NEUE ERSCHEINUNGEN
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Berliner Architekt urweit<br />
nahmen aus diesem Gebäude veröffentlichen.<br />
Einen Gegensatz zu der modern-eng 1<br />
lischen Gotik bildet die urwüchsige Tiroler<br />
Gotik, die sich MORITZ HlRSCHLER bei<br />
der Komposition eines von FLATOW und<br />
PRIEMER in Eichenholz ausgeführten Kredenzschrankes<br />
mit einem Sopharaum, den<br />
unsere Abbildung 39 veranschaulicht, zum<br />
Vorbild genommen hat. Das an Urväter-<br />
Hausrat erinnernde Möbelwerk nimmt eine<br />
ganze Wand eines Herrenzimmers ein. Der<br />
Künstler ist mit feinem Verständnis in den<br />
Charakter seiner Vorbilder eingegangen.<br />
die aus der einfachsten Zimmerer- oder<br />
Tischlertechnik entsprossen sind. Das Holz<br />
ist als Brett behandelt und danach auch<br />
die Schnitzerei mit dem Messer aus dem<br />
Grund ausgehoben worden. Der Grund<br />
ist grün gefärbt, und die Ornamente sind<br />
davon rot abgesetzt. Die schmiedeeisernen<br />
Vergitterungen der Schrankthüren werden<br />
durch eine Unterlage von Leder gehoben.<br />
Das moderne Sopha stört etwas die Harmonie.<br />
Eine im gleichen Stile ausgeführte<br />
Holzbank mit Sitzkissen würde die stilistische<br />
Einheit leicht herstellen.<br />
CHRONIK AUS ALLEN LÄNDERN.<br />
•$2 Ein Preisausschreiben, das die Königliche<br />
Akademie der Künste in Berlin erlassen hat, ruft in<br />
den Berliner Architektenkreisen eine lebhafte Bewegung<br />
hervor, obwohl es so allgemein wie nur<br />
irgend möglich gefasst ist. Der ausgesetzte Preis ist<br />
einer der gewöhnlichen Akademie - Preise, der der<br />
ROHR'schen Stiftung, der 4500 M. zu einer Studienreise,<br />
gleichviel wohin, beträgt. Aber der Gegenstand<br />
des Preisausschreibens wirft eine Frage auf, die schon<br />
seit etwa fünf Jahren lebhaft erörtert wird. Es handelt<br />
sich nämlich dabei um ein gemeinsames Gebäude für<br />
die Akademie der Künste und Wissenschaften, das<br />
auf einem Drittteil des jetzt von der Kunstakademie<br />
eingenommenen Grundstücks Unter den Linden errichtet<br />
werden soll. In dem Preisausschreiben wird<br />
besonders betont, dass die Aufgabe lediglich akademischer<br />
Art und eine Aussicht auf Ausführung nicht<br />
vorhanden sei. Trotz dieser Versicherung hat das<br />
Preisausschreiben wiederum die Hoffnung erweckt,<br />
dass das alte Akademiegebäude seinen alten Zwecken<br />
erhalten bleiben werde, obwohl einige Anzeichen dagegen<br />
sprechen. Wir teilen diese Hoffnung nicht,<br />
Der Plan der Verlegung der königlichen Bibliothek,<br />
die an ihrer gegenwärtigen Stelle freilich nicht mehr<br />
erweitert werden kann, nach einem geeigneten Grundstück<br />
im Westen ist neuerdings von der Regierung<br />
nahestehenden Pressorganen so eifrig verfochten<br />
worden, dass es keinem Zweifel mehr unterliegen<br />
kann, dass diese Verlegung eine bereits fest beschlossene<br />
Sache ist. Damit wird der Stein ins<br />
Rollen gebracht, und die Folge dieser ersten Umwälzung<br />
werden bald andere sein. Nachdem für die<br />
Hochschule der bildenden Künste bereits ein Bauplatz<br />
im Westen ausfindig, gemacht worden ist, liegt<br />
auch kein Anlass mehr vor, den Sitz der Kunstakademie<br />
an seiner alten Stelle zu belassen und noch<br />
weniger für die Akademie der Wissenschaften, deren<br />
Mitglieder ohnehin meist ihren Wohnsitz im Westen<br />
und in den westlichen Vororlen haben. Eine Bebauung<br />
des Akademie-Grundstücks zu einem Drittel wäre auch<br />
nur ein halbes Werk, und die Baugeschichte Berlins<br />
ist so reich an bitteren Lehren, dass man sich gerade<br />
jetzt, wo eine Zeit grossen baulichen Aufschwungs<br />
gekommen ist, vor Halbheiten besonders hüten sollte.<br />
:— Die Bewerber um die Preisaufgabe der Akademie<br />
haben ihre Arbeit bis zum 30. September d. J. einzuliefern.<br />
In dem Wettbewerb um Entwürfe zu einem neuen<br />
Eingange u?zd einem Verwattungsgeb'äzide für den<br />
zoologischen Garten in Berlin an der Kreuzung des<br />
Kurfürstendamms und der Kurfürstenstrasse, der<br />
unter den Mitgliedern der „Vereinigung Berliner<br />
Architekten" ausgeschrieben worden war, haben die<br />
Architekten ZAAR und VAHL den ersten Preis, die<br />
Baumeister ERDMANN und SPINDLER und Regierungs-<br />
Baumeister TEICHEN die beiden zweiten Preise erhalten.<br />
Zu dem Wettbewerb waren 20 Entwürfe eingelaufen,<br />
die wir in Nr. 2 der „Berliner Architekturwelt"<br />
veröffentlichen werden.<br />
* Die Klagen, die in jüngster Zeit über den Missbrauch<br />
erhoben worden sind, der bei der Ausschreibung<br />
allgemeiner Wettbewerbe mit der Opferwüligkeit<br />
und der Geduld der Architekten, Bildhauer und Kunsthandwerker,<br />
getrieben wird, werden'v immer häufiger.