkert, konnte eine große Anzahl von Emigranten aufnehmen. S<strong>ch</strong>on 1787<br />

wohnten in den Komitaten Ung, Bereg, Ohots<strong>ch</strong> und Maramoros<strong>ch</strong> 6311 Juden.<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jh. errei<strong>ch</strong>te die Emigration aus Galizien ein no<strong>ch</strong><br />

größeres Ausmaß. Die intensive Zuwanderung und hohe Geburtenraten hatten<br />

einen wesentli<strong>ch</strong>en Zuwa<strong>ch</strong>s der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung zur Folge. Zudem<br />

waren die Juden in Ungarn seit 1867 – anders als im zaristis<strong>ch</strong>en Russland –<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> gestellt. 1910 zählten die Gemeinden der oben erwähnten<br />

Komitate s<strong>ch</strong>on 128‘791 Juden. Die Emanzipation s<strong>ch</strong>uf neue Voraussetzungen<br />

für das Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum, führte aber glei<strong>ch</strong>zeitig zu einer Spaltung<br />

innerhalb der jüdis<strong>ch</strong>en Gemeinde. Die wohlhabenderen und städtis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten haben si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell mit der dominierenden ungaris<strong>ch</strong>en Nation<br />

assimiliert, weil dies die Voraussetzung zur <strong>Teil</strong>nahme am wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en,<br />

sozialen und kulturellen Aufs<strong>ch</strong>wung war. Die Mehrheit der Anderen, die<br />

ihre nationale Identität ni<strong>ch</strong>t verlieren wollten, lebten eher in ländli<strong>ch</strong>en<br />

Gegenden und in einfa<strong>ch</strong>en bis prekären wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnissen.


Zu den sozioökonomis<strong>ch</strong>en Auseinandersetzungen gesellte si<strong>ch</strong> die religiöse<br />

Spaltung. Die Masse der armen transkarpatis<strong>ch</strong>e Juden orientierte si<strong>ch</strong> am<br />

bereits dogmatis<strong>ch</strong> erstarrten Chassidismus und hielt an der jiddis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e<br />

fest. Die unternehmeris<strong>ch</strong>e und kulturelle Elite war hingegen reformorientiert<br />

und liberal. Für die Einen blieb das Judentum eine kulturelle Identität und<br />

Lebensweise, für die Anderen war es nur mehr eine religiöse Orientierung.<br />

Die Eingliederung der Pidkarpatska Ruß in die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>e Republik<br />

1919 hat neue Mögli<strong>ch</strong>keiten für die Juden eröffnet. Der neuges<strong>ch</strong>affene Staat<br />

anerkannte alle Re<strong>ch</strong>te der nationalen Minderheiten und jeder konnte si<strong>ch</strong><br />

ohne offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Diskriminierung zu seiner Identität bekennen. Laut der<br />

Statistik von 1921 lebten in Transkarpatien 93‘341 Juden. In der ganzen<br />

Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei waren es 354‘342 Juden, d.h jeder vierte wohnte in der<br />

Pidkarpatska Ruß.<br />

Die jüdis<strong>ch</strong>e Elite wohnte vorwiegend in den Städten, aber die Mehheit der<br />

jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung verblieb im ländli<strong>ch</strong>en Raum (vgl. dazu die Karte<br />

oben). Ihre armseligen Holzhäuser unters<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong> kaum von den Häusern<br />

ihrer Na<strong>ch</strong>barn. Die meisten lebten ebenso kümmerli<strong>ch</strong> wie die ukrainis<strong>ch</strong>en<br />

Bauern. Do<strong>ch</strong> in den meisten Dörfern waren die Dorfs<strong>ch</strong>enke und der<br />

Krämerladen in jüdis<strong>ch</strong>er Hand – was für die Wahrnehmung der Juden als<br />

„Profiteure“ prägend war.<br />

Die Situation der Juden veränderte si<strong>ch</strong> radikal na<strong>ch</strong> der Unterzei<strong>ch</strong>nung des<br />

Mün<strong>ch</strong>ner Abkommens im September 1938. Innert nur zwei Monaten, am 2.<br />

November 1938, fielen 12% des Territoriums der Karpato-Ukraine an Ungarn.<br />

Die endgültige Annexion Transkarpatiens dur<strong>ch</strong> Ungarn fand im März 1939<br />

statt. Die ungaris<strong>ch</strong>e Regierung verabs<strong>ch</strong>iedete eine Reihe antisemitis<strong>ch</strong>er<br />

Gesetze. Viele Juden galten fortan als Ausländer, da sie keinen ungaris<strong>ch</strong>en


40<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Pass erhielten. Ab 1941 wurden jüdis<strong>ch</strong>e Männer zum Arbeitsdienst an der<br />

russis<strong>ch</strong>en Front eingezogen, wo viele unbewaffnet im gegneris<strong>ch</strong>en Feuer<br />

umkamen. Tausende wurden na<strong>ch</strong> Kamenez-Podolsk abges<strong>ch</strong>oben und dort<br />

bei einem Massaker umgebra<strong>ch</strong>t.<br />

Trotz aller Verfolgungen und Diskriminierungen dur<strong>ch</strong> Horthy-Ungarn<br />

konnten jedo<strong>ch</strong> die meisten Juden in Transkarpatien bis zum Frühjahr 1944<br />

überleben – während ihre Glaubensgenossen im Ma<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong><br />

Nazideuts<strong>ch</strong>lands bereits überall dur<strong>ch</strong> den Holocaust verni<strong>ch</strong>tet worden<br />

waren. Dies änderte si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lagartig, als die deuts<strong>ch</strong>e Wehrma<strong>ch</strong>t im Frühjahr<br />

1944 Ungarn besetzte, um einem drohenden Frontwe<strong>ch</strong>sel der Horthy-<br />

Regierung zuvor zu kommen. Innert nur 3 Monaten wurden sämtli<strong>ch</strong>e Juden<br />

Transkarpatiens in Ghettos konzentriert (u.a. in Us<strong>ch</strong>horod, Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />

Iza, Winogradiw und Sighet) und na<strong>ch</strong> Aus<strong>ch</strong>witz deportiert. Über 80% von<br />

ihnen wurden dort ermordet.<br />

Nur ein kleiner <strong>Teil</strong> der Juden kam na<strong>ch</strong> dem Krieg na<strong>ch</strong> Transkarpatien zurück,<br />

die Mehrheit wanderte in die USA oder na<strong>ch</strong> Israel aus. Die Synagogen und<br />

Bethäuser wurden von der Sowjetma<strong>ch</strong>t zweckentfremdet und in Lagerhallen,<br />

Clubs, Turnhallen, Mühlen oder Kinos verwandelt. Heutzutage bestehen nur<br />

no<strong>ch</strong> kümmerli<strong>ch</strong>e Reste der einst blühenden jüdis<strong>ch</strong>en Kultur in ehemaligen<br />

großen jüdis<strong>ch</strong>en Zentren wie Mukats<strong>ch</strong>ewo, Us<strong>ch</strong>horod oder Chust. Seit 1991<br />

ist ein grosser <strong>Teil</strong> der kleinen jüdis<strong>ch</strong>en Restgemeinden na<strong>ch</strong> Israel oder<br />

Deuts<strong>ch</strong>land ausgewandert, geblieben sind fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ältere Leute.<br />

Religion<br />

Frühes Christentum<br />

Das Christentum kam über Handelswege s<strong>ch</strong>on in den ersten Jahrhunderten<br />

unserer Zeitre<strong>ch</strong>nung, zu römis<strong>ch</strong>en Zeiten, in die Gegend von Transkarpatien<br />

