Wahl - Burgtheater
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Sie sind die Letzten.<br />
Wie lange werden wir noch<br />
Überlebende befragen können,<br />
wie lange ihnen noch zuhören dürfen?<br />
Sie treten auf und sprechen, um zu<br />
erzählen, wie sie der Vernichtung<br />
knapp entkamen.<br />
Sie bezeugen, wie Unzählige getötet<br />
wurden. Der Mord an Millionen liegt<br />
ihrem Leben zugrunde. Was geschah,<br />
vergessen zu machen, heißt, sie ein<br />
weiteres Mal auslöschen zu wollen.<br />
Sie bekunden, was ihnen widerfuhr.<br />
Aus Kollegen wurden Räuber. Aus<br />
Nachbarn wurden Mörder. Die Verfolgten<br />
wussten nicht, wie ihnen geschah.<br />
Die Zeit heilt nichts. Wovon<br />
sie uns berichten, bleibt eine offene<br />
Wunde. Was aber, wenn ihre Stimmen<br />
versiegen?<br />
Sie bringen ihre Erinnerungen auf die<br />
Bühne. 75 Jahre nach dem Novemberpogrom<br />
1938 kommen sieben<br />
Zeitzeugen mit ihren Texten zu Wort.<br />
In ihrer Anwesenheit und unter ihrer<br />
Mitwirkung werden ihre Berichte von<br />
Ensemble-Mitgliedern dargeboten.<br />
Was sie niederschrieben, greifen Jüngere<br />
auf und eignen sich die Sätze an.<br />
Nicht gegen Vergangenes wenden<br />
sich die Zeitzeugen, sondern gegen<br />
das Fortwirken dessen, was einst<br />
schon nach Auschwitz führte. Wer<br />
die Nachrichten verfolgt, weiß: Der<br />
Genozid ist keineswegs Geschichte.<br />
Der Massenmord bleibt der Zerrspiegel<br />
unserer Zeit. Nichts anderes ist es,<br />
was die Überlebenden uns sagen, und<br />
sie bemühen sich, ihre Erfahrungen<br />
über den eigenen Tod hinaus am Leben<br />
zu erhalten. Es geht darum, ihre<br />
Botschaft aufzunehmen und die Last<br />
der Erinnerung mit ihnen zu teilen.