Interaktivität - Theo-Web
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188 Daniel Schüttlöffel: Bibeldidaktische Interaktionsangebote in multimedialen Kinderbibeln<br />
zeichnet werden. Als Anker können Texte oder Teile von ihnen, statische oder<br />
bewegte Bilder oder Teile von ihnen oder auch ganze Dokumente fungieren. Das<br />
World Wide <strong>Web</strong> ist das populärste Beispiel eines Hypermediasystems.<br />
Hypermedia-Umgebungen können verschiedene Formen annehmen, insbesondere<br />
Dolden, hierarchische Baumstrukturen, Labyrinthe oder Rhizome (Ammann<br />
2002a, 18f).<br />
Als doldenförmig können Organisationsstrukturen beschrieben werden, bei<br />
denen eine Bildschirmseite (meist die Startseite) im Mittelpunkt der Anwendung<br />
steht. Von ihr gehen sternförmig mehrere Stränge ab, die in sich<br />
abgeschlossen sind.<br />
Hierarchische Baumstrukturen zeichnen sich dadurch aus, dass von einer<br />
Startseite ausgehend mindestens zwei neue Seiten verlinkt werden, welche<br />
wiederum zu mindestens zwei abermals neuen Seiten verlinken usw. Die auf<br />
diese Weise entstehenden Stränge sind voneinander unabhängig.<br />
In Labyrinthen sind Start- und Zielseite vorgegeben. Dazwischen sind<br />
mehrere untereinander unsystematisch verlinkte Seiten. Eine Hauptbewegungsrichtung<br />
ist nicht auszumachen.<br />
Rhizome sind eine freie Form des Labyrinths, d.h. Start- und Zielseiten<br />
sind nicht festgelegt. Das World Wide <strong>Web</strong> hat die Organisationsstruktur<br />
eines Rhizoms.<br />
Didaktisch gesehen eignen sich lineare Strukturen dazu, Lernende in neue Sachverhalte<br />
einzuführen oder vorstrukturierte Informationen zu vermitteln. Mehrere<br />
lineare Strukturen können in Form einer Dolde von einer Startseite abgehen.<br />
Hierarchische Baumstrukturen eignen sich zur Abbildung „unterschiedlicher Ebenen<br />
der Abstraktheit, Feinkörnigkeit und Bedeutsamkeit der Inhalte eines Gegenstandsbereichs“<br />
(Tergan 2002, 102). Netzstrukturen wie z.B. Rhizome eignen sich<br />
dazu, die Vielfalt inhaltlicher Beziehungen zwischen Informationsknoten zu repräsentieren<br />
(vgl. ebd.). In der Praxis existieren oft Mischformen. Typisch ist eine<br />
rhizomartige Aufbereitung eines Sachgebiets, durch das bei Bedarf thematische<br />
Schneisen in Form geführter Touren (guided tours) geschlagen werden. Mitunter<br />
werden mehrere Rhizome doldenförmig um eine Startseite angeordnet.<br />
Hypermediasysteme nehmen in didaktischer Hinsicht für sich in Anspruch,<br />
selbstgesteuertes Lernen zu ermöglichen (vgl. ebd., 100): „Das Arbeiten mit [...]<br />
Hypertext/Hypermediasystemen entspricht einem aktiven Aufsuchen, Explorieren,<br />
kognitiven Verarbeiten, Umstrukturieren und (falls vom System unterstützt)<br />
Kreieren von Informationsknoten unter Nutzung einer interaktiven grafischen<br />
Benutzerschnittstelle. Beim Zugriff auf Informationsknoten sind dabei unbegrenzte<br />
thematische Zentrierungen und Fokiwechsel durch die Benutzer entsprechend<br />
deren vorherrschenden Zielsetzungen, Interessen und Strategien möglich“ (ebd.). 12<br />
Eine besondere Herausforderung an Autor/innen besteht darin, in Hypermedia-<br />
Umgebungen die Übersichtlichkeit zu gewährleisten, an Lernende, die Übersicht<br />
zu behalten.<br />
12<br />
Dass der Begriff des selbstgesteuerten Lernens in der Multimediadidaktik im Vergleich zu<br />
den Ausführungen Christine Lehmanns zum selbständigen Lernen didaktisch vergleichsweise<br />
unreflektiert anmutet, wird im Abschnitt 3.7.1 deutlich werden.