Festschrift: 20 Jahre Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft
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werden, womit zugleich e<strong>in</strong> Ausbau des Flughafens verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden sollte. E<strong>in</strong>e Parole, die die Grünen<br />
damals erfanden, g<strong>in</strong>g tatsächlich <strong>in</strong> die neuere Stadtgeschichte e<strong>in</strong>: ›Stadt am Fluss‹ o<strong>der</strong>, wie wir<br />
drastisch formulierten: ›Nicht mit dem Arsch, son<strong>der</strong>n mit dem Gesicht zur Weser!‹<br />
Im Wahlkampf g<strong>in</strong>g es mehr um den sozialdemokratischen Filz im Land Bremen, das seit <strong>Jahre</strong>n mit<br />
absoluter Mehrheit von <strong>der</strong> SPD beherrscht wurde, und um Arbeitsplätze auf den Werften und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Industrie. Die Sozialdemokraten mit ihrem neuen und noch relativ jungen Bürgermeister Wedemeier<br />
spielten die soziale Alternative zur Bonner ›neoliberalen‹ Kohl-Koalition. Sie hatten e<strong>in</strong> großes Plus:<br />
Für e<strong>in</strong>e Mark hatte Wedemeier die gewerkschaftliche Wohnungsgesellschaft Neue Heimat gekauft und<br />
damit über 60.000 Mietwohnungen vor <strong>der</strong> Zwangsversteigerung<br />
gerettet.<br />
Am Ende hatten die Wahlforscher Unrecht. Die SPD fiel<br />
zwar auf 50,5 %, behielt aber ihre knappe Mehrheit. Die CDU<br />
sank auf unter 25 %. Wahlsieger waren die kle<strong>in</strong>eren Parteien.<br />
In Bremerhaven fasste <strong>der</strong> Rechtsextremismus Fuß, die<br />
DVU holte erstmals e<strong>in</strong> Mandat. Die FDP kehrte nach vier<br />
<strong>Jahre</strong>n Pause mit rund 10 % <strong>in</strong> die <strong>Bürgerschaft</strong> zurück. DIE<br />
GRÜNEN verdoppelten mit 10,1 % ihre Stimmanteile und ihre<br />
Mandate. 10 Abgeordnete, darunter zwei aus Bremerhaven,<br />
saßen im Parlament. Die stadtbremische Liste war erstmals<br />
E<strong>in</strong>ig beim parlamentarischen Fußballturnier, aber<br />
sportlich erfolglos; im politischen Leben zwar zerstritten,<br />
aber sehr erfolgreich: Die grüne <strong>Fraktion</strong> und ihre<br />
Mithelfer 1987.<br />
quotiert. DIE GRÜNEN hatten deshalb mit 40 % den höchsten<br />
Frauenanteil aller <strong>Fraktion</strong>en.<br />
Parlamentarische Höhepunkte<br />
Die Wahlperiode sah den SPD-Senat von e<strong>in</strong>em Skandal <strong>in</strong><br />
den nächsten taumeln. Die ersten beiden waren noch bitter ernst: Korruption und Abzocke <strong>in</strong> den Krankenhäusern<br />
und Missorganisation <strong>der</strong> Partei beim sogenannten Geiseldrama. Zweimal gab es Untersuchungsausschüsse,<br />
<strong>in</strong> denen DIE GRÜNEN sich als treibende Kraft <strong>der</strong> Aufklärung zeigten. Zweimal<br />
mussten die verantwortlichen Senatoren kurz nach Ende <strong>der</strong> Untersuchungen gehe. Der dritte Fall, <strong>der</strong><br />
›Fall Griesche‹, war eher e<strong>in</strong>e Posse. E<strong>in</strong>e Zeitung druckte e<strong>in</strong>en Brief des F<strong>in</strong>anzsenators Grobecker an<br />
e<strong>in</strong>en verdienten Parteigenossen, dem er e<strong>in</strong> Amt versprach, das er gar nicht vergeben konnte.<br />
Politisch wichtiger waren damals die Auflösung <strong>der</strong> DDR und die deutsche E<strong>in</strong>heit. E<strong>in</strong> Prozess, bei<br />
dem die Grünen am Rande standen. Er strahlte dennoch nach Bremen aus. Mit dem schnellen Wachsen<br />
<strong>der</strong> Proteste im Osten entstand auch <strong>in</strong> Bremen e<strong>in</strong>e große Zahl von Protest- und Bürger<strong>in</strong>itiativen,<br />
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