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Judith will es nicht

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst, worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor. Du hast es mich ja wissen lassen, und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“ ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen, „Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein, dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen. Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen. Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch, ich spüre aber nix. Ich glaube, das könnte auch gar nicht kommen, weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst,
worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor.
Du hast es mich ja wissen lassen,
und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“
ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen,
„Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein,
dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen.
Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen.
Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch,
ich spüre aber nix. Ich glaube,
das könnte auch gar nicht kommen,
weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

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Georg hatte all<strong>es</strong>, was er unbedingt brauchte herüber g<strong>es</strong>chleppt. Auch wenn<br />

sein Zimmer relativ groß war, konnte er doch von seinen bisherigen Möbeln nur<br />

Vereinzelt<strong>es</strong> verwenden. Seinen Schreibtisch hatte er natürlich mitgebracht,<br />

aber gearbeitet wurde weiter gemeinsam bei mir. Das versprach er mir <strong>nicht</strong><br />

nur, er wollte <strong>es</strong> ja selber. In seiner Wohnung war ich nur mal schauen gew<strong>es</strong>en,<br />

übernachtet hatten wir dort nie. Jetzt musste natürlich gleich in der ersten<br />

Nacht sein Bett in der WG eingeweiht werden. Manchmal kam <strong>es</strong> mir vor, als<br />

ob ich staunend danebenstand und mich wunderte, was jetzt wieder mit mir<br />

g<strong>es</strong>chah. Absolut kurios stellte sich meine Welt für mich dar. Ich war <strong>nicht</strong><br />

mehr die Frau, die ich vor zweieinhalb Jahren war, und zu der der Kollege Träger<br />

g<strong>es</strong>agt hatte: „Sie sind doch eine Frau.“. Im Nachhinein <strong>will</strong> <strong>es</strong> mir erscheinen,<br />

als ob ich eine Frau gew<strong>es</strong>en sei, die von sich meinte, die Welt erklären zu<br />

können. Es hat sich aber so viel<strong>es</strong> ereignet, bei dem sich zeigte, wie brüchig<br />

und zum Teil wertlos meine rationalen Erklärungsmuster waren. Am meisten<br />

musste ich mich dabei über mich selbst wundern, weil das, was ich wollte und<br />

tat, oft überhaupt <strong>nicht</strong> mit dem, wie ich mich selber sah, korrelierte. Wenn ich<br />

damals ein Orakel nach meiner Zukunft gefragt, und die Pythia mir geweissagt<br />

hätte, dass in zweieinhalb Jahren der Kollege Träger mein Allerallerliebster sein<br />

und bei uns in der WG wohnen würde, <strong>es</strong> wäre für mich der absolut dämlichste<br />

Unsinn gew<strong>es</strong>en, den man bei einem Blick in die Zukunft hätte erkennen können.<br />

Dass ich den Kollegen Träger eventuell mögen können würde, durfte ich<br />

selbst <strong>nicht</strong> sehen. Ich blicke <strong>nicht</strong> mehr in die Zukunft, meine rationalen Kapazitäten<br />

scheinen mir trotz aller Freiheit und Offenheit, die ich mir suggeriere,<br />

viel zu eingeengt und beklemmt, um realistische Bilder von dem erkennen zu<br />

können, was sich möglicherweise tatsächlich morgen oder übermorgen zutragen<br />

wird. Das Wort 'voraussichtlich' habe ich endgültig aus meinem Vokabular<br />

getilgt.<br />

Georgs Welt<br />

Immer mehr erschloss sich mir Georgs Welt. Meine Vermutungen und Befürchtungen<br />

basierten auf üblen von Vorurteilen g<strong>es</strong>trickten Bildern. Ich wähnte<br />

mich frei davon, schien <strong>es</strong> aber doch fleißig zu praktizieren. Einem alleinstehenden<br />

Mathe/Physik Lehrer, der abends mal in die Kneipe geht, keine politischen<br />

und sozialkritischen Äußerungen von sich gibt, der einem auch in politisch<br />

Zusammenhängen noch nie begegnet ist und zudem immer modisch chic<br />

statt legere alternativ gekleidet ist, muss man dem denn <strong>nicht</strong> misstrauen? In<br />

der Regel als sehr nette aufg<strong>es</strong>chlossene, politisch inter<strong>es</strong>sierte oder engagierte<br />

Menschen, gaben sich die zu erkennen, die ich immer unter seine burl<strong>es</strong>ke<br />

Kumpeltruppe subsumiert hatte. Vielleicht hatten seine Freunde und Bekannten<br />

ja auch großen Anteil daran, dass er so ein netter Typ war. Aber deren Bedeutungsanteil<br />

für Georgs Persönlichkeit und soziale Kompetenz, wurde verschwindend<br />

gering, als ich seine Mutter kennenlernte. Eine wundervolle Frau.<br />

In ihr glaubte ich fast verstehen zu können, warum ich Georg so lieben musste,<br />

und warum ich ihn als meinen Bruder empfinden konnte. Kein<strong>es</strong>wegs weil<br />

sie Anglistikprof<strong>es</strong>sorin war, hatten wir nie endenden G<strong>es</strong>prächsbedarf, und<br />

auch, was sie mir über Georg hätte mitteilen können, inter<strong>es</strong>sierte mich nur<br />

<strong>Judith</strong> <strong>will</strong> <strong>es</strong> <strong>nicht</strong> – Seite 33 von 36

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