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PDF-Download - Bayerische Staatsoper

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Oper für alle<br />

Margit Uber, freie Autorin in München,<br />

schreibt u.a. für FAZ, Vogue und<br />

Gault Millau<br />

Wilfried Hösl<br />

Übertragung des Wagner-Galakonzertes aus dem Nationaltheater<br />

auf den Max-Joseph-Platz im Juli 2007<br />

Opern Air<br />

Mit ihrem Partner, der BMW Niederlassung München,<br />

führt die <strong>Bayerische</strong> <strong>Staatsoper</strong> seit Jahren die Festspiele ins Freie.<br />

Es wäre nicht das erste Mal, dass der Himmel ausgerechnet an diesem<br />

Festspiel-Abend seine Schleusen öffnet. Von heranziehenden Tiefdruckgebieten<br />

zeigt sich Thomas Girst jedoch völlig unbeeindruckt, und sollte sich<br />

Eugen Onegin tatsächlich bei Regen duellieren müssen, wird das der Hochstimmung<br />

des Opernliebhabers keinen Abbruch tun.<br />

Jedes Jahr zieht es Girst raus auf den Platz, unter all die Menschen, die zu<br />

Tausenden Münchens schönsten Freiluftsalon bevölkern, um Lust und Leid<br />

ihrer Bühnenhelden al fresco zu erleben. Wie sie verfolgt er gebannt das<br />

dramatische Geschehen auf der riesigen LED-Leinwand – und freut sich vermutlich<br />

mehr als jeder andere, dass „Oper für alle“ aus dem Münchner Kulturleben<br />

nicht mehr wegzudenken ist: Thomas Girst zeichnet bei der BMW<br />

Group für die Kulturkommunikation verantwortlich. Von Oberbürgermeister<br />

Ude stammt der Satz, dass der kostenlose Kunstgenuss bereits so etwas<br />

wie ein „Bürgerrecht“ sei. Zu verdanken hat die Stadt dieses einzigartige<br />

Klassik-Programm unter freiem Himmel der BMW Niederlassung München,<br />

die „Oper für alle“ nun schon im elften Jahr als Partner der <strong>Bayerische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong> fördert.<br />

Für Michael Rahe, den neuen Leiter der BMW Niederlassung München,<br />

hat die Live-Übertragung aus dem Nationaltheater Premierencharakter.<br />

Seine Vorfreude, die Oper als weitere Facette der Musik zu entdecken, ist<br />

riesig. Vielleicht ergeht es ihm ja wie seinem Kollegen Girst, der von Händels<br />

„Alcina“ mit dem Opernvirus infiziert wurde – „Ich habe noch nie so etwas<br />

Schönes gesehen“ – und seitdem keine Münchner Neuinszenierung versäumt.<br />

Und möglicherweise wird er bald schon dessen Begeisterung für die<br />

<strong>Bayerische</strong> <strong>Staatsoper</strong> teilen, „die sich wie keine andere Institution in die<br />

Stadt einbringt, Aufführungen von internationalem Rang bietet, dabei fast<br />

immer ausverkauft ist – und auf bewundernswerte Weise große Unternehmen<br />

an sich bindet“, so Rahe. Im Fall der Beziehung zwischen der <strong>Bayerische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong> und der BMW Niederlassung München darf man getrost<br />

von einer wunderbaren Partnerschaft sprechen, ohne sich der Lobhudelei<br />

verdächtig zu machen. Schließlich besteht sie schon sehr lange, und dass<br />

BMW jüngst sein Engagement ausgeweitet hat, ist ein weiterer Beleg für das<br />

produktive Miteinander, das nachhaltige Projekte wie die 1997 ins Leben<br />

gerufene „Oper für alle“ erst möglich macht. Natürlich muss ein Haus wie<br />

die <strong>Bayerische</strong> <strong>Staatsoper</strong> auch ohne Sponsoring funktionieren, doch die<br />

daraus generierten Einnahmen sind vor allem im Bereich der Talentförderung,<br />

der Kinder- und Jugendprogramme sowie bei der Realisierung von innovativen<br />

Formaten längst unverzichtbar. Anfang dieses Jahres wurde „Oper für<br />

alle“ als innovativstes Projekt in der Kategorie Kultur mit dem 15. Internationalen<br />

Sponsoring Award ausgezeichnet, was Bestätigung, Belohnung und<br />

Ansporn für alle Beteiligten ist. Nun also hat die BMW Niederlassung München<br />

die Hauptpartnerschaft für die Opernfestspiele 2008 übernommen.<br />

Außerdem fördert sie in diesem Jahr erstmalig den „Ball der Künste“, der<br />

bereits am 16. Mai im Haus der Kunst stattfand. Damit bekräftigt man, so<br />

Thomas Girst, „nicht nur das Bekenntnis zum Standort München und zu<br />

seiner bestehenden kulturellen Vielfalt“, sondern verdeutlicht „dass das nachhaltige<br />

