Festschrift: 20 Jahre Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft
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Die dritte <strong>Fraktion</strong> – Ampelkoalition<br />
1991-1995<br />
Der Weg zur <strong>Fraktion</strong><br />
Seit Dezember 1990 gab es ke<strong>in</strong>e grüne <strong>Fraktion</strong> mehr im Bundestag,<br />
4,8 % <strong>in</strong> Westdeutschland reichten nicht. Selbst <strong>in</strong><br />
Bremen kam <strong>der</strong> Spitzenkandidat Ralf Fücks nur auf gut 8 %.<br />
DIE GRÜNEN wollten nichts mit <strong>der</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit zu tun<br />
haben und die Westdeutschen nichts mit den Grünen.<br />
In Bremen war das an<strong>der</strong>s. Zwanzig <strong>Jahre</strong> regierte die SPD<br />
mit absoluter Mehrheit. In vielen Stadtteilen wuchs Unzufriedenheit<br />
mit dem Senat. Neue Straßen vor <strong>der</strong> Haustür waren<br />
unbeliebt, neue Schulen h<strong>in</strong>gegen wollten viele Eltern. Im letzten<br />
Jahr vor <strong>der</strong> Wahl zog Bürgermeister Wedemeier die Notbremse.<br />
Er feuerte Bildungssenator Franke, <strong>der</strong> nichts von<br />
Eltern<strong>in</strong>itiativen für neue Gesamtschulen hielt. Und er machte<br />
die Straßenplanung zur Chefsache. Alle Projekte wurden gestoppt.<br />
Das stoppte aber nicht die Bürger<strong>in</strong>itiativen, die sich<br />
zusammenschlossen. Und ebenso wenig ließen sich Kulturschaffende<br />
und Sozialprojekte vom Protest gegen sozialdemokratische<br />
Bürokratie abhalten.<br />
Das war e<strong>in</strong> guter Nährboden für grüne Politik. Mit vielen<br />
Aktionen gegen die Verkehrspolitik und die Gewerbeflächenpolitik<br />
des Senats wie das große ›Staucafé‹ auf dem Osterdeich/Sta<strong>der</strong><br />
Straße<br />
Das grüne Wahlprogramm war trotz angestrebter Regierungsbeteiligung<br />
weitgehend e<strong>in</strong> Oppositionsprogramm: Ke<strong>in</strong>e<br />
neuen Straßen und hun<strong>der</strong>t Millionen für den ÖPNV, statt<br />
Gewerbe und Wohnen auf <strong>der</strong> grünen Wiese mehr Naturschutz.<br />
Teuflische PCs<br />
Bis 1988 waren Computer bei den Grünen<br />
verboten. Dann schafften sich erst <strong>der</strong><br />
Landesvorstand und darauf die <strong>Fraktion</strong><br />
für die Buchhaltung PCs an. Folge: Großes<br />
Geschrei unter den Mitarbeitern. ›So etwas<br />
nicht bei uns!‹ Und viele Abgeordnete<br />
teilten diese Me<strong>in</strong>ung. ›Gefährlich für die<br />
Gesundheit und außerdem kulturlos‹,<br />
hieß es, und: ›Bei mir nicht!‹ Die e<strong>in</strong>e und<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e dachten an<strong>der</strong>s. So wurden<br />
zahllose Sitzungen mit <strong>der</strong> PC-Frage bestritten,<br />
bis dann e<strong>in</strong>e Vertagung herauskam.<br />
E<strong>in</strong> Expertengutachten und <strong>der</strong> Entwurf<br />
e<strong>in</strong>er Betriebsvere<strong>in</strong>barung müsse<br />
her. Nach vielen Monaten lag sie auf dem<br />
Tisch <strong>der</strong> Betriebsrät<strong>in</strong>. ›Nicht mehr als 2<br />
Stunden am PC und nach 45 M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e<br />
Pause‹, war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Vorschläge. Dann<br />
waren Wahlen, im Herbst 1991 kamen<br />
neue Abgeordnete, und Wolfram Sailer<br />
und Maria Spieker schleppten nach kurzer<br />
Zeit nagelneue Laptops an. Ganz ohne<br />
Betriebsvere<strong>in</strong>barung. Nun wurde diese<br />
schnell abgeschlossen, bald hatten fast<br />
alle Mitarbeiter und Abgeordneten PCs.<br />
Ob die Dienstvere<strong>in</strong>barung jemals angewendet<br />
wurde weiß niemand. Vielleicht<br />
gilt sie ja noch.<br />
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