14.12.2013 Aufrufe

BOGART 18 (BeOurGuestARTist)

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative – Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative
– Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

POPCORNER<br />

Er hat die Regler des Mischpults unter<br />

seiner Gewalt und seine Arbeit ist ganz<br />

entscheidend für eine Aufnahme. Er hat<br />

das Gehör dafür wie eine Aufnahme klingen<br />

muss, denn junge Musiker haben oftmals<br />

keine Ahnung wie eine gelungene Aufnahme<br />

funktioniert. Einer dieser herausragenden<br />

Produzenten war und ist Sir George Martin,<br />

der britische Gentleman, der beschlipste Perfektionist,<br />

der als fünfter Beatle zu Weltruhm<br />

kam und den Typus des Platten-Produzenten<br />

in eine neue Richtung lenkte. In seinen 1979<br />

geschriebenen und nun in deutsch erschienenen<br />

Memoiren gibt er Einblick in eine Welt,<br />

die den Normalsterblichen oft versagt bleibt:<br />

das Tonstudio. 1950 begann der inzwischen<br />

fast 88jährige Martin seine Karriere bei dem<br />

Label Parlophone, einer Unterabteilung der<br />

berüchtigten EMI. Parlophone war ansässig<br />

in den Abbey Road Studios in London. Wenn<br />

man liest wie Martin begann, hat man den<br />

Eindruck, tief in eine vergessene, alte Zeit zu<br />

schauen. Ein Mischpult mit maximal zwei Reglern<br />

war der stolze Besitz der Plattenfirma,<br />

Stereo gab es noch nicht und die Aufnahmen<br />

wurden mit nur einem Mikrofon vollzogen,<br />

vor dem die Musiker live und in einem Rutsch<br />

ihre Musik einspielten und sangen.<br />

Als 1962 die jungen Beatles das Studio betraten und auf<br />

George Martin trafen, soll es sich zwischen den rauen<br />

Rockern und dem Produzenden-Gentleman um „Liebe<br />

auf den ersten Blick“ gehandelt haben. Martin war für<br />

die damalige Zeit ein ungewöhnlich aufgeschlossener<br />

und neugieriger Produzent, der mit alten Regeln brechen<br />

und experimentieren wollte. Aufzubegehren war<br />

nicht sein Ziel, sondern es ging ihm stets nur um die<br />

George Martin<br />

Es begann<br />

in der Abbey Road<br />

ca. 336 Seiten,<br />

Klappenbroschur<br />

Format: 24 x 16<br />

24,99 EUR<br />

Der fünfte Beatle:<br />

George Martin öffnet seine<br />

musikalische Schatztruhe<br />

Ein Platten-Produzent hat den<br />

Musiker in der Hand.<br />

gelungene Aufnahme. Mit der Zeit lernte George Martin,<br />

die immer fantastischeren Ideen der vier Beatles in<br />

Töne umzusetzen. Dabei half ihm seine klassische Musik-Ausbildung,<br />

die John, Paul, George und Ringo nicht<br />

hatten. Mit dem inzwischen auf vier Spuren und Stereo<br />

angewachsenen Mischpult und dem Einsatz von zwei<br />

oder mehr Mikrofonen entwickelte Martin eine nahezu<br />

geniale Gabe, Geräusche zu produzieren, die nie zuvor<br />

auf Aufnahmen zu hören waren. Wer sich heute das<br />

Beatles-Meisterwerk „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club<br />

Band“ anhört, käme man nie auf die Idee, dass hier nur<br />

vier Tonspuren am Werk waren. Der Trick: Man nehme<br />

verschiedene Tonspuren auf und mischt sie alle zusammen<br />

auf die erste Tonspur, so hat man wieder drei frei<br />

für weitere Aufnahmen. George Martin zerschnippelte<br />

Bänder und fügte sie wahllos wieder zusammen um<br />

Effekte zu bekommen: er spielte Aufnahmen rückwärts<br />

ab, er zwang ein 40 Mann Orchester jedes einzelne<br />

Instrument vom tiefsten bis zum höchsten Ton zu<br />

spielen, um einen Effekt-Höhepunkt zu erreichen.<br />

Alles zu hören auf „Sgt. Pepper“. Und wenn die<br />

musikalische Leistung der Beatles nicht ausreichte<br />

schrieb er neue Arrangements oder haute selbst<br />

in die Tasten. Es gibt viele bekannte Aufnahmen<br />

der Beatles auf denen Martins Klavierspiel zu<br />

hören ist.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte wurde Sir George Martin<br />

zum Superstar und ließ außer den Beatles auch andere<br />

Stars glänzen wie Gerry and the Pacemakers (You'll<br />

Never Walk Alone), Shirley Bassey (Goldfi nger), Filmund<br />

Titelmusik (James Bond: Live And Let Die) und<br />

schließlich seine größte Entdeckung: ein gewisser Elton<br />

John, mit dem er u.a. 1997 die erfolgreichste Single aller<br />

Zeiten aufnahm: die Lady Diana-Version von Candle In<br />

The Wind.<br />

Das Buch Es begann in der Abbey Road ist nicht nur für<br />

Musik- und Beatles-Fans aufschlusstreich sondern auch<br />

für technisch Begeisterte. Was ist Schall? Was passiert<br />

mit einem Ton in einem Mikrofon? Was IST überhaupt<br />

ein Mikrofon und wie funktioniert es? Man begibt sich<br />

auf eine Zeitreise in die vorsintfl utlichen Aufnahme-<br />

Techniken und bekommt einen Einblick in die technische<br />

Entwicklung bis heute. Angereichert sind Martins<br />

Erinnerungen mit zahlreichen Anekdoten über Peter<br />

Sellers, Peter Ustinov bis hin zu Sophia Loren und die<br />

Beatles... denn alle produzierten Schallwellen für George<br />

Martin, der sie dankbar auffi ng und zusammenfügte.<br />

Sascha A. Wanke<br />

Unter der Adresse 3 ABBEY ROAD, St.<br />

John’s Wood (City of Westminster), London<br />

NW8 9AY, verbarg sich zunächst ein <strong>18</strong>30<br />

errichtetes Wohngebäude im georgianischen<br />

Baustil, das am 3. Dezember 1929 von der<br />

mit EMI fusionierten The Gramophone<br />

Company Ltd. erworben und in ein<br />

TONSTUDIO umgebaut wurde. Es eröffnete<br />

am 12. November 1931mit der ersten<br />

Aufnahme The Land of Hope and Glory des<br />

London Symphony Orchestra spektakulär.<br />

Zwischen 1952, dem ersten Jahr der<br />

Aufzeichnung einer Hitparade in<br />

Großbritannien, und 1982 produzierte u.a.<br />

George Martin in den Abbey Road-Studios<br />

74 Nummer-Eins-Hits, davon 15 der Beatles.<br />

Abbey Road hieß das elfte Album der Beatles<br />

(1969), das gleichzeitig den auf dem Cover<br />

abgebildeten Zebrastreifen weltberühmt<br />

machte, über den dabei die Fab Four im<br />

Gänsemarsch zur anderen Straßenseite<br />

schritten.<br />

Im Februar 2010 wurden die Tonstudios zu<br />

einem historischen Gebäude erklärt und unter<br />

Denkmalschutz gestellt (Quelle: Wikipedia).<br />

Die legendären Abbey Road-Studios nahm Bogart-Fachautor Sascha A. Wanke 1993 im Sinne des<br />

Wortes s/w aufs Korn. 2012 zeichnete "unser" Hamburger Fotograf PAUL das Szenario digital nach.<br />

für Creative<br />

Bogart 21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!