PDF-Download - Bayerische Staatsoper
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6 TAKt 7+8 Portrait:<br />
Ruth Renée Reif ist freie Autorin in<br />
Wolfgang Koch<br />
München und Redakteurin beim<br />
Kultur-Magazin Applaus.<br />
Wolfgang Koch, 1966 in Burghausen geboren, gehörte bis 1996 der<br />
<strong>Staatsoper</strong> Stuttgart an. Gastengagements führten ihn u. a. an die<br />
Wiener Volksoper, das KlangBogen Festival in Wien, die Frankfurter Oper,<br />
das Aalto-Musiktheater in Essen und die Wiener <strong>Staatsoper</strong>.<br />
Wilfried Hösl<br />
Hundert Jahre Sachs<br />
Mit der Titelpartie in Ferruccio Busonis<br />
„Doktor Faust“ gibt der Bariton Wolfgang Koch<br />
sein Debüt an der <strong>Bayerische</strong>n <strong>Staatsoper</strong>.<br />
Schon einmal stand Wolfgang Koch auf der Bühne der <strong>Bayerische</strong>n Staats oper.<br />
„Als Fünfundzwanzigjähriger sang ich die Maskenball-Arie des Renato, was<br />
völlig verrückt war“, erinnert er sich lachend und schwärmt noch heute von<br />
dem Erlebnis. „Große alte Sänger wie James King, Joseph Metternich oder<br />
Astrid Varnay gaben im Sommer vierwöchige Meisterklassen. Am Ende fand<br />
mit dem Staatsorchester auf der Bühne des Nationaltheaters ein Abschlusskonzert<br />
statt. Natürlich haben wir alle über unser Können hinaus gesungen.<br />
Aber das Publikum war milde mit uns jungen Sängern.“<br />
Hatte Koch damals bereits den Wunsch, einmal an der <strong>Staatsoper</strong> zu singen?<br />
„Nicht erst damals, schon viel früher! Ich wollte immer nach München“,<br />
betont er. „München ist für mich die Stadt, die ich am meisten liebe. Hier<br />
habe ich 1982 meine erste Opernaufführung gesehen: diesen unglaublichen<br />
‚Don Carlos‘ mit Mirella Freni, Nicolai Ghiaurov, dem jungen Carreras, Kurt<br />
Moll, Wolfgang Brendel.“ Und wie empfindet er es, nun wieder hier zu sein?<br />
„Das ist ein ganz eigenartiges Gefühl. Überall, wo ich in der Stadt hingehe,<br />
holen mich die Gedanken an die achtziger Jahre ein.“<br />
In dieser Zeit begann Wolfgang Koch sein Studium an der Münchner<br />
Musikhochschule. Daneben nahm er Gesangsunterricht bei Joseph Metternich<br />
in Feldafing: „Metternich war mein wichtiger Lehrer. Er bereitete mir nicht<br />
nur die stimmtechnisch prägende Erfahrung, sondern auch eine große<br />
menschliche Erfahrung.“ Die folgende Station seiner Ausbildung war Italien,<br />
wo er Unterricht bei Gianni Raimondi, dem Lyrico Spinto-Tenor der Mailänder<br />
Scala, und Leodino Ferri, dem Stimmcoach von Mario del Monaco,<br />
nahm. „Ich habe nur bei alten Männern gelernt“, stellt er fest und zieht damit<br />
gewiss kein schlechtes Resümee, bedenkt man die Klagen von Sängern, wie<br />
viel Wissen dieser alten Generation gerade im Bereich der Gesangs technik<br />
verloren gegangen ist.<br />
Nach dem Studium ging es für Wolfgang Koch zunächst ganz klassisch<br />
weiter. 1991 bekam er ein Engagement am Stadttheater Bern, wo er die typischen<br />
Anfängerpartien sang: „Meine erste Rolle war der Masetto in ‚Don<br />
Giovanni‘ mit einer Zerlina, die ebenfalls debütierte, nämlich Christine Schäfer.“<br />
1993 kam er an die <strong>Staatsoper</strong> Stuttgart: „Das Haus hatte unter Klaus<br />
Zehelein und Pamela Rosenberg ein sehr hohes Niveau.“ Für Wolfgang Koch<br />
war es dennoch nicht der richtige Ort, um sich weiter zu entwickeln. Das<br />
erkannte er schnell: „Es war ein Haus mit sehr vielen guten Baritonen. An<br />
denen kommt man als junger Sänger nicht vorbei.“ So stellte sich für ihn die<br />
Frage, sich mit einem zwar sicheren, aber perspektivlosen Engagement zu<br />
begnügen oder wegzugehen und den Sprung in die Freiheit zu wagen. Wolfgang<br />
Koch entschied sich fürs Weggehen. 1996 verließ er das Haus und –<br />
stürzte in eine tiefe Depression. Denn die Partien, die er sich erträumt hatte,<br />
kamen nicht.<br />
Glücklicherweise erinnerte man sich in Bern wieder an ihn. Da konnte er<br />
nun all die Rollen singen, die er sich gewünscht hatte: „Das Angenehme war,<br />
dass man mich als Gast engagierte.“ Nahezu fünfzig Mal sang er den Papageno,<br />
den Guglielmo, den Figaro und – den Kurwenal: „Das war meine erste<br />
dramatische Rolle. Ich war damals 33 Jahre alt und das Haus bot mir einen<br />
schönen Rahmen, um in dieses Repertoire hineinzukommen. Es war nicht<br />
groß und mit Linda Watsen und Hans-Peter König war die Produktion erstklassig<br />
besetzt.“ Auch italienische Partien wie Verdis Nabucco und Carlo<br />
Gérard in Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ konnte er am Hause singen.<br />
In besonderer Erinnerung aber ist ihm die Rolle des Jaufré Rudel in „L’amour<br />
de loin“ der zeitgenössischen finnischen Komponistin Kaija Saariahos: „Das<br />
Stück hat mich ungemein fasziniert. Ich denke, man sollte es öfter spielen.“