Albvereinsblatt_2013-01.pdf
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Schlösser und Burgen ohne Zahl<br />
Ausblick von der Schwäbischen Alb<br />
Von Dr. Veronika Mertens<br />
Ausstellung in der Galerie Albstadt (14. April bis 13. Oktober <strong>2013</strong>)<br />
Dem Schwäbischen Albverein und der Burgenforschung ist es<br />
zu verdanken, dass die Geschichte der Burgen auf der Schwäbischen<br />
Alb vielfältig erforscht und die Wege, die zu ihnen<br />
führen, bestens beschrieben sind. Wenn die Galerie Albstadt<br />
mit ihrer Spezialsammlung zum Landschaftsbild der Schwäbischen<br />
Alb das Motiv der Burgen und Schlösser nun ihrerseits<br />
aufgreift, so ist das Interesse hier natürlich ein anderes:<br />
nicht die Erforschung der Burgen und ihrer Geschichte, sondern<br />
die Frage nach dem Blick auf die Burg, wie ihn Künstler<br />
aus ihrer Zeit heraus formuliert haben. So soll es bei einer<br />
solchen Ausstellung auch nicht um eine vollständige Erfassung<br />
der Burgen auf der Alb gehen, sondern vielmehr um die<br />
Akzente, die Künstler mit ihrer Auswahl gesetzt haben.<br />
Wilhelm Hauff (1802 – 1827) hat in seinem historischen Roman<br />
»Lichtenstein« eine wunderbar farbige Landschaftsbeschreibung<br />
geschaffen, gesehen vom Beurener Felsen aus.<br />
»Schlösser und Burgen ohne Zahl« waren von diesem Blickpunkt<br />
aus zu erkennen. Im letzten Heft haben wir diese literarische<br />
»Landschaftsmalerei« Hauffs aus dem Jahr 1826<br />
in den Mittelpunkt gestellt (4 / 2012, S. 16 – 17). Um 1850, gut<br />
zwei Jahrzehnte später, hat der Biberacher Landschaftsmaler<br />
und Lithograph Eberhard Emminger (1808 – 1885) mit seinem<br />
»Panorama der Schwäbischen Alp, vom Hohenstaufen<br />
bis zum Hohenzollern« fast eine bildnerische Entsprechung<br />
geschaffen, diesmal von einem Standpunkt gegenüber von<br />
Reutlingen aus gesehen (siehe oben). Wie bei Wilhelm Hauff<br />
erstreckt sich das Panorama auch hier zwischen Staufen und<br />
Hohenzollern.<br />
Die Ausstellung folgt zunächst diesem »ungeheuren Panorama«,<br />
wie es Wilhelm Hauff literarisch beschrieben und Eberhard<br />
Emminger nach der Natur gezeichnet hat: Hohenstaufen,<br />
Hohen-Urach, Achalm, Lichtenstein, Teck, Hohen-Neuffen<br />
und schließlich als Abschluss Burg Hohenzollern. Dabei zeigen<br />
topographische Stiche, Lithographien und Gemälde des<br />
17. bis 19. Jahrhunderts das zum Teil wandlungsreiche Bild der<br />
Burgen von der wehrhaften Festung aus der Zeit des Dreißigjährigen<br />
Kriegs bis hin zur romantischen Ruine oder der im<br />
gotischen Stil neu errichteten Schlossanlage.<br />
Lange vor der romantischen Neuentdeckung der geschichtsträchtigen<br />
Stätten im 19. Jahrhundert entwickelte der aus<br />
Basel stammende Kupferstecher und Verleger Mätthäus Merian<br />
(1593 – 1650) mitten im Dreißigjährigen Krieg für die topographische<br />
Ansicht stilbildende Formulierungen. Merian<br />
gewann den Ulmer Geographen und Reiseschriftsteller Martin<br />
Zeiller (1589 – 1661) für seine groß angelegte »Topographia<br />
Germaniae«. 1643 erschien als zweiter Band die »Topographie<br />
Sueviae«, in der zahlreiche Burgen auf der Schwäbischen Alb<br />
in ihrer Idealansicht wiedergegeben sind. Viele seiner Ansichten<br />
schuf er auf der Grundlage eigener Reise-Zeichnungen.<br />
Sie zeigen einen idealen Bauzustand, wie er aufgrund der<br />
Kriegszzerstörungen oftmals gar nicht mehr bestand.<br />
Matthäus Merian, Hohenurach<br />
30 • Blätter des Schwäbischen Albvereins • 1 /<strong>2013</strong>