– insbesondere über den „Salzweg“. Gräber mit byzantis<strong>ch</strong>en Kreuzen zeugen<br />

davon, daß si<strong>ch</strong> die Weißkroaten unter der Herrs<strong>ch</strong>aft der Awaren im 7.- 8.<br />

Jh. zum Christentum bekannten und seine Grundsätze einhielten.<br />

Die Aufklärer Kyrillus und Methodius haben die transkarpatis<strong>ch</strong>en Christen<br />

während ihres Aufenthalts im Glauben gestärkt und legitimiert. Laut ihrer<br />

Mission von Konstantinopel haben sie die Heilige S<strong>ch</strong>rift und die Lithurgie<br />

ins Slawis<strong>ch</strong>e übersetzt und Gottes Wort überall auf ihrem Wege na<strong>ch</strong> Morawa<br />

gepredigt, wohin sie aus Konstantinopol 862 aufgebro<strong>ch</strong>en waren.<br />

Die Ungarn, die in Pannonien (ungaris<strong>ch</strong>e Tiefebene) einfielen, übernahmen<br />

zwar von den Slawen die Wirts<strong>ch</strong>aftsweise. In ihrer religiösen Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

waren sie jedo<strong>ch</strong> von Rom beeinflusst. Mit Hilfe der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en<br />

und Klöster wurde in Transkarpatien allmähli<strong>ch</strong> die lateinis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift<br />

verbreitet. Dies war dur<strong>ch</strong> die endgültige Herstellung der Herrs<strong>ch</strong>aft der<br />

ungaris<strong>ch</strong>en Feudalherren in der Karpato-Ruß Ende des 11.-12. Jahrhunderts<br />

bedingt.<br />

Auseinandersetzung zwis<strong>ch</strong>en Katholizismus<br />

und Orthodoxen<br />

Dur<strong>ch</strong> den Tatareneinfall Ende des 12. Jh. wurde die Gegend praktis<strong>ch</strong> völlig<br />

verwüstet. Um die entvölkerten Gebiete neu zu besiedeln, luden ungaris<strong>ch</strong>e<br />

Könige Kolonisten aus Deuts<strong>ch</strong>land, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus Sa<strong>ch</strong>sen ein. Mit ihnen<br />

kamen au<strong>ch</strong> römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e Geistli<strong>ch</strong>e und Mön<strong>ch</strong>e in die Gegend, was<br />

die Ausbreitung des lateinis<strong>ch</strong>en Alphabets erneut begünstigte. Die ersten<br />

katholis<strong>ch</strong>en Gemeinden entstanden im Gebiet der heutigen Orts<strong>ch</strong>aften


GESCHICHTE UND KULTUR 41<br />

Beregowo, Wynogradowo, Chust, Wys<strong>ch</strong>kow, Tjats<strong>ch</strong>iw, Bedewlja und<br />

Sasiwzi. Die Katholiken bekamen hier Grundstücke zugeteilt, hatten ihre<br />

eigene Selbstverwaltung, erri<strong>ch</strong>teten Kir<strong>ch</strong>en, gründeten S<strong>ch</strong>ulen und<br />

versu<strong>ch</strong>ten die hier lebenden Ruthenen zu katholisieren. Von diesen Vorgängen<br />

zeugt insbesondere das Serednjanskyj S<strong>ch</strong>loß, wel<strong>ch</strong>es von katholis<strong>ch</strong>en<br />

Mön<strong>ch</strong>en des Tempelritter-Ordens gebaut wurde. Die Position der katholis<strong>ch</strong>en<br />

Kir<strong>ch</strong>e wurden zu jener Zeit in Ungarn und somit au<strong>ch</strong> in Transkarpatien<br />

immer stärker. Ungea<strong>ch</strong>tet der Zugehörigkeit zum Katholizismus hielt der<br />

grösste <strong>Teil</strong> der ungaris<strong>ch</strong>en Obers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t im 11. Jahrhundert am grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>byzantis<strong>ch</strong>en<br />

Ritus fest. Rom tat alles Mögli<strong>ch</strong>e um seinen Einfluss<br />

auszuweiten.<br />

Dank den Ureinwohnern Transkarpatiens – den Ruthenen – blieb das<br />

Christentum, die kyrillis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift und die slawis<strong>ch</strong>e Kultur in dieser Gegend<br />

jedo<strong>ch</strong> dominierend. Der Katholizismus und die lateinis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift wurden<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Städten und in den ungaris<strong>ch</strong> besiedelten Gebieten verbreitet.<br />

Die Zentren der slawis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>rift und der kir<strong>ch</strong>enslawis<strong>ch</strong>en Literatur in<br />

Transkarpatien waren die Klöster. Als Gründer der orthodoxen Klöster gelten<br />

Mön<strong>ch</strong>e, die von Brs<strong>ch</strong>etislaw II. aus dem Sazawskyj Kloster vertrieben<br />

worden waren. Dank ihrer Bemühungen entstand das Uholskyj Kloster,<br />

wel<strong>ch</strong>es mit der Zeit zum Sitz der orthodoxen Bis<strong>ch</strong>öfe der Marmaros<strong>ch</strong> wurde.<br />

Die Klöster von Hrus<strong>ch</strong>ew, Ts<strong>ch</strong>ornobrid und Mukats<strong>ch</strong>ewo spielten eine<br />

wesenli<strong>ch</strong>e Rolle im geistigen Leben des 14.-15. Jahrhunderts. Am Ende des<br />

Mittelalters gab es in Transkarpatien etwa 20 funktionierende Klöster.<br />

Zur Behauptung des Christentums auf dem Territorium Transkarpatiens trug<br />

die Umsiedlung des Fürsten Fedor Korjatowits<strong>ch</strong> und seiner Gefolgs<strong>ch</strong>aft<br />

aus Podolien bei. In seinem Gefolge kamen viele Priester, Mön<strong>ch</strong>e und<br />

S<strong>ch</strong>reiber, die si<strong>ch</strong> außer ihrem religiösen Wirken au<strong>ch</strong> mit der Übersetzung<br />

und Verbreitung der kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Literatur befassten. Korjatowits<strong>ch</strong> ließ ein<br />

S<strong>ch</strong>loß und ein Kloster am Hügel Ts<strong>ch</strong>ernets<strong>ch</strong>a Hora in Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />

erri<strong>ch</strong>ten und ma<strong>ch</strong>te es zum Zentrum ni<strong>ch</strong>t nur der Orthodoxie, sondern au<strong>ch</strong><br />

der slawis<strong>ch</strong>en Kultur. 1440 wurde das Bistum von Mukats<strong>ch</strong>ewo gegründet.<br />

Es waren kritis<strong>ch</strong>e Zeiten für das Christentum, da si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem mißlungenen<br />

Konzil von Ferra-Florenz die Widersprü<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en der östli<strong>ch</strong>en und<br />

westli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e zugespitzt hatten. Erst 1491 hat der König Matij Ioann<br />

zum Bis<strong>ch</strong>of von Mukats<strong>ch</strong>ewo benannt. Dieser sollte aber die Kanone der<br />

sogenannten „Florentiner Union“ anerkennen. 1521 erließ Papst Leo X. eine<br />

Bulle zum S<strong>ch</strong>utz der Geistli<strong>ch</strong>keit, die die Union unterstützte, aber seitens<br />

des ungaris<strong>ch</strong>en Adels und der katholis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e unterdrückt wurde. In der<br />

