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NEUE ERSCHEINUNGEN

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Berliner Architekturwclt<br />

2 I<br />

Unter den in Berlin während der letzten<br />

Jahre entstandenen Xeubauten, die mit einer<br />

monumentalen Gestaltung des Aeussern<br />

eine vornehme künstlerische Durchbildung<br />

und Ausstattung der hervorragendsten Innenräume<br />

verbinden, nimmt das von den Architekten<br />

WITTI.IXC, und GÜT;DNRR an der<br />

Ecke der Rehren- und Markgrafenstrasse<br />

errichtete Geschäftshaus der Pommerschen<br />

Hypotheken - Aktienbank eine der ersten<br />

Stellen ein. Die beiden Facadcn tragen<br />

das Gepräge der italienischen, aber den<br />

Anforderungen eines modernen Geschäftshauses<br />

angepassten und danach völlig frei<br />

behandelten Renaissance, und diese Stilrichtung<br />

ist auch für die Ausstattung des<br />

Vestibüls, des Treppenhauses und des<br />

Hochparterres maassgebend gewesen. Die<br />

Dekoration des Treppenhauses findet im<br />

dritten Stockwerk ihren Abschluss durch<br />

eine Kassettendecke, deren mittleres Feld<br />

ein in reichen Karben prangendes Gemälde<br />

von FRANZ TU. WTRBEL bildet (Abb. 28).<br />

.Allegorische Gestalten<br />

versinnlichen das<br />

Glück des Handels, der Industrie und der<br />

Landwirtschaft, in der Mitte die ideale<br />

Repräsentantin der Pommerschen Hypothekenbank.<br />

Im Renaissancegeschmack ist<br />

auch der grosse Sitzungssaal im Hochparterre<br />

ausgestattet worden (Abb. 37).<br />

Die Wandflächen sind mit braungebeiztem<br />

Xussbauinholz getäfelt, die Decke mit ihren<br />

achtseitigen stark vertieften Kassetten ist<br />

aus dem gleichen Material gefertigt. Reiche<br />

Schnitzereien haben die grossen Fliigclthüren,<br />

die Holzaufbauten für die Heizkörper<br />

der Warmwasserheizung und die Sessel erhalten.<br />

An der Hauptwand befindet sich<br />

ein in mehreren Absätzen ansteigender,<br />

reich gegliederter Prachtkamin aus edlem<br />

hellfarbigen Payonazzo-Marmor mit gewähltem<br />

Schmuck in gelbgrünlicher und vergoldeter<br />

Rronze. Von der Decke hängt ein<br />

reizvoll ornamentierter, dreifacher Ringkronleuchter<br />

mit Kristallbehang herab. Für die<br />

bevorzugten Räume des ersten und zweiten<br />

Stockwerks (Abb. 36 und 41) ist der<br />

gotische Stil gewählt, aber nicht im Anschluss<br />

an eine der überlieferten Richtungen,<br />

sondern in der Modernisierung, die die<br />

Gotik in neuerer Zeit in England erfahren<br />

hat. Die tektonischen Formen sind ihrer<br />

.Schwerfälligkeit entkleidet und sozusagen<br />

salonfähig, vor allem aber gebrauchsfähig<br />

und bequem gemacht worden. Das zeigt<br />

sich besonders in Sitz- und Standmöbeln,<br />

wie Schränken, Schreibtischen u. dgl. m.<br />

Nur bei den Paneelen und Thürcn ist noch<br />

an einer gewissen monumentalen Strenge<br />

festgell alten worden; aber auch diese ist<br />

durch die aus dem frischen Quell des unmittelbaren<br />

Naturstudiums geschöpfte Ornamentik<br />

gemildert und belebt worden, und<br />

ausserdem ist noch zur Erhöhung der koloristischen<br />

Wirkung die Malerei hinzugetreten<br />

(Abb. 41). Auch die Beleuchtungskörper<br />

dieser Räume .sind - es ist wohl<br />

der erstere grösscre Versuch dieser Art —<br />

dem gotischen Stile angepasst worden,<br />

obwohl sich elektrisches Licht mit den historisch<br />

bekannten, auf Wachskerzen eingerichteten<br />

Lichtträgern der Gotik schwer<br />

verträgt. Die Architekten haben zwar die<br />

übliche Form der Krone wählen müssen,<br />

aber wenigstens in den Kronenarmen und<br />

den auf ihren Enden ruhenden Glockenträgern<br />

das Prinzip ihrer eigenartigen<br />

Gotik entschieden zum Ausdruck gebracht.<br />

Hei der Krone, die unsere Abbildung 43<br />

wiedersieht, sind die elektrischen Lanv<br />

pen von einer Krystallkuppcl bedeckt, von<br />

der ein das grelle Licht angenehm mildernder<br />

Perlcnbehang herabfällt. Neben den<br />

Architekten hat an den Detailzeichnungen<br />

für den Hau O. UsmccK wesentlichen Anteil<br />

gehabt. — Die Stuckarbeiten haben<br />

ZKYER und DRECHSLER, die Kunsttischlerarbeiten<br />

LUDWIG LÜDTKE, FELDMAXX und<br />

WEGNER und G. & H. SCHÜTZE, die HeleuchtungskÖrper<br />

die Aktiengesellschaft<br />

SCHÄFFER & WALCKER ausgeführt. Es<br />

ist bemerkenswert, dass der ganze Bau<br />

ausschliesslich von Herliner Künstlern,<br />

Kunsthandwerkern und Gewerbetreibenden<br />

hergestellt worden ist. Wir werden in<br />

einer der nächsten Nummern weitere Auf-

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