Wahl - Burgtheater
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Helsingör, im Staate Dänemark,<br />
Prinz Hamlet kehrt an den Hof zurück.<br />
Der Geist seines gerade beerdigten<br />
Vaters enthüllt ihm die finstere<br />
Wahrheit: Es war Mord.<br />
Der Mörder ist Hamlets Onkel Claudius,<br />
mittlerweile mit Königin Gertrud<br />
vermählt. Der Prinz schwört Rache. Er<br />
stellt sich wahnsinnig – und treibt damit<br />
Ophelia, die Hamlet liebt, wirklich<br />
in den Wahnsinn. Er stellt Fragen. An<br />
die Eltern, an sich selbst und an das<br />
große Ganze, die conditio humana,<br />
erhält jedoch nie eine Antwort. Er<br />
zögert, er reflektiert, scheint Gefangener<br />
seiner Zerrissenheit. Hamlets<br />
Innenwelt gerät ebenso sehr aus<br />
den Fugen wie die Welt um ihn herum.<br />
Derweil werden im Hintergrund<br />
unüberhörbar die Kriegstrommeln<br />
gerührt. Am Ende stehen das Schweigen,<br />
der Tod – und Fortinbras, der<br />
Prinz von Norwegen.<br />
Shakespeares 1603 erstmals gedruckte<br />
Tragödie überwindet alle Grenzen<br />
der Vorstellungskraft. Das gewaltige,<br />
auch sprachlich explosive Bewusstsein<br />
des Dänenprinzen sprengt den<br />
üblichen Rahmen eines Theaterstücks.<br />
Die „intelligenteste Gestalt der<br />
gesamten Literatur“ (Harold Bloom)<br />
oszilliert unablässig zwischen Tat und<br />
Kontemplation, ratio und irratio, Wahn<br />
und Sinn, Sein und Nichtsein und entwickelt<br />
dadurch eine ungeheure Kraft.<br />
Hamlet mag, wie Oscar Wilde es in<br />
einem Bonmot formulierte, „schuld<br />
daran“ sein „dass die Welt traurig geworden<br />
ist“. Doch ohne Shakespeares<br />
Meisterwerk möchte man sich diese<br />
Welt nicht mehr vorstellen.