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36 Management_Talent-Relationship-Management<br />
„Exklusiv, aber keine Elite“<br />
INTERVIEW. Professor Alfred Quenzler hat <strong>de</strong>n ersten Talent-Relationship-Manager bei<br />
Audi eingestellt. Er erklärt, wie dies zum Erfolg führt und wo Fehlerquellen liegen.<br />
personalmagazin: Professor Quenzler, Sie<br />
haben das Projekt „Talent-Relationship-<br />
Manager“ bei Audi beauftragt. Was war<br />
<strong>de</strong>r Grund für die Einführung?<br />
Alfred Quenzler: Angefangen hat alles bei<br />
<strong>de</strong>r Internationalen Automobilausstellung<br />
im Jahr 2007. Damals waren die<br />
ökologischen Fahrzeuge auf <strong>de</strong>r Messe<br />
angekommen. Audi suchte Spezialisten<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Batterietechnologie. Wir<br />
mussten einen Weg fin<strong>de</strong>n, um diese<br />
Fachkräfte kurzfristig zu rekrutieren.<br />
Dafür nutzten wir <strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>s Talent-<br />
Relationship-Managements.<br />
personalmagazin: Inwiefern kann man damit<br />
wirklich kurzfristige Erfolge erzielen?<br />
Quenzler: Das kommt ganz darauf an, wie<br />
man das Talent-Relationship-Management<br />
einsetzt. Natürlich ist es auch darauf<br />
ausgelegt, über ein bis zwei Jahre<br />
Kontakt zu Talenten zu halten, um sie<br />
dann später einmal zu rekrutieren. Aber<br />
<strong>de</strong>r Ansatz baut auf das „Active Sourcing“,<br />
also die aktive Ansprache <strong>de</strong>r Talente.<br />
Und darüber sind durchaus auch<br />
kurzfristige Einstellungen möglich.<br />
personalmagazin: Diese aktive Ansprache<br />
<strong>de</strong>r Kandidaten nimmt in <strong>de</strong>n sozialen<br />
Online-Netzwerken immer mehr zu. Lässt<br />
damit nicht die Wirkung nach?<br />
Quenzler: Gera<strong>de</strong> wenn große Konzerne<br />
die Fachkräfte ansprechen, sind diese<br />
eigentlich immer positiv überrascht<br />
und fühlen sich geschmeichelt. Von daher<br />
wirkt dieser Ansatz immer noch. Es<br />
kann natürlich auch passieren, dass sich<br />
einige aus <strong>de</strong>n Netzwerken abmel<strong>de</strong>n,<br />
wenn man sie zu offensiv angeht. Aber<br />
die Ansprache über Social Media ist ja<br />
nicht das einzige Instrument im Talent-<br />
Relationship-Management. Hier gibt es<br />
noch eine kreative Spielwiese.<br />
personalmagazin: Welche einfachen Wege<br />
empfehlen Sie Mittelständlern, die in<br />
ihren Ressourcen begrenzt sind?<br />
Quenzler: Man kann zum Beispiel <strong>de</strong>n<br />
Partner eines Kandidaten mit ins Unternehmen<br />
einla<strong>de</strong>n. Ein weiterer sehr<br />
unaufwendiger Weg ist die genaue<br />
Durchsicht aller Bewerbungsunterlagen:<br />
Man erzielt große Effekte, wenn man <strong>de</strong>n<br />
Bewerbern, die man für eine bestimmte<br />
Position ablehnen musste, gleichzeitig<br />
mitteilt, dass man gerne aufgrund ihrer<br />
hohen Qualifikationen weiter zu ihnen<br />
Kontakt halten möchte.<br />
personalmagazin: Läuft man so nicht Gefahr,<br />
einen riesigen Talentpool zu schaffen,<br />
<strong>de</strong>r nicht mehr überschaubar ist?<br />
Quenzler: Es wäre natürlich ein fataler<br />
Fehler, <strong>de</strong>n Talentpool aufzubauen, ohne<br />
ihn richtig zu betreuen. Talent-Relationship-Management<br />
darf aber nicht<br />
für die Masse betrieben wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Auswahl muss exklusiv sein, damit sie<br />
noch überschaubar ist und zum Beispiel<br />
auch einmal jemand einfach zu einem<br />
Gespräch mit <strong>de</strong>m Vorstand eingela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Das sollte man aber nicht<br />
als Elitenbildung missverstehen. Gera<strong>de</strong><br />
für mittelständische Unternehmen ist es<br />
viel wichtiger, <strong>de</strong>n Kandidaten das oft familiäre<br />
Umfeld im Betrieb zu vermitteln.<br />
Man will sie schließlich in dieses Umfeld<br />
einbin<strong>de</strong>n, nicht als Elite geson<strong>de</strong>rt behan<strong>de</strong>ln.<br />
Prof. Dr. Alfred Quenzler<br />
Internationales Personal- und Organisationsmanagement,<br />
Hochschule Ingolstadt<br />
personalmagazin: Sie forschen inzwischen<br />
auch zum Thema „Talent-Relationship-<br />
Management“. Gibt es wissenschaftlich<br />
belegte Erfolgskennzahlen?<br />
Quenzler: Dieser Forschungsbereich ist<br />
noch sehr jung. Deswegen stoße ich<br />
sehr viele Projekte gera<strong>de</strong> erst an. Was<br />
sich schon belegen lässt, ist eine hohe<br />
„Conversion Rate“ in <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntenbindungsprogrammen.<br />
Im Schnitt wer<strong>de</strong>n<br />
60 Prozent <strong>de</strong>r Kandidaten aus diesen<br />
Pools übernommen. Es lassen sich auch<br />
Aussagen darüber treffen, welches eine<br />
gute Verweildauer im Talentpool ist: Es<br />
sollten zwischen ein und zwei Jahren<br />
sein.<br />
Das Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 08 / 12