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Thomas Pfündel Dieter Weiß Die frühgotische Ottilienkapelle aus dem Jahre 1328 ist das älteste erhaltene Plochinger Gebäude. 1466 wurde die Kapelle um den westlichen Teil und den Turm erweitert. Vor der Kapelle an der Kirchmauer befindet sich das bronzene Ottlienbrünnele von Karl Ulrich Nuß von 1978. Die heilige Ottilie lebte im 6. Jahrhundert im Elsaß. Sie war von Geburt an blind und wurde nach der Legende durch das Wasser bei der Taufe sehend. Sie gilt daher als Quellheilige und wird bei Augenleiden angerufen. Einst befand sich am Ort der heutigen Ottilienkapelle ein keltisches Quellheiligtum, dessen Wasser man die Linderung und Heilung von Augenleiden zuschrieb. Daher ist wohl die Heilige Ottilie im 14. Jahrhundert zur Schutzpatronin der Ottilienkapelle erhoben worden. Das Brünnele stellt die Heilige Ottilie mit ihrem besonderen Zeichen, einer aufgeschlagenen Bibel dar, die mit zwei großen Augen – den Augen Gottes – verziert ist. Ihr linker Fuß steht auf einem Lindwurm, dem Symbol für die dunklen Mächte, die sie durch ihren Glauben bezwungen hat. Über ihr schwebt die Taube als Symbol für die Kirche und den Heiligen Geist. Das heutige Quellwasser kommt aus 90 Metern Tiefe aus einer salinischen Bitterquelle und spendet Mineralwasser (links). Am Haus »Grüner Baum« wurde 1989 ein Glockenspiel angebracht. Es besteht aus 15 Bronzeglocken und erklingt täglich um 11.05 Uhr, 15.05 Uhr und 17.05 Uhr (rechts). bei Reutlingen. In Plochingen verlegten die Ritter ihren Herrschaftssitz vom Herrenhof auf eine steinerne Wasserburg. Die Wasserburg stand auf dem heutigen Parkplatz vor dem Hallenbad. Die Burg wird in den Urkunden ausdrücklich als »Reichsveste« bezeichnet und war als solche dem Kaiser unmittelbar unterstellt. Dem Ortsadel von Plochingen übergab der Kaiser die Burg als Lehen, das nur in der männlichen Linie weitervererbt werden konnte. Dafür mußten die Plochinger an kaiserlichen Hoftagen und an Heeresfahrten teilnehmen. Auf dem Herrenhof saß von jetzt an ein vom Ritter von Plochingen ernannter Beamter, der »Maier«. Dieser verwaltete das gesamte herrschaftliche Gut. Zugleich führte er die Gemeindegeschäfte. Noch im 14. Jahrhundert war das Amt des Maiers mit dem des Schultheißen verbunden. 1157 verkaufte Anselm von Plochingen den Maierhof und die Ulrichskirche an das Kloster St. Blasien im Schwarzwald. Aus der Ulrichskirche wurde die Blasiuskirche. Der Besitz des Klosters St. Blasien dehnte sich immer mehr aus. Aus verwaltungstechnischen Gründen wurde 1250 in Nellingen ein Filialklosterhof errichtet. Von dort aus wurden die zu St. Blasien gehörenden Güter der Umgebung verwaltet. Der Abt setzte einen Probst mit unbeschränkten Rechten ein. Die Probstei Nellingen war zur Zeit ihrer Gründung eine unabhängige Herrschaft, die anfänglich nur dem Probst, dem Abt von St. Blasien und schließlich dem Papst unterstand. Bald nach der Gründung der Probstei stellte das Kloster seinen Besitz unter den Schutz des Grafen von Württemberg. So wurde um 1250 der Graf von Württemberg Schutzherr über die Besitzungen in Nellingen, Plochingen, Reichenbach, Scharnhausen, Ruit und Heumaden. Unter zwei Herren Das Kloster St. Blasien erwarb laufend weiteren Besitz im Ort. Die Reichsstadt Esslingen und der Herzog Hermann von Teck erhoben gegenüber dem Grafen Eberhard I. von Württemberg immer wieder ihre Ansprüche auf Plochingen. Am 12 • Blätter des Schwäbischen Albvereins • 1 /<strong>2013</strong>
Dieter Weiß Dieter Weiß Dieter Weiß Dieter Weiß Plochingens weithin sichtbares Wahrzeichen ist die spätgotische, mit einer Wehrmauer umfriedete Wehrkirche St. Blasius auf dem Kirchberg, vollendet 1488. 14. Februar 1299 verzichtete der Herzog zugunsten des Grafen Eberhard I. auf die Oberhoheit. Dem Haus Württemberg wurde die Schutzvogtei über die Neubesitzungen des Klosters St. Blasien in Plochingen übertragen. Esslingen und Württemberg stritten aber trotzdem weiter um die Altbesitzungen. 1328 erbauten die Plochinger an der alten Kultstätte des Quellgeisterkultes die Ottilienkapelle. Johann von Plochingen verkaufte am 4. März 1331 den Großteil seines Besitzes in Plochingen an die Reichsstadt Esslingen. Die Stadt trat aber im selben Jahr noch den erworbenen Dieter Weiß Blätter des Schwäbischen Albvereins • 1 /<strong>2013</strong> • 13
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