23.12.2013 Aufrufe

Judith will es nicht

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst, worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor. Du hast es mich ja wissen lassen, und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“ ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen, „Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein, dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen. Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen. Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch, ich spüre aber nix. Ich glaube, das könnte auch gar nicht kommen, weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

„Georg es ist ja völlig o. k., dass du sagst,
worauf du Lust hättest. Aber dabei kam ich ja auch vor.
Du hast es mich ja wissen lassen,
und ich müsste dabei ja schon mitmachen.“
ich konnte mich immer nicht halten vor Lachen,
„Dazu müsste es aber bei mir ja auch so sein,
dass ich Lust darauf hätte, mit dir ins Bett zu gehen.
Das kann ich aber bei mir gar nicht erkennen.
Meistens spürt man oder frau so etwas ja auch,
ich spüre aber nix. Ich glaube,
das könnte auch gar nicht kommen,
weil ich immer so schrecklich lachen muss.“ meinte Judith.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Judith</strong> <strong>will</strong> <strong>es</strong> <strong>nicht</strong><br />

Frau Kollegin<br />

„Du bist doch eine Frau.“ hatte der Kollege zu mir g<strong>es</strong>agt, als er mich bat auf<br />

die Streitigkeiten der Schülerinnen und Schüler in der 9c b<strong>es</strong>änftigend und klärend<br />

einzuwirken. Oh je, dass er sich aus derartigen Betrachtungsweisen gefälligst<br />

heraushalten solle, und <strong>es</strong> in meiner Entscheidungshoheit läge darüber zu<br />

befinden, ob ich eine Frau oder sonst was sei, hätte ich am liebsten verkündet.<br />

Er war aber ein sehr netter und freundlicher Kollege, der mich b<strong>es</strong>timmt mochte.<br />

Irgendetwas, in dem sich der überlegen wähnende, machohafte Siegertyp<br />

von Mann zu Hause fühlen würde, schien weder in seinen Genen noch in seiner<br />

Sozialisation auszumachen. Zumind<strong>es</strong>t gab <strong>es</strong> sich meinen Wahrnehmungpotentialen<br />

weder in seinem Phänotyp, noch seinen verbalen Äußerungen, noch<br />

seinen sozialen Verhaltensweisen zu erkennen. Als angenehmen, sympathischen<br />

Mann sah ich di<strong>es</strong>en Kollegen, der <strong>nicht</strong> nur häufig freundlich lächelte,<br />

sondern sich auch in Vielem sehr hilfsbereit und zuvorkommend zeigte. Was<br />

vermutete er in mir, das allen W<strong>es</strong>en, die nach ihrem Erscheinungsbild zur femininen<br />

Form unserer Spezi<strong>es</strong> gehörten, zu eigen sein sollte. Es war b<strong>es</strong>timmt<br />

<strong>nicht</strong> die Evolution, die mich dazu befähigte, in der 9c b<strong>es</strong>onders erfolgreich als<br />

Streitschlichterin zu wirken. Von der Existenz entsprechender Gene, über die<br />

nur Frauen verfügten, war <strong>nicht</strong>s bekannt. Natürlich ging Herr Träger, so hieß<br />

der Kollege, davon aus, dass Frauen ausgeprägtere, weitreichendere soziale<br />

Kompetenzen zu eigen wären, dass sie b<strong>es</strong>ser in der Lage seien, sich einzufühlen<br />

auszugleichen und dem Gegenüber Verständnis zu signalisieren. Wo sollte<br />

das denn bei mir sein, und selbst wenn <strong>es</strong> so war, wie und wodurch wollte Herr<br />

Träger das von mir wissen oder erkannt haben. Bei Frauen war das eben generell<br />

so und schlussfolgernd auch bei mir. Ich gehörte für ihn zur Kohorte derer,<br />

die er und generell die Allgemeinheit als Frauen ansah, und bei denen er sich<br />

auskannte, wusste was sie drauf hatten und wahrscheinlich <strong>nicht</strong> so gut auf die<br />

Kette bekommen würden. Nicht nur bei den Unsensiblen auch bei den Lieben,<br />

Feinfühligen wusste man also B<strong>es</strong>cheid über mich, weil ich eben eine Frau war.<br />

Über den Stamm der Männer konnte ich auch schon etwas sagen, sah <strong>es</strong> aber<br />

wohl doch ein wenig differenzierter, aus einer anderen Perspektive und machte<br />

<strong>es</strong> <strong>nicht</strong> an der Art ihrer Genitalien und der damit zusammenhängenden physiologischen<br />

Konstitution f<strong>es</strong>t. Ich sah eher Ähnlichkeiten in der Sozialisation<br />

und den Lebensbedingungen vieler Männer, aber ich generalisierte <strong>es</strong> <strong>nicht</strong>.<br />

Wenn ich g<strong>es</strong>agt hätte: „Sie sind doch ein Mann.“ hätte <strong>es</strong> ausschließlich als<br />

ironische Bemerkung über meine Lippen kommen können.<br />

Du bist doch ein Mann<br />

Im Grunde war <strong>es</strong> eine Lappalie, der Kollege hatte <strong>es</strong> anerkennend verstanden.<br />

Mich ließ seine Äußerung nur ein wenig sinnieren, und irgendwelche Auswirkungen<br />

würde <strong>es</strong> <strong>nicht</strong> haben. Eben etwas Gewöhnlich<strong>es</strong>, mit dem du häufiger<br />

<strong>Judith</strong> <strong>will</strong> <strong>es</strong> <strong>nicht</strong> – Seite 3 von 36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!