Bulle wurde betont, die Volksbräu<strong>ch</strong>e und Zeremonien der östli<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e,<br />

die vom Florentis<strong>ch</strong>en Konzil verabs<strong>ch</strong>iedet wurden, sollten ni<strong>ch</strong>t verurteilt<br />

und die Gläubigen und die Geistli<strong>ch</strong>keit für ihre Ausübung ni<strong>ch</strong>t verfolgt<br />

werden. Die Orthodoxen jedo<strong>ch</strong> kannten dieses Dokument ni<strong>ch</strong>t – und die<br />

Katholiken beeilten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, es zu erfüllen.<br />

Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts verbreitet si<strong>ch</strong> in Transkarpatien der<br />

Katholizismus. In den geistli<strong>ch</strong>en Zentren wurden S<strong>ch</strong>ulen gegründet, in denen<br />

das sogenannte Trivium ( Grammatik, Rethorik und Logik) sowie geistige<br />

Kultur unterri<strong>ch</strong>tet wurde.<br />

Die römis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e existierte in Transkarpatien unter s<strong>ch</strong>weren Bedingungen.<br />

Mit ihr wurden herrs<strong>ch</strong>ende S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten ausländis<strong>ch</strong>er Herkunft assoziiert. Die<br />

Gottesdienste auf Latein waren für die örtli<strong>ch</strong>e Bevölkerung unverständli<strong>ch</strong>,<br />

die katholis<strong>ch</strong>en Feste und Bräu<strong>ch</strong>e waren ihnen fremd. Orthodoxe Priester<br />

und mit der Zeit au<strong>ch</strong> der progressive <strong>Teil</strong> der uniierten Geistli<strong>ch</strong>keit und der<br />

Intelligenz traten gegen den Katholizismus auf.<br />

Aufkommen des Protestantismus<br />

Im 16.-17. Jahrhundert bagann si<strong>ch</strong> in Transkarpatien der Protestantismus zu<br />

verbreiten, der in Westeuropa na<strong>ch</strong> der Reformation entstand. Na<strong>ch</strong> der<br />

Niederlage vom Sultan Sulejman II. (1526) war Ungarn zersplittert und wurde<br />

unter den Türken, ihren siebenbürgis<strong>ch</strong>en Vasallen und den österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Habsburgern aufgeteilt. Unter diesen Umständen begannen hier die Ideen der<br />

Reformation zu gedeihen. Die neue religiöse Strömung fand Anhänger in<br />

unserer Gegend, vor allem unter den deuts<strong>ch</strong>en Siedlern und einem <strong>Teil</strong> der<br />

Ungarn. Der organisierte und disziplinierte Protestantismus hatte damals in<br />

Transkarpatien starke Gemeinden und S<strong>ch</strong>ulen und genoss Unterstützung<br />

seitens der oberen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.


42<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Am Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte die Differenzierung zwis<strong>ch</strong>en<br />

Kalvinisten und Lutheranern. Zu den ersten gehörten die Ungarn, zu den<br />

zweiten die Deuts<strong>ch</strong>en. Die Ruthenen blieben hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> abseits der<br />

protestantis<strong>ch</strong>en Bewegungen, da der östli<strong>ch</strong>e Brau<strong>ch</strong> und seine Gebete ihnen<br />

vertrauter waren.<br />

Die uniierte Kir<strong>ch</strong>e<br />

Die re<strong>ch</strong>tlose orthodoxe Geistli<strong>ch</strong>keit gab den Vorzug dem Kompromiß mit<br />

den Katholiken, mit denen es weniger grundsätzli<strong>ch</strong>e Differenzen gab. 1646<br />

haben 63 orthodoxe Priester im S<strong>ch</strong>loß Us<strong>ch</strong>gorod die Union angenommen.<br />

Das heißt , sie akzeptiertem den Ans<strong>ch</strong>luß ihrer Kir<strong>ch</strong>e in Transkarpatien an<br />

die katholis<strong>ch</strong>e und anerkannten die Obrigkeit des römis<strong>ch</strong>en Papstes.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig wurden jedo<strong>ch</strong> einige Ausnahmen gewährt – insbesondere das<br />

Re<strong>ch</strong>t, die Bräu<strong>ch</strong>e der orthodoxen Kir<strong>ch</strong>e zu bewahren und das Re<strong>ch</strong>t der<br />

Priesterheirat. Die Unionsakte wurde mündli<strong>ch</strong>, ohne entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Dokumente verabs<strong>ch</strong>iedet. Erst 1771 wurde die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />

Epar<strong>ch</strong>ie von Mukats<strong>ch</strong>ewo kanonisiert. Sie spaltete si<strong>ch</strong> dann in zwei<br />

Bis<strong>ch</strong>ofswürden – die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e und die orthodoxe. Der letzteren<br />

gingen immer mehr Kir<strong>ch</strong>en, Klöster sowie Unterstützung seitens der<br />

Geistli<strong>ch</strong>keit und der Gläubigen verloren.<br />

Unter der auto<strong>ch</strong>thonen Bevölkerung Transkarpatiens, die si<strong>ch</strong><br />

jahrtausendelang unter ausländis<strong>ch</strong>er Herrs<strong>ch</strong>aft befand, gewann der<br />

grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Katholizismus allmähli<strong>ch</strong> eine Mehrheitsposition, er wurde zur<br />

„Religion der Ruthenen“. Dadur<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>ied er si<strong>ch</strong> vom Protestantismus<br />

und dem römis<strong>ch</strong>en Katholizismus, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> beide auf zugezogene<br />

Bevölkerungen abstützen und auf kulturelle Assimilation abzielten.<br />

Das Judentum<br />

Die jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinde in Uzhhorod wird zum ersten Mal im 16. Jahrhundert<br />

urkundli<strong>ch</strong> erwähnt. Die Zuwanderung von Juden na<strong>ch</strong> Transkarpatien geht<br />

auf die Verfolgungen in anderen Gegenden zurück. Insbesondere der<br />

Kosakenaufstand unter der Führung von Bohdan Chmelnitskij führte im 17.<br />

Jahrhundert zu einer Massenflu<strong>ch</strong>t von Juden aus Galizien über die Karpaten.<br />

Die Entwicklung der Handelsbeziehungen sowie Privilegien, die den jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Umsiedlern gewährt wurden, verstärkten den Zuzug von Juden na<strong>ch</strong><br />

Transkarpatien. Die aus den slawis<strong>ch</strong>en Regionen stammenden Juden<br />

(Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien, Polen, Galizien) spra<strong>ch</strong>en Jiddis<strong>ch</strong>, waren Anhänger des<br />

orthodoxen Judaismus, der die strenge Einhaltung der Vors<strong>ch</strong>riften der Tora<br />

und des Talmuds verlangt. In Konkurrenz zu den Orthodoxen fand später der<br />

Chassidismus – eine oppositionelle religiös-mystis<strong>ch</strong>e Strömung, die unter<br />

der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung Ostgaliziens und Podoliens in den 30-er Jahren<br />

des 18. Jahrhunderts entstand – in Transkarpatien eine grosse Verbreitung.<br />

Große <strong>ch</strong>assidis<strong>ch</strong>e Gemeinden entstanden mit der Zeit in Mukats<strong>ch</strong>ewo,<br />

Chust, Uzhhorod und anderen Städten und Dörfern. In Orten mit starker<br />

jüdis<strong>ch</strong>er Bevölkerung entstanden überall im Land jüdis<strong>ch</strong>e Einri<strong>ch</strong>tungen –<br />

