Albvereinsblatt_2013-01.pdf
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Neckarhafen Plochingen<br />
Neckarhafen Plochingen<br />
Verkehrsdrehscheibe und Tor zur Nordsee<br />
Von Dr. Eva Walter<br />
Der Hafen Plochingen ist Anfang und zugleich Ende der<br />
202 km langen Bundeswasserstraße Neckar. Er hat über den<br />
Rhein und die westdeutschen Kanäle direkte Verbindung zu<br />
den deutschen, holländischen und belgischen Nordseehäfen,<br />
zu den Ostseehäfen und zu den wichtigsten Industriegebieten<br />
im Bereich des mitteleuropäischen Wasserstraßennetzes.<br />
Es war ein langer Kampf, bis die Plochinger ihren Hafen<br />
hatten. Verbunden war das Projekt jahrzehntelang mit Prof.<br />
Dr.-Ing. E. h. Otto Konz (1875 – 1965), der seine Tätigkeiten in<br />
Plochingen mit dem Bau der nach ihm benannten Brücke<br />
begann (1903 – 1905) und danach Planungen für die Neckarkanalisation<br />
ausarbeitete. Sein Entwurf für die Strecke Heilbronn<br />
bis Plochingen für 1200 t-Schiffe stammt vom Mai 1919.<br />
Parallel leistete er unermüdlich Überzeugungsarbeit, u. a. in<br />
für das Neckarprojekt gegründeten Vereinen.<br />
Mehr als 200 Jahre alt ist die Idee, eine Wasserstraße vom Neckar<br />
quer über die Schwäbische Alb zur Donau zu bauen. Bereits<br />
unter König Friedrich wurden Pläne einer Schiffsverbindung<br />
vom Rhein und Neckar über Rems, Kocher und Brenz<br />
bis zur Donau entwickelt. Auch Otto Konz plante in den<br />
1920er Jahren nicht nur den Ausbau des Neckars, sondern<br />
auch die Weiterführung des Kanals von Plochingen nach<br />
Ulm über die Schwäbische Alb, mit Kilometer langen und<br />
200 Meter hohen Schiffshebewerken sowie drei Tunnels mit<br />
einer Länge bis zu 12 Kilometern. Die Donauverbindungspläne<br />
scheiterten nicht nur am Einspruch der Bürger, sondern<br />
vor allem am Geldmangel.<br />
Zur Realisierung der Kanaltrasse bis Plochingen unternahm<br />
der Plochinger Gemeinderat große finanzielle Anstrengungen.<br />
Er zeichnete zur Gründung der Neckar AG 1921 einen<br />
Anteil von 200.000 Mark, ein großes Opfer damals. Die Neckar<br />
AG hatte die Aufgabe, die Neckar-Donau-Wasserstraße<br />
von Mannheim über Plochingen nach Ulm zu planen und<br />
bauen zu lassen. Doch schon 1922 waren die Kanalbaustellen<br />
der Staustufe Oberesslingen wegen Geldmangels verlassen.<br />
Im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurden die<br />
Arbeiten in Oberesslingen und Altbach 1927 – 1935 wieder aufgenommen.<br />
Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte<br />
der Straßenbau Priorität; so blieben die Kanalarbeiten weiter<br />
stecken. Der »Vater des Neckarkanals« Otto Konz, der kein<br />
Freund des damaligen Regimes war, wurde 1938 in den vorzeitigen<br />
Ruhestand geschickt. 1945 / 46 stieg er, politisch unbelastet,<br />
wieder ein. 1952 wurde der Verein Neckarhafen Plochingen,<br />
1954 die Neckarhafen GmbH Plochingen gegründet. Der<br />
16 • Blätter des Schwäbischen Albvereins • 1 /<strong>2013</strong>