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Allgemeines<br />

Die selbsternannten Finanzwächter wer<strong>de</strong>n angreifbar –<br />

Kommentar <strong>de</strong>s Herausgebers Edmund Pelikan<br />

Stiftung Warentest än<strong>de</strong>rt ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

><br />

Wenn man Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen o<strong>de</strong>r auch so manchen führen<strong>de</strong>n Kopf<br />

im Fernsehen o<strong>de</strong>r auf Podien hört, merkt man es sofort. Es sind Überzeugungstäter mit <strong>de</strong>r<br />

Lizenz zum Kritiker. Manchmal spielt auch eine gehörige Portion Fanatismus mit. Diese teilweise an<br />

Überheblichkeit grenzen<strong>de</strong> Allwissenheit kostete <strong>de</strong>n Steuerzahler im Jahr 2012 viel Geld. Neben <strong>de</strong>m<br />

eingebrachten Stiftungskapital musste <strong>de</strong>r Staat letztes Jahr 1,2 Millionen Euro Verlust ausgleichen.<br />

Zusätzlich gibt das Verbraucherschutzministerium rund 3,5 Millionen Euro <strong>als</strong> Ausgleich für werbefreie<br />

Zeitungen – man will ja objektiv bleiben. Den Rest <strong>de</strong>r Kosten trägt <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>r Publikationen.<br />

16<br />

Alle Studien und Analysen wer<strong>de</strong>n nach<br />

bestem Gewissen gemacht. Das Problem<br />

ist nur, dass die Metho<strong>de</strong>n und die zugrun<strong>de</strong><br />

gelegten Annahmen nicht selten<br />

zu Kritikpunkten am gewonnenen Ergebnis<br />

führen. Das ist beson<strong>de</strong>rs problematisch<br />

im Bereich Finanzen. Ausführlich<br />

berichtete <strong>de</strong>r BeteiligungsReport über<br />

die Analyse zu geschlossenen Immobilienfonds<br />

in <strong>de</strong>r Ausgabe 02-2013. Insi<strong>de</strong>r<br />

wissen schon seit Langem, dass manche<br />

Versicherungen extra Testtarife vorhalten,<br />

um das System optimal zu nutzen.<br />

Nun wird ab 01. Juli 2013 das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

geän<strong>de</strong>rt. Firmen, die mit positiven<br />

Testurteilen werben wollen, wur<strong>de</strong>n<br />

bisher mit wenigen Hun<strong>de</strong>rt Euro zur<br />

Kasse gebeten. Künftig sollen es 7.000<br />

bis 15.000 Euro für einen zweijährigen<br />

Nutzungszeitraum sein. Ist nun die Unabhängigkeit<br />

in Gefahr? Mitnichten. Sagt<br />

die Stiftung. Denn die Lizenzen wer<strong>de</strong>n<br />

ja von einem gemeinnützigen Institut, die<br />

RAL Logo Lizenzen, vertrieben. Das Geld<br />

wür<strong>de</strong> neben <strong>de</strong>r Abwicklung auch für<br />

die Überwachung <strong>de</strong>r Werbung und für<br />

Nachtests genutzt wer<strong>de</strong>n, rechtfertigte<br />

sich <strong>de</strong>r Stiftungsvorstand Hubertus Primus<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Tagesspiegel.<br />

Wie naiv ist <strong>de</strong>nn so eine Aussage? Das<br />

ist genauso, wie wenn ein Produzent<br />

von Rauschgift sagt, er habe nichts mit<br />

<strong>de</strong>m Verkauf durch <strong>de</strong>n Dealer zu tun,<br />

er wasche seine Hän<strong>de</strong> in Unschuld.<br />

Kann sich ein Redakteur und Tester komplett<br />

<strong>de</strong>m wirtschaftlichen Druck von<br />

BeteiligungsReport 3 2013<br />

Zusatzeinnahmen entziehen? Klar ist,<br />

die Stiftung Warentest beschreitet hier<br />

einen immer stärker kommerziell geprägten<br />

Weg. Was sich daraus entwickeln<br />

kann, zeigt <strong>de</strong>r aktuelle Test von Berufsunfähigkeitsversicherungen.<br />

Ein kleiner<br />

Versicherungsmakler namens Matthias<br />

Helberg <strong>de</strong>ckte nach einem Bericht <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsblattes je<strong>de</strong> Menge Fehler im<br />

Testbericht auf. Viele Makler im Internet<br />

geben <strong>de</strong>m Experten recht. Natürlich<br />

wehren sich die Tester. Ein Kritikpunkt<br />

ist, dass es zu viele Sieger gibt. Von 75<br />

geprüften Angeboten erhielten mit 52<br />

Angeboten überraschend viele die beste<br />

Note. Da klingelt die Kasse. Wenn<br />

nun 52 Firmen die kleinste Variante mit<br />

7.000 Euro Lizenzgebühr wählen, sind<br />

damit 364.000 Euro in <strong>de</strong>r Kasse. Und<br />

das ist ein Test mit nur einem Produkt.<br />

Da erscheinen die im Tagesspiegel vom<br />

Stiftungsvorstand Primus geschätzten<br />

ein bis zwei Millionen Euro zusätzlichen<br />

Jahreseinnahmen fast lächerlich.<br />

Sicher ist, dass Fondsprodukte aus <strong>de</strong>r<br />

Sachwertwelt nie Gefahr laufen, mit guten<br />

Bewertungen abzuschnei<strong>de</strong>n. Diese<br />

Produktgattung gehört in <strong>de</strong>r sparbuchorientierten<br />

Welt eines Herrmann-Josef<br />

Tenhagen immer zu <strong>de</strong>r bösen Finanzseite.<br />

Hingegen könnten Riesterrenten und<br />

Schrebergärten zu ungeahnten Testsiegern<br />

avancieren.<br />

Nicht dass nun ein f<strong>als</strong>cher Zungenschlag<br />

in diesen Kommentar kommt. Ich halte<br />

die Stiftung Warentest und auch <strong>de</strong>n Finanztest<br />

für eine gute und notwendige<br />

Einrichtung. Und auch viele Redakteure<br />

sind an Qualität interessiert. Nur <strong>de</strong>r fanatisch<br />

missionarische Fallbeiljournalismus<br />

und ein reines Schwarz-Weiß-Denken<br />

sind dieser Institution nicht würdig.<br />

Aber vielleicht sogar politisch gewollt?<br />

Zum Nach<strong>de</strong>nken müssten die Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r Stiftung Warentest spätestens<br />

seit <strong>de</strong>m Defizit 2012 von 1,2 Millionen<br />

Euro kommen. Es ist nachzulesen,<br />

dass <strong>de</strong>r Hauptgrund in <strong>de</strong>r niedrigen<br />

Verzinsung <strong>de</strong>s Stiftungskapit<strong>als</strong> liegt.<br />

Wer nur auf Staatsanleihen, Sparbuch und<br />

Festgeld setzt, verzehrt die Kaufkraft <strong>de</strong>s<br />

Stiftungskapit<strong>als</strong>. Was machen da nur Stiftungen,<br />

die keinen Vater Staat im Rücken<br />

haben? Eine vernünftige Portfolioverwaltung<br />

wäre hier angeraten! ep (red.)

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