Interaktivität - Theo-Web
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192 Daniel Schüttlöffel: Bibeldidaktische Interaktionsangebote in multimedialen Kinderbibeln<br />
„Der Konstruktivismus bot eine sozial akzeptierte Orientierung, indem er<br />
eine Richtung aufzeigte, die positive Sanktionen versprach. Die Orientierung<br />
am ‚Konstruktivismus‘ fiel nicht schwer, das ‚Bekenntnis‘ blieb ungefährlich,<br />
weil es keine Gegner (mehr) gibt und es sichert die soziale Anerkennung<br />
innerhalb der scientific community, notfalls mithilfe der Versicherung, man<br />
würde der ‚gemäßigten‘ Variante des Konstruktivismus zuneigen“ (Kerres/de<br />
Witt 2002, 12f).<br />
Manche Mediendidaktiker neigen dazu – ob bewusst oder unbewusst – die dargestellte<br />
Rangfolge der lerntheoretischer Ansätze auf die typischerweise in den<br />
zugehörigen Software-Genres vorkommenden Interaktionsangebote zu übertragen.<br />
Auslöser hierfür ist vermutlich das bereits eingangs skizzierte Verständnis von<br />
didaktischer <strong>Interaktivität</strong> als eine den Lerninhalt betreffende kognitive Aktivität<br />
des Lernenden, die durch manuelle Handlungen mit Maus und Tastatur am Lerngegenstand<br />
stimuliert wird (vgl. Abschnitt 3.2). In der Folge klassifizieren viele<br />
Mediendidaktiker unterschiedliche Beispiele für <strong>Interaktivität</strong> nach der Art und<br />
Weise der Maus- und Tastatur-Handlungen und bringen sie in eine Stufenfolge,<br />
die abbildet, wie viel Handlungsfreiheit ein Interaktionsangebot dem Lernenden<br />
ermöglicht (vgl. Haack 2002, 128; Schulmeister 2002, 194). Handlungsfreiheit<br />
aber lässt das Konzept des selbstgesteuerten Lernens durchscheinen, welches zu<br />
fördern sich in unterschiedlichen Ausprägungen alle drei der zuvor genannten<br />
lerntheoretischen Richtungen auf die Fahnen geschrieben haben. Gleichwohl ist<br />
klar, dass selbstgesteuertes Lernen im konstruktivistischen Sinne eine andere<br />
Qualität hat als im behavioristischen. Somit kommen die für behavioristisch inspirierte<br />
Lernprogramme typischen Interaktionsformen regelmäßig auf den unteren<br />
Stufen zu stehen, während „konstruktivistische“ Interaktionsformen auf den oberen<br />
Stufen zu finden sind. Zwei Beispiele mögen dies belegen:<br />
JOHANNES HAACK unterscheidet in Abhängigkeit von der „aktive[n] Rolle des<br />
Benutzers“ und den „Freiheitsgrade[n] der Auswahl“ fünf „Stufen der Interaktion“<br />
(Haack 2002, 128f). Seine Rangfolge lässt deutlich die behavioristische und<br />
kognitivistische Lerntheorie durchscheinen – wobei die kognitivistischen Konzepte<br />
(„Intelligente Tutorielle Systeme“, „Hypermedia-Systeme“) den beiden obersten<br />
Stufen zugeordnet werden:<br />
0. Rezipieren, Lesen, Zuhören und Anschauen von Lernstoffen in einer vom<br />
Programmautor festgelegten Reihenfolge;<br />
1. Zugreifen auf bestimmte Informationen, Auswählen, Umblättern;<br />
2. Ja/Nein- und Multiplechoice-Antwortmöglichkeiten und Verzweigen auf<br />
entsprechende Zusatzinformationen;<br />
3. Markieren bestimmter Informationsteile und Aktivierung entsprechender<br />
Zusatzinformationen;<br />
4. freier Eintrag komplexer Antworten auf komplexe Fragestellungen mit intelligentem<br />
tutoriellem Feedback (sokratischer Dialog);<br />
5. freier Dialog mit einem Tutor oder mit Lernpartnern mithilfe von Multimediaund<br />
Hypermedia-Systemen. [...]<br />
ROLF SCHULMEISTER geht es insbesondere darum, einen qualitativen Kategorienrahmen<br />
zu schaffen, mit dessen Hilfe die <strong>Interaktivität</strong> multimedialer Lernsysteme<br />
international verständlich angegeben werden kann. Zu diesem Zweck entwirft er<br />
ein Stufenmodell (!), dessen Niveaus sich daran orientieren, „wieviel Handlungsfreiheit<br />
der Autor [einer Lernanwendung; DS] den Benutzern einräumt“ (Schul-