Wahl - Burgtheater
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Ellida, Tochter eines Leuchtturmwärters,<br />
sehnt sich nach dem Meer.<br />
Seitdem sie den Kleinstadtarzt Doktor<br />
Wangel geheiratet hat, lebt sie in einer<br />
Sackgasse am Ende des Fjords.<br />
Dort ist ihr von der Weite des Ozeans<br />
nur ein kleiner trüber Teich geblieben.<br />
Ellida findet zudem keine Nähe<br />
zu Wangels Töchtern aus erster Ehe,<br />
Bolette und Hilde. Während Bolettes<br />
ehemaliger Hauslehrer Arnholm, der<br />
sich Hoffnungen auf die ältere Tochter<br />
macht, zu Besuch ist, enthüllt sie<br />
ihrem Mann ihr Geheimnis: Vor zehn<br />
Jahren hatte Ellida auf offener See<br />
einem fremden Steuermann ewige<br />
Treue geschworen. Nach dem mysteriösen<br />
Mord an einem Kapitän musste<br />
dieser fliehen und bat sie, auf ihn zu<br />
warten. Ellida aber ignorierte fortan<br />
seine Briefe und flüchtete sich in den<br />
scheinbar sicheren Hafen der Ehe<br />
mit Wangel. Als der Fremde nun auf<br />
einem englischen Dampfer zurückkehrt,<br />
muss „die Frau vom Meer“ sich<br />
entscheiden.<br />
Ibsens 1888 entstandenes Stück erzählt<br />
– wie viele seiner späteren Dramen<br />
– von der Macht der Erinnerung<br />
und der Macht der Vergangenheit<br />
über die Gegenwart. Bevölkert von<br />
allerlei Schiffbrüchigen, kollidieren in<br />
dieser szenischen Ballade immer wieder<br />
illusorische Traumwelt und erbarmungslose<br />
Wirklichkeit, gesellschaftliche<br />
Zwänge und Freiheitsdrang. Im<br />
Zentrum steht das Meer, dessen hypnotische<br />
Anziehungskraft stets auch<br />
eine gewalttätige ist. Goethes Satz<br />
„Des Menschen Seele gleicht dem<br />
Wasser“ könnte der Frau vom Meer<br />
als Motto vorangestellt sein.