Interaktivität - Theo-Web
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190 Daniel Schüttlöffel: Bibeldidaktische Interaktionsangebote in multimedialen Kinderbibeln<br />
selbstständig konstruieren. Auf die Religionspädagogik bezogen formuliert DIETE-<br />
RICH folgendes Beispiel:<br />
„Wo das Wort vom Reich Gottes steht und wer es gesagt hat (u.a. Mk 1,14f.),<br />
das kann einfach auswendig gelernt werden, was aber Jesus und was Reich<br />
Gottes bedeutet, das können die Schülerinnen und Schüler zwar ebenso<br />
lernen, nachplappern und bei der Klassenarbeit im Sinne der Lehrkraft<br />
wiedergeben, wirklich begreifen aber nur in einem eigenständigen Konstruktionsprozess“<br />
(ebd., 127).<br />
DIETERICH resümiert:<br />
„Der Religionsunterricht kann nur eine Grundlage (im Sinne von Kenntnis)<br />
geben. Die Erkenntnis müssen die Schülerinnen und Schüler selbstständig<br />
konstruieren. Der Religionsunterricht hat hier die Aufgabe, Anregungen<br />
durch geeignete ‚Lernumwelten‘ zu schaffen und Widerstand zu leisten gegen<br />
nicht ‚viable‘ Lösungen“ (ebd., 129).<br />
Was die Ereigniswelt betrifft, so ist seit langem klar, dass der Glauben unverfügbar<br />
ist und die Religion nicht lehrbar. „Das Ereignis selbst [...] (und damit auch<br />
seine Anerkennung) muss den Schülerinnen und Schülern (auf den beiden Ebenen<br />
des Erlebens und Erkennens) – unverfügbar – widerfahren“ (ebd.).<br />
Dass sich ein zentraler Inhaltsbereich jeglicher Vermittlung entzieht, stellt für<br />
DIETERICH einen besonders einleuchtenden Grund für zukünftige Überlegungen<br />
zu einer konstruktivistischen Religionsdidaktik dar. Einen zweiten Grund sieht er<br />
darin, „dass die kritischen Fragen der Heranwachsenden in besonders klarer Weise<br />
auf die Unabgeschlossenheit und prinzipielle Unabschließbarkeit theologischer<br />
Überlegungen [...] hinweisen, etwa die Frage einer Achtjährigen auf die Behauptung,<br />
alles komme von Gott: ‚Und woher kommt Gott?‘“ (ebd.). Ein dritter Grund<br />
schließlich besteht in dem in curricularer Hinsicht offenen Raum, der dem Religionsunterricht<br />
vielfach gewährt wird, und seinem Auftrag, der u.a. darin besteht,<br />
die Fähigkeit zur Wahrnehmung und theologischen Reflexion der Vielgestaltigkeit<br />
von Wirklichkeit zu befördern (vgl. ebd., 130). Diese Einschränkungen und<br />
Chancen müssen im Folgenden immer mitgedacht werden.<br />
***<br />
Computerprogramme, die Lernprozesse nach konstruktivistischem Verständnis<br />
anbahnen und unterstützen wollen, enthalten keine vorbereiteten, den Stoff zergliedernden<br />
Lernsequenzen, die „träges“ Wissen (Wissen ohne direkten Bezug zur<br />
Lebenswelt des Lernenden) präsentieren und abfragen. Sie bemühen sich im Sinne<br />
des Ansatzes des situierten Lernens (vgl. de Witt/Czerwionka 2007, 61ff) vielmehr<br />
darum, eine authentische, hinsichtlich ihrer Komplexität nicht reduzierte<br />
Situation (die z.B. den Charakter eines Problems, eines Dilemmas oder einer Aufgabenstellung<br />
haben kann) darzustellen. Es wird angenommen, dass Lernende in<br />
der Auseinandersetzung mit komplexen, realitätsnahen Aufgabenstellungen Wissen<br />
erwerben, das sich nicht als träge erweist, sondern unmittelbar auf die Realität<br />
angewandt werden kann. Für die Gestaltung solcher Lernsituationen gelten folgende<br />
Grundsätze (vgl. de Witt/Czerwionka 2007, 62):