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Interaktivität - Theo-Web

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200 Daniel Schüttlöffel: Bibeldidaktische Interaktionsangebote in multimedialen Kinderbibeln<br />

3.7.2 Freiarbeit und Freiarbeitsmaterialien<br />

Im Freiarbeitsansatz wird selbstständiges Lernen konkret. HORST KLAUS BERG<br />

definiert „Freiarbeit“ aus der Sicht der Schüler/innen als „eine Form des Lernens,<br />

die sich an den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Lernenden ausrichtet<br />

und einen Prozess selbstständiger Arbeit ermöglicht“ (Berg 1998, 82). Worin die<br />

individuellen Bedürfnisse bestehen und was zu einem Prozess selbstständigen und<br />

aneignungsorientierten Lernens gehört, präzisiert CHRISTINE LEHMANN (1999,<br />

279; 2007, 274) unter Berücksichtigung des von ihr entwickelten Konzepts selbstständigen<br />

Lernens: „Unter Freiarbeit ist die Freiheit des Lernenden zu verstehen,<br />

Inhalte und Materialien entlang eigener Fragen und Interessen auszuwählen, zu<br />

bearbeiten und dabei auch über Ziele, Zeitenteilung, Arbeitsmethoden, Ergebnisdokumentation<br />

sowie Sozialpartner selbst zu entscheiden.“ Sie weist nachdrücklich<br />

darauf hin, dass Freiarbeit im Unterschied zu anderen Formen selbstgesteuerten<br />

Lernens auch die freie Wahl des Inhalts erlaubt. Indem Freiarbeit diese Möglichkeiten<br />

der Selbst- bzw. (im Hinblick auf konkreten Unterricht) Mitbestimmung<br />

hinsichtlich der eigenen Lernprozesse gewährt, „trägt [sie] im Rahmen allgemeiner<br />

Bildung dazu bei, den Prozeß der Subjektwerdung, d.h. die Entwicklung zu einem<br />

erfahrungs- und handlungsfähigen Subjekt in Individualität, Sozialität und Mitgeschöpflichkeit<br />

zu unterstützen“ (Lehmann 1999, 279).<br />

LEHMANN sieht indes die Bedeutung des Freiarbeitsansatzes nicht auf die<br />

(Selbst)Bildung des Kindes beschränkt, sondern innerhalb der (Religions)Didaktik<br />

umfassender: „Freiarbeit als eine Dimension Offenen Unterrichts spielt in pädagogischer,<br />

allgemein- und fachdidaktischer Praxis und <strong>Theo</strong>rie im Zusammenhang<br />

mit einer inneren Reform der Schule [...] eine zunehmend wichtige Rolle“<br />

(Lehmann 1999, 279). Dass Freiarbeit mehr ist als eine Methode wird auch bei<br />

BERG deutlich, der Jahre nach seiner ersten Definition Freiarbeit als pädagogisches<br />

Konzept so umschreibt: „Es ist vor allem gekennzeichnet durch eine verändertes<br />

Menschenbild (Selbstverantwortung), durch eine veränderte Kindorientierung<br />

(Selbsttätigkeit), einen veränderten Unterrichtsanspruch (Leistung und<br />

Differenzierung), einen veränderten Lernbegriff (aktiver Umgang mit Wissen)<br />

und eine veränderte Berufsrolle der Lehrenden (Diagnose, Beratung, Förderung)“<br />

(Berg 2002, 56).<br />

Wenn Freiarbeit jeder Schüler/in die freie Wahl von Lerninhalten, Methoden und<br />

Sozialform lässt, kann es nicht mehr Aufgabe der Lehrkraft sein, jede Schüler/in<br />

dahingehend individuell zu beraten. Stattdessen tritt die Lehrkraft zurück und<br />

stellt ein vorbereitetes Lernarrangement bereit, an dem sich die Schüler/innen<br />

orientieren können, aus dem sie wählen können und das mögliche Sozialformen<br />

anzeigt. Schwerpunkt der Lehrertätigkeit wird die Konzeption und ständige Anpassung<br />

und Verbesserung des Lernarrangements. Wesentliches Element des<br />

Lernarrangements sind Freiarbeitsmaterialien. Ihre Relevanz für „neue Formen<br />

des Lehrens und Lernens“ wird z.B. in einer von LEHMANN durchgeführten<br />

Befragung von vierzig Lehrer/innen deutlich (vgl. Lehmann 1999, 31f): Auf die<br />

Frage nach notwendigen Hilfen für die Durchführung von Freiarbeit rangieren die<br />

Materialien an erster Stelle. Außerdem spiegelt sich die Mittelpunktstellung der<br />

Freiarbeitsmaterialien im reichhaltigen Angebot von Verlagen; LEHMANN berichtet<br />

sogar von der Neugründung zahlreicher kleinerer Verlage, die sich auf die<br />

Entwicklung entsprechender Materialien spezialisiert haben (vgl. Lehmann 1999,<br />

33).<br />

Auffallend sei die didaktische Vielfalt von Freiarbeitsmaterialien, die nach<br />

LEHMANN ab ca. 1990 einsetzt. LEHMANN kritisiert, dass die Materialien der<br />

ersten und zweiten Generation „in ihrer didaktischen Funktion häufig als Wieder-

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