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Judith will es nicht

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst, worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor. Du hast es mich ja wissen lassen, und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“ ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen, „Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein, dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen. Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen. Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch, ich spüre aber nix. Ich glaube, das könnte auch gar nicht kommen, weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst,
worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor.
Du hast es mich ja wissen lassen,
und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“
ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen,
„Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein,
dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen.
Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen.
Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch,
ich spüre aber nix. Ich glaube,
das könnte auch gar nicht kommen,
weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

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mein Bericht. Konnte ich ihren Informationsbedarf damit befriedigen, Herr<br />

Kollege. Ich hab versucht, <strong>es</strong> so sachlich wie möglich darzustellen, obwohl wir<br />

Frauen damit ja immer wieder unsere Probleme haben. Georg, ich hab' 'nen<br />

Schwips. Di<strong>es</strong>e Flasche trinken wir <strong>nicht</strong> mehr weiter. Du musst nach Hause.“<br />

tat ich kund. Zum Abschied küssten wir uns. Was sollte das denn jetzt? Aber<br />

ich machte <strong>es</strong> ja mit, vielleicht weil ich einen Schwips hatte, vielleicht weil ich<br />

dem netten Jungen <strong>nicht</strong>s abschlagen konnte, wahrscheinlich aber, weil ich mit<br />

Schwips netten Jungs erstrecht <strong>nicht</strong>s abschlagen konnte.<br />

Als Georg gegangen war kam Annette von ihrem Mann zurück. Die Nacht bei<br />

ihm zu bleiben, hatte sie vor gehabt. Jetzt weinte sie. Vor allem, weil <strong>es</strong> <strong>nicht</strong><br />

das erste Mal war, dass <strong>es</strong> sich so entwickelte. Folglich hatte mein Schwips zu<br />

verschwinden. Wir tranken den Wein zu Ende, noch eine weitere Flasche, und<br />

bei der folgenden begannen wir allerdings nur noch. Annette weinte <strong>nicht</strong><br />

mehr, sondern lachte und wir waren uns einig darin, dass für uns die primären,<br />

dominanten zwischenmenschlichen Beziehungen hier in der WG stattfänden,<br />

all<strong>es</strong> andere sei subsidiär. Unsere WG sei für uns die Keim- und Kernzelle, so<br />

etwa das Beziehungsmutterschiff. Wir hielten uns für absolut nüchtern, auch<br />

wenn wir doch wohl außergewöhnlich oft und leicht zum Lachen kamen.<br />

Andere Ebene<br />

Am nächsten Morgen als ich zur Schule musste, ließ sich die Vorstellung, in der<br />

Nacht nüchtern zu Bett gegangen zu sein, <strong>nicht</strong> weiter aufrecht erhalten. „Du<br />

bist aber anschließend auch wohl <strong>nicht</strong> sofort ins Bett gegangen.“ meinte der<br />

Kollege Träger frech grinsend f<strong>es</strong>tstellen zu müssen. „Wofür du dich all<strong>es</strong> inter<strong>es</strong>sieren<br />

kannst, Georg. Ich dachte, du hätt<strong>es</strong>t so gedämpfte Inter<strong>es</strong>sen.<br />

Sprich bitte, wie ein Bauer zu mir, zumind<strong>es</strong>t heute morgen.“ reagierte ich lachend.<br />

Wir trafen in der großen Schule ja nur relativ selten aufeinander. Am<br />

Freitag in der großen Pause setzte Georg sich wieder zu mir. „Ich denke schon,<br />

dass ich mal zum Psychotherapeuten gehen werde, obwohl mir das in gewisser<br />

Hinsicht auch ein wenig sonderbar vorkommt. Ich meine, da müsste man irgendwelche<br />

seelischen Qualen verspüren. Habe ich aber gar <strong>nicht</strong>. Ich empfinde<br />

mich voll gut drauf, verstehst du, mens sana und corpus sanus all<strong>es</strong> da, nix<br />

kaputt. So empfinde ich mich.“ erklärte Georg und lachte, „Aber unser G<strong>es</strong>präch,<br />

das fand ich schon prima. Nicht nur wegen dem, was du inhaltlich g<strong>es</strong>agt<br />

hast. Ähnliche G<strong>es</strong>präche habe ich überhaupt <strong>nicht</strong>. Ich meine schon, dass<br />

ich mit Freunden über all<strong>es</strong> reden kann, aber in gewisser weise kommt <strong>es</strong> mir<br />

vor, als ob <strong>es</strong> eine andere Ebene wäre, auf der das stattfindet. Schade.“ „Georg,<br />

das ist doch klar, das weißt du doch. Das liegt eben daran, das ich eine<br />

Frau bin, und bei denen ist eben all<strong>es</strong> ganz anders.“ feixte ich. Was ich ihm<br />

darauf antworten sollte, wusste ich auch <strong>nicht</strong>. Er solle mal lieber mit den<br />

Frauen seiner Kollegen reden, anstatt mit den Jungs selber? Er solle sich mal in<br />

andere Kreise begeben, in denen derartige G<strong>es</strong>prächsstrukturen und -ebenen<br />

allgemein üblich seien? Aber was war denn eigentlich an unserem G<strong>es</strong>präch so<br />

ungewöhnlich? Nichts. Was war er denn <strong>nicht</strong> gewohnt? Dass man sich gegenseitig<br />

zuhört? Dass man den anderen ernst nimmt, sich auf ihn einlässt? Dass<br />

man etwas ernsthaft diskutieren, aber gleichzeitig locker sein und scherzen<br />

<strong>Judith</strong> <strong>will</strong> <strong>es</strong> <strong>nicht</strong> – Seite 11 von 36

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