Synagogen, Rabbiners<strong>ch</strong>ulen, Matzenbäckereien, kos<strong>ch</strong>ere S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>thäuser,<br />

jüdis<strong>ch</strong>e Kooperativen und Selbstverwaltungsorgane.<br />

Kir<strong>ch</strong>en und Gesells<strong>ch</strong>aft im 19. und 20. Jahrhundert<br />

Fast alle Glaubensbekenntnisse befassten si<strong>ch</strong> außer ihrer religiösen<br />

Funktionen mit der Aufklärungstätigkeit. Um die Wende des 18.-19.<br />

Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Transkarpatiens S<strong>ch</strong>ulen mit<br />

ruthenis<strong>ch</strong>er, ungaris<strong>ch</strong>er, deuts<strong>ch</strong>er oder jiddis<strong>ch</strong>er Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e.<br />

Die Position aller Kir<strong>ch</strong>en in Transkarpatien hat si<strong>ch</strong> in der Periode der<br />

Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakis<strong>ch</strong>en Republik (1919-1939) wesentli<strong>ch</strong> verbessert. Von 1918<br />

bis 1924 wurden dank den Verspre<strong>ch</strong>ungen von Präsident T. Masaryk, die<br />

Religionsfrage demokratis<strong>ch</strong> zu lösen, die notwendigen Voraussetzungen für<br />

eine freie und glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigte Koexistenz aller Konfessionen ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Das war die Zeit der Wiedergeburt der orthodoxen Kir<strong>ch</strong>e, die dur<strong>ch</strong><br />

vers<strong>ch</strong>iedene Ursa<strong>ch</strong>en bedingt war. Insbesondere war diese Wiedergeburt<br />

eine Gegenreaktion auf die Madjarisierung und Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>isierung. Die Geburt<br />

des nationalen Bewußtseins der Ruthenen im patriar<strong>ch</strong>alen transkarpatis<strong>ch</strong>en<br />

Dorf erhielt einen konfessionellen Charakter – die örtli<strong>ch</strong>en Bauern bekannten<br />

si<strong>ch</strong> spontan zum „russis<strong>ch</strong>en Glauben“.<br />

Na<strong>ch</strong> der Befreiung von der ungaris<strong>ch</strong>en Besetzung (November 1944) wurde<br />

vom Volksrat eine Reihe von Verordnungen verabs<strong>ch</strong>iedet, dur<strong>ch</strong> die alle


GESCHICHTE UND KULTUR 43<br />

national-religiösen Privilegien sowie die staatli<strong>ch</strong>e Unterstützung der Kir<strong>ch</strong>en<br />

und Klöster abges<strong>ch</strong>afft wurden. Die Bildungs- und Erziehungsfunktionen<br />

gingen von der Kir<strong>ch</strong>e an die entspre<strong>ch</strong>enden neuges<strong>ch</strong>affenen Staatsorgane<br />

über.<br />

Die sowjetis<strong>ch</strong>e Zeit war für die Gläubigen Transkarpatiens ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. Im<br />

Prozess wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und sozio-kultureller Umwälzungen in Transkarpatien<br />

wie im ganzen Lande wurde die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-materialistis<strong>ch</strong>e,<br />

kommunistis<strong>ch</strong>e Weltans<strong>ch</strong>auung aktiv propagiert und glei<strong>ch</strong>zeitig gegen die<br />

„religiösen Überbleibsel“ angekämpft. Besonders stark war der antireligiöse<br />

Druck in den 40 er bis 60-er Jahren. Die Uniierten (grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />

Kir<strong>ch</strong>e) und die Zeugen Jehovas wurden verfolgt – erstere, weil sie<br />

Verbindungen zum nationalistis<strong>ch</strong>en antikommunistis<strong>ch</strong>en Widerstand hatten.<br />

Die Orthodoxen, die Reformierten und die Baptisten wurden vom Staat zwar<br />

formell anerkannt, in Wirkli<strong>ch</strong>keit aber unterdrückt und einges<strong>ch</strong>ränkt. Viele<br />

Kultusgebäude wurden ges<strong>ch</strong>lossen, zweckentfremdet oder zerstört. In<br />

besonderem Masse galt dies für die Synagogen: Über 90% der<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>en Juden waren im Holocaust ermordet worden und so gab es<br />

kaum mehr funktionierende jüdis<strong>ch</strong>e Gemeinden im Land. Ni<strong>ch</strong>t<br />

wiedergutzuma<strong>ch</strong>ender S<strong>ch</strong>aden wurde ni<strong>ch</strong>t nur dem religiösen, sondern au<strong>ch</strong><br />

dem gesamten geistigen Leben des Landes angetan.<br />

Na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit 1991 erlebten vers<strong>ch</strong>iedene religiöse<br />

Konfessionen in unserer Region eine Wiedergeburt. Geradezu unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

wird das religiöse Leben in jüngster Zeit: Außer den oben genannten<br />

Strömungen ers<strong>ch</strong>einen in Transkarpatien Gemeinden des sogenannten<br />

„Spätprotestantismus“ (Methodisten, Baptisten, Adventisten, Zeugen Jehovas<br />

u.a.). Sie entstanden dur<strong>ch</strong> die Initiative evangelikaler Missionare, Zuzüger<br />

aus Westeuropa sowie Einheimis<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>e mit diesen Glaubensri<strong>ch</strong>tungen<br />

dur<strong>ch</strong> die Arbeitsmigration na<strong>ch</strong> Westeuropa in Kontakt gekommen waren.<br />

Volksmusik<br />

Zu allen Zeiten war das Leben der Transkarpatier kaum vorstellbar ohne Musik<br />

und Tanz. Zu den ältesten Musikstücken, die bis heute erhalten geblieben<br />

sind, gehören Frühlings-, Wiegen-, Ho<strong>ch</strong>zeitslieder. Sie sind integrierender<br />

Bestandteil des Alltags und der Feiertage der örtli<strong>ch</strong>en Bevölkerung.<br />

Die Eigentümli<strong>ch</strong>keit der Volkskunst liegt in der ethnis<strong>ch</strong>en Vielfalt. Am besten<br />

sind örtli<strong>ch</strong>e Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e und die Folklore in den Gebirgsregionen der<br />

Oblast erhalten geblieben. Musikalis<strong>ch</strong> dominiert hier die Kolomyjka – kurze,<br />

aus einer Strophe bestehende Lieder, wel<strong>ch</strong>e in den Gebirgsregionen über<br />

alle anderen Genres dominieren.<br />

Für transkarpatis<strong>ch</strong>e Volkstänze typis<strong>ch</strong> sind rythmis<strong>ch</strong>e Bewegungen, wel<strong>ch</strong>e<br />

Sprünge über Gebirgsbä<strong>ch</strong>e, Steine oder gefällte Bäume imitieren. Es sei hier<br />

der Huzlentanz Arkan und der Frauentanz Karits<strong>ch</strong>ka erwähnt. Die Palette<br />

der transkarpatis<strong>ch</strong>en Volksmusikinstrumente ist rei<strong>ch</strong>haltig. Eine einmalige<br />

Kollektion der vers<strong>ch</strong>iedenen Blas-, Strei<strong>ch</strong>-und S<strong>ch</strong>laginstrumente ist im<br />

Heimatmuseum von Uzhhorod ausgestellt. Diese Instrumente gehören aber<br />

ni<strong>ch</strong>t nur in die Vergangenheit, sie werden weiterhin von vielen modernen<br />

