23.12.2013 Aufrufe

Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...

Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...

Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 02 • 2013<br />

Jede Frau soll selbst entscheiden<br />

Roswitha Becker <strong>ist</strong> eine Frau, die polarisiert,<br />

an deren Lebensmodell sich <strong>auch</strong><br />

heute noch die Meinungen scheiden. Drei Kinder<br />

hat die Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften<br />

zur Welt gebracht, bei den ersten<br />

beiden jeweils nur drei und beim dritten<br />

zehn Monate lang pausiert. Dann hat sie eine<br />

Kinderfrau engagiert. Sie weiß, dass sie damit<br />

Klischees bedient. Bei denen, die Frauen wie<br />

sie für Rabenmütter halten oder für karrieresüchtig.<br />

Und die sagen, dass man das ja sowieso<br />

nur machen kann, wenn das Gehalt stimmt.<br />

Roswitha Becker kümmern solche Stimmen<br />

wenig. Vor allem deshalb nicht, weil sie ihr<br />

Lebensmodell keinem anderen aufdrängen<br />

will. „Jeder muss schauen, auf welche Art er<br />

glücklich wird“, sagt sie. Natürlich geht bei<br />

einer Kinderfrau ein Großteil des Gehalts<br />

drauf. Aber, so gibt sie zu bedenken, dafür<br />

kann man den Beruf fortsetzen und zahlt unter<br />

anderem <strong>auch</strong> die Rentenkasse ein. Was<br />

sich – mit Blick auf Altersarmut bei Frauen –<br />

später bezahlt macht. Ganz abgesehen davon,<br />

dass man den Anschluss nicht verpasst. „Das<br />

zum Teil längere Aussetzen <strong>ist</strong> sicherlich mit<br />

ein Grund dafür, dass es vergleichsweise wenig<br />

Frauen in Führungspositionen gibt.“ Dafür<br />

sei natürlich <strong>auch</strong> Flexibilität seitens der Ar-<br />

beitgeber erforderlich. Aber die erfährt sie an<br />

ihrem Arbeitsplatz, arbeitet beispielsweise<br />

teilzeit an vier Tagen in der Woche. Ob das nun<br />

Steckbrief<br />

Name: Roswitha Becker<br />

Alter:<br />

42 Jahre<br />

Familienstand: verheiratet, drei Söhne<br />

(3, 4 und 7 Jahre)<br />

Ausbildung: Diplom-Ingenieurin<br />

Werkstoffwissenschaften<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 1998<br />

Heutige Leitung Fachgebiet<br />

Tätigkeit: Qualitätssteuerung<br />

an ihren Vorgesetzten liegt oder <strong>HKM</strong>-spezifisch<br />

<strong>ist</strong>, kann sie allerdings nicht sagen.<br />

Roswitha Becker <strong>ist</strong> jedenfalls glücklich in ihrer<br />

Arbeitswelt. Denn in die Industrie wollte sie<br />

schon immer. Auch wenn das eine Männerwelt<br />

<strong>ist</strong>, in der gönnerhafte Chefs sie schon<br />

einmal fragten, wie sie denn dieses oder jenes<br />

so als Hausfrau sehe. „Von so etwas darf man<br />

sich nicht beeinflussen lassen, darf nicht allzu<br />

empfindlich sein“, meint sie. Bei vielen, so ihre<br />

Meinung, fängt der Denk- und Wertewandel<br />

sowieso erst an, wenn sie selbst eine Tochter<br />

haben, die sich für einen technischen Beruf<br />

interessiert. Echte Probleme habe sie jedenfalls<br />

nie gehabt, nicht beim <strong>Mannesmann</strong>-<br />

Grobblechwalzwerk, wo ihr beruflicher Werdegang<br />

begann, noch bei <strong>HKM</strong>. Nicht zuletzt<br />

deshalb steht sie der Frage der Frauenquote<br />

zwiespältig gegenüber, beantwortet sie daher<br />

mit der Gegenfrage, was dadurch besser wird.<br />

„Zählt dann Quote oder Können?“ Wichtig sei,<br />

das Thema im Fokus zu behalten, nur eben<br />

nicht so verkrampft, wie das jetzt geschieht.<br />

„Letztendlich sollte jede Frau so entscheiden,<br />

wie sie es für richtig hält.“ Was nicht immer so<br />

aussehen muss, wie bei ihr. Nur dass es für sie<br />

genau das Richtige <strong>ist</strong>.<br />

Steckbrief<br />

Name: Denise Kappes<br />

Alter:<br />

24 Jahre<br />

Familienstand: ledig<br />

Ausbildung: Elektronikerin für<br />

Automatisierungstechnik<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 2009<br />

