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Bertha von Suttner und Hans Engler: <strong>Die</strong> <strong>Waffen</strong> <strong>nieder</strong>!<br />
http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />
ALTHAUS. Was denn sonst? Gibts für einen Soldaten etwas besseres als den Krieg? Denk<br />
doch nur an die Chancen, die der Junge jetzt hat: Beförderung, Auszeichnung. Gott weiß,<br />
welcher Art! –<br />
MARTHA. Da zieht unser Herr nur hinaus um sich auszuzeichnen; ich weiß, der Eine kann<br />
sich nur <strong>bei</strong> Feuersbrünsten, der Andere nur <strong>bei</strong> Feldzügen auszeichnen! –<br />
[Bl 25 r ]<br />
Und wie, wenn Arno fällt, wenn ich ihn für immer verlieren würde?! –<br />
ALTHAUS. Du denkst nur immer an Dich, – an die einzelnen Menschen, – um ganz Österreich<br />
handelt sich’s hier! –<br />
MARTHA. Und besteht dieses nicht aus lauter einzelnen Menschen?<br />
ALTHAUS. Ein Reich, ein Staat, lebt ein längeres und wichtigeres Leben, als die Individuen; –<br />
diese schwinden Generation um Generation, – und das Reich entfaltet sich weiter, –<br />
wächst zu Ruhm, Größe und Macht, – oder sinkt und schrumpft zusammen, wenn es sich<br />
von anderen Reichen besiegen läßt. Also ist die Größe und Wohlfahrt des Reiches das<br />
Wichtigste und Höchste, das ein jeder<br />
[Bl 25 v ]<br />
erstreben muß.<br />
MARTHA. Und wenn Österreich jetzt besiegt wird, wenn es alle die Opfer, die es jetzt bringt,<br />
umsonst bringt? Wenn durch den Krieg alles wieder zerstört wird, was in langen Jahren<br />
aufgebaut wurde?<br />
ALTHAUS. <strong>Die</strong> Katzelmacher bekommen eine Lektion von uns, an der sie zeitlebens genug<br />
haben; darauf verlaß Dich.<br />
ADELGUNDE. Das glaube ich auch, Kind, wir werden siegen!<br />
MARTHA. Was frommt den armen Toten? was den armen Verkrüppelten, was den armen<br />
Witwen der Sieg? Vater, wenn ich Arno verlieren würde!<br />
[Bl 26 r ]<br />
ALTHAUS. Man kommt vom Krieg auch nach Hause – wie Figura zeigt –, ich habe mehr<br />
Kampagnen mitgemacht als wie eine!<br />
ADELGUNDE. Ja, ja, die Sterbestunde eines jeden ist <strong>bei</strong> seiner Geburt schon bestimmt, und<br />
wir wollen für unsere lieben Krieger so fleißig und inbrünstig beten. –<br />
MARTHA. Der Tod ist einem jeden <strong>bei</strong> der Geburt schon besti[m]t, – und doch kann man<br />
ihn {da} durch Gebet abwenden? –<br />
ADELGUNDE. Kind, Kind, Du warst nie eine von den Frömmsten! – Aber Du wirst<br />
sehen,wie die Seele in schweren Stunden doch zur Religion flüchtet. Vielleicht schickt Dir<br />
der liebe Gott jetzt die Prüfung, damit Du Deine sonstigen Lau–<br />
[Bl 26 v ]<br />
heit mal ablegst.<br />
MARTHA. <strong>Die</strong> ganze Verstimmung zwischen Österreich und Sardinien, die ganzen jetzigen<br />
Verhandlungen, – das alles ist nur von Gott veranstaltet worden, um meinen lauen Sinn zu<br />
erwärmen? Ja was redet Ihr denn da, was wollt Ihr denn da von mir, – was geht mich das<br />
alles an? Habt Ihr das Volk gefragt, ob es Krieg will? Was gehen mich die paar Menschen<br />
an, die ihn her<strong>bei</strong>sehnen? Was geht mich das fremde Sardinien an? Ich soll mein Ein und<br />
Alles hingeben, – alles was ich habe! – und nicht nur ich, hundert und hunderttausende!<br />
Fragt das Volk mal, ob es den Krieg will! – Nicht die Minister, die ihn heraufbeschwören,<br />
nicht die Offiziere,