Amateur- und Berufsensembles benutzt.<br />

Die Hauptrolle in der Volksmusik spielt die Geige. Von den<br />

Strei<strong>ch</strong>instrumenten werden au<strong>ch</strong> Kontrabaß und Basolja genützt. Das<br />

Strei<strong>ch</strong>instrument Zimbel (Cymbal, Hackbrett) s<strong>ch</strong>afft die Rythmik und den


44<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

harmonis<strong>ch</strong>en Hintergrund in der musikalis<strong>ch</strong>en Komposition und stärkt die<br />

Baßgrundlage.<br />

Seit jeher haben die Einwohner der Karpaten gelernt, Töne mit Hilfe von<br />

Blättern und Baumrinde zu erzeugen. Vielen ist die karpatis<strong>ch</strong>e Sopilka<br />

bekannt. Ein ähnli<strong>ch</strong>es Instrument spielen die Ungarn (Furuja) und die<br />

Rumänen (Fluer).<br />

Aus Fi<strong>ch</strong>tenholz werden Trembiten – ursprüngli<strong>ch</strong> Signalinstrumente der<br />

Hirten – hergestellt. Einige errei<strong>ch</strong>en eine Länge von 3,5 m, sie werden von<br />

den Hirten während des Almauftriebs gespielt. Die Trembita ist eng mit dem<br />

Alphorn des Alpenraums verwandt. Außer der Hirtenflöte ist unter den<br />

Bergeinwohnern die Drymba populär.<br />

Die bekanntesten Musik- und Tanzfestivale der Volkskunst:<br />

- Bryndza-Fest in Ra<strong>ch</strong>iv (1. Dekade des September);<br />

- „Melodien der Salzseen“ im Dorf Solotwyno (Juli);<br />

- Fest der Verabs<strong>ch</strong>iedung der Viehzü<strong>ch</strong>ter in Mizhhirja (1.Juni);<br />

- Volkskunstfestival „Hamora“ in Lysyts<strong>ch</strong>ewo;<br />

- Jugendwettbewerb „Sribnyj Dzwin“ in Uzhhorod (Oktober);<br />

- Ausserdem lohnt si<strong>ch</strong> der Besu<strong>ch</strong> von Konzerten des<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>en Folkensembles „Uzhhoroder Melodien“ oder des<br />

Kammer<strong>ch</strong>ors „Cantus“ in der Uzhhoroder Philharmonie.<br />

Kü<strong>ch</strong>e Transkarpatiens<br />

Die Kü<strong>ch</strong>e Transkarpatiens hat viel von den kulinaris<strong>ch</strong>en Künsten der in der<br />

Region lebenden Völker übernommen. Am stärksten ist natürli<strong>ch</strong> der Einfluß<br />

der ungaris<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e zu spüren, da die Ungarn die zweitgrößte Volksgruppe<br />

in der Region stellen. Unter den traditionellen ungaris<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten sind<br />

folgende sehr verbreitet: Bograts<strong>ch</strong>-Gulas<strong>ch</strong> (eine s<strong>ch</strong>arfe Fleis<strong>ch</strong>uppe mit<br />

Pilzen), Halus<strong>ch</strong>ky und Gemüse (es wird hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> über offenem Feuer<br />

zubereitet), Lozi-Pets<strong>ch</strong>ene (gebratenes Rindfleis<strong>ch</strong> mit Zwiebeln), Lets<strong>ch</strong>o<br />

(gedämpftes Gemüse mit Bratwurst und Eiern), Rokot-Krumpli (Geri<strong>ch</strong>t aus<br />

Kartoffeln, Wurst und Eiern), Pörkölt, Poprikas<strong>ch</strong> oder Kerezet.<br />

Die rumänis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e ist dur<strong>ch</strong> Tokana ku Bryndza (Maisbrei mit S<strong>ch</strong>afskäse);<br />

Dzama ku Fasole, Ingros<strong>ch</strong>ala ku Hribe u.a vertreten. Die Slowaken haben<br />

die transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e mit vers<strong>ch</strong>iedenen Knödl-Rezepte berei<strong>ch</strong>ert.<br />

Slowakis<strong>ch</strong>er Herkunft sind ausserdem Strapats<strong>ch</strong>ok, Karbonat und Dzhadok.<br />

Unter den jüdis<strong>ch</strong>en traditionellen Geri<strong>ch</strong>ten hervorzuheben sind Ts<strong>ch</strong>olent<br />

(im Topf gebratenes Rindfleis<strong>ch</strong> mit Bohnen, Perlgraupen und Gemüse), Kugl<br />

und Leber auf jüdis<strong>ch</strong>e Art.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Ans<strong>ch</strong>luß von Transkarpatien an die Ukraine wurde die<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> ukrainis<strong>ch</strong>e und russis<strong>ch</strong>er Geri<strong>ch</strong>te wie<br />

Bors<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>, Rassolnik (Fleis<strong>ch</strong>suppe mit sauren Gurken), vers<strong>ch</strong>iedene Salate<br />

und Pfannku<strong>ch</strong>en berei<strong>ch</strong>ert, wel<strong>ch</strong>e hier zuvor ni<strong>ch</strong>t bekannt waren. Dur<strong>ch</strong><br />

enge zwis<strong>ch</strong>enethnis<strong>ch</strong>e Beziehungen sowie Familienkontakte kam es zu einer<br />

kreativen Dur<strong>ch</strong>mis<strong>ch</strong>ung vers<strong>ch</strong>iedener Kü<strong>ch</strong>entraditionen. Die Einwohner<br />

Transkarpatiens mögen s<strong>ch</strong>arfe und aromatis<strong>ch</strong>es Speisen, deswegen geizen<br />

sie ni<strong>ch</strong>t mit Gewürzen. Fast alle Geri<strong>ch</strong>te werden mit fris<strong>ch</strong>en Kräutern<br />

garniert (Petersilie, Dill, Sellerie). Für die transkarpatis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e sind<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Soßen <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>. Grösster Beliebtheit erfreuen si<strong>ch</strong> Pilzund<br />

Tomatensossen. Es gibt au<strong>ch</strong> eigene originelle Beilagen wie Torgonja,<br />

gedämpfter Reis auf transkarpatis<strong>ch</strong> sowie Beilagen aus Maisflocken, Kohl<br />

und Kartoffeln.<br />

Transkarpatien ist außerdem dur<strong>ch</strong> seine Weine besonders berühmt. Die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Weinbaus in der Region rei<strong>ch</strong>t weit zurück. Die Kelten, die<br />

hier vor zweitausend Jahren wohnten, bra<strong>ch</strong>ten die Rebe in die Gegend. Der<br />

Weinbau wurde von der Natur begünstigt: Warme, sonnenrei<strong>ch</strong>e Sommer,<br />

kühle Winter, fru<strong>ch</strong>tbare Böden und geeignetes Relief waren dafür wie<br />

ges<strong>ch</strong>affen. Später haben die Römer neue, höher entwickelte Te<strong>ch</strong>nologien<br />

eingeführt.<br />

Seit dem Mittelalter befassten si<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e, italienis<strong>ch</strong>e und französis<strong>ch</strong>e<br />

Winzer mit dem Weinbau. Es entstanden Tis<strong>ch</strong>weinsorten von hoher Qualität:


GESCHICHTE UND KULTUR 45<br />

Die besten Restaurants und Cafes<br />

Weiße und rote S<strong>ch</strong>asla, aromatis<strong>ch</strong>e Pasatutti; Furmint, Fetjaska, weißer<br />

