BOGART 18 (BeOurGuestARTist)
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative – Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic
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POPCORNER<br />
Er hat die Regler des Mischpults unter<br />
seiner Gewalt und seine Arbeit ist ganz<br />
entscheidend für eine Aufnahme. Er hat<br />
das Gehör dafür wie eine Aufnahme klingen<br />
muss, denn junge Musiker haben oftmals<br />
keine Ahnung wie eine gelungene Aufnahme<br />
funktioniert. Einer dieser herausragenden<br />
Produzenten war und ist Sir George Martin,<br />
der britische Gentleman, der beschlipste Perfektionist,<br />
der als fünfter Beatle zu Weltruhm<br />
kam und den Typus des Platten-Produzenten<br />
in eine neue Richtung lenkte. In seinen 1979<br />
geschriebenen und nun in deutsch erschienenen<br />
Memoiren gibt er Einblick in eine Welt,<br />
die den Normalsterblichen oft versagt bleibt:<br />
das Tonstudio. 1950 begann der inzwischen<br />
fast 88jährige Martin seine Karriere bei dem<br />
Label Parlophone, einer Unterabteilung der<br />
berüchtigten EMI. Parlophone war ansässig<br />
in den Abbey Road Studios in London. Wenn<br />
man liest wie Martin begann, hat man den<br />
Eindruck, tief in eine vergessene, alte Zeit zu<br />
schauen. Ein Mischpult mit maximal zwei Reglern<br />
war der stolze Besitz der Plattenfirma,<br />
Stereo gab es noch nicht und die Aufnahmen<br />
wurden mit nur einem Mikrofon vollzogen,<br />
vor dem die Musiker live und in einem Rutsch<br />
ihre Musik einspielten und sangen.<br />
Als 1962 die jungen Beatles das Studio betraten und auf<br />
George Martin trafen, soll es sich zwischen den rauen<br />
Rockern und dem Produzenden-Gentleman um „Liebe<br />
auf den ersten Blick“ gehandelt haben. Martin war für<br />
die damalige Zeit ein ungewöhnlich aufgeschlossener<br />
und neugieriger Produzent, der mit alten Regeln brechen<br />
und experimentieren wollte. Aufzubegehren war<br />
nicht sein Ziel, sondern es ging ihm stets nur um die<br />
George Martin<br />
Es begann<br />
in der Abbey Road<br />
ca. 336 Seiten,<br />
Klappenbroschur<br />
Format: 24 x 16<br />
24,99 EUR<br />
Der fünfte Beatle:<br />
George Martin öffnet seine<br />
musikalische Schatztruhe<br />
Ein Platten-Produzent hat den<br />
Musiker in der Hand.<br />
gelungene Aufnahme. Mit der Zeit lernte George Martin,<br />
die immer fantastischeren Ideen der vier Beatles in<br />
Töne umzusetzen. Dabei half ihm seine klassische Musik-Ausbildung,<br />
die John, Paul, George und Ringo nicht<br />
hatten. Mit dem inzwischen auf vier Spuren und Stereo<br />
angewachsenen Mischpult und dem Einsatz von zwei<br />
oder mehr Mikrofonen entwickelte Martin eine nahezu<br />
geniale Gabe, Geräusche zu produzieren, die nie zuvor<br />
auf Aufnahmen zu hören waren. Wer sich heute das<br />
Beatles-Meisterwerk „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club<br />
Band“ anhört, käme man nie auf die Idee, dass hier nur<br />
vier Tonspuren am Werk waren. Der Trick: Man nehme<br />
verschiedene Tonspuren auf und mischt sie alle zusammen<br />
auf die erste Tonspur, so hat man wieder drei frei<br />
für weitere Aufnahmen. George Martin zerschnippelte<br />
Bänder und fügte sie wahllos wieder zusammen um<br />
Effekte zu bekommen: er spielte Aufnahmen rückwärts<br />
ab, er zwang ein 40 Mann Orchester jedes einzelne<br />
Instrument vom tiefsten bis zum höchsten Ton zu<br />
spielen, um einen Effekt-Höhepunkt zu erreichen.<br />
Alles zu hören auf „Sgt. Pepper“. Und wenn die<br />
musikalische Leistung der Beatles nicht ausreichte<br />
schrieb er neue Arrangements oder haute selbst<br />
in die Tasten. Es gibt viele bekannte Aufnahmen<br />
der Beatles auf denen Martins Klavierspiel zu<br />
hören ist.<br />
Im Laufe der Jahrzehnte wurde Sir George Martin<br />
zum Superstar und ließ außer den Beatles auch andere<br />
Stars glänzen wie Gerry and the Pacemakers (You'll<br />
Never Walk Alone), Shirley Bassey (Goldfi nger), Filmund<br />
Titelmusik (James Bond: Live And Let Die) und<br />
schließlich seine größte Entdeckung: ein gewisser Elton<br />
John, mit dem er u.a. 1997 die erfolgreichste Single aller<br />
Zeiten aufnahm: die Lady Diana-Version von Candle In<br />
The Wind.<br />
Das Buch Es begann in der Abbey Road ist nicht nur für<br />
Musik- und Beatles-Fans aufschlusstreich sondern auch<br />
für technisch Begeisterte. Was ist Schall? Was passiert<br />
mit einem Ton in einem Mikrofon? Was IST überhaupt<br />
ein Mikrofon und wie funktioniert es? Man begibt sich<br />
auf eine Zeitreise in die vorsintfl utlichen Aufnahme-<br />
Techniken und bekommt einen Einblick in die technische<br />
Entwicklung bis heute. Angereichert sind Martins<br />
Erinnerungen mit zahlreichen Anekdoten über Peter<br />
Sellers, Peter Ustinov bis hin zu Sophia Loren und die<br />
Beatles... denn alle produzierten Schallwellen für George<br />
Martin, der sie dankbar auffi ng und zusammenfügte.<br />
Sascha A. Wanke<br />
Unter der Adresse 3 ABBEY ROAD, St.<br />
John’s Wood (City of Westminster), London<br />
NW8 9AY, verbarg sich zunächst ein <strong>18</strong>30<br />
errichtetes Wohngebäude im georgianischen<br />
Baustil, das am 3. Dezember 1929 von der<br />
mit EMI fusionierten The Gramophone<br />
Company Ltd. erworben und in ein<br />
TONSTUDIO umgebaut wurde. Es eröffnete<br />
am 12. November 1931mit der ersten<br />
Aufnahme The Land of Hope and Glory des<br />
London Symphony Orchestra spektakulär.<br />
Zwischen 1952, dem ersten Jahr der<br />
Aufzeichnung einer Hitparade in<br />
Großbritannien, und 1982 produzierte u.a.<br />
George Martin in den Abbey Road-Studios<br />
74 Nummer-Eins-Hits, davon 15 der Beatles.<br />
Abbey Road hieß das elfte Album der Beatles<br />
(1969), das gleichzeitig den auf dem Cover<br />
abgebildeten Zebrastreifen weltberühmt<br />
machte, über den dabei die Fab Four im<br />
Gänsemarsch zur anderen Straßenseite<br />
schritten.<br />
Im Februar 2010 wurden die Tonstudios zu<br />
einem historischen Gebäude erklärt und unter<br />
Denkmalschutz gestellt (Quelle: Wikipedia).<br />
Die legendären Abbey Road-Studios nahm Bogart-Fachautor Sascha A. Wanke 1993 im Sinne des<br />
Wortes s/w aufs Korn. 2012 zeichnete "unser" Hamburger Fotograf PAUL das Szenario digital nach.<br />
für Creative<br />
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