Albvereinsblatt_2006-4.pdf
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Hohlwege sind ebenfalls Refugien wildwachsender Pflanzen und<br />
wildlebender Tiere in meist intensiv genutzter Landschaft.<br />
Der von Menschenhand geschaffene Biotoptyp der Trockenmauern<br />
ist Lebensraum verschiedener Reptilien mit begleitender Wildvegetation.<br />
Die sehr urtümlichen Biotope der Klingen befinden sich meist im<br />
Wald und sind Lebensstätten verschiedener Amphibien.<br />
den soll. Das könnte glücken, denn nach Abschluss der Kartierarbeiten<br />
wurden im Land immerhin 150.000 schutzwürdige<br />
Biotope im Offenland und 50.000 im Wald erhoben.<br />
Wobei auch die Biotope in bereits bestehenden Schutzgebieten<br />
mitgezählt wurden. Diese Mammutarbeit hat 12<br />
Jahre in Anspruch genommen. Zum Beispiel wurden allein<br />
für die Landeshauptstadt Stuttgart 600 Biotope außerhalb<br />
bebauter Gebiete beschrieben und in Karten eingetragen.<br />
Dazu kommen noch Flächen nach der Waldbiotopkartierung.<br />
Die Größe dieser Lebensräume bewegt sich zwischen wenigen<br />
Ar bis einigen Hektar. Am häufigsten ist im Land die<br />
Biotopgruppe der Feldhecken und Feldgehölze anzutreffen,<br />
gefolgt von den Heideflächen, Trocken- und Magerrasen.<br />
Auch Feuchtgebiete sind gut vertreten. Naturgemäß<br />
haben Felsen, Blockhalden, Dolinen und Höhlen und andere<br />
speziellen Biotope nur einen geringeren Anteil am<br />
Biotopspektrum. Eine Besonderheit sind die verbliebenen<br />
Trockenmauern in Weinbaugebieten, die sich zu hervorragenden<br />
Lebensräumen entwickelt haben und darum ebenfalls<br />
unter Schutz stehen.<br />
Es ist verständlich, dass bei dieser großen Anzahl von geschützten<br />
Biotopen eine Kennzeichnung im Gelände, wie<br />
bei den anderen Schutzgebieten, nicht möglich ist. Das<br />
bringt natürlich Unwägbarkeiten bei der Kontrolle dieser<br />
Gebiete mit sich. In erster Linie müssen die Grundeigentümer<br />
über den Schutzstatus vorhandener geschützter Biotope<br />
informiert sein. Dann aber sollten auch Naturschutzwarte<br />
und Naturschutzmitarbeiter vor Ort Bescheid wissen<br />
über Lage und Ausstattung dieser Biotope.<br />
Nun kommen die Naturschutzwarte ins Spiel: Es gibt vermutlich<br />
keine andere Personengruppe, die imstande wäre,<br />
weitgehend flächendeckend die Überwachung dieser geschützten<br />
Landschaftsteile wahrzunehmen. Das kann sogar<br />
fast nebenbei geschehen. Da sich viele dieser Lebensräume<br />
in der Nähe des Wohnumfeldes befinden, kann<br />
es eine reizvolle Aufgabe sein, „seine“ Biotope kontinuierlich<br />
im Auge zu behalten. Oft werden es solche Gebiete<br />
sein, die schon immer bevorzugt aufgesucht wurden, weil<br />
sich dort im Jahreslauf immer etwas aus der Pflanzen- und<br />
Tierwelt beobachten ließ. Es geht lediglich darum, Veränderungen<br />
in irgendeiner Weise zu dokumentieren und weiterzugeben.<br />
Also tatsächlich Naturschutzdienst vor der<br />
Haustür! Lassen Sie sich überraschen beim Studium der<br />
Biotopliste Ihres Lebensbereiches. Manches wird bekannt<br />
sein, aber für manches werden auch die Augen geöffnet<br />
werden. Dafür lassen sich auch interessierte Personen begeistern<br />
und für den Naturschutzdienst des Schwäbischen<br />
Albvereins gewinnen. Bei dieser Gelegenheit lassen sich<br />
ebenso die im Umfeld befindlichen Naturdenkmale in die<br />
Überwachung einbeziehen.<br />
Auf jeden Fall kann diese Tätigkeit in mancherlei Hinsicht<br />
ein persönlicher Gewinn für jeden Einzelnen sein. Die Biotopbeschreibungen<br />
zählen die häufigsten Pflanzenarten<br />
auf. Wer möchte, der kann dazu auch die beobachteten<br />
Tiere notieren und damit die Entwicklung der Tierwelt auf<br />
Jahre hinaus dokumentieren. Das müsste doch Freude machen,<br />
sich als Lokalwissenschaftler zu betätigen! Die Naturschutzbehörden<br />
sind immer auf derartige Daten erpicht.<br />
Bei der Vielzahl der Objekte sind sie auf die Mitarbeit naturinteressierter<br />
Mitbürger angewiesen. Damit kann jeder<br />
dazu beitragen, dass die biologische Vielfalt in unserer Lebenssphäre<br />
erhalten bleibt. Die Voraussetzung dafür, dass<br />
sich der Mensch auch in Zukunft in seinem Umfeld wohl<br />
fühlt.<br />
Literatur: Landes-Naturschutzgesetz vom 1. 1. <strong>2006</strong>; Biotope in Baden-Württemberg,<br />
bisher 14 Broschüren erschienen, Landesanstalt für<br />
Umwelt, Messungen und Naturschutz, PF 100163, 76231 Karlsruhe,<br />
Tel. 0721/5600-0, www.lubw.baden-wuerttemberg.de; Biotoplisten<br />
der Gemeinden unter: www2.lfu.baden-wuerttemberg.de/brs-web/;<br />
Waldbiotopkartierung: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt<br />
Baden-Württemberg, 79100 Freiburg, Wonnhaldestrasse 4 , Tel.<br />
0761/40180.<br />
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