Bagator, italienis<strong>ch</strong>er Riesling.<br />

Die transkarpatis<strong>ch</strong>en Weine kamen auf den Tis<strong>ch</strong> des Königs Louis XIV.<br />

sowie des russis<strong>ch</strong>en Zaren Peter I., wel<strong>ch</strong>er sie für die besten in Europa hielt.<br />

Zu den besten Weinsorten der Region gehören heute „Trojanda Zakarpattja“,<br />

„Perlyna Karpat“, Rubin Zakarpattja“, „Oksamyt Zakarpattja“, „Grono<br />

Zakarpattja“, „Starowynnyj Zamok“, „Serednjanske“, „Seryna“ u.a.<br />

Transkarpatien ist au<strong>ch</strong> bekannt für seine Weinbrände. Bekannte Marken wie<br />

„Uzhhorod“, „Tyssa“ oder „Karpati“ werden In der Distillerie von Uzhhorod<br />

hergestellt.<br />

Transkarpatier sind große Kaffeliebhaber – in zahlrei<strong>ch</strong>en kleinen und<br />

gemütli<strong>ch</strong>en Cafés wird Ihnen der starke und aromatis<strong>ch</strong>e Kaffe auf<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>e Art angeboten.<br />

Museen Transkarpatiens<br />

Die kulturelle Vielfalt Tanskarpatiens zeigt si<strong>ch</strong> in der großen<br />

Auswahl an Museen, in wel<strong>ch</strong>en Kultur, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e vieler<br />

Generationen sowie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Region na<strong>ch</strong>vollzogen<br />

werden können.<br />

Das Boks<strong>ch</strong>aj - Kunstmuseum<br />

Das Boks<strong>ch</strong>aj-Kunstmuseum in Uzhhorod wurde 1948 gegründet. Es befindet<br />

si<strong>ch</strong> im Gebäude des ehemaligen Rathauses – einem Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmal im<br />

Stil des Frühklassizismus aus dem Jahr 1809. Seine Sammlung zählt etwa<br />

4500 Kunstwerke der Malerei, Grafik, Skulptur und der dekorativen Kunst<br />

der bekanntesten transkarpatis<strong>ch</strong>en, ukrainis<strong>ch</strong>en, russis<strong>ch</strong>en und<br />

westeuropäis<strong>ch</strong>en Künstler.<br />

Einen wesentli<strong>ch</strong>en Platz nimmt das S<strong>ch</strong>affen der Gründer der<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule der Malerei ein – A. Erdeli und J. Boks<strong>ch</strong>aj sowie<br />

deren S<strong>ch</strong>üler und Na<strong>ch</strong>folger F. Manajlo, A. Kozki, Z. S<strong>ch</strong>oltes, E.<br />

Kontratowits<strong>ch</strong>. Im Museum sind ebenfalls Werke der hervorragenden<br />

transkarpatis<strong>ch</strong>en Maler der sowjetis<strong>ch</strong>en Periode G. Glück, A. Kas<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aj,<br />

W. Habda u.a. ausgestellt.<br />

Das Museum verfügt au<strong>ch</strong> über Gemälde der ukrainis<strong>ch</strong>en Maler I.<br />

Bodlakowyts<strong>ch</strong>, T. S<strong>ch</strong>ewts<strong>ch</strong>enko, S. Wasylkiwskyj, A. Slastion, I. Trus<strong>ch</strong>,<br />

A. Muras<strong>ch</strong>ko u.a.<br />

Russis<strong>ch</strong>e Maler der ersten Hälfte des 19. Jh. sind dur<strong>ch</strong> O. Kiprenskij, W.<br />

Tropinin sowie Malereien des Peredwishniks („Wanderaussteller“) W.<br />

Makowskij vertreten. Die Besu<strong>ch</strong>er können si<strong>ch</strong> mit dem S<strong>ch</strong>affen<br />

hervorragender Meister der Lands<strong>ch</strong>aftsmalerei wie I. S<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>kin, I.<br />

Ostrou<strong>ch</strong>ow, N. Klodt, I. Ajwasowskij, A. Korin bekannt ma<strong>ch</strong>en.<br />

Den zentralen Platz in der Kollektion der ungaris<strong>ch</strong>en Kunst nimmt die Studie<br />

zum Bild „Christus vor Pilatus“ von M. Munkats<strong>ch</strong>i ein - eines hervorragenden<br />

Malers aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es sind au<strong>ch</strong> Arbeiten


46<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

seines S<strong>ch</strong>ülers und Na<strong>ch</strong>folgers I. Rewes zu sehen. Im Museum finden<br />

Ausstellungen der modernen Maler Transkarpatiens statt.<br />

Uzhhorod, S<strong>ch</strong>upanazka-Platz 3; Tel.: 8 (03122) 37081<br />

Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet<br />

F. Manajlo - Museum<br />

Das Museum des bekannten Künstlers und Volksmalers der USSR Fedor<br />

Manajlo wurde im Februar 1981 eröffnet.<br />

F. Manajlo (1910-1987) wurde im Dorf Iwaniwzi im Rayon Mukats<strong>ch</strong>ewo in<br />

der Familie eines Dorflehrers geboren. Die Ausbildung bekam er in der<br />

hö<strong>ch</strong>sten Kunsts<strong>ch</strong>ule zu Prag. Gründli<strong>ch</strong>e Kenntnisse der Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />

sowie der Folklore Transkarpatiens lassen si<strong>ch</strong> in seinen Werken deutli<strong>ch</strong><br />

erkennen.<br />

F. Manajlo beteiligte si<strong>ch</strong> an der Eröffnung der Berufss<strong>ch</strong>ule für Kunstgewerbe<br />

in Uzhhorod sowie der regionalen Organisation des Kunstmalerverbands der<br />

USSR, wel<strong>ch</strong>e er später leitete. Er war ausserdem am dramatis<strong>ch</strong>en Theater<br />

und an der Philarmonie tätig und arbeitete mit Verlagen und Filmstudios<br />

zusammen. Im Museum sind seine Werke aus vers<strong>ch</strong>iedenen Genres der<br />

bildenden, monumentalen und dekorativen Kunst ausgestellt.<br />

Uzhhorod, Drugetti-Str. 74<br />

Tel.: 8 (03122) 32604<br />

Das Freili<strong>ch</strong>tmuseum für Volksbaukunst, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e<br />

Das Museum ist ein einzigartiges Ensemble des ukrainis<strong>ch</strong>en nationalen Erbes,<br />

wel<strong>ch</strong>es aus typis<strong>ch</strong>en Bautypen aus den vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen<br />

Transkarpatiens und Werken der ältesten und am meisten verbreiteten<br />

Volkskunstarten besteht. Es ist eines der ersten Freili<strong>ch</strong>tmuseen der Ukraine<br />

und wurde 1970 eröffnet.<br />

Im Museum finden si<strong>ch</strong> Hausbauten der Bevölkerung aus der Ebene<br />

(Dolynjany, Ungarn, Rumänen); auf einem Hügel sind typis<strong>ch</strong>e Häuser der<br />

Bergbewohner (Lemken, Bojken und Huzulen) aufgestellt.<br />

Das Museum präsentiert über 30 vers<strong>ch</strong>iedene Gebäude und Gebäudeensembles,<br />

darunter au<strong>ch</strong> eine Kir<strong>ch</strong>e, einen Glockenturm, eine S<strong>ch</strong>ule,<br />

eine S<strong>ch</strong>miede und eine S<strong>ch</strong>enke. Insgesamt werden im Museum etwa 14‘000<br />

