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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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282 Dokumentation<br />

Vorgesetzter hinsichtlich der Fähigkeiten, der Leistungen und des Charakters des<br />

Seeoffiziers Canaris in allen wesentlichen Einzelheiten übereinstimmen, begrenzt<br />

zugleich den Spielraum „individueller" Eindrücke und sichert daher dem Gesamt­<br />

bild einen hohen Grad von Objektivität. So können die nachstehenden Dokumente,<br />

die deshalb trotz mancher Wiederholungen vollständig abgedruckt werden und aus<br />

dem Nachlaß noch eine Ergänzung erfahren haben, in der Tat <strong>für</strong> sich selbst<br />

sprechen und bedürfen nur weniger technischer Erläuterungen. Für eine Würdigung<br />

der „umstrittenen Figur" des Admirals im zeitgeschichtlichen Konflikt zwischen<br />

Gehorsam und Verantwortung aber sollte uns dieser Einblick in seine dienstliche<br />

„Vergangenheit" zusätzliche Kriterien liefern.<br />

Dokument Nr. 1<br />

S. M. S. „Bremen"<br />

vom 20. November 1907<br />

Strafen Dienstzeugnis<br />

H. Kr.<br />

Keine Der Fähnrich zur See Canaris 1 hat während seines Kommandos an<br />

Bord S. M. S. „Bremen" gezeigt, daß er gutes Verständnis <strong>für</strong> den praktischen<br />

Dienst besitzt.<br />

Er hat seine Leute gut ausgebildet und richtig behandelt, er könnte<br />

noch energischer werden. Gegen Vorgesetzte war er stets taktvoll und<br />

sehr bescheiden. Er hat während seines Kommandos an der Offiziermesse<br />

teilgenommen und gesellschaftlich einen ernsten und gesetzten Eindruck<br />

gemacht. Er hat gute Charaktereigenschaften und ist ein beliebtes Messemitglied.<br />

Er ist theoretisch sehr gut, praktisch gut veranlagt und hat während<br />

der Werftliegezeit einen besonders fleißig ausgearbeiteten Vortrag vor<br />

den Mannschaften gehalten. Spricht ziemlich gut englisch.<br />

Der Fähnrich zur See Canaris<br />

Führung sehr gut.<br />

Schiffskenntnis sehr gut. Navigatorische Rechnungen sicher und gewissenhaft,<br />

sehr zuverlässige Stütze des Navigationsoffiziers. Artillerie sehr<br />

gut. Seemannschaft gut. Diensttüchtigkeit: 8.<br />

Der Fähnrich zur See Canaris ist schuldenfrei bis auf einen Betrag von<br />

350 M bei der Seekadettenkleiderkasse. Diese Schuld wird bis 1. August<br />

1908 gedeckt sein. New York, den 10. Juni 1908<br />

Alberts 2<br />

1 Entgegen auch heute noch umlaufenden Versionen war Canaris nicht griechischer Herkunft;<br />

vielmehr sind seine Vorfahren Ende des 17. Jahrhunderts aus Oberitalien nach Westdeutschland<br />

eingewandert und hatten bürgerliche Berufe (Handel, Handwerk, Beamte,<br />

Bergfach). Am 1. 4. 1905 war Wilhelm Franz Canaris (geb. 1. 1. 1887 in Apierbeck/<br />

Westf. als Sohn eines Hüttendirektors) nach 9 jährigem Besuch des Realgymnasiums in<br />

Duisburg als Seekadett in Kiel in die Marine eingetreten und im Herbst 1907 auf den als<br />

Stationsschiff (zunächst auf der ostamerikanischen, später auf der mittel- und südamerikanischen<br />

Station) eingesetzten Kreuzer „Bremen" versetzt worden. (Vgl. auch K. H. Abshagen,<br />

Canaris, Stuttgart 1950, S. 19-32.)<br />

2 Kapitän z. S. und Kommandant des Kreuzers „Bremen"; Unterschrift eigenhändig.<br />

— Ausfertigung des Dienstzeugnisses handschriftlich (hs.).

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