Mitteilungsblatt Dezember 2011 - Amt für Ernährung, Landwirtschaft ...
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Am Tag vor unserem Besuch hagelte es, so dass auf den Lauchblättern der<br />
Frühlingszwiebeln helle Druckstellen zu sehen waren. Nur mehr ein Abnehmer<br />
erklärte sich bereit, diese zu vermarkten, natürlich mit entsprechendem Preisabschlag.<br />
Hart getroffen hat den Betrieb die EHEC Krise: Mitten in der Ernte<br />
brach der Absatz von heute auf Morgen extrem ein, auch bei den Produkten<br />
seines etwa 30 ha Biobetriebes, den er getrennt vom konventionellen Betrieb<br />
führt.<br />
Seminarbauernhof Gut Hohenberg in Queichhambach<br />
Nach einem Mittagsaufenthalt in<br />
Landau/Pfalz ging es weiter zum idyllisch<br />
gelegenen Seminarbauernhof, Gut Hohenberg<br />
in Queichhambach.Nach den<br />
beiden sehr intensiv geführten Betrieben<br />
des Vormittages erwartete uns hier ein<br />
Kontrastprogramm. Dr. Ulrich Hampl<br />
führte uns durch den Bauernhof, der sich<br />
auf Pädagogik spezialisiert hat. Dieser ist<br />
seit 1998 im Besitz der SÖL (Stiftung<br />
Ökologie und Landbau). Er liegt im Pfälzer<br />
Wald, dem größten zusammenhängenden<br />
Waldbaugebiet Europas mit<br />
flachgründigen, ärmeren Böden. 35 ha,<br />
davon 22 ha Wiesen und Weiden, 6 ha<br />
Wald,2 ha Streuobst und 5 ha Ackerfläche<br />
werden bewirtschaftet.<br />
Frau Annemarie Frank im Gespräch mit<br />
Dr. Ulrich Hampl<br />
An Tieren werden gehalten: 2 Kühe, 6 Ziegen, 2 Schweine, 20 Hühner, 1 Pferd<br />
und 7 Bienenvölker. Die Einrichtungen sind z.T. selbst gefertigt. Ziel des Betriebes<br />
ist es, möglichst autark zu leben.<br />
In einem ausgefeilten pädagogischem Konzept ist es das Ziel, den Kindern die<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> erlebbar zu machen und ein Bewusstsein zu bilden, warum unsere<br />
Gesellschaft die <strong>Landwirtschaft</strong> braucht. Für eine Woche besuchen Schulkassen<br />
diesen Hof, leben und arbeiten hier. Die Kinder werden in verschiedene<br />
Gruppen eingeteilt z. B: Gruppe „Feld, Wald, Tier“, oder Gruppe „Melken-<br />
Milchverarbeitung“ oder Gruppe: „Vom Korn zum Brot“. Die Kinder müssen<br />
die Tiere melken, ausmisten, Kartoffeln klauben, Käse machen, Brot backen<br />
usw.<br />
An diesem außerschulischen Lernort fungiert der Bauernhof so als Lebensschule:<br />
Die Kinder als die künftigen Entscheider unserer Gesellschaft sollen befähigt<br />
werden, nachhaltig zu leben und zu handeln. Gleichzeitig werden Seminare<br />
und Schulungen zur Qualifizierung von Erlebnisbäuerinnen und -bauern angeboten.<br />
Auch bayerische Seminarteilnehmer waren schon hier.<br />
Weinbaubetrieb Rummel in Nußdorf<br />
Weiter ging es dann zum Betrieb Rummel in Nußdorf. Herr Rummel empfing<br />
uns in einem seiner „Weingärten“ und erläuterte uns die Prinzipien des seit 1984<br />
betriebenen Bioweinanbaus. Besonderen Wert legt er auf die Bodenfruchtbarkeit,<br />
die er mit der Ansaat einer ganz speziellen Saatgutmischungen erreicht:<br />
Buchweizen, Phacelia, Lupinen, Erbsen, Ackerbohnen, Wicken und verschiedene<br />
Kleearten helfen mit ihrem Wurzelwerk die Bodenstrukturen aufzubauen.<br />
Ihre Blüten locken Insekten und andere Tiere an. In den Weingärten werden<br />
keine Insektengifte ausgebracht und keine Unkrautvernichtungsmittel gespritzt.<br />
In den Weingärten sind „Lebenstürme“, markante Zeichen in der Rebenlandschaft,<br />
errichtet, die den Tieren Nistmöglichkeiten bieten.<br />
Mit der seit 20 Jahren betriebenen<br />
Zucht spezieller pilzwiderstandsfähiger<br />
(PIWI) Weinsorten (z.B. Pinotin<br />
oder Cabertin) gelingt es ihm, dem<br />
ärgsten Feind des Weinbaus Paroli zu<br />
bieten. Für diese Arbeit wurde der<br />
Betrieb mehrfach ausgezeichnet. Bei<br />
herrlichem Wetter durften wir zwei<br />
Sorten im Weingarten verkosten. Im<br />
idyllischen Hof der Familie Rummel<br />
in Nußdorf, erwartete uns ein deftiges<br />
Pfälzer Abendessen mit dem<br />
berühmten Saumagen. Passend dazu<br />
streifte durch den Hof ein Hängebauchschwein.<br />
An den Wänden<br />
wuchsen reich tragende Feigenbäume.<br />
Bei der Kellerbesichtigung konnten<br />
wir uns über die Feinheiten des<br />
Weinausbaus informieren.<br />
Ein Großteil des Weines wird direkt abgesetzt. Deshalb musste uns Herr Rummel<br />
am Abend verlassen, da er mit einem eigenen LKW voll Wein nach Norddeutschland<br />
fuhr. Wir konnten uns von der Qualität und der reichen Fülle an<br />
Geschmacksnuancen des Bioweines erfreuen.