Exponate der Volkskultur aufbewahrt.<br />

Uzhhorod, Kapitulna-Str. 33/a<br />

Tel.: 8 (03122) 37392<br />

Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet<br />

Das Heimatmuseum<br />

Das Museum existiert seit dem Juni 1945. Es befindet si<strong>ch</strong> in den Räumen<br />

des S<strong>ch</strong>losses von Uzhhorod. Seine Kollektion zählt etwa 110‘000 Exponate,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Besu<strong>ch</strong>er über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur Transkarpatiens<br />

informieren. Die Ausstellung ist thematis<strong>ch</strong> gegliedert:<br />

- Volkskunst<br />

- Geistige Kultur und Religionsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

- Natur<br />

- Ethnographie mit einer der größten Sammlungen von Bronzeergeugnisse in<br />

der Ukraine mit 3000 Exponaten aus dem 13.- 12. Jahrhundert vor Christus.<br />

- Münzensammlung<br />

- Sammlung von S<strong>ch</strong>ußwaffen aus dem 14.-20. Jahrhundert<br />

- alte Manuskripte u.a.<br />

Uzhhorod, Kapitulna-Str. 33<br />

Tel.: 8 (03122) 34442<br />

Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet


GESCHICHTE UND KULTUR 47


48<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Museum für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Mukats<strong>ch</strong>ewo<br />

Das Museum ist im S<strong>ch</strong>loß „Palanok“, wel<strong>ch</strong>es eine längere Zeit als Gefängnis<br />

diente, untergebra<strong>ch</strong>t. Die S<strong>ch</strong>loßburg stellt ein wertvolles Denkmal der<br />

Militärar<strong>ch</strong>itektur aus dem 14.-17.Jh. dar. Die Museumsexponate ma<strong>ch</strong>en die<br />

Besu<strong>ch</strong>er mit der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Ethnographie, Natur Transkarpatiens sowie der<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des S<strong>ch</strong>losses selbst bekannt. In den 12 Sälen sind au<strong>ch</strong> Werke<br />

der Malerei, darunter eine Ikonensammlung ausgestellt.<br />

Mukats<strong>ch</strong>ewo, S<strong>ch</strong>loß-Palanok-Str.<br />

Tel.: 8 (03131) 44053, 44096<br />

www.zamokpalanok.mk.uz.ua<br />

Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Montags von 9 bis 18 Uhr geöffnet<br />

Museum der Gebirgsökologie<br />

Am Hauptsitz des Karpaten-Biosphärenreservats in Ra<strong>ch</strong>iw wurde ein<br />

Informations- und Bildungszentrum – das Museum für Gebirgsökologie und<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Naturnutzung in den Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten - ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Die Ausstellung besteht aus zwei <strong>Teil</strong>en: „Natur der Karpaten“ und<br />

„Naturnutzung in den Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten“. Der erste erzählt über die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Karpaten, ihre Geologie, Geomorphologie, Flora und Fauna.<br />

Der zweite <strong>Teil</strong> ist dem Thema der Naturnutzung – vom Beginn der<br />

Kolonisation bis zur Gegenwart sowie den Perspektiven der Entwicklung der<br />

Region gewidmet.<br />

Die Basis des historis<strong>ch</strong>en <strong>Teil</strong>s der Ausstellung bildet die Darstellung der<br />

We<strong>ch</strong>selwirkungen zwis<strong>ch</strong>en naturgeographis<strong>ch</strong>en Bedingungen in<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen der Ukrainis<strong>ch</strong>en Karpaten und den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Nutzungssystemen der dort wohnenden Völker. Dazu kommen Einblicke in<br />

ethnographis<strong>ch</strong>e Elemente wie Ar<strong>ch</strong>itektur, Kleidung, Bräu<strong>ch</strong>e und Sitten und<br />

Volkskunst der örtli<strong>ch</strong>en Bevölkerung.<br />

Das Informationszentrum dient zur Sammlung, Bearbeitung und Verbreitung<br />

aktueller ökologis<strong>ch</strong>er Informationen sowie der Aufklärungstätigkeit. Das<br />

Zentrum organisiert vers<strong>ch</strong>iedene Umwelts<strong>ch</strong>utzaktionen und Veranstaltungen<br />

wie Seminare und internationale Treffen.<br />

Ra<strong>ch</strong>iv, Krasne Pleso- Str. 77<br />

Tel.: 8 (03132) 22193, 22628<br />

Das Museum ist tägli<strong>ch</strong> außer Dienstags von 9 bis 17 Uhr geöffnet<br />

Museum „Sribna Zemlja“ („Silberland“), privat<br />

Die Anzahl der Exponate, die auf der kleinen Flä<strong>ch</strong>e der drei Museumsräume<br />

ausgestellt sind, würde wohl für Dutzende von Ausstellungsräumen rei<strong>ch</strong>en.<br />

Einige davon würden au<strong>ch</strong> einem bedeutendend Hauptstadtmuseum gut<br />

anstehen, so z.B. das handges<strong>ch</strong>riebene „Evangelium“ und weitere 65 Folianten<br />

aus dem 18. Jh. Das Museum präsentiert ausserdem altertümli<strong>ch</strong>e<br />

Kir<strong>ch</strong>enbe<strong>ch</strong>er, Ikonen der transkarpatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule der Malerei, die ersten<br />

ukrainis<strong>ch</strong>en Griwna, seltene Briefmarken vieler Länder, über 200<br />

Kleidungsstücke (vorwiegend huzulis<strong>ch</strong>en Ursprungs), 250 handgewebte<br />

Tü<strong>ch</strong>er, Webstühle und Ges<strong>ch</strong>irr. Thematis<strong>ch</strong> sind die Exponate in 12<br />

Abteilungen eingeteilt.<br />

Hrus<strong>ch</strong>ewo, Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw<br />

Prykordonna-Str. 2<br />

Tel.:8 (03134) 53336<br />

Museum „Lemkiwska Sadyba“ („Lemkenhaus“)<br />

Das Museum wurde 1985 im Dorf Zarits<strong>ch</strong>ewo im Rayon Perets<strong>ch</strong>yn<br />

ges<strong>ch</strong>affen. Es vermittelt eine Vorstellung über das Leben und den Alltag der<br />

Lemken - einer ethnis<strong>ch</strong>en Grupp der Karpaten. Das aus Bu<strong>ch</strong>enbalken gebaute<br />

Haus stammt aus dem Jahr 1902. Die Exponate stammen vorwiegend aus<br />

dem Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />

In Zarits<strong>ch</strong>ewo wohnen etwa 20 Familien der Altgläubigen, die hier im 18.<br />

Jh. angesiedelt wurden.


GESCHICHTE UND KULTUR 49<br />

Zarits<strong>ch</strong>ewo, Rayon Perets<strong>ch</strong>yn<br />

Tel.:8 (03143) 21542, 41225, 21407<br />

Ljuba Tekar<br />

Die Museums-S<strong>ch</strong>miede „Hamora“<br />

Die funktionierende S<strong>ch</strong>miede ist ein einmaliges Denkmal des<br />

S<strong>ch</strong>miedehandwerks. Ihre Besonderheit liegt darin, daß für den Einsatz der<br />

s<strong>ch</strong>weren Hämmer die Kraft des fallenden Wassers aus dem Fluß Lysyts<strong>ch</strong>anka<br />

genutzt wird. Na<strong>ch</strong> dem selbem Prinzip haben viele S<strong>ch</strong>mieden in früheren<br />

Jahrhunderten funktioniert.<br />

Die S<strong>ch</strong>miede wurde Anfang des 19. Jh. gebaut. Am Fluß wurde damals ein<br />

Staudamm erri<strong>ch</strong>tet. Dur<strong>ch</strong> den Ableitungskanal gelangte das Wasser auf die<br />

S<strong>ch</strong>aufel der Wasserräder, die die 125 kg s<strong>ch</strong>weren Hämmer in Bewegung<br />

setzten. Unter ihren S<strong>ch</strong>lägen verwandelten si<strong>ch</strong> Eisenbarren in Werkstücke<br />

für S<strong>ch</strong>aufeln, Hacken, Pflüge u.a. Früher wurden vier Hämmer von 16<br />

Arbeitern bedient, die außer einfa<strong>ch</strong>en Arbeitswerkzeugen au<strong>ch</strong><br />

kunstgewerbli<strong>ch</strong>e Details für Figurenmetallzäune, Metallbette u.a. herstellen<br />

konnten.<br />

Lysyts<strong>ch</strong>ewo, Rayon Irs<strong>ch</strong>awa<br />

Tel.:8 (03144) 22604, 39221<br />

Das Museum für Webkunst<br />

Das Museum hat eine interessante Entstehungssges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Es ist in einer<br />

S<strong>ch</strong>ule in Welyki Beregy im Rayon Berehowo untergebra<strong>ch</strong>t. Es entstand<br />

dank der Initiative des S<strong>ch</strong>uldirektors und der S<strong>ch</strong>üler. Alle Museumsexponate<br />

sind altertümli<strong>ch</strong>e Gegenstände, die von den Eltern der S<strong>ch</strong>üler sorgfältig<br />

aufbewahrt und dem Museum ges<strong>ch</strong>enkt wurden. Darunter eine etwa 130<br />

Jahre alte wunders<strong>ch</strong>öne Sammlung von Stickereierzegnissen, wel<strong>ch</strong>e bis heute<br />

ihre satten Farben erhalten haben. Es gibt ausserdem eine Sammlung von<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Bügeleisen, na<strong>ch</strong> Form und Bestimmung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Lehmkrüge, sowie andere Haushaltsgegenstände.<br />

An den alten Spinnrädern und Webstühlen erlernen S<strong>ch</strong>ülerinnen der oberen<br />

Klassen das Handwerk ihrer Großmütter.<br />

Welyki Beregy, Rayon Berehowo<br />

Tel.: 8 (03141) 22079, 96223, 96289


50<br />

GESCHICHTE UND KULTUR<br />

Museum für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Salzgruben<br />

Das Museum erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Salzgewinnung in Transkarpatien im<br />

Wandel der Jahrhunderte. Es befindet si<strong>ch</strong> unweit einer der größten Salzgruben<br />

Europas in Solotwyno. Die Salzvorräte werden hier auf 300 Mio.Tonnen<br />

ges<strong>ch</strong>ätzt; die mä<strong>ch</strong>tigsten S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zum industriellen Abbau rei<strong>ch</strong>en bis zu<br />

300 m. Bis zum Ende des 18.Jh., als die erste Industriegrube eröffnet wurde,<br />

wurde das Salz in Solotwyno im Tagebau abgebaut – dur<strong>ch</strong> das Ausheben<br />

einfa<strong>ch</strong>er, bis 20 m tiefer und später konusförmiger bis 150 m tiefer Gruben.<br />

Die Salzblöcke wurden in Büffelrohhaut ho<strong>ch</strong>gehoben, in glei<strong>ch</strong>mässige<br />

Würfel zuges<strong>ch</strong>nitten und mit dem persönli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en des Salzarbeiters<br />

gezei<strong>ch</strong>net. In dieser Form wurden sie dem königli<strong>ch</strong>en Beamten abgegeben.<br />

Die Museumsausstellung präsentiert die Arbeitswerkzeuge, die Kleidung der<br />

Salzarbeiter sowie vers<strong>ch</strong>iedene Ingenierkonstruktionen für die<br />

Salzgewinnung.<br />

Solotwyno, Rayon Tjas<strong>ch</strong>iw<br />

Tel.: 8 (03134) 21006<br />

Zatyssjanskyj Heimatmuseum<br />

Das Museum wurde in den 70-er Jahren eröffnet. Die Exponate informieren<br />

über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Sitten und Bräu<strong>ch</strong>e der ungaris<strong>ch</strong>en Bevölkerung<br />

Transkarpatiens. Auf dem Museumsgelände befindet si<strong>ch</strong> ein Lehrerhaus, ein<br />

armes Bauerhaus, ein Grossbauernhaus und eine grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong>e<br />

Kir<strong>ch</strong>e. All dies gibt uns eine Vorstellung über den Alltag und die Lebensweise<br />

der Einwohner dieser Gegend am Anfang der 20-er Jahre des 20. Jh.<br />

Wylok, Rayon Wynogradiw<br />

Tel.: 8 (03143) 32322, 33238<br />

Heimatmuseum von Wynogradiw<br />

Das Museum wurde 1968 gegründet und zählt über 3000 Exponate. Es sind<br />

Materialien zur Stadt – und Rayonsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te aus alten Zeiten ausgestellt.<br />

Die Kollektion ist thematis<strong>ch</strong> gegliedert: Ar<strong>ch</strong>äologie, Mittelalter, Entwicklung<br />

des Rayons Wynogradiw (1900-1945). Im Museum gibt es au<strong>ch</strong> eine ständige<br />

Ausstellung örtli<strong>ch</strong>er Kunstmaler.<br />

Gemäldegalerie von Pyjterfalwo<br />

Die Galerie wurde 1986 eröffnet. Sie befindet si<strong>ch</strong> in einem zweiges<strong>ch</strong>ossigen<br />

Gebäude (1894-1896) – der ehemaligen Sommerresidenz des Eisenbahnministers<br />

von Österrei<strong>ch</strong> – Ungarn, Andrij Dyördl.<br />

Die Sammlung präsentiert über 200 Gemälde und Skulpturen. Es sind Arbeiten<br />

der berühmten transkarpatis<strong>ch</strong>en Maler Hawrylo Glück, A. Kozka, Fedor<br />

Manajlo, Joseph Boks<strong>ch</strong>aj u.a.<br />

Pyjterfalwo, Rayon Winogradiw<br />

Tel.: 8 (03143) 23154, 32333<br />

Ivan-Olbra<strong>ch</strong>t-Museum<br />

In den 30-er Jahren des 20. Jh. lebte der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftsteller Iwan<br />

Olbra<strong>ch</strong>t im Dorf Kolots<strong>ch</strong>awa. Hier s<strong>ch</strong>uf er eine Reihe seiner berühmtesten<br />

Werke, darunter „Der Räuber Mykola S<strong>ch</strong>uhaj“. Diese Novelle basiert auf<br />

wahren Begesenheiten in diesem Dorf. Sie wurde in den Dreissigerjahren in<br />

Kolots<strong>ch</strong>awa verfilmt; die meisten Rollen wurden dabei dur<strong>ch</strong> Laiendarsteller<br />

aus dem Dorf gespielt. Das kleine Museum ist in der örtli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule<br />

untergebra<strong>ch</strong>t und verdankt seine Existenz der Lehrerin Natalja Tumarets –<br />

einer kenntnisrei<strong>ch</strong>en Olbra<strong>ch</strong>t-Verehrerin.<br />

Kolots<strong>ch</strong>awa, Rayon Mizhhirja

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