Engagement von Kunst und Kultur seit über 30 Jahren als Teil der<br />

Unternehmensphilosophie verankert ist“. Marketing-Leute bedienen sich in<br />

diesem Zusammenhang gerne des Begriffs „Corporate Citizenship“, der nichts<br />

anderes meint als unternehmerisches Bürgerengagement. Von „gesellschaftlicher<br />

Verantwortung“ spricht auch Michael Rahe; „Oper für alle“ sei<br />

ein Geschenk an die Münchner Bürger sowie an die Mitarbeiter am BMW-<br />

Stammsitz, das begeistert angenommen wird. „Die Markenbekanntheit sollte<br />

niemals Hauptzweck eines Engagements sein“, ergänzt Michael Rahe; vielmehr<br />

erfülle es immer auch einen Bildungsauftrag, was für ein Format wie<br />

„Oper für alle“ ganz besonders gilt. In der „Opern Air“-Atmosphäre zu Füßen<br />

von König Max-Joseph kommen Berührungsängste erst gar nicht auf; wer<br />

Massenets Werther noch nie lieben und Bellinis Norma noch nie leiden sah,<br />

kann hier – „draußen vor der Tür“ und doch mittendrin – die Kunstform<br />

Oper hautnah erleben. Der Hinweis auf die BMW Niederlassung München<br />

ist allgegenwärtig und doch äußerst subtil. Unaufdringlich wirkt die Logo-<br />

Präsenz auf Leinwand und Luftballons, auf Plakaten und Programmheften.<br />

Auch während der Pause, in der sich das Geschehen nach draußen, auf die<br />

Stufen des Nationaltheaters, verlagert, laufen keine Werbefilme über den<br />

Screen. Dennoch ist die Wahrnehmung der drei Buchstaben, die „Freude am<br />

Fahren“ versprechen, bei den Besuchern von „Oper für alle“ erstaunlich<br />

hoch: In 2007 nannten 72 % der befragten Zuschauer BMW als jene Marke,<br />

die ihnen im Rahmen der Veranstaltung am stärksten aufgefallen sei. „Brand<br />

Awareness“ nennt man das im Fachjargon.<br />

Gewinner sind bei dieser Form der privaten Kulturförderung alle. Opernfans<br />

und solche, die es noch werden wollen, kommen in den Genuss eines<br />

kostenlosen Logenplatzes; die <strong>Bayerische</strong> <strong>Staatsoper</strong> weiß einen verlässlichen<br />

Partner an ihrer Seite – und die BMW Niederlassung München profitiert von<br />

der enormen Strahlkraft eines Opernhauses, das zu den renommiertesten<br />

weltweit zählt. Vom „Imagetransfer einer herausragenden Kulturinstitution<br />

und ihrer Werte“ spricht Fundraising-Experte Maurice Lausberg, der als<br />

Geschäftsführer der in München ansässigen actori GmbH Vermarktungspotentiale<br />

für die <strong>Bayerische</strong> <strong>Staatsoper</strong> erschließt. Kulturmanagern gilt das<br />

Fundraising-Konzept des Münchner Opernhauses als Modellbeispiel.<br />

Denn keiner anderen deutschen Kultureinrichtung ist es bis dato gelungen,<br />

ihre Sponsoring- und Spendeneinnahmen innerhalb kürzester Zeit derart<br />

zu steigern. Auf Zahlen soll das Engagement der BMW Niederlassung München<br />

keinesfalls reduziert werden. „Im Kulturbereich“, so Rahe, „würde<br />

ich die Qualität einer Zusammenarbeit nicht daran messen wollen, wie viel<br />

sie kostet. Man kann mit einer halben Million Euro sehr viel falsch machen –<br />

und mit 10 000 sehr viel richtig“. Dass man bei BMW keinen Einfluss auf<br />

künstlerische Entscheidungen nimmt, ist auch für Michael Rahe nur selbstverständlich:<br />

„Wir sind Experten, wenn es um die Produktion und den Verkauf<br />

von Premium-Automobilen geht. In künstlerischen Belangen verlassen<br />

wir uns ganz auf unsere Partner“. Und so wird man am 13. Juli auf dem<br />

Max-Joseph-Platz einen modernen „Eugen Onegin“ erleben, der dem Publikum<br />

neue Sichtweisen anbietet. Vielleicht muss sich Tschaikowskys einsamer<br />

Held tatsächlich im Regen duellieren, doch glücklicherweise gibt es ja<br />

„Oper für alle“-Schirme. Mit dezentem Logo der BMW Niederlassung München.<br />

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