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Die Waffen nieder! - bei LiTheS

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Bertha von Suttner und Hans Engler: <strong>Die</strong> <strong>Waffen</strong> <strong>nieder</strong>!<br />

http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />

MARTHA. Das alles gilt nicht, solange Krieg ist, und diejenigen die berufen wären, diese Sätze<br />

zu lehren, sind die ersten, die des Himmels Segen auf unsere Schlacht–<br />

[Bl 33 v ]<br />

ar<strong>bei</strong>t herabflehen.<br />

ALTHAUS. Wenn Arno mit grünem Lorbeer bedeckt zurückkehrt, wirst Du anders reden.<br />

MARTHA. Ich werde nie anders reden, ob Arno zurückkehrt oder nicht, ob wir siegen oder<br />

ob wir untergehen. Der Krieg ist das größte allen Unglücks, – aber Du freust Dich über<br />

dieses Unglück Papa! –<br />

ALTHAUS. Ja ich freue mich, daß wir dem italienischen Jammerpack das große Mundwerk<br />

wieder mal stopfen, – und so Gott will, – sieht uns Turin bald als Sieger. – Es lebe unser<br />

herrliches Österreich und unser Kaiser!<br />

ARNO.<br />

[Bl 34 r ]<br />

Und alle die, die jetzt hinausziehen, und ihr Leben dafür lassen wollen!<br />

ALTHAUS. Wenn ich nur mitziehen könnte. – Ach ihr wißt ja nicht, wie es einem Soldaten zu<br />

Mute ist, der daheim bleiben muß, während die Anderen mit klingendem Spiel und wehenden<br />

Standarten hinausziehen.<br />

MARTHA. Und wird nicht auch Mancher sagen: Gott ich danke dir, daß ich den Meinen<br />

erhalten bleibe.<br />

ARNO. Das Vaterland geht über alles, mein Schatz.<br />

HANS. Süß und ehrenvoll ist’s, für das Vaterland zu sterben!<br />

MARTHA.<br />

[Bl 34 v ]<br />

Ja, das hören die Kinder schon in der Schule, – und dann wollen sie auch solche Helden<br />

werden, – wollen auch Soldaten werden, mit einem richtigen Säbel und einem richtigen<br />

Pferd; und sie spielen Krieg und sehnen die Zeit her<strong>bei</strong>, wo aus dem fröhlichen Spiel blutige<br />

Wirklichkeit wird; aber dann, wenn sie Abschied nehmen von Weib und Kind, – wenn<br />

sie mit klaffenden Wunden in einem Graben liegen und elend verschmachten, wenn über<br />

die zerschossenen Glieder schwere Wagen hinwegfahren, wenn man den erstarrt daliegenden<br />

für tot hält und ihn noch lebend mit anderen Toten in die seichte Grube scharrt!<br />

ADELGUNDE. Martha!<br />

MARTHA. Dann wird wohl jeder dieser dem Tod geweihten die<br />

[Bl 35 r ]<br />

verwünschen, die sich nach dem Kriege sehnten, und die ihn heraufbeschworen, dann gilt<br />

der letzte Gedanke dieser Armen nicht.<br />

ALTHAUS. Da sieht man wieder mal wie schlecht Du orientiert bist, wie manches Regiment,<br />

wie manches Schiff ging mit dem Ruf: „Es lebe unser Kaiser!“ unter.<br />

MARTHA. Ich weiß; und doch – was ist das anders als Verzweiflung! Der freie Wille eines<br />

jeden bringt diese Rufe nicht hervor; es ist die eiserne Disziplin des Heeres, da tut dann<br />

jeder, was er seinem Rocke schuldig ist, – und was er muß! Aber tief im Herzen da sind<br />

andere Gedanken, sie werden hinüberfliegen zu den Lieben, die er zurückließ. So wird<br />

auch der<br />

[Bl 35 v ]<br />

letzte Gedanke des Kriegers, der auf weitem Feld verschmachtet, über das weite, blutige<br />

Schlachtfeld hinübereilen zu der geliebten Mutter: Mütterchen, ich wollte Dir eine Stütze<br />

sein für Dein Alter, auf den Händen wollte ich Dich tragen, wer sorgt nun für Dich nun

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