Heutige Maschin<strong>ist</strong>in in<br />

Tätigkeit: Kohlenwertstoffanlage<br />

Allein unter Männern<br />

Denise Kappes auf Schicht, das <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> das<br />

Spiegelbild der heutigen Arbeitswelt in<br />

technischen Berufen. Neun Männer arbeiten<br />

da mit einer Frau zusammen, ein Ungleichgewicht,<br />

das Standard <strong>ist</strong>. Unwohl fühlt sich die<br />

24-Jährige dennoch nicht, denn: „Ich habe eine<br />

technische Ausbildung machen wollen und<br />

schon damals gemerkt, dass es genau das Richtige<br />

für mich <strong>ist</strong>.“ Benachteiligt gefühlt hat sie<br />

sich in dieser Zeit nie, nur so manche Tätigkeit<br />

wie Feilen oder Meißeln <strong>ist</strong> ihren eher zarten<br />

Fingern nicht ganz so bekommen. Davon abschrecken<br />

lassen, hat sie sich nie, im Gegenteil.<br />

Sie hat ihre Ausbildung durchgezogen, wurde<br />

von den anderen Azubis akzeptiert und hat sogar<br />

ein Angebot als Elektronikerin abgelehnt.<br />

Weil sie als Maschin<strong>ist</strong>in tiefer in die Materie<br />

reinkommen, neue Bereiche und Abläufe kennen<br />

lernen kann, wie sie sagt. Und deshalb<br />

geht sie nun auf Schicht, macht Rundgänge,<br />

kontrolliert Messwerte, zieht Proben und<br />

schaut, dass alles funktioniert. Allein unter<br />

Männern, was sie aber nicht stört. „Die me<strong>ist</strong>en<br />

sind nett. Nur Ältere sticheln manchmal,<br />

weil eine Frau auf Schicht eben doch noch keine<br />

Selbstverständlichkeit <strong>ist</strong>.“ Denise Kappes<br />

<strong>ist</strong> selbstbewusst genug, so etwas zu überhören<br />

und sich zu behaupten. Zumal sie mit ihren<br />

männlichen Kollegen durchaus mithalten<br />

kann. Allerdings, sagt sie, muss man als Frau<br />

mehr mit dem Kopf machen und oft besser<br />

sein als die Männer, um mit ihnen auf einer<br />

Stufe zu stehen. Nicht bei den jüngeren, darauf<br />

legt Denise Kappes Wert. Aber bei manchen,<br />

sagt sie, „steckt einiges an Vorurteilen<br />

wohl immer noch in den Köpfen drin.“ Zumindest<br />

am Anfang, bis sie dann sehen, dass<br />

Frauen <strong>auch</strong> gut sind. „Und von der Qualifikation<br />

manchmal sogar besser“, lacht sie. Wie<br />

viele ihrer Kolleginnen hält <strong>auch</strong> sie deshalb<br />

nichts von der Frauenquote, verlangt vielmehr<br />

Gleichbehandlung. „Wenn Frauen besser sind,<br />

sollen sie <strong>auch</strong> aufsteigen können.“ Bei <strong>HKM</strong><br />

sieht sie diese Möglichkeit gegeben, fühlt sich<br />

in gleichem Maße gefördert wie die männlichen<br />

Kollegen. Und will deshalb <strong>auch</strong> bleiben.<br />

Über Familie und Kinder und ob sich dann etwas<br />

ändert, hat sie noch nicht nachgedacht.<br />

Nur dass das mit der Schicht dann wahrscheinlich<br />

nicht mehr klappen wird, <strong>ist</strong> ihr schon klar.<br />

Aber vielleicht hat sich bis dahin ja noch mehr<